Flugplatz Fürth-Atzenhof: Unterschied zwischen den Versionen

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Unmittelbar nach Ende des ersten Weltkrieges setzte in Fürth der Übergang zur zivilen Luftfahrt ein. Zunächst wurden ausrangierte Militärflugzeuge genutzt, um Bedarfsflüge durchzuführen, ehe die ersten regelmäßigen Fluglinien aufkamen. Mit dem Versailler Vertrag und dem Verbot der Luftfahrt in Deutschland drohte das Ende des aufkeimenden Luftverkehrs, doch es gelang der Reichsregierung im August [[1920]], den "Luftverkehrshafen Fürth" in die Liste der internationalen Flughäfen aufnehmen zu lassen, was durch die zentrale Lage im Reich möglich war. Vor Entmilitarisierung und Demontage war der Flugplatz dennoch nicht sicher, und so wurden ab [[1921]] die südlich der Werft gelegenen sieben Normalflugzeughallen abgebaut und als Reparation an die Siegermächte geliefert.  
 
Unmittelbar nach Ende des ersten Weltkrieges setzte in Fürth der Übergang zur zivilen Luftfahrt ein. Zunächst wurden ausrangierte Militärflugzeuge genutzt, um Bedarfsflüge durchzuführen, ehe die ersten regelmäßigen Fluglinien aufkamen. Mit dem Versailler Vertrag und dem Verbot der Luftfahrt in Deutschland drohte das Ende des aufkeimenden Luftverkehrs, doch es gelang der Reichsregierung im August [[1920]], den "Luftverkehrshafen Fürth" in die Liste der internationalen Flughäfen aufnehmen zu lassen, was durch die zentrale Lage im Reich möglich war. Vor Entmilitarisierung und Demontage war der Flugplatz dennoch nicht sicher, und so wurden ab [[1921]] die südlich der Werft gelegenen sieben Normalflugzeughallen abgebaut und als Reparation an die Siegermächte geliefert.  
  

Version vom 2. Januar 2018, 18:32 Uhr

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Achtung: Dieser Artikel behandelt den Flughafen in Fürth-Atzenhof. Informationen zum "Industrieflughafen" auf der Hardhöhe finden Sie hier: Industrieflughafen

Ehem. Flughafen in Atzenhof, 2013


Vorwort

Viele der ursprünglichen Stätten der Luftfahrt in Deutschland sind inzwischen überbaut und nicht mehr auffindbar. Auch Fürth gehörte zu diesen Gründungsorten der zivilen Luftfahrt. Der Flughafen Fürth-Nürnberg auf der Atzenhofer Heide sollte nach dem Ersten Weltkrieg sogar zum achtgrößten unter den 88 damaligen deutschen Flughäfen werden. Die zentrale Reparaturwerkstatt und später auch Endmontage der Junkers-Werke verlieh dem ältesten Flughafen des mittelfränkischen Ballungsraums zusätzlich große Bedeutung im deutschen Luftverkehr.
Zur besseren Übersicht der verschiedenen Standorte der Nürnberg/Fürther Flughäfen nachfolgend eine kurze Auflistung:

- Gründung und bis 1933: Atzenhöfer Heide, Monteith Barracks, heute Golfpark

- 1933 bis ca. 1943: Marienberg, heute Volkspark Marienberg

- 1950 bis 1955: Fürth Hardhöhe, der "Industrieflughafen", heute Wohnsiedlung und Industriegebiet bis zum Europakanal

- ab 1955: Nürnberg Kraftshof

Militärische Anfänge

Der Flughafen als Thema eines Wagens auf dem Kärwaumzug

Im Jahr 1914 suchte die königlich bayerische Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesen einen Standort im Bereich des III. bayerischen Armeekorps (also im Gebiet Fürth-Erlangen-Nürnberg), um einen Ausbau der 1912 geschaffenen Fliegertruppen zu ermöglichen. Nach vergeblicher Suche in Nürnberg wurde man schließlich in Fürth fündig und begann im Sommer 1914 mit der Planung und dem Grunderwerb des werdenden Flugplatzes auf dem Hochplateu der Atzenhofer Heide. Der Standort ermöglichte durch seine Höhe von 302 m über NN eine weitgehende Nebelfreiheit, und auch die geforderte Fläche von mindestens 500 x 500 m war kein Problem. Neben der Bodenbeschaffenheit der Startfläche stellte auch die Lage des Platzes einen unschätzbaren Vorteil dar: Die Bahnlinien nach Würzburg und Erlangen, die Mündung von Pegnitz und Rednitz in die Regnitz sowie markante Kirchtürme in Vach und Burgfarrnbach waren wichtige Anhaltspunkte, um den Platz auch aus der Luft leicht zu finden - schließlich gab es damals noch keine modernen Navigationsgeräte.

Die Errichtung der Station erfolgte jedoch zunächst nur zögerlich, und erst im Jahr 1915 begannen schließlich die Bauarbeiten. Geplant waren ursprünglich eine Werft, fünf Flugzeugschuppen, eine Kraftwagenhalle, eine Benzintankanlage und Mannschaftsbaracken. Noch während des Baus wurde das Gelände durch Enteignungen auf eine Fläche von 131 Hektar vergrößert. Die Kriegslage hatte inzwischen für einen erhöhten Bedarf an Piloten gesorgt, und so verlegte man im Oktober 1916 die Fliegerschule 3 von Lager Lechfeld nach Fürth, um den Ausbildungsbetrieb aufzunehmen. Da die Gebäude - mit Ausnahme einer Flugzeughalle - noch nicht fertiggestellt waren, mussten die ersten Flugschüler in Zelten am Rande des Flugfelds leben. Schulräume befanden sich zunächst noch in der Stadt. Daran hatte sich auch im August 1917 nichts geändert, als die neu geschaffene zweite Flieger-Ersatz-Abteilung nach Atzenhof verlegt wurde. Das Personal wurde ebenfalls zunächst in der Stadt einquartiert. Erst 1917 wurde der Bau weiter forciert, und schließlich konnte die Fliegerstation im Sommer 1918 fertiggestellt werden.

Die "alte Flugwerft", erbaut 1918

Entstanden waren nun eine Großwerft, neun sogenannte "Normalflugzeughallen" (zwei nördlich und sieben südlich der Werft), zwei Behelfsflugzeugschuppen, eine Kraftfahrzeughalle, ein Motorenprüfstand, ein Schießstand sowie weitere Funktions- und Kasernengebäude.

Die Flugwerft war mit ihrer beeindruckenden Architektur ein besonders repräsentatives Gebäude. Ein baugleiches Gebäude wurde auf der Fliegerstation Oberschleißheim errichtet und ist heute Bestandteil der Außenstelle des Deutschen Museeums. In dieser Halle konnten bis zu 20 Flugzeuge der damaligen Typen gleichzeitig gewartet und repariert werden. In den angeschlossenen Werkstätten konnten alle zur Instandhaltung und -setzung nötigen Arbeiten durchgeführt werden, und in den ebenfalls integrierten Schulräumen fand nun auch endlich die Ausbildung der Piloten statt.

Die Normalflugzeughallen wurden in Serie von Fabriken gefertigt und anschließend an ihren Aufstellungsort transportiert, wo sie schließlich nur noch auf ein Fundament montiert werden mussten. Anschließend wurden die Metallskelette noch mit Backsteinen ausgefacht, und schon konnte die Halle bis zu sechs Flugzeuge aufnehmen.

Unterhalb der Werft war zudem ein eigener Bahnanschluss gelegt worden. Dieser zweigte am Haltepunkt Unterfürberg von der Bahnstrecke nach Würzburg ab, beschrieb einen Bogen um die heutige Hardhöhe herum parallel zum Ruhsteinweg. Anschließend überquerte die Strecke den Farrnbach und die Mühltalstraße und endete schließlich an einer 110 m langen Verladerampe. Zusätzlich gab es auf dem Gelände der Fliegerstation noch eine Schmalspurbahn, die die Gebäude untereinander verband.

Aus diesen Anfangstagen der Fliegerei sind in Fürth noch das Werftgebäude und eine der Normalflugzeughallen (die nördlichste) erhalten geblieben. Soweit bekannt ist, handelt es sich dabei um die letzte ihrer Art in Bayern. Inzwischen wurde diese jedoch entkernt und zu einem Wohngebäude umgebaut. Ebenfalls noch erhalten ist das Fundament einer weiteren Normalflugzeughalle zwischen dieser erhaltenen und der Werft.

Zivilflughafen Fürth-Nürnberg

Anstecknadel mit Logo der Nordbayerischen Verkehrsflug GmbH
Fürth als Drehkreuz: Skizze des europäischen Luftverkehrs, 1924
Aufschrift auf dem Seitenruder einer in Fürth stationierten Junkers A 50 (heute: Deutsches Museum München)

Unmittelbar nach Ende des ersten Weltkrieges setzte in Fürth der Übergang zur zivilen Luftfahrt ein. Zunächst wurden ausrangierte Militärflugzeuge genutzt, um Bedarfsflüge durchzuführen, ehe die ersten regelmäßigen Fluglinien aufkamen. Mit dem Versailler Vertrag und dem Verbot der Luftfahrt in Deutschland drohte das Ende des aufkeimenden Luftverkehrs, doch es gelang der Reichsregierung im August 1920, den "Luftverkehrshafen Fürth" in die Liste der internationalen Flughäfen aufnehmen zu lassen, was durch die zentrale Lage im Reich möglich war. Vor Entmilitarisierung und Demontage war der Flugplatz dennoch nicht sicher, und so wurden ab 1921 die südlich der Werft gelegenen sieben Normalflugzeughallen abgebaut und als Reparation an die Siegermächte geliefert.

Am 30. Dezember 1920 landete schließlich der erste Linienflug - ein Postflugzeug aus Berlin kommend und zum Weiterflug nach München bestimmt - in Fürth. Im März 1921 folgte eine weitere Luftpostlinie von München nach Leipzig, ab Mai folgten erste Passagierflüge. In dieser Zeit entstand auch die erste Flugwetterwarte in Fürth, die mit einer Fokker D.VII - einem Jagdflugzeug - ausgerüstet war. Ebenfalls geplant war die Errichtung einer "ständigen Nachtbeleuchtungseinrichtung", die einen Flugbetrieb bei Dunkelheit ermöglichen sollte. Zur Ausführung kam diese jedoch nicht.

Um Fürth - und dem ebenfalls am Flughafen interessierten Nürnberg - Einfluss über die Nutzung und Entwicklung des Geländes zu sichern, pachteten die beiden Städte das Areal. Fürth übernahm ab 1923 zwei Drittel der Anteile, Nürnberg ein Drittel. Ab diesem Zeitpunkt lautete der Name offiziell "Flughafen Fürth-Nürnberg".

Von 1923 bis 1927 hatte sich die Zahl der Starts und der beförderten Fluggäste mehr als verzehnfacht, die Menge an Frachtgut sogar von 3 auf 276 Tonnen gesteigert. 1926 war Fürth hinter Berlin-Tempelhof, Hamburg-Fuhlsbüttel, München-Oberwiesenfeld, Köln-Butzweilerhof, Halle/Leipzig, Leipzig-Mockau und Frankfurt/Main der achtgrößte Flughafen Deutschlands. 1927 erhielt der Flughafen schließlich auch eine Nachtbeleuchtung.

Der Flughafen Fürth wurde von folgenden Fluggesellschaften angeflogen: Deutsche Luft Lloyd, Rumpler-Luftverkehr, Junkers Fluggesellschaft, Trans-Europa-Union, Luftverkehr Strähle, Ad Astra Aero und ab 1926 die Süddeutsche Luft Hansa. Die Nordbayerische Verkehrsflug GmbH (ab 1930 Deutsche Verkehrsflug AG) hatte in Fürth-Atzenhof sogar ihren Stammsitz und Willy Messerschmitt entwickelte speziel für diese Gesellschaft sein erstes Verkehrsflugzeug M18 .[1][2]

Junkers-Werke

Bereits im Oktober 1922 konnte man mit den Junkers-Werken einen gewerblichen Nutzer finden. Die Junkers-Werke waren auf der Suche nach einem Stützpunkt für den Junkers Luftverkehr - einer Fluglinie.Die Junkers-Werke übernahmen die meisten Gebäude und die Flugplatzverwaltung, auch in Schleißheim erhielt Junkers einige Hallen. Die Bau- und Montagestätte von Junkers führte Neubauten, Umbauten und Reparaturen durch.[3]

In der großen Werft richtete Junkers schließlich seine zentrale Wartungs- und Reparaturwerkstatt ein, vor allem produzierte man die Junkers F 13, das erste Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt. Die F 13 war ein einmotoriger Tiefdecker, der vier Passagieren in einer geschlossen Kabine Platz bot. Das erste Exemplar flog im Juni 1919, insgesamt wurden ca. 330 F 13 hergestellt, wovon etwa 110 in Deutschland zugelassen waren, die Reisegeschwindigkeit betrug 140 km/h, die Reichweite immerhin schon 1200 km.[3]

Auch die Junkers G 23 und G 24 – direkter Vorgänger der berühmten Ju 52 - wurde in einer der Normalflugzeughallen gefertigt, vermutlich aber nur das Modell G 23. Das Verhältnis von G 24 zu G 23 verdeutlicht anschaulich die Probleme der deutschen Flugzeugindustrie nach 1918: Die Internationale Luftfahrt-Überwachungskommission lehnte die 1923 entworfene G 24 mit drei 144 KW-Motoren ab, da ihre Leistung dem Versailler-Vertrag widersprach. Daraufhin entstand ein Alternativentwurf mit nur einem 144 KW-Motor im Bug und zwei 118 kW starken Motoren an den Tragflächen. Insgesamt bot das Flugzeug Platz für 9 Passagiere in bequemen Einzelsitzen und 2 Mann Besatzung. Die Kabine verfügte über Beleuchtung und Heizung. Im hinteren Teil der Kabine befanden sich der Gepäckraum und eine Nasszelle mit Toilette und Waschbecken. Die meisten G 23 wurden in der schwedischen Tochterfirma der Junkers-Flugzeugwerke, der AB Flygindustri in Limhamn, auf den Stand der G 24 umgerüstet und kamen mit ausländischer Zulassung wieder zurück nach Deutschland. Nach dem Wegfall der Baubeschränkung im Mai 1926 entfiel diese Praxis. Am bekanntesten wurde dieser Typ durch den 20.000 km langen Flug zweier Lufthansa-Maschinen von Berlin nach Peking vom 24. Juli bis 8. September 1926. Am 26. September 1926 landeten die beiden Maschinen wieder wohlbehalten in Berlin.[3]

Stationiert, aber nicht mehr in Fürth gebaut, war das erste in größerer Stückzahl produzierte Ganzmetall-Sportflugzeug, die Junkers A 50 Junior. Ein relativ hoher Preis (16 200 RM) für das Flugzeug und die damalige Wirtschaftskrise verhinderten eine größere Verbreitung der „Junior“. Spektakuläre Fernflüge bewiesen die Robustheit dieses zweisitzigen Sportflugzeuges, insbesondere Marga von Etzdorfs Alleinflug von Berlin nach Tokio (10.000 km in 11 Flugtagen) im Jahre 1931. Eine in Fürth stationierte Maschine des Typs steht heute im Deutschen Museum München.[3]

Die Einzelkomponenten der Flugzeuge wurden mittels der sog. "Flugplatzbahn" angeliefert. Weitere Arbeitsplätze entstanden durch die Fertigung von Schwimmern für die Wasserflugzeug-Varianten der vorgenannten Muster. Die Junkers-Ära sollte allerdings nicht lange anhalten, denn bereits im Jahr 1929 räumte das Dessauer Unternehmen die Fürther Werfthalle wieder.

Flughafen Nürnberg-Fürth - Das Ende der Zivilluftfahrt

Hermann Köhl (im Ledermantel) und rechts Theo Croneiß, jeweils mit Familie, auf dem Flughafen vor einer Maschine der Nordbayerischen Fluggesellschaft
Postkarte zur Flugwoche 1933

Die Politik läutete schließlich das Ende der gut laufenden Zivilluftfahrt in Fürth ein. 1926 erhöhte man die Ansprüche an die Flughäfen des Reiches, was in Fürth zu einer Fülle von Umbaumaßnahmen geführt hätte. Dies begann bei der mangelnden Anbindung an die beiden Stadtzentren, ging über die Enge auf dem Gelände (schließlich fand der gesamte Flughafenbetrieb im Werftgebäude statt) bis hin zu den inzwischen zu klein gewordenen Flugzeughallen. Da Fürth aus wirtschaftlichen Gründen die nötigen finanziellen Mittel für diese Investitionen nicht aufbringen wollte, entschied die Stadt Nürnberg im Jahr 1927 nicht gerade begeistert, einen eigenen Flughafen auf ihrem Gebiet zu errichten. Bis zur Fertigstellung des Flughafens am Nürnberger Marienberg sollte der Flugverkehr in Atzenhof aufrecht erhalten werden. Da sich Fürth allerdings außerstande sah, weiter für die Kosten aufzukommen, übernahm Nürnberg ab 1928 den Unterhalt und benannte den Flughafen in „Nürnberg-Fürth“ um.

Der Fürther Flughafen erlebte aber in den letzten fünf Jahren seines "Zivillebens" noch einige Höhepunkte. Neben den Besuchen der Ozeanflieger Hermann Köhl und Freiherr von Hünefeld war auch Fliegerass und Kunstflieger Ernst Udet mehrmals in Fürth, wo er seine Flugakrobatik vorführte. Neben großen Persönlichkeiten fanden sich auch große - für damalige Verhältnisse riesige - Flugzeuge ein. 1931 besuchte die Junkers G 38 Fürth zum ersten Mal. Diese war ein doppelstöckiges Flugzeug und bot Platz für 34 Pasagiere. Mit einer der beiden gebauten G 38 flog die SpVgg Fürth 1933 zu einem Ligaspiel gegen Hertha BSC Berlin. Auf dem Flug gab es schwere Turbulenzen, dennoch gewannen die Fürther mit 3:2. Dies soll der erste Flug einer deutschen Fußballmannschaft zu einem Auswärtsspiel gewesen sein. Auch die berühmte Junkers Ju 52 war ab 1933 regelmäßiger Gast in Fürth. Die Deutsche Luft Hansa setze die "Tante Ju" nämlich als Schnellverkehrsflugzeug auf ihrer Strecke München - Berlin ein, die mit einer Zwischenlandung in Fürth bedient wurde.

Pfingsten 1933 wurde in Fürth auch die "Erste NSFK-Flugwoche" , eine vermutlich bereits paramilitärische Veranstaltung, abgehalten.

Am 20. August 1933 schließlich endete der zivile Flugbetrieb in Fürth-Atzenhof, denn an diesem Tag zogen die Fluggesellschaften auf den fertig gestellten Flughafen Nürnberg-Marienberg um.

Erneute militärische Nutzung

Nach Ende der Zivilluftfahrt wurde das Gelände sofort wieder militärisch genutzt. Zwar wurde die Deutsche Luftwaffe erst 1935 offiziell gegründet, doch bereits in den beiden Jahren zuvor begann eine paramilitärische Aktivität durch Gründung von Fliegervereinen und Firmen. Die "Sportflug GmbH" und die "Reklamestaffel Süddeutschland" führten bereits vor 1935 die Ausbildung von Piloten für die künftige Luftwaffe durch. Die einzige erhaltene und im Deutschen Museum München ausgestellte Messerschmitt M17 trägt am Seitenleitwerk noch die Aufschrift "Sportflug GmbH Fürth -Fliegerschule". Desweiteren war zumindest ein Horten-Nurflügelflugzeug HII zeitweilig in Fürth stationiert und von der Fürther NSFK-Gruppe wurden auch einige Muster (vermutlich 3 stck) des Nachfolgemodells Horten HIII gebaut.

Ab 1933 wurde in Fürth auch eine Flak-Abteilung aufgestellt, die nach 1935 als I./Flak Reg. 8 "Fürth" geführt wurde.

Ein und zweisitzige Bf 109 mit Winter-Tarnung
Die "neue Flugwerft", erbaut 1935

Bald folgten auch weitere Bauarbeiten, um die Infrastruktur auf dem Fürther Fliegerhorst den modernen Erfordernissen anzupassen. In den Jahren 1934 und 1935 entstanden so zwei Flugzeughallen, eine neue Werft, ein Feuerwehr- und ein Befehlsgebäude. Auch eine Vielzahl neuer Kasernengebäude wurde errichtet. Dabei ist das Befehlsgebäude neben dem Krankenhaus das einzige Fürther Gebäude im Bauhausstil. Durch die Ausbauten verlagerte sich der Schwerpunkt des Flugplatzes nach Norden. Um diesem gerecht zu werden, wurde eine neue Einfahrt errichtet, die die frühere - im Knick der Vacher Straße (damals Flughafenstraße) - ablöste. Das an dieser Einfahrt entstandene Wachgebäude wurde 2007 abgerissen.

Nach der Enttarnung der Luftwaffe entstand in Fürth eine Flugzeugführerschule A/B, die mit theoretischer und praktischer Ausbildung ihren Betrieb aufnahm. Im April 1937 wurde diese Einheit zu einer Flugzeugführerschule C ausgebaut, die nun auch mit mehrmotorigen Flugzeugen flog und ausbildete. Auch Nacht- und Blindflugschulung erfolgte in Fürth. Auch hier spielte die Ju52 eine wichtige Rolle. Als Verbandskennzeichen erhielten die Flugzeuge der Flugzeugführerschule das Fürther Kleeblatt. Dieses Wappen behielten sie auch, als die Schule bei Kriegsbeginn nach Wiener Neustadt umzog.

Düsenjäger Me 262 in Fürth

1938 Bei einem Vorbereitungsflug für einen Rekordflug mit dem 3.Prototyp der Junkers Ju 88 fällt am 24. Februar 1938 einer der Motoren aus. Bei der anschließenden Notlandung in Fürth verunglückte die Maschine, Pilot und Bordingenieur kamen ums Leben.


Im Jahr 1940 hielt die Jagdfliegerschule 4, die am 19. März 1943 zum Jagdgeschwader (JG) 104 umbenannt wurde, ihren Einzug in Fürth. Von nun an lag der Ausbildungsschwerpunkt bei den Jagdpiloten, schwerpunktmäßig bei denen, welche die Messerschmitt Bf 109 fliegen sollten. Der Hauptstützpunkt der Einheit befand sich allerdings in Herzogenaurach, Nebenplätze waren Roth, Buchschwabach, Unterschlauersbach und Deiningen.Das JG 104 stellte auch einen kleinen Einsatzverband, bestehend aus einer Staffel Bf 109 und angeblich auch zwei Nachtjägern vom Typ Dornier Do 217. Für Aufsehen sorgte auch die Landung einer Messerschmitt Me 262 - dem ersten Düsenjäger der Welt - im Jahr 1944. Die fliegerische Ausbildung ging noch bis März 1945, dann legte der Treibstoffmangel den Flugbetrieb lahm. Ein großer Teil der Flugschüler und des technischen Personals war zu diesem Zeitpunkt bereits zum Infanterieeinsatz an die Ostfront verlegt worden. Es gibt Hinweise, daß in den letzten Tagen vor der Übergabe Teile der II./JG6.in Fürth landeten. (Fw 190D-9 Werknummer 500570)


Erbeutete Fw190A und Bf109G vor einer amerikanischen P51D Mustang

Der Flugplatz Atzenhof überstand den Krieg nahezu unbeschädigt. In Fürth war nur der Werksflugplatz der Firma Bachmann & Blumenthal auf der Hardhöhe bombardiert worden. Doch auch dem Ungehorsam des Fliegerhorstkommandanten war es zu verdanken, dass die Bausubstanz den Krieg überlebte. Er ließ die angeordnete Sprengung der Betriebsgebäude nicht durchführen und bewahrte die historischen Gebäude vor der Zerstörung.

Als Fürth am 19. April 1945 an die Amerikaner übergeben wurde, besetzte die US-Army auch das Gelände des Fliegerhorstes. Die vielen in Fürth vorgefundenen Flugzeuge - hauptsächlich Bf 109, FW 190, Junkers Ju 87 "Stuka" sowie div. Schulflugzeuge - wurden in eine nahe liegende Sandgrube geschoben und bildeten so die Grundlage für den heutigen "Solarberg".

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die 2007 abgerissene, ehemalige Wache

In der Folge beherbergte die Kaserne, die 1949 von den Amerikanern nach einem bei der Landung in der Normandie gefallenen Leutnant in "Monteith-Barracks" benannt wurde, zunächst eine kleinere Fliegereinheit und verschiedene Infanterieregimenter, später eine Hubschrauberstaffel und Teile der 1. Panzerdivision. Mit dem Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals reduzierte sich die Größe der Kasernenanlagen, und die Panzerbataillone wurden durch eine Transport- und Sanitätseinheit abgelöst. Die Amerikaner waren es auch, die im nördlichen Teil des Flugfelds einen Golfplatz einrichteten, der noch heute bespielt wird.

Die Nutzung der Gebäude durch die Amerikaner trug maßgeblich dazu bei, dass sie sich heute zum Teil noch in gutem Zustand befinden. Als "Verluste" dieser Zeit sind nur eine der beiden verbliebenen Normalflugzeughallen aus dem Ersten Weltkrieg und das 1971 abgebrannte Offizierskasino zu verbuchen. Die Werft von 1918 erhielt neue Fenster, dafür wurden die dreieckigen Oberlichter entfernt und durch plane Plexiglasfenster ersetzt.

Neubauten in der Flughafenstraße, 2013

Als die Amerikaner am 15. September 1993 die Kasernenanlage wieder an die Bundesrepublik zurückgaben, wurde die Flugwerft unter Denkmalschutz gestellt. Nur wenige Gebäude wurden seitdem einer neuen Nutzung zugeführt. Die Werft von 1918 beherbergt inzwischen ein Filmstudio, die "Neue Werft" von 1935 ist inzwischen als "Horsepark Fürth" die Heimat eines Reitvereins und die beiden Flughallen von 1935 dienen als Lagerhallen für Firmen. In der ehemaligen Wache der Flughafenfeuerwehr fanden Proberäume für Bands eine Unterkunft und auch das Befehlsgebäude ist inzwischen saniert und von einer Firma genutzt. Weite Teile der Kasernengebäude sind inzwischen dem Abriss zum Opfer gefallen, ebenso wie die markante Wache, die die Einfahrt über mehr als 50 Jahre beherrscht hatte.

In Neubauten sind inzwischen weitere Firmen beheimatet, ebenso wie ein Kindergarten, eine Schule und die Fürther Volksbücherei.

Beschreibung der Baudenkmäler

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Objekt
Ehemaliger Flughafen Nürnberg-Fürth
Geokoordinate
49° 29' 47.63" N, 10° 57' 26.11" E, 49° 29' 56.47" N, 10° 58' 9.12" E

Flughafengelände

Nach dem Zweiten Weltkrieg Monteith Barracks, um 1916 als Militärstützpunkt errichtet, 1920 bis 1933 als Flughafen in Betrieb; Ehemaliges Empfangsgebäude und Flugwerft (Gebäude Nr. 254), zweigeschossiger, dreiflügeliger und verputzter Stahlbetonbau mit Walmdach, mittigem Eingangspavillon mit Freitreppe an der Ostseite und großer, zwischen den Gebäudeflügeln eingespannter Halle in Eisenbeton-Bogenträger-Konstruktion, barockisierend, 1917/18, erneuert; Ehemalige Kraftwagenhalle (Gebäude Nr. 279), langgestreckter, erdgeschossiger Satteldachbau, gleichzeitig; Ehemaliges Materialienlager (Gebäude Nr. 280), langgestreckter, ein- bis zweigeschossiger und traufseitiger Satteldachbau mit rustiziertem Erdgeschoss, gleichzeitig; Ehemalige Normalflugzeughalle (Gebäude Nr. 257), langgestreckter Eisenbetonbau mit flachem Pultdach und vorstehenden Eisenträgern, nach Musterplänen des „K. Bauausschuss für Fliegerstationen - Berlin“, um 1917, modern verändert; Ehemaliger Flugzeughangar (Gebäude Nr. 259), Ziegelsteinbau mit breit gelagerter Gitterfachwerk-Dachträgerkonstruktion, um 1935/40, modern verändert; Ehemaliger Flugzeughangar (Gebäude Nr. 261), Ziegelsteinbau mit breit gelagerter Gitterfachwerk-Dachträgerkonstruktion, um 1935/40, modern verändert; Ehemalige Flugwerft und Hangar (Gebäude Nr. 252), Ziegelsteinbau mit breit gelagerter Gitterfachwerk-Dachträgerkonstruktion, um 1935/40, modern verändert; Ehemalige Feuerwehrstation (Gebäude Nr. 258), zweigeschossiger, traufseitiger und geschlemmter Backsteinbau mit Satteldach, um 1934/35; Ehemaliges Flugleitgebäude (Gebäude Nr. 260), zweigeschossiger, traufseitiger Satteldachbau mit dreigeschossigem Turmanbau an der Westseite und erdgeschossigen Anbauten an der Ostseite, um 1934/35, modern verändert.

Umfeld

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Objekt
Bunker, Stollensystem
Geokoordinate
49° 29' 47.63" N, 10° 57' 26.11" E, 49° 29' 56.47" N, 10° 58' 9.12" E

Ehem. Funkbunker, Stollensystem in Form eines Rundgangs und eines langgestreckten Stollens in östlicher Richtung, mit zeltartigem Betonschutzdach, um 1943 (im Bayerischen Denkmalatlas nicht kartiert).

Literatur / Medien

  • Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934 - 1945 und was davon übrig blieb. Band 8 Bayern/Luftgau XIII Nürnberg, VDM Heinz Nickel Zweibrücken 2013, S. 91 - 121.
  • Am Himmel über Fürth - Fliegereigeschichte auf der Atzenhofer Heide. Fernsehreportage der Redaktion point, Otto-Seeling-Promenade 2-4, 90762 Fürth, August 1996.
  • M. Vitzithum: Flughafen an der Vacher Straße - im Internet.
  • Renate Trautwein, Oliver Wittmann: Lernt Fliegen ! In Fürth-Atzenhof. Die Geschichte eines in Vergessenheit geratenen Fliegerhorsts. Nürnberg: emwe-Verlag, 2011, 190 S., ISBN 978-3-932376-80-1.
  • Peter Frank: Die Verunglückten und Verstorbenen der Bayerischen Fliegerersatzabteilung (FEA) Nr. 2, Militärfliegerschule 3 in Fürth-Atzenhof - PDF.
  • Horten/Seliger: "Nurflügel: Die Geschichte der Horten-Flugzeuge 1933 - 1960". H. Weißhaupt-Verlag Graz, 2012 (7. Auflage)

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

  • Bilder auf Luftfahrtstätten.de

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Fliegen, nur fliegen, Fürth, 2003, S. 29 - 56
  2. Eröffnung des südeuropäischen Luftverkehres, Meraner Zeitung vom 25. April 1925 online-Digitalisat
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Alexander Mayer: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft (Buch), S. 90 ff.

Bilder

Bausubstanz von 1917/18:


Bausubstanz von 1934/35:

Wandmalereien der Ausbildungsschule für Unteroffiziere der US-Army:

Sonstige: