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=== Der erste Fürther Volksverein ===
 
=== Der erste Fürther Volksverein ===
Auch der Fürther Volksverein wurde bereits [[1848]] gegründet.<ref>Werner K. Blessing: 1848 / 1849, Revolution in Franken, Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur, hrsg. vom Haus der Bayerischen Geschichte, Band 22, Augsburg 1999, S. 42</ref> Auch hier trafen sich die Fürther Demokraten. In Paragraf I der Satzung war festgelegt: ''Der Zweck des Vereins geht dahin, den Sinn für öffentliche Angelegenheiten zu erwecken, zu erhalten und auszubilden''. Der Vorsitzende des Volksvereins, der Arzt Dr. [[Samson Landmann]], meldete im Mai [[1850]] den Verein an, legte die Satzung vor und gab die Vorstände bekannt: Zweiter Vorstand nach Dr. Landmann war der Webermeister [[Konrad Ott]], Schriftführer der praktische Arzt Dr. [[Karl Kiderlin]] – nach ihm ist die Kiderlinstraße in Fürth benannt – und Kassier der Spiegelfabrikant [[Christian Riegel]]. Interessant ist, dass die Mitglieder vor allem Akademiker und Unternehmer waren. Mit Unterstützung der Demokraten aus dem Volksverein war im Jahr 1848 Dr. David Morgenstern in den Bayerischen Landtag gewählt worden.
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Auch der Fürther Volksverein wurde bereits [[1848]] gegründet.<ref>Werner K. Blessing: 1848 / 1849, Revolution in Franken, Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur, hrsg. vom Haus der Bayerischen Geschichte, Band 22, Augsburg 1999, S. 42</ref> Und auch hier trafen sich die Fürther Demokraten. In Paragraf I der Satzung war festgelegt: ''Der Zweck des Vereins geht dahin, den Sinn für öffentliche Angelegenheiten zu erwecken, zu erhalten und auszubilden''.  
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Der erste Vorsitzende war 1849 Dr. [[David Morgenstern|Morgenstern]], zweiter Vorsitzender war der Webermeister [[Konrad Ott]], Schriftführer der Arzt Dr. [[Samson Landmann]] und Kassier [[Paul Rießner]]. Im Ausschuss waren Dr. Mack, der Arzt Dr. [[Karl Kiderlin]], Strobel, [[Wilhelm Henle]] und der Chirurg Scheidig.<ref>"[[Fürther Tagblatt]]", 12.01.1849</ref>
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Der spätere Vorsitzende des Volksvereins, Dr. [[Samson Landmann]], meldete im Mai [[1850]] den Verein an, legte die Satzung vor und gab die dann aktuellen Vorstände bekannt: Zweiter Vorstand nach Dr. Landmann war demnach [[Konrad Ott]], Schriftführer war Dr. [[Karl Kiderlin]] – nach ihm ist die Kiderlinstraße in Fürth benannt – und Kassier der Spiegelfabrikant [[Christian Riegel]]. Interessant ist, dass die Mitglieder vor allem Akademiker und Unternehmer waren. Mit Unterstützung der Demokraten aus dem Volksverein war im Jahr 1848 Dr. David Morgenstern in den Bayerischen Landtag gewählt worden.
    
[[Datei:Grüner Baum (einst).jpg|thumb|right|Der Grüne Baum]]
 
[[Datei:Grüner Baum (einst).jpg|thumb|right|Der Grüne Baum]]
Die erste offizielle Versammlung des Volksvereins fand am [[8. August]] [[1850]] im Gasthof [[Grüner Baum]] statt. Sie wurde von 300 Personen besucht und dauerte dreieinhalb Stunden. Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]], der das Vereinsgesetz ausführen musste, ordnete den Volksverein ohne Zweifel als einen politischen ein und teilte ihm die entsprechenden Vorschriften des neuen Vereinsgesetzes mit. So durfte der Verein zum Beispiel keine geheimen Versammlungen abhalten, sondern musste drei Tage vorher die Sitzungen mit Angabe von Ort und Uhrzeit anmelden. Die Versammlungsfreiheit war gravierend eingeschränkt. Zu den Versammlungen schickte der Magistrat einen Polizeibeamten, der ein Protokoll anfertigen musste.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 158 alt / 36, 21.3.1850</ref> Im Mai 1851 nahm die bayerische Regierung den Volksvereins besonders unter die Lupe und verlangte von Bürgermeister Bäumen, über die politische Haltung der Vorstände zu informieren. Politische Vereine waren absolut unerwünscht, deshalb wurden [[1851]] in Bayern alle politischen Vereine verboten, auch der Volksverein.
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Die erste offizielle Versammlung des Volksvereins nach der Anmeldung fand am [[8. August]] [[1850]] im Gasthof [[Grüner Baum]] statt. Sie wurde von 300 Personen besucht und dauerte dreieinhalb Stunden. Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]], der das Vereinsgesetz ausführen musste, ordnete den Volksverein ohne Zweifel als einen politischen ein und teilte ihm die entsprechenden Vorschriften des neuen Vereinsgesetzes mit. So durfte der Verein zum Beispiel keine geheimen Versammlungen abhalten, sondern musste drei Tage vorher die Sitzungen mit Angabe von Ort und Uhrzeit anmelden. Die Versammlungsfreiheit war gravierend eingeschränkt. Zu den Versammlungen schickte der Magistrat einen Polizeibeamten, der ein Protokoll anfertigen musste.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 158 alt / 36, 21.3.1850</ref> Im Mai 1851 nahm die bayerische Regierung den Volksvereins besonders unter die Lupe und verlangte von Bürgermeister Bäumen, über die politische Haltung der Vorstände zu informieren. Politische Vereine waren absolut unerwünscht, deshalb wurden [[1851]] in Bayern alle politischen Vereine verboten, auch der Volksverein.
    
Zwei Kollegen von Konrad Ott, die Kaufleute [[Julius Wilhelm Reißig]] und [[Daniel Ley]], attackierten Ott auffällig bezüglich der Wahl von Dr. David Morgenstern als "hergelaufenen Juden" in den Landtag. Beide waren als Kaufleute sehr erfolgreich und hatten sich für den Bau der [[Eisenbahn]] von Nürnberg nach Fürth stark gemacht. Beide arbeiteten im Handelsausschuss mit. Beide versprachen sich Erfolg durch eine untertänige Haltung dem König gegenüber. Wie unsinnig es war, Morgenstern als "hergelaufenen Juden" zu bezeichnen, hat Ley später begriffen. Er setzte sich intensiv für die rechtliche Gleichstellung der Juden in Bayern ein.<ref> {{BuchQuelle|Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)|Seite=467f}} </ref>
 
Zwei Kollegen von Konrad Ott, die Kaufleute [[Julius Wilhelm Reißig]] und [[Daniel Ley]], attackierten Ott auffällig bezüglich der Wahl von Dr. David Morgenstern als "hergelaufenen Juden" in den Landtag. Beide waren als Kaufleute sehr erfolgreich und hatten sich für den Bau der [[Eisenbahn]] von Nürnberg nach Fürth stark gemacht. Beide arbeiteten im Handelsausschuss mit. Beide versprachen sich Erfolg durch eine untertänige Haltung dem König gegenüber. Wie unsinnig es war, Morgenstern als "hergelaufenen Juden" zu bezeichnen, hat Ley später begriffen. Er setzte sich intensiv für die rechtliche Gleichstellung der Juden in Bayern ein.<ref> {{BuchQuelle|Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)|Seite=467f}} </ref>

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