Friedrich Friedreich

Karl Friedrich Friedreich (geb. 29. Februar 1828 in Würzburg; gest. 26. März 1895 in Würzburg) war von 1866 bis 1872 Stadtbaurat in Fürth.

LebenBearbeiten

Sein Vater war der namhafte Gerichtsmediziner und Dichter Johann Baptist Friedreich. Als dieser die Gerichtsarztstelle in Straubing ausübte (1838–1843) ging Friedrich Friedreich auf das dortige kgl. Gymnasium und die lateinische Schule.[1] Die Familie zog dann nach Ansbach; dort besuchte er die 4. Klasse der kgl. lateinischen Schule.[2]

Im Jahr 1844 begann Friedreich seine Ausbildung in der gewerblichen Abteilung der kgl. technischen Lehranstalt in Nürnberg, wo er den 2. Kurs belegte.[3] Nach dem 3. Kurs an dieser Einrichtung im Schuljahr 1845/46[4] folgte bis zum Jahresende 1846 der Besuch des 1. Kurses an der polytechnischen Schule in Nürnberg.[5] Den Kurs setzte er ab Neujahr 1847 an der kgl. polytechnischen Schule in München fort.[6] In diesem Jahr unternahm er seine erste Italienreise, bei der er prägende Kunsteindrücke erlebte. In den beiden Folgejahren absolvierte er die Kurse 2 und 3 der Münchener polytechnischen Schule.[7][8] Im Anschluss nahm er im Studienjahr 1849/50 am Ingenieurkurs dieser Schule teil.[9] Im Abschlussjahr 1850 besuchte Friedreich auch die Königliche Akademie der Bildenden Künste München im Fach Baukunst.[10]

Noch im gleichen Jahr wurde er auf Veranlassung der kgl. Behörden direkt von der polytechnischen Schule als Ingenieur-Praktikant zum Bau der Ludwigs-Westbahn nach Schweinfurt beordert. Bald nach Fertigstellung der Westbahn – die durchgängige Verkehrsaufnahme erfolgte im Oktober 1854 – ging er 1856 zur neu gegründeten kgl. privilegierten Aktiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen als zweiter Bauingenieur der Gesellschaft nach Hersbruck.[11] Nachdem der Streckenabschnitt Nürnberg – Hersbruck im Mai 1859 dem Verkehr übergeben wurde, endete seine Tätigkeit im Eisenbahnbau. Er wurde nun Assistent an der kgl. Baubehörde Ochsenfurt; dort war er für die Sprengel der Bezirksämter Ochsenfurt und Kitzingen zuständig.[12] Bald darauf war er in gleicher Position an der kgl. Baubehörde Würzburg II für die Stadt Würzburg und den Sprengel der Bezirksämter Würzburg und Karlstadt tätig.[13] Mit Unterstützung der Baubehörde reiste er 1865 nach Frankreich und Italien.

Im Verlauf des Mainfeldzuges im Deutschen Krieg von 1866 kam es Ende Juli zu Gefechten bei Würzburg mit zahlreichen Verwundeten. Zu deren medizinischer Versorgung ließ Friedreich aus ersammelten Mitteln ein Lazarett in der Würzburger Schule zum ehemaligen Stift Haug einrichten.[14][11]

Als Bauassistent von Würzburg stellte sich Friedreich der Fürther Bauratswahl, am 6. August 1866 wählte ihn der Magistrat. Die Gemeindebevollmächtigten aber lehnten den Beitritt zum Magistratsbeschluss ab und bestanden auf ihrem Recht der eigenständigen Wahl. Das Ergebnis bestätigte jedoch den Magistrat, Friedreich erhielt 21 Stimmen und nur 1 Gegenstimme.[15] Die städtische Bauratsstelle war mit einem Funktionsgehalt von 1200 Gulden ausgestattet. Die Wahl erlangte am 18. Oktober 1866 die königliche Bestätigung.[16]

1872 wurde Friedrich Friedreich zum kgl. Bauamtsassessor beim Landbauamt Nürnberg ernannt. Von dort wechselte er wieder nach Würzburg, am 2. März 1876 erhielt er die höher dotierte Stelle eines Bauamtmannes beim Landbauamt Würzburg.[17][18] Daneben bekam er die Lehrbefugnis für Baukunde und Baurecht an der Königlichen Kreisgewerbschule Würzburg.[19]

Er war auch Gründer eines Hilfswerks für verwundete Soldaten. Überdies unterstützte er die örtliche Kultur- und Kunstszene, so stellte er auch seine Bauentwürfe für Schloss Gaildorf der Grafen Pückler-Limpurg und die Villa Berolzheimer in Fürth für eine Ausstellung des Fürther Kunstvereins zur Verfügung.[20]

FamilieBearbeiten

Friedrich Friedreich war dreimal verheiratet. Seine erste Ehefrau, Therese Rincker aus Tauberbischofsheim, starb 1861 in Marktsteft im Alter von 30 Jahren und hinterließ neben dem Witwer die Kinder Oscar, Malwina und Eugen Friedreich.[21][22] Sohn Eugen verstarb im Kindesalter.

Am 6. November 1867 verehelichte sich Friedreich mit der Tochter des Fürther Fabrikanten Joseph Nabholz und seiner Frau Margaretha, wohnhaft Marktplatz 8 (heute Gustavstraße 58), Maria Magdalena, genannt Madlon, Nabholz (geb. 11. Februar 1837 in Fürth).[23][24][25] In dieser Ehe – das Paar wohnte in der Friedrichstraße 1 (heute Nr. 3) – kamen die Söhne Alfred und Hermann Friedreich in Fürth zur Welt. Bereits keine vier Jahre später, am 13. Mai 1871, starb seine zweite Ehefrau, die auf dem alten Friedhof an der Nürnberger Straße beigesetzt wurde.[26]

Bald darauf heiratete er zum dritten Mal, wohl Ende September 1872 in München vermählte er sich mit Kunigunde Heindel (geb. 8. Juli 1845 in Rauschenberg bei Neustadt an der Aisch).[27][28] Über Kinder aus dieser Ehe ist (derzeit) nichts bekannt.

WerkeBearbeiten

 ObjektArchitektBauherrBaujahrAkten-Nr.Baustil
Hallemannstraße 2; Hallemannstraße 2aEhemaliges Israelitisches Waisenhaus mit Synagoge, jetzt Wohnhaus mit SynagogeFriedrich Friedreich1868D-5-63-000-371Klassizismus
Hirschenstraße 35; Ottostraße 2Ehemalige Ottoschule, jetzt StadtmuseumFriedrich Friedreich1867ehem. D-5-63-000-1048Klassizismus
Maxstraße 25 (ehemals)Villa BerolzheimerFriedrich FriedreichHeinrich Berolzheimer1867
1868
Neurenaissance
StadtmuseumStadtmuseumFriedrich Friedreich1867ehem. D-5-63-000-1048Klassizismus
WaisenschulEhemaliges Israelitisches Waisenhaus mit Synagoge, jetzt Wohnhaus mit SynagogeFriedrich Friedreich1868D-5-63-000-371Klassizismus

Friedreich beteiligte sich an namhaften Architektenwettbewerben und Kunstausstellungen, so u. a. für den im August 1867 ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Neubau des Berliner Doms. Als einer von 57 Teilnehmern reichte „Friedreich in Fürth“ gleich zwei Entwürfe auf 4 bzw. 5 Blatt Zeichnungen ein, welche die Dombaujury aber beide als „Arbeiten aus dem vorigen Jahrhundert und für die vorliegende Konkurrenz mit neuen Aufschriften versehen zu sein“ beurteilte.[29]

Die bayerische Staatsregierung reichte zur Weltausstellung 1873 in Wien die von Friedreich erstellten Baupläne des Schulgebäudes der damaligen Hirschengasse 15 (heute Stadtmuseum) und weitere Pläne seiner Fürther Neubauten ein, die ausgestellt und mit einer Medaille prämiert worden sein sollen.[30]

Nach seinem Entwurf ist 1872 das Grabdenkmal mit Viktoria-Figur auf dem Friedhof, dem heutigen Stadtpark, errichtet worden.[31][32]

VeröffentlichungenBearbeiten

Baufachliche WerkeBearbeiten

  • Renaissance-Bauten – Eine Sammlung von Villen, Schlössern und öffentlichen Gebäuden in Façaden, Grundrissen, Durchschnitten und Details pojectirt und ausgeführt, Halle 1869/70
  1. Heft: Villa an der Rosenau in Nürnberg
  2. Heft: Palais auf dem Bahnhof-Vorplatz in Fürth
  3. Heft: Schloss für Graf Pückler-Limburg in Gaildorf – Villa an der Schwabacher-Strasse bei Fürth

Poetische WerkeBearbeiten

Ferner betätigte sich Friedreich auch als Dichter, er gab eigene Lieder und Gedichtsammlungen heraus:

  • Aus lichten Höhen, Paderborn 1892

WeblinksBearbeiten

Siehe auchBearbeiten

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. Jahresbericht über das kgl. Gymnasium und die lateinische Schule in Straubing für das Studienjahr 1839/40
  2. Verzeichnis der sämtlichen Schüler des Königlichen Gymnasiums und der Königlichen Lateinischen Schule zu Ansbach im Studien-Jahre 1842/43, S. 12 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  3. „Jahresbericht über die technischen und landwirthschaftlichen Lehranstalten in Nürnberg bekannt gemacht am Schlusse des Schuljahres 1844/45“, S. 22 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  4. „Jahresbericht […] des Schuljahres 1845/46“, S. 27 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  5. „Jahresbericht […] des Schuljahres 1846/47“, S. 26 – Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  6. Jahresbericht der […] königl. polytechnischen Schule zu München für das Schuljahr 1846/47, S. 61 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  7. Jahresbericht der königl. polytechnischen Schule […] zu München für das Schuljahr 1847/48, S. 67 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]
  8. Jahresbericht der königlichen polytechnischen Schule zu München für das Studienjahr 1848/49, S. 13 – Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  9. Jahresbericht […] für das Studienjahr 1849/50, S. 18 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  10. Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste München, Band 2, München 1884, Matrikel-Nr. 818 vom 28. April 1850 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  11. 11,0 11,1 Stichpunktartiger Lebenslauf von Friedrich Friedreich, Sammlung S. Friedreich (Ururenkelin)
  12. J. V. Grübel: „Amts-Handbuch für den k. bayer. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg.” Würzburg 1862, Abschnitt B a), V., Nr. 9, S. 37
  13. J. V. Grübel: „Amts- und Adreß-Handbuch für den k. bayer. Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg.” Würzburg 1865, Abschnitt B a), V., Nr. 9, S. 59
  14. Bericht über die Kranken und Verwundeten in den Würzburger Spitälern. Bayerische Zeitung (Münchener politische Zeitung) vom 17.08.1866 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  15. Der Fortschritt auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, Nr. 218/1866 vom 9. August 1866, Rubrik „Local-Chronik“ - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  16. Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Mittelfranken 1866, Ansbach 1866, S. 1448
  17. Amtsblatt des Königlichen Staatsministeriums des Innern 1876, München 1876, S. 149 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  18. Bekanntmachung vom 28. März 1876 über die Verwaltung des k. Landbauamtes Würzburg, „Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Unterfranken und Aschaffenburg für das Jahr 1876.“, S. 392
  19. Jahresbericht der Königlichen Kreisgewerbschule Würzburg und der mit ihr verbundenen technischen Fach- und Berufsschulen für das Schuljahr 1876/77. Würzburg 1877 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  20. Fürther Tagblatt - Generalanzeiger für Fürth und Umgegend, Nr. 272/1869 vom 13. November 1869 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  21. Traueranzeige für Therese Friedreich, geb. Rin[e/c]ker vom 1. Juli 1861, Würzburger Abendblatt Nr. 157/1861 vom 3. Juli 1861 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  22. Anzeige zur Danksagung für die Anteilnahme vom 4. Juli 1861, Würzburger Stadt- und Landbote - allgemeiner Anzeiger für Würzburg und Umgebung Nr. 161/1861 vom 8. Juli 1861, S. 1023 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  23. Geburtsregister St. Michael 1833 – 1838, S. 518, Nr. 56
  24. Wiederverehelichungserlaubnis für Ehe mit Fabrikantentochter Maria Magdalena Nabholz vom Oktober 1867, Würzburger Journal Nr. 250/1867 vom 19. Oktober 1867 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  25. Bevölkerungsnachrichten: Getraute vom 3. bis 9. November 1867, Der Fortschritt - Fürther Abendzeitung, Rubrik, Nr. 293/1867 vom 13. November 1867 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  26. Sterberegister St. Michael 1871 – 1876, S. 29, Nr. 281; Dr. Kiderlin stellte als Todesursache Gehirnentzündung (Enzephalitis) fest, die Beerdigungszeremonie nahm Pfarrer Lehmus vor
  27. Kirchenbuch Oberhöchstädt, Taufen 1815 – 1850, Bd. 3, S. 195
  28. Familien-Nachrichten - Getraute: Heirat mit Kunigunde Heindel aus Rauschenberg, Der Bayerische Landbote Nr. 234/1872 vom 4. Oktober 1872 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  29. Hubert Stier: Der neue Dom zu Berlin und die Ausstellung der Konkurrenz-Entwürfe zu demselben. Deutsche Bauzeitung Nr. 1–13, Berlin, Januar bis März 1869, S. 6 und Nr. 15, 8. April 1869, S. 171
  30. lt. Biografie Friedrich Friedreich 1828–1895, Sammlung S. Friedreich (Ururenkelin); in dem „Bericht über die Betheiligung Bayerns an der Wiener Weltausstellung 1873. Mit Benutzung amtlicher Quellen herausgegeben vom Bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg.“ Nürnberg, 1874 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek) findet sich keine explizite Erwähnung
  31. Barbara Ohm: Die Viktoria im Fürther Stadtpark, Fürther Geschichtsblätter 1/2004, S. 24
  32. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer Gedenktafel dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines Grabmonuments für die dahier verstorbenen Krieger, Bericht der Stadt vom 27. Februar 1875 an die Kgl. Commandantur Ansbach für eine Veröffentlichung des Staatsanzeigers über die Denkmäler in Bayern für die Gefallenen des Krieges 1870/71: „Der Entwurf des Denkmals ist von dem damaligen Städtischen Baurath Friedrich Friedreich dahier.“

BilderBearbeiten