Herbert Hisel

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Herbert Hisel (geb. 22. Juni 1927 in Nürnberg [1], gest. 21. September 1982 nahe Toronto, Kanada) war in den 1960er und 1970er Jahren des 20. Jahrhunderts der bekannteste fränkische Humorist. Markenzeichen des von der Bevölkerung "Herbertla" genannten Komikers war seine stetige Beteuerung "Jou werkli" am Ende fast jeden Satzes. Seine mit Komik und Witz in fränkischer Mundart gespickten Vorträge brachten dem Redekünstler acht Goldene Schallplatten ein.

Leben

Hisel wurde 1953 mit seinem ersten Auftritt als Büttenredner sofort Stadtgespräch. Die Tücken eines gemimten "Faltbootfahrers" sollten noch Jahre später das närrische Publikum begeistern. Hisel studierte Maschinenbau und wurde als Ingenieur bei der Grundig AG im Werk Nürnberg-Langwasser eingestellt. Hier notierte er Klatsch und Begebenheiten des Alltags im Mikrokosmos einer Weltfirma. In seiner Freizeit trat er als Komiker auf. Er erzählt "Gschichtla" auf Betriebs- und Weihnachtsfeiern, bei Vereinsfesten, schließlich im Geismannsaal. Diese Termine nahmen überhand. 1961 gab er seinen Abteilungsleiterposten auf und entschied sich dafür, als Berufskomiker durchs Leben zu gehen.

Herbert Hisel liess sich als Präsident in den Elferrat der "Nürnberger Trichter Karnevalsgesellschaft e. V. 1909" wählen. Fünf Jahre lang moderierte der Komiker die Karnevalssitzungen des Vereins. 1966 beendete er sein Amt als Aktiver im Fasching, tat dies aber standesgemäß mit der Rolle des Faschingsprinzen Herbertla I..

Mit Jahrgang 22 kam 1963 die erste Single mit Herbert Hisel auf den Markt und wurde ein großer Erfolg. Weitere Plattenaufnahmen mit ihm stiessen in den 1960er Jahren auf eine grosse Nachfrage. Ab 1967 reizten den Komiker neben seinen abendlichen Darbietungen vor Publikum auch Filmauftritte. Die Mitwirkung in seichten Klamauk-Sexstreifen der im Kino einsetzenden Sexfilmwelle ist kein Tabu für ihn.

Am 3. September 1969 überlebt Hisel einen Absturz mit seinem Privatflugzeug schwer verletzt. Im Folgejahr beginnt er eine Theatertournee, die ihn bis nach Nordamerika führt. 1975 flieht der Humorist vor mehreren hunderttausend Mark Steuerschulden nach Kanada. Dort und in den USA bestreitet er mit Auftritten vor Deutschstämmigen seinen Lebensunterhalt. Er gleicht die Steuernachforderungen des deutschen Fiskus aus. Anschließend versucht er 1978 in der Bundesrepublik ein Comeback. Es erscheint auch eine neue Langspielplatte. Die gewohnten Erfolge bleiben aber aus. Seine Art von Humor kommt nicht mehr an, manches ist ein Aufguss von früher oder Stammtischwitz. Enttäuscht zieht er sich wieder zurück nach Amerika, wo ihn das deutschsprachige Publikum hofiert. Am Steuer seines Autos ereilt ihn 1982 in Kanada ein tödlicher Herzinfarkt mit einem schweren Verkehrsunfall als unmittelbare Folge. Er erhält seine letzte Ruhestätte auf dem Nürnberger Westfriedhof. Im Frühjahr 2006 wurde das Grab aufgelassen.

Im Oktober 2007 wurde im Rundfunkmuseum eine Ausstellung über Herbert Hisel eröffnet.

Legenden um den Geburtsort

Zum 25. Todestag des Humoristen entstand eine Diskussion, wo Hisel geboren wurde - in Fürth, oder in Nürnberg? Die Sprecherin der Stadt Fürth vertrat anlässlich einer Ausstellung über Herbert Hisel im Rundfunk Museum die Auffassung, dass Fürth sein tatsächlicher Geburtsort sei. Diese wurde unterstützt von seiner 2. Ehefrau, der österreichischen Schauspielerin Sissy Löweinger - die ebenfalls den Standpunkt vertrat, das Hisel in Fürth geboren sei. Dem Widersprach seine erste Frau Ingeborg Hisel energisch, so dass schließlich 2007 die Geburtsurkunde beim Standesamt im Archiv 25 Jahre nach seinem Tod gesucht wurde. Die Geburtsurkunde ergab, dass Herbert Hisel tatsächlich in Nürnberg auf die Welt kam - und kein Fürther war. Die Pressesprecherin der Stadt Fürth - Susanne Kramer - nahm gegenüber der Presse "zähneknirschend" die Tatsache an, stellte aber trotzdem fest: "Es ist ja nicht so entscheidend, ob er ein Nürnberger oder Fürther ist - Franke ist er allemal."[2]

Plattenaufnahmen (Auswahl)

  • Am Stammtisch is mein Stammplatz
  • Auf dem Oktoberfest
  • Auf Kreuzfahrt
  • Auf Safari
  • Bayerische Landler
  • Bayern Polka
  • Beim Oktoberfest
  • Der Astronaut
  • Der Berufsamateursportler
  • Der Bundesligastar
  • Der Bundestagskandidat
  • Der Campler
  • Der Dienstmann
  • Der Feuerwehrmann
  • Der Filmstar
  • Der Führerschein
  • Der Gammler
  • Der Hotelportier
  • Der Kassenpatient
  • Der Kegelbruder
  • Der letzte Arbeitslose
  • Der Manager
  • Der Mopedfahrer
  • Der Obergefreiter Hisel
  • Der Pechvogel
  • Der Reiseleiter
  • Der Stammtischbruder
  • Der Strohwitwer
  • Der Superagent
  • Der Unteroffizier Hisel
  • Der Urlauber
  • Der Wintersportler
  • Der Wohnungsbesitzer
  • Der Wohnwagenbesitzer
  • Der Wurstsalat
  • Des is a net grad des G’sündeste
  • Die Axt im Hause...
  • Die Herrenpartie
  • Die Preise sind schlimmer als die Preußen
  • Ein Familienausflug
  • Herbert Hisel's Goldene Schallplatte
  • Humor, Schlag auf Schlag
  • Ich hab' mei Alte nur im Kopf
  • Ich möcht' gern an den Biersee
  • Im Manöver
  • In Amerika
  • Ja, wo is er denn
  • Jahrgang 22
  • Jou werkli
  • Poculator-Stimmung (Mitschnitt von der Poculator-Eröffnung im Geismannsaal)

Filmauftritte

  • 1967 – Heubodengeflüster
  • 1968 – Paradies der flotten Sünder
  • 1969 – Liebe durch die Hintertür
  • 1970 – Hurra, ein toller Onkel wird Papa
  • 1970 – Frau Wirtin treibt es jetzt noch toller
  • 1971 – Hurra, bei uns geht’s rund
  • 1974 – Ach jodel mir noch einen

Literatur

  • Dr. Tony Schwaegerl: Jou werkli – Das Herbert-Hisel-Buch; Taschenbuch; Klambt-Verlag, Speyer
  • Herbert Hisel: Lacht mit Herbert Hisel; Broschiert, 1970; Falken-Verlag (vergriffen)
  • Klaus Schamberger: Hisel, Herbert. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8
  • Gerd Walther: Herbert Hisel - Biographie eines Komikers aus Franken. In: Rundfunk und Museum, Heft 62, Oktober 2007, S.4 - 11
  • Gérard Monin / Werner Schieder: Interview mit Herbert Hisel (1969). In: Rundfunk und Museum, Heft 63, Dezember 2007, S.17 - 18

Lokalberichterstattung

  • Herbert Heinzelmann: Bei Grundig hat alles angefangen. In: Nürnberger Zeitung vom 10. Oktober 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtzeitung Fürth, 26. September 2007, S. 9 . S. 9 StZ
  2. n.n.: Ein Bizarrer Streit um Nürnbergs Star-Komiker. In: Abendzeitung vom 19. September 2007, S. 9 (Druckausgabe)

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