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== Die Baugenossenschaft ==
 
== Die Baugenossenschaft ==
Seinen Namen hat das Gebiet von der [[Baugenossenschaft Eigenes Heim e. G.]]. Diese wurde am [[22. Oktober]] [[1909]] mit dem Ziel gegründet, die gesundheitlichen Verhältnisse in Fürth zu verbessern <ref name="Bericht Genossenschaft 1913"> Der Bericht über die Gründung der Genossenschaft gibt hier genaueren Einblick: Während in Rosenheim auf 59,29 Versicherten ein Erwerbsunfähiger kam, in Würzburg auf 43,83, in Hof auf 43,15, in Kaiserslautern auf 35,00, in Ludwigshafen auf 31,66, in Nürnberg auf 29,51, in München auf 29,50, in Augsburg auf 29,01, in Bamberg auf 28,51 so kam in Fürth bereits auf 22,71 Versicherten ein erwerbsunfähig Krankgemeldeter. Siehe [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]], Seite 3.</ref>, indem man Einfamilienhäuser (mit Garten) baute, die später Eigentum werden sollten. Zum Vorsitzenden wählte man [[Friedrich Scherzer]]. Zuerst gab es allerdings einige Schwierigkeiten bei der Bauplatzsuche <ref>Siehe [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]], Seite 4.</ref> Als das mittlerweile städtische Grundstück in der "[[Restauration zur Erholung|Erholung]]" ins Auge gefasst wurde, war im Stadtmagistrat eine starke Majorität gegen die Abgabe eines solchen Platzes für einen genossenschaftlichen Zweck. Baurat [[Otto Holzer]] wies daraufhin einige für die Stadt wertlose Parzellen [[Hardhöhe|auf der Hardt]] und am [[Scherbsgraben]] für die Genossenschaft an. Eine Ablehnung im Gemeindekollegium wäre aber dabei nur zu umgehen gewesen, wenn ''für einen minderwertigen Sandhügel am Scherbsgraben 25 - 30 Pfg. für den Quadratfuß'' gezahlt worden wären (und die Genossenschaft bestenfalls 10 - 15 Pfg. zu zahlen bereit war) <ref>ebenda</ref>. Schließlich gelang es, auf der Schwand 3,03 Tagwerk Bauland für 18.000 Mark zu erwerben.  
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Seinen Namen hat das Gebiet von der [[Baugenossenschaft Eigenes Heim e. G.]]. Diese wurde am [[22. Oktober]] [[1909]] mit dem Ziel gegründet, die gesundheitlichen Verhältnisse in Fürth zu verbessern <ref name="Bericht Genossenschaft 1913"> Der Bericht über die Gründung der Genossenschaft gibt hier genaueren Einblick: Während in Rosenheim auf 59,29 Versicherten ein Erwerbsunfähiger kam, in Würzburg auf 43,83, in Hof auf 43,15, in Kaiserslautern auf 35,00, in Ludwigshafen auf 31,66, in Nürnberg auf 29,51, in München auf 29,50, in Augsburg auf 29,01, in Bamberg auf 28,51 so kam in Fürth bereits auf 22,71 Versicherten ein erwerbsunfähig Krankgemeldeter. Siehe [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]], Seite 3.</ref>, indem man Einfamilienhäuser (mit Garten) baute, die später Eigentum werden sollten. Zum Vorsitzenden wählte man [[Friedrich Scherzer]]. Zuerst gab es allerdings einige Schwierigkeiten bei der Bauplatzsuche <ref>Siehe [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]], Seite 4.</ref>. Als das mittlerweile städtische Grundstück in der "[[Restauration zur Erholung|Erholung]]" ins Auge gefasst wurde, war im Stadtmagistrat eine starke Majorität gegen die Abgabe eines solchen Platzes für einen genossenschaftlichen Zweck. Baurat [[Otto Holzer]] wies daraufhin einige für die Stadt wertlose Parzellen [[Hardhöhe|auf der Hardt]] und am [[Scherbsgraben]] für die Genossenschaft an. Eine Ablehnung im Gemeindekollegium wäre aber dabei nur zu umgehen gewesen, wenn ''für einen minderwertigen Sandhügel am Scherbsgraben 25 - 30 Pfg. für den Quadratfuß'' gezahlt worden wären (und die Genossenschaft bestenfalls 10 - 15 Pfg. zu zahlen bereit war) <ref>ebenda</ref>. Schließlich gelang es, auf der Schwand 3,03 Tagwerk Bauland für 18.000 Mark zu erwerben.  
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Die Finanzierung der Hausbauten wäre fast gescheitert, wenn nicht Oberbürgermeister [[Theodor Kutzer]] extra zum Fürther Ehrenbürger [[Louis Alfred Nathan]] ins Tiroler Urlaubsquartier nachgefahren wäre und von diesem eine Bürgschaft erwirkt hätte.
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Später wäre die Finanzierung der Hausbauten fast gescheitert, wenn nicht Oberbürgermeister [[Theodor Kutzer]] extra zum Fürther Ehrenbürger [[Louis Alfred Nathan]] ins Tiroler Urlaubsquartier nachgefahren wäre und von diesem eine Bürgschaft erwirkt hätte.
    
==Ausführung der Bauten==
 
==Ausführung der Bauten==
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::"''Erdgeschoß enthält 1 Wohnzimmer, 1 offene Veranda, Küche, Abort und Bad mit Emaillewanne, Badeofen mit Mischbatterie. Die Küche hat einen schönen gelben Kachelherd mit 2 Gas- und 3 Kohlenkochstellen.'' </br>
 
::"''Erdgeschoß enthält 1 Wohnzimmer, 1 offene Veranda, Küche, Abort und Bad mit Emaillewanne, Badeofen mit Mischbatterie. Die Küche hat einen schönen gelben Kachelherd mit 2 Gas- und 3 Kohlenkochstellen.'' </br>
 
::''Obergeschoß: 2 Schlafzimmer, 1 bzw.2 Kammern und Treppe und Dachraum.''"<ref>Siehe [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]], Seite 6.</ref></br>
 
::''Obergeschoß: 2 Schlafzimmer, 1 bzw.2 Kammern und Treppe und Dachraum.''"<ref>Siehe [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]], Seite 6.</ref></br>
Die Mauerstärke würde im Paterre mit 40 cm, im Obergeschoß mit 28 cm wiedergegeben.
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Die Mauerstärke würde im Paterre mit 40 cm, im Obergeschoß mit 28 cm wiedergegeben. Für die Fußböden derWohnzimmer verwendete man amerikanische Kiefernlangriemen, im Obergeschoß künstliche getrockenbes Weichholz.</br>
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Im Sommer 1910 wurden die ersten Häuser (Vacher Straße 87 - 101) bezogen, in den nächsten Jahren folgten weitere entlang der [[Heimgartenstraße]]. Ziel war es, neben dem "eigenen Heim" jedem Genossenschaftsmitglied auch noch einen eigenen Garten zu ermöglichen, ein Konzept, das bis 1950 beibehalten werden konnte. 1913 pflanzte man zu Ehren des nach Mannheim wechselnden Oberbürgermeisters die [[Kutzerlinde]] Ecke [[Heimgartenstraße]] und [[Feldstraße]], die heute noch steht. Der Erfolg der ersten Baumaßnahmen und eine Wohnungsnot zum Ende des 1. Weltkriegs führten zu weiteren Bauaktivitäten der Baugenossenschaft in der [[Weinbergstraße]], der [[Friedrich-Ebert-Straße]], der [[Schwandstraße]] (später [[Damaschkestraße]]), dem [[Scherzerplatz]] und [[Am Amselschlag]] (später [[Fritz-Gräßler-Straße]]).  
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Im Sommer 1910 wurden die ersten Häuser (Vacher Straße 87 - 101) bezogen. Doch bereits die Bauphase stellte sich als beste Werbemaßnahme für die Bausgenossenschaft heraus, sodaß auf fortwährendes Drängen weitere 2,19 Tagwerk Acker zum Preis von 16.500 Mark gekauft wurden um darauf dann weitere 23 Einfamilienhäuser und ein Zentralwaschhaus zu errichten. Diese konnten am [[1. April]] [[1911]] bezogen werden.
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Ziel war es, neben dem "eigenen Heim" jedem Genossenschaftsmitglied auch noch einen eigenen Garten zu ermöglichen, ein Konzept, das bis 1950 beibehalten werden konnte. 1913 pflanzte man zu Ehren des nach Mannheim wechselnden Oberbürgermeisters die [[Kutzerlinde]] Ecke [[Heimgartenstraße]] und [[Feldstraße]], die heute noch steht. Der Erfolg der ersten Baumaßnahmen und eine Wohnungsnot zum Ende des 1. Weltkriegs führten zu weiteren Bauaktivitäten der Baugenossenschaft in der [[Weinbergstraße]], der [[Friedrich-Ebert-Straße]], der [[Schwandstraße]] (später [[Damaschkestraße]]), dem [[Scherzerplatz]] und [[Am Amselschlag]] (später [[Fritz-Gräßler-Straße]]).
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==Fortgang nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]==
 
Bereits 1919 verzichteten die sozialdemokratisch geprägten Genossen auf ihren Eigentumsanspruch, um die Gemeinnützigkeit der Einrichtung erhalten zu können. Vier Jahre später waren schon weitere 178 Wohnungen entstanden, obwohl der Genossenschaftsanteil - inflationsbedingt - 1 Million (!) Mark kostete. Die Anpassungen der Monatsmieten verliefen ähnlich inflatorisch. So betrug die Miete August 1923 das 100-fache der Julimiete (aus "Gräßler", siehe Lit.). In diesen Notzeiten hielten sich die Siedler in ihren Gärten nicht nur Hühner und Hasen, sondern auch Ziegen und Schweine. Zwischen 1924 und 1931 entstanden 207 Wohnungen und von 1935 bis 1939 wuchs der Bestand nochmals um 174 Wohnungen. Man war von den Einfamilien- und Reihenhäusern zu den Mehrfamilieneinheiten übergegangen.  
 
Bereits 1919 verzichteten die sozialdemokratisch geprägten Genossen auf ihren Eigentumsanspruch, um die Gemeinnützigkeit der Einrichtung erhalten zu können. Vier Jahre später waren schon weitere 178 Wohnungen entstanden, obwohl der Genossenschaftsanteil - inflationsbedingt - 1 Million (!) Mark kostete. Die Anpassungen der Monatsmieten verliefen ähnlich inflatorisch. So betrug die Miete August 1923 das 100-fache der Julimiete (aus "Gräßler", siehe Lit.). In diesen Notzeiten hielten sich die Siedler in ihren Gärten nicht nur Hühner und Hasen, sondern auch Ziegen und Schweine. Zwischen 1924 und 1931 entstanden 207 Wohnungen und von 1935 bis 1939 wuchs der Bestand nochmals um 174 Wohnungen. Man war von den Einfamilien- und Reihenhäusern zu den Mehrfamilieneinheiten übergegangen.  
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* siehe: [[Ensemble Eigenes Heim]]
 
* siehe: [[Ensemble Eigenes Heim]]
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]]
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* [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]], 1913
* [[50 Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth eGmbH (Buch)|50 Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth eGmbH]], [[Fritz Gräßler]], [[1959]]  
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* [[50 Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth eGmbH (Buch)|50 Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth eGmbH]],
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* [[Fritz Gräßler]], [[1959]]  
 
* [[100 Jahre Bauverein Fürth (Buch)|100 Jahre Bauverein Fürth]], [[1998]]
 
* [[100 Jahre Bauverein Fürth (Buch)|100 Jahre Bauverein Fürth]], [[1998]]
 
* [[Hundert Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim" (Buch)|Hundert Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim"]], [[Barbara Ohm]], Fürth, [[2009]]
 
* [[Hundert Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim" (Buch)|Hundert Jahre Baugenossenschaft "Eigenes Heim"]], [[Barbara Ohm]], Fürth, [[2009]]
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==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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* [[Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch)]]
 +
* [[Baugenossenschaft Eigenes Heim e. G.]]
 
* [[Eigenes Heim (Gaststätte)|Eigenes Heim]] (Gaststätte)
 
* [[Eigenes Heim (Gaststätte)|Eigenes Heim]] (Gaststätte)
* [[Baugenossenschaft Eigenes Heim e. G.]]
      
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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