Burgfarrnbach

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Auf Initiative des Bürgervereins Burgfarrnbach errichtetes Ortsschild, gestaltet in Form einer Welle vom Burgfarrnbacher Kunstschmied Roger Kellermann. Es befindet sich an der Würzburger Straße auf Höhe der Bushaltestelle Geißäckerstraße.

Burgfarrnbach, der mit 11 Quadratkilometern größte Stadtteil, ist seit dem 3. Dezember 1923 der westlichste Stadtteil von Fürth. Die Einwohnerzahl beträgt aktuell 8 229 Einwohner (Stand 2016).[1]

Burgfarrnbach wird im Osten durch den Main-Donau-Kanal begrenzt, auch wenn die östliche Grenze bei der Eingemeindung 1923 noch auf Höhe des Mooswegs lag. Die südliche Grenze bildet die Südwesttangente, nach Westen und Nordwesten die Grenze zum Landkreis Fürth. Im Nordosten liegt das ebenfalls zum ehemaligen statistischen Bezirk 09 gehörende Atzenhof. Die gemeinsame Grenze nach Norden bildet die Zenn.

Am Steinbruch in Burgfarrnbach befindet sich mit 392,70 m über dem Meeresspiegel der höchste natürliche Geländepunkt Fürths.[2]

Namensgebung

Der Name leitet sich ab von der Farrnbach, dem Fließgewässer, wobei Bach nicht von dem Bach, sondern wohl von Ache kommt. Farrn deutet entweder auf das Farnkraut hin oder auch auf Farres, also Stiere.[3] Die Siedlung selbst hatte im Laufe der Geschichte verschiedene Bezeichnungen. Unter anderem finden sich folgende Namen in den Urkunden:

  • 903: Varenbach
  • 912: Faranpach
  • 1280: Farrnbach
  • 1303: Obern- (und Nidern) Farhembach
  • 1307: Obere (superior) Farnbach und untere (inferior) Farnbach
  • 1314: Obern Varmbach bzw. Nydern Varmbach
  • 1343: Burchvarnbach - ähnlich dem heutigen Burgfarrnbach[4]

Geschichte

Gemeindewappen als Stuckemblem im Marstall

Entstanden ist Burgfarrnbach wohl im 8. Jahrhundert und gehörte zum Königshof Fürth.[5] Die Siedlung wurde erstmals am 2. Juli 903 schriftlich erwähnt, also noch vor der ersten urkundlichen Erwähnung Fürths. Ludwig IV., auch Ludwig das Kind genannt, schenkte dem Eichstätter Bischof Erchanbald den Ort "Varenbach und Zenn", der sich im Herrschaftsgebiet des Grafen Lupold und Popo in Eichstätt befand (dominatu comitis Lupoldi et Poponis). Am 5. März 912 bestätigte Konrad I. dem Bistum Eichstätt den Besitz in "Faranpah". Eine klare Abgrenzung zwischen Burgfarrnbach, Unterfarrnbach oder Kirchfarrnbach ist aktuell jedoch nicht nachweisbar. Einige Historiker gehen von der Annahme aus, dass mit "Varenbach" 903 nicht Burgfarrnbach gemeint war, sondern Kirchfarrnbach bei Langenzenn, da in den schriftlichen Erwähnungen Varenbach stets zusammen mit Cenna (Langenzenn) genannt wurde, was diese These der Verwechsung unterstützen würde.[6] Der Ort selbst wurde in der Vergangenheit stets in zwei Bereiche aufgeteilt. Das Areal um das heutige Schloss galt als der untere Sitz, während der Bereich um die heutige Regelsbacher Straße bzw. um den Hirschgarten als der obere Sitz galt.

Landesherren der unteren und oberen Siedlung

Die Besitzverhältnisse der Siedlung Burgfarrnbachs haben eine sehr wechselhafte Geschichte. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert wechselte der Eigentümer mehrmals, zum Teil innerhalb von nur wenigen Jahren. Nach der Schenkung der Ortes 903 wird der erste Wechsel im Oktober 1016 beschrieben, als der Eichstätter Bischof Gundekar I. den nördlichen Teil seiner Diözese, und damit auch Burgfarrnbach, an das von Kaiser Heinrich II. am 1. November 1007 neu geschaffene Bistum Bamberg abtrat - und damit erstmals Burgfarrnbach und den Marktflecken Fürth politisch "zusammenführte". Neben dem ländlich geprägten Ort im 13. Jahrhundert wurde bereits 1287 die Kirche St. Johannis in Burgfarrnbach als Schwesterkirche der Gemeinde St. Martin urkundlich erwähnt. Die Wehrkirche wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach verändert und umgebaut; sie existiert heute noch im Ortskern von Burgfarrnbach.

Der nächste Wechsel vollzog sich 1303, als der Ort aus zwei Halbhöfen, sieben Viertelhöfe und sieben Mannschaften bestand. Burggraf Konrad von Nürnberg übergab die Vogtei über den Hofmarkt Fürth mit Burg- und Unterfarrnbach an das Domkapitel Bamberg. Die erste Zäsur der Siedlungsentwicklung entstand im 15. Jahrhundert, während des Ersten Markgrafenkrieges (1449/1450) zwischen dem Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach und der Reichsstadt Nürnberg. Im Verlauf des Kriegs, bei dem Albrecht Achilles vergeblich die Festung Nürnberg mit 7.000 Soldaten belagerte, wurden viele Ortschaften, die sich in seinem Besitz befanden, durch die Nürnberger Soldaten weitgehend verwüstet bzw. gebrandschatzt. Am 10. Juli 1449 erreichten schließlich die Nürnberger Soldaten Burgfarrnbach, wobei der Ort vollständig verwüstet wurde. Danach folgt die Wiedererrichtung der zerstörten St. Johanniskirche.

Im 14. und 15. Jahrhundert hatten sich in Burgfarrnbach die zwei Herrensitze etabliert. Als Eigentümer des oberen und unteren Sitzes Burgfarrnbachs wurden die Reichsministerialen von Külsheim benannt. 1415 verkauften die Kühlsheimer ihren Burgfarrnbacher Besitz wieder an den Dompropst von Bamberg, der ihn an Nürnberger Patrizier weitergab. 1439 ist der obere Sitz für die Familie Volckamer beurkundet, die ihn 1493 an Heinrich Wolf verkauften. Das fränkische Adelsgeschlecht Wolf von Wolfsthal siedelte sich langfristig an, bis heute findet man vor Ort noch eine Grablege der Familie in der St. Johannis-Kirche.

Der untere Sitz, den die Kühlsheimer auch an den Dompropst verkauft hatten, kam ebenfalls an Nürnberger Familien. Nur kurze Zeit später, 1449, erhielt Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach den Ort. 1468 wechselte er an die Paumgartner und 1478 schließlich an die Merkel-Nürnberger. 1514 wechselte der Eigentümer erneut, jetzt wurde Michael Schneider aus Ansbach als Eigentümer genannt. Noch im gleichen Jahr wurde die Siedlung weiterveräußert an Hans Behaim den Jüngeren, einen Nürnberger Stadtbaumeister, der bis 1522 auf dem unteren Besitz saß. Von ihm erwarb Balthasar Wolf von Wolfsthal nun auch den unteren Besitz. Die Familie baute dort noch ab dem gleichen Jahr ein Wasserschloss. Im Jahre 1528 wurde die erste Gemeindeordnung in Burgfarrnbach eingeführt, eine Neufassung erfolgte jeweils 1592 und 1616. 1623 wird in Burgfarrnbach eine Posthalterei mit reitender und fahrender Post der kaiserlichen Reichspostanstalt im Fränkischen Ritterkreis eingerichtet. Bis 1605 war die Familienmitglieder derer von Wolfsthal die Herren von Burgfarrnbach. Möglicherweise war die Familie in Geldnöten, nachdem Wolf von Wolfsthal eine Strafe von 2.000 Gulden für den Mord an seinem Diener hatte bezahlen müssen. Und so wurde der Ort erneut weiterveräußert bzw. weitergegeben, denn 1605 erwirbt die Familie Crailsheim das gesamte Rittergut Burgfarrnbach, also den oberen und unteren Sitz. Nur zehn Jahre später, 1615, kaufte David Kresser der Familie diesen Besitz wieder ab. Die Kresser stammten aus Schwaben, und wurden in Nürnberg Mitglieder des Rates. 1613 erhielt David II. von Kaiser Matthias den Adelstitel. Zwei Jahre später erwarb er Burgfarrnbach. Gleich darauf, 1616, ließ er die Wasserburg und die Brauerei, die eine wichtige Einnahmequelle war, neu erbauen.

Der Dreißigjährige Krieg und die Folgen

Da Burgfarrnbach an der wichtigen West-Ost-Straße lag, zogen viele Heere des Dreißigjährigen Krieges durch den Ort. Besonders schlimm war das Jahr 1632. Im August, kurz vor der Schlacht an der Alten Veste, wurde das Dorf von Kosaken aus Wallensteins Heer völlig zerstört, die Bauernhäuser, das Schloss und die beiden Kapellen, von denen die eine am Kapellenplatz, die andere mitten auf der Straße vor der Schlosseinfahrt stand. Allein die Kirche blieb stehen, allerdings wurde sie innen verwüstet. 1698 wird berichtet, dass der obere Sitz, der alte Burgstall - der auch Freihof genannt wurde - seit über 100 Jahren öd liege und nur noch ein unbewohnbarer Steinhaufen sei. Inwieweit der Krieg dabei eine Rolle gespielt hatte, ist unklar. Klar ist hingegen, dass die Burgfarrnbacher Siedlung den Dreißigjährigen Krieg nicht unbeschadet überstanden hatte, sondern mit starken Verwüstungen der Ortschaft leben musste. Nachgewiesen ist weiterhin, dass das Wasserschloss und die Kirche St. Johannis nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut werden mussten, da diese durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren. 1658-60 ließ David IV. von Kresser die Wasserburg neu errichten. Seine Erbtochter Anna Cordula von Kresser heiratete 1676 Carl Franz Freiherrn von Pückler, aus einem schlesisches Geschlecht. Karl Franz begründete die fränkische Linie. Er hatte sich in den Dienst des Markgrafen von Bayreuth begeben und war Geheimratspräsident in Neustadt an der Aisch. 1704, als Anna Cordula schon gestorben war, erbte Karl Franz nach dem Tod seines Schwiegervaters den Burgfarrnbacher Besitz. 1711 gab er den verfallenen oberen Sitz auf. Die Reste der Burg wurden als Steinbruch für den Hausbau in Burgfarrnbach benutzt. Sein Erbe Christian Wilhelm Carl stammte aus der zweiten Ehe. Er stattete das Schlossgelände des unteren Sitzes um die alte Wasserburg herum barock aus. Von ihm stammen der Torbogen an der Würzburger Straße, die Meierei, der Marstall und der Gartenpavillon, das Schneidershäuschen. Über seine Frau, Caroline Christine von Löwenstein-Wertheim, wurde er mit dem Reichserbschenken von Limpurg verwandt. Da sie in der Adelshierarchie höher standen als er, fügte er ihren Namen dem seinen an und nannte sich Pückler-Limpurg.[7] Auch für die Pückler war die Brauerei eine gute Einnahmequelle. Deshalb wurde sie 1742 erweitert und die Felsenkeller zur Lagerung des Bieres wurden angelegt.

In der Folge des Wiederaufbaus nach dem Krieg entwickelte sich Burgfarrnbach zu einem blühenden Ort. Um 1700 entstand das evangelische Pfarrhaus, 1734 erstellte Ingenieur Johann Georg Kuchen die erste Vermessungskarte von Burgfarrnbach. Der Ort besaß 1734 unter anderem neben Schloss, Marstall, Brauerei, Mühle und Kirche rund ca. 90 Häuser und ca. 50 Scheunen. Im Jahr 1747 erhielt die gräfliche Herrschaft durch den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach die hohe Gerichtsbarkeit über Burgfarrnbach, auch Blutgerichtgerichtsbarkeit genannt. Dafür wurde ein eigener Hochgerichtsbezirk Burgfarrnbach geschaffen. Dieses Recht erlaubte es dem Landesherren, schwere Straftaten selbst zu verfolgen und auch die Todesstrafe zu verhängen.[8]

Das 19. Jahrhundert

1792 wurde Burgfarrnbach preußisch, als Teil des Fürstentums Ansbach. Erst als am 28. Mai 1806 das Fürstentum Ansbach durch das Königreich Bayern in Besitz genommen worden war, kam Burgfarrnbach ebenfalls zu Bayern. Schon um 1790 war die Brauerei ein fabrikähnlicher Betrieb geworden. Das (Weiß)-Bier erfreute sich großer Beliebtheit. Vielleicht lag es am guten Wasser, das aus einer Burgfarrnbacher Mineralquelle stammte. 1929 wurde der Brauereibetrieb eingestellt, 1984 die Gebäude abgerissen. Im 19. Jh. gab es neben den Handwerkern auch kleine Fabriken. In einer Beschreibung aus dem Jahr 1829 kommt neben Kirche, Schloss und Brauerei auch eine Tabakfabrik vor, die den in Burgfarrnbach angebauten Tabak verarbeitete. Dann gab es 1829 eine Drahtzieherei und eine Metallknöpfefabrik. Für das Wirtschaftsleben waren auch die Steinbrüche im Burgfarrnbacher Wald wichtig. Von 1806 bis zum 30. Juni 1808 existierte zusätzlich zur alten, unter der Führung der Lehenspostanstalt von Fürst von Thurn und Taxis im Königreich Bayern, eine weitere Posthalterei. 1826 wurde schließlich der Friedhof angelegt, darin befindet sich u. a. auch eine Gruftkapelle der Familie Pückler, die nach einem Entwurf des Nürnberger Baurats Solger 1860 bis 1862 erbaut wurde. Die Weihe der Gruft erfolgte am 20. Juli 1862. Der Bau einer Leichenhalle erfolgte 1880, 1901 musste diese bereits vergrößert werden. Schon 1825 wurde das heutige Mesnerhaus als Schulhaus erbaut, die alte Schule in der Lehenstraße wurde am 25. Mai 1879 eingeweiht. 1830 richtete die Stiftung der Grafen von Pückler-Limpurg auch eine Kinderschule für die arme Jugend des Ortes ein, einen der ersten Kindergärten Deutschlands. Unter den Grafen Karl Alexander Friedrich, Karl Ludwig Franz und Ludwig Franz Karl Maximilian musste das baufällige Wasserschloss im gleichen Jahr abgerissen werden. Sie errichteten 1830-34 das klassizistische Schloss nördlich der alten Burg. 1833 schied Karl Alexander aus dem Kondominat aus, so dass das neue Schloss von zwei Familien bewohnt wurde. Die letzten Pückler in Burgfarrnbach waren die unverheirateten Gräfinnen Sofie (gest. 1941) und Anna (gest. 1955), die durch ihre soziale Einstellung im Ort sehr beliebt waren. Die Linie der Pückler und Limburg erlosch 1957 mit dem Tod des letzten Stammhalters Graf Gottfried von Pückler und Limburg.

Eingemeindung

Anfang des 20. Jahrhunderts warf die nahe Stadt Fürth ein begehrliches Auge auf die wohlhabende Gemeinde im Westen. Nachdem sie 1918 Unterfarrnbach und Atzenhof eingemeindet hatte, führte sie auch Verhandlungen mit Burgfarrnbach. Fürth brauchte ein Erweiterungsgebiet nach Westen für Industrieansiedlungen und Wohnungsbau. Auch Planungen für einen neuen Main-Donau-Kanal im Burgfarrnbacher Bereich machten eine Eingemeindung dringlich. Am 3. Dezember 1923 fand sie dann statt.[9] Dem Bezirk (Landkreis) zahlte Fürth 67.436 Goldmark, um ihn für das Ausscheiden Burgfarrnbachs zu entschädigen. Der Kanal wurde allerdings erst sehr viel später gebaut.[10]

2. Weltkrieg

Während der 1. Weltkrieg in Burgfarrnbach keine sichtbaren Spuren hinterließ, mit Ausnahme der gefallenen Soldaten aus dem Ort, hatte der 2. Weltkrieg durchaus Schäden hinterlassen. Für die Opfer des 1. Weltkrieges wurde am 7. Oktober 1923 an der Würzburger Straße ein Kriegerdenkmal enthüllt.

Der erste Bombenangriff erfolgte am 17. August 1940 am Rande des Ortes - der erste Angriff auf Fürther Boden überhaupt -, der sich aber im Nachhinein allerdings als ein "Versehen" entpuppte. Die Alliierten Streitkräfte hatten Fürth gar nicht als Ziel vorgesehen, vielmehr hatte man über vermeintlich unbewohntes Gebiet die nicht verwendeten Bomben abgeworfen, um für den Rückweg nach England leichter, und damit schneller sein zu können. Dennoch wurde eine Scheune in Burgfarrnbach getroffen. In den folgenden Tagen gab es einen regen "Tourismus" der schaulustigen Fürther, die den ersten Bombenangriff auf Fürth bestaunen wollten. Der zweite Luftangriff - dieses Mal mit "Absicht" - ereignete sich in der Nacht vom 10. auf den 11. August 1943, in dessen Folge drei Menschen starben. Burgfarrnbach war zwar als militärisches Ziel für die Alliierten nicht "kriegswichtig", auch wenn Teile des Rüstungsbetriebes Bachmann, von Blumenthal in Burgfarrnbach untergebracht waren. Allerdings lag der Ort geografisch relativ nahe an den beiden Flughäfen in Fürth, so dass immer mit Kollateralschaden gerechnet werden musste. Demzufolge wurde Burgfarrnbach erneut am 25. Februar 1944 getroffen, als die Alliierten Bomberverbände Fürth angriffen. Dabei starben in Burgfarrnbach insgesamt sieben Menschen. Der vierte und letzte Luftangriff erfolgte am 10. September 1944, dass ein Großfeuer in Burgfarrnbach nach sich zog. Dabei kamen erneut sieben Menschen aus Burgfarrnbach ums Leben.

Die Allierten kamen schließlich am 17. April 1945 über Bad Windsheim/Neustadt Aisch nach Burgfarrnbach. Einige Mitglieder der Hitlerjugend und des sog. Volkssturms hatten noch versucht Panzerbarrieren aufzubauen, die allerdings für die vorrückenden Truppen kein wirkliches Hindernis darstellten. Von Burgfarrnbach aus wurde der Stadtwesten durch die Alliierten Streitkräfte bis zur Billinganlage bzw. Maxbrücke ein- und die Innenstadt unter Beschuss genommen, bis die Truppen am 19. April 1945 die Stadt durch die Kapitulation des komm. Oberbürgermeisters Häupler übernahmen.

Nach dem Krieg wurden u. a. die ersten Flüchtlinge bzw. sog. Heimatvertriebene nach Burgfarrnbach verbracht, hier zunächst in das Schulhaus an der Lehenstraße sowie in die Säle der Gastwirtschaften "Zur Krone", "Gelber Löwe" und "Flory". Zu einem späteren Zeitpunkt wurden die Flüchtlinge auch im Schlossgebäude untergebracht, diese Nutzung endete allerdings 1953. Auch die im Schlosshof errichteten Barackenlager zur Unterbringung der geflüchteten Menschen wurden 1954 aufgelöst.

Infrastruktur

Im Herbst 1837 wurde anstelle der bisherigen Furt durch die Farrnbach die Regelsbacher Brücke errichtet. Die Brücke wurde erst 1959 durch einen Fußgängersteg verbreitet bzw. 1978 neu gebaut.

Bereits im Jahr 1864 gründete sich die freiwillige Feuerwehr in Burgfarrnbach.

1899 wurde Burgfarrnbach an das Stromnetz angeschlossen. Der Anschluss an das Wasserversorgungsnetz ließ aber noch auf sich warten, der Anschluss erfolgte erst 1925. Im Sommer des gleichen Jahres wurden in Burgfarrnbach die Straßen benannt, sofern noch keine Benennung vorhanden war, und die Gebäude dementsprechend neu durchnummeriert.

Die städtische Müllabfuhr wurde am 15. Mai 1950 eingeführt, der Anschluss an das Gasnetz der Stadtwerke Fürth erfolgte ein Jahr später, am 19. November 1951.

Am 3. November 1903 wurde die freiwillige Sanitätskolonne Burgfarrnbach gegründet.

Kirchenleben

Als 1007 bei der Gründung des Bistums Bamberg das ganze Fürther Gebiet dorthin gegeben wurde, existierte die Johanniskapelle bereits. Sie unterstand der Martinskapelle in Fürth als der zuständigen Pfarrkirche.[11] Die Kirche St. Johannis zählt zu den ältesten noch erhaltenen Kirchen in der Umgebung Fürths. Die erste Erwähnung ist für das Jahr 1287 verzeichnet; hier wird von einer Kapelle gesprochen, die von der Pfarrei in Fürth abhängig sei. Am 29. Mai 1349 trennte der Bamberger Bischof Friedrich I. Graf von Hohenlohe, auf Veranlassung des Ritters Rapoto von Külsheim samt Gemahlin, sowie der Bewohner von Oberfarrnbach, Unterfarrnbach, Bernbach, Hiltmannsdorf, Ober- und Unterfürberg und Atzenhof diese Ortschaften von ihrer Mutterkirche des heiligen St. Martin zu Fürth ab und teilt sie der neu errichteten Pfarrei St. Johannis in Burgfarrnbach zu. Damit gilt Rapoto von Külsheim als Gründer der Pfarrei in Burgfarrnbach.

1474 errang die Reichsstadt Nürnberg die Kirchenhoheit und führte im Jahre 1528 die Reformation in Burgfarrnbach ein. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche verwüstet, die folgende Wiederinstandsetzung betraf hauptsächlich die Westgiebelseite.

Am 15. September 1929 fand der erste katholische Gottesdienst seit über 400 Jahren in Burgfarrnbach in der früheren Turnhalle bei dem Gasthaus Krone statt, als Filialkirche Zu Unserer Lieben Frau in Fürth. Die Einweihung der neuen Kath. Kirche St. Marien fand am 18. September 1955 durch den Bamberger Erzbischof Josef Schneider in Burgfarrnbach statt.

Verkehr

Am 4. Juni 1864 wurde der Bahnhof in Burgfarrnbach feierlich eröffnet, zuvor war 1863 die Eisenbahnbrücke (Viadukt) fertiggestellt worden. Die Verbindung Fürth – Würzburg ging aber erst am 19. Juni 1865 in Betrieb. Seit diesem Zeitpunkt hielt die Eisenbahn auch in Burgfarrnbach, ab 1892 sogar doppelgleisig. Knapp 100 Jahre später konnte im Oktober 1961 der neue Bahnhof in Burgfarrnbach in Betrieb genommen werden.

Die erste Autobuslinie Fürth – Burgfarrnbach, unter Regie der Straßenbahn Nürnberg-Fürth, wurde am 24. Mai 1925 eröffnet. Seit dem 10. Juni 1919 bestand bereits eine private Kraftwagenverbindung der Mittelfränkischen Kreis-Darlehenskasse als öffentliches Nahverkehrsmittel, die allerdings nur kurze Zeit später am 1. Juli 1921 wieder einstellt werden musste. Erst nach dem 2. Weltkrieg konnte ab dem 2. Mai 1949 wieder ein Omnibusverkehr der städtischen Verkehrsbetriebe Nürnberg nach Burgfarrnbach eingerichtet werden, da diese Linie bereits vor dem Krieg wieder am 1. November 1931 eingestellt wurde. Heute bedient die VAG/infra den Ort mit der Buslinie 172 vom Fürther Hauptbahnhof.

Die Bundesstraße 8 wurde am 13. Oktober 1970 - Umgehung des Kieselbühls - halbseitig für den Verkehr freigegeben. Die vierspurige Straße zwischen Hardhöhe und Ortseinfahrt Burgfarrnbach wurde am 14. Juli 1972 eröffnet. Schon im Juni 1952 erhielt Burgfarrnbach aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens entlang der Würzburger Straße im Ortskern seinen ersten Gehsteig. Am 19. Oktober 1979 wurde die Südumgehung um Burgfarrnbach für den Verkehr eröffnet, um die Würzburger Straße durch den Ort vom Durchgangsverkehr ebenfalls zu entlasten. Die Fußgängerunterführung unter der Bahnlinie wurde am 21. März 1980 zur Benutzung freigegeben. Früher war dort an der Stelle ein Bahnübergang mit Schranke und Schrankenwärterhaus. Die Brücke über die Bahnlinie am Breiten Steig wurde am 16. Juli 1981 für den Verkehr freigegeben.[12]

Der Ort wird über den gleichnamigen Eisenbahnhaltepunkt an der Bahnstrecke Nürnberg – Würzburg erschlossen. Mit der Buslinie 172 sowie der Regionalbuslinie 125 der infra werden Burgfarrnbach und weitere Stadtteile im Fürther Westen an die Fürther Innenstadt und den Hauptbahnhof angebunden.

Sonstiges

Am 3. Februar 1950 eröffnete das Kino "Weißbräu-Lichtspiele" mit 198 Sitzplätzen. Zuvor gab es in Burgfarrnbach seit dem 23. Juli 1948 nur das sog. Wanderkino "Dreiklang-Lichtspiele". Die Weißbräu-Lichtspiele mussten allerdings 1964 wieder geschlossen werden - als Folge der bundesweiten Kinokrise im Rahmen der sich immer mehr durchsetzenden Fernseher in den privaten Haushalten, und den damit sinken Besucherzahlen und Einnahmen in den Kinos.

Am 3. September 1957 wurde die neue Schule an der Hummelstraße eingeweiht. Am 16. Juli 1969 eröffnete das Jugendbad Burgfarrnbach.

Einwohnerentwicklung

  • 1303: Der Ort besteht aus zwei Halbhöfen, sieben Viertelhöfe und sieben Mannschaften.
  • 1734: Neben dem Schloss, Marstall, Brauerei, Mühle und Kirche besteht der Ort aus rund 90 Häuser und ca. 50 Scheunen.
  • 1875: Der Ort wird mit 160 Wohnhäusern und 180 Nebengebäuden beschrieben, insgesamt knapp 1 400 Bewohner werden gezählt.
  • 1952: Burgfarrnbach zählt rund 3 800 Einwohner, davon 850 Heimatvertriebene, und rund 300 Gebäude.
  • 31. Dezember 2001: Der Ort hat inzwischen 7 450 Einwohner.
  • 31. Dezember 2016: Die Bevölkerungszahl ist innerhalb der letzen 15 Jahren um knapp 1 000 Personen gestiegen und betrug zum Stichtag 8 229 Personen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die ummauerte evangelische Kirche St. Johannis mit imposantem östlichem Chorturm besitzt an der Südseite des Langhauses eine offene dreijochige Vorhalle. Die Vorhalle ist auf 1518 datiert und beherbergt, ähnlich dem Nürnberger Kartäuserkloster, eine Ölberg-Skulptur.

Im stattlichen Schloss Burgfarrnbach sind heute Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Städtische Sammlungen der Stadt Fürth untergebracht. Die Nebengebäude entstammen zum Teil der Barockzeit, das Hauptgebäude wurde 1830/34 in klassizistischem Stil nach Plänen von Leonhard Schmidtner neu errichtet. Auf dem Schlossgelände befand sich der Vorgängerbau, ein barockes Wasserschloss, das 1830 abgebrochen wurde.

Im Schloss und im Schlosspark findet alle zwei Jahre das Bürgerfest des Stadtteils Burgfarrnbach mit vielen verschiedenen Ausstellern und örtlichen Vereinen statt. Im Schlosshof wird dazu ein großer Biergarten mit Live-Musik aufgebaut.[2]

Sport

Neben dem TSV 1895 Burgfarrnbach sind auch die Baseballer vom Ex-Bundesligisten Fürth Pirates in Burgfarrnbach beheimatet.

Denkmalschutz

Literatur

  • Georg Kolbmann: Zur Ortsgeschichte von Burgfarrnbach, Brunn bei Emskirchen und anderen ehemal. Besitzungen der Grafen v. Pückler-Limpurg in Franken. In: Fürther Heimatblätter, 1959/3, S. 34 - 38
  • Burgfarrnbacher Gemeindeordnung von 1592. In: Fürther Heimatblätter, 1960/1, S. 8 - 14
  • Jakob Sandhöfer: Ein Fürther fällt in Cosel. In: Fürther Heimatblätter, 1965/2 - 3, S. 49 - 50
  • Dr. Wilhelm Kraft: Burgfarrnbach. Bausteinchen zu seiner Geschichte, besonders im 16. Jahrhundert. In: Fürther Heimatblätter, 1966/1 - 2, S. 1 - 9
  • Burgfarrnbach. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 81
  • Jakob Sandhöfer: Die grundherrschaftlichen Verhältnisse im alten Burgfarrnbach. In: Fürther Heimatblätter, 1975/2, S. 33 - 51, 1976/1, S. 18 - 22, 1976/2, S. 41 - 46, 1976/3, S. 81 - 82, 1976/4, S. 113 - 116, 1977/1, 2, S. 44 - 46, 1977/3, S. 72 - 74, 1979/1, S. 20 - 24
  • Manfred Niepelt: Gerichtsbesetzung - Blut- und Banngericht Burgfarrnbach 1772. In: Fürther Heimatblätter, 1993/1, S. 13 - 23
  • Burgfarrnbach. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth. Lipp Verlag, 1994, S. 434 - 453.
  • Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 131 -146.
  • Christian Schümann: Fürth-Burgfarrnbach - erzählte Geschichte, Fürth, 2016, 183 S.

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

  • Bürgerverein Burgfarrnbach - Homepage
  • Schloss Burgfarrnbach - Homepage
  • Liste der Baudenkmäler in Fürth - Ensemble Burgfarrnbach - Wikipedia
  • Liste der Baudenkmäler in Fürth - Burgfarrnbach - Wikipedia
  • Ansicht von Burgfarrnbach im Jahre 1760 in: "Prospecte aller Nürnbergischen Stædtlein, Markt-Flecken, und Pfarr-Dörffern Nürnberg, 1760", S. 90 - online-Digitalisat
  • "ZEIT bilder : Burgfarrnbach" von M. Berthold-Hilpert (Homepage-Seite, Abruf vom 25.02.2019) - Hilpert + Kollegen Architekten BDA
  • Ortskarte Burgfarrnbach (Stand 1821, rote Korrekturangaben vom Dezember 1830); Bayerische Landesbibliothek Online: Ortsblätter des 19. Jahrhunderts - Burgfarrnbach (1821)
  • Steinbrüche im Fürther Stadtwald bei Wikipedia

Einzelnachweise

  1. Amt für Stadtforschung und Statistik Nürnberg und Fürth: Demografiebericht Fürth 2017 - Die Fürther Bevölkerungsentwicklung bis 2016 und die Bevölkerungsberechnung 2017, Eigenverlag Fürth, 2016, S. 35 ff. - online abrufbar
  2. 2,0 2,1 Burgfarrnbach (Wikipedia)
  3. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 131.
  4. Burgfarrnbach: Adolf Schwammberger, Fürth von A bis Z, Eigenverlag, Fürth, 1958
  5. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 131.
  6. Walter Geißelbrecht: Beiträge zur Ortsgeschichte von Kirchenfarrnbach, Eigenverlag, 1963, S. 12 ff.
  7. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 133.
  8. Blutgerichtsbarkeit: Wikipedia online abgerufen am 28. August 2018 | 23:49 Uhr - online abrufbar
  9. Burgfarrnbach: Adolf Schwammberger, Fürth von A bis Z, Eigenverlag, 1968, S. 81 ff.
  10. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 134.
  11. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 131.
  12. Altstadt Bläddla Nr. 37 - Burgfarrnbach

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