Josef Hollerbusch

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Dr. Josef Hollerbusch (geb. 16. September 1869 in Fürth; gest. 26. April 1946 in Chicago/USA) kam als Sohn des Bleistiftfabrikanten Adolf Hollerbusch in Fürth auf die Welt. Seine Mutter war Johanna Hollerbusch, geb. Stettauer.[1] Am 20. November 1899 heiratete Hollerbusch Berta Reitzenberger aus Bamberg (geb. 4. März 1879). Aus der Ehe stammten zwei Kinder: Adolf (geb. 23. Juli 1900) und Maria Hollerbusch (geb. 17. April 1908).[2]

Leben und Wirken

Nach der Schulzeit studierte Hollerbusch von 1888 bis 1889 bzw. von 1892 bis 1893 Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen und promovierte in Erlangen am 22. Juni 1893 zu dem Thema "Über die intrauterinen Unterschenkelbrüche".[3] Seine Dissertation behandelte einen Fall, der 1893 in der Chirurgischen Klinik in Erlangen vorgestellt wurde. Die Arbeit wurde von dem langjährigen Ordinarius und Chirurgen Dr. Walter Heineke _(1834 - 1901) betreut.

Nach seinem Studium ließ sich Hollerbusch in Fürth als praktischer Arzt und Chirurg in der Mathildenstraße 1 nieder. Er genoss während der Weimarer Republik in der Bevölkerung hohes Ansehen und erhielt bereits Frühzeitig den Ehrentitel Sanitätsrat. Zusätzlich war Hollerbusch jahrzehntelang Mitglied des Ausschusses der Unterstützungsabteilung bei der Bay. Landesärztekammer. Als Arzt konnte er bis 1933 seinen Beruf ungestört nachgehen, ehe Ihm - aber auch allen anderen Ärzten mit jüdischer Abstammung - im April 1933 die Behandlung "nicht-arischer" Patienten aberkannt wurde. Die Verordnung des Reichsarbeitsministerium vom 22. April 1933 versagte die Behandlung aller Patienten der gesetzlichen Krankenkassen bzw. sah den Entzug der sog. Kassenzulassung jüdischer Ärzte vor. Mit dem Entzug der Behandlungsmöglichkeiten bzw. Boykott der Praxen ging meist ein massiver Verlust der Einkommenssituation des jeweils betroffenen Arztes / Ärztin einher, so dass häufig nur noch in der Auswanderung eine Chance sahen.[4] Dr. Hollerbusch war zu diesem Zeitpunkt bereits 64 Jahre alt und konnte sich, wie viele andere auch, eine weitere Eskalation der Situation zunächst nicht vorstellen, weshalb er sich zunächst entschied, trotzdem mit seiner Frau in Fürth zu bleiben. Nicht nur seine Tätigkeit als praktizierender Arzt wurde Ihm untersagt, sondern auch die Zusammenarbeit im der Bay. Landesärztekammer.

Verfolgung während der NS-Zeit

Im Juli 1933 wurde Dr. Hollerbusch, der mit seinem Sohn in der Wohnung über seiner Praxis in der Mathildenstraße 1 wohnte, von NS-Schergen in einer nächtlichen Aktion schikaniert, bedroht, gedemütigt und anschließend für kurze Zeit verhaftet.[5] In der Folge wurde der Sohn Adolf Hollerbusch zu einer sofortigen Emigration nach Portugal verpflichtet, während Hollerbusch mit seiner Frau weiterhin in Fürth blieb. Durch den Verlust der Kassenzulassung und dem zunehmenden Boykott der Praxis sah sich Hollerbusch 1937 nun auch gezwungen, seine Heimatstadt bzw. seine Heimat zu verlassen. So floh er zunächst nach Budapest in Ungarn, wo ihm aber keine Aufenthaltsbestätigung ausgeschrieben wurde. Das Ehepaar floh um den 20. April 1937 weiter nach Cakovec ins ehem. Jugoslawien. Dort hielt sich bereits die Tochter Maria mit ihrem Ehemann auf, doch auch hier erhielten sie keine entsprechenden Unterlagen, die einen Verbleib sicher hätten stellen können.[6] Dieses Mal folgte die Fluchtroute dem Sohn, der bereits in Portugal wohnte. In Porto kam die Familie zunächst unter, jedoch mussten sie auch hier wieder nach ca. 1 Jahr erneut die Flucht antreten. Im Jahr 1938 gelang der Familie nach Chicago (USA), die Tochter war mit ihrem Ehemann bereits vor gereist. Mit der Flucht verlor die Familie Hollerbusch ihren kompletten Besitz, das das NS-Regime die Auswanderung aus dem Deutschen Reich mittels einer sog. Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe sanktionierte.[7] Die nicht unerheblichen Besitztümer in Fürth waren bereits durch das NS-Regime versteigert worden. Die Einnahmen aus den Versteigerungen gingen im Rahmen der sog. wilden Arisierung in den Privatbesitz einiger NS-Parteifunktionäre wie Hans Sandreuter oder OB Franz Jakob über, obwohl das Verfahren vorsah, dass die Einnahmen bei der NSDAP auf ein Sperrkonto hätten ein bezahlt werden müssen.

Flucht und Vertreibung

Das Ehepaar Hollerbusch war in der USA nun mittellos. Sie waren auf die Hilfe der Kinder und Freunden angewiesen. Dr. Hollerbusch versuchte trotz seines inzwischen hohen Alters (71 Jahre) erneut als Arzt seinen Lebensunterhalt zu verdienen, allerdings hatte man ihm bereits im Deutschen Reich die Berufserlaubnis entzogen, womit er in den Vereinigten Staaten ebenfalls keine Berufsanerkennung erlangte. Zusätzlich wurde am 30. April 1941 durch die Universität Erlangen, durch eine Aufforderung des Reichsministers für Wissenschaft Erziehung und Bildung, die Approbation entzogen.[8] Zuvor hatte bereits Heinrich Himmler, Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei, bei dem Reichsministerium des Innern ein Verfahren zur Aberkennung der Staatsangehörigkeit "gegen den Juden Dr. med. Josef Hollerbusch" eingeleitet. Am 18. August 1941 gab die Hochschule in Erlangen gegenüber dem Bay. Staatsministerium für Unterricht und Kultur bekannt, dass in einem Umlaufverfahren alle Rektoren Josef Hollerbusch den akademischen Titel aberkannt haben. In den Akten wurde bereits am 8. Mai 1941 vermerkt: "Jude - Dr- Titel entzogen".[9]

Von dieser Entscheidung erfuhr Dr. Hollerbusch in Chicago nichts, da die Universität bzw. das Deutsche Reich ihn darüber auch nicht informierten. Am 26. September 1946 starb Hollerbusch im Alter von 77 Jahren an einem Schlaganfall in Chicago.

Auszeichnungen

Dr. Hollerbusch wurde bereits vor 1900 zum Sanitätsrat ernannt, ein Ehrentitel für Ärzte und Medizinalbeamte.

Siehe auch

Literatur

  • Renate Wittern, Andreas Frewer: Aberkennung der Doktorwürde im "Dritten Reich" - Depromotionen an der Med. Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Verlagsdruckerei Schmidt Neustadt/Aisch, Erlangen 2008, S. 63-68

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - EG 94605
  2. Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BayLEA: EG 94605
  3. Universitätsarchiv Erlangen (UAE): Al/3a Nr. 946d
  4. vgl. Hans-Peter Kröner: Die Emigration deutschsprachiger Mediziner im Nationalsozialismus. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, Sonderheft 1989, S. 1*-44*; ferner Drecoll (Anm. 14), S. 9-30
  5. Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BEG 18912, B-Akte, BI.5
  6. Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BayLEA: EG 94605
  7. vgl. Hans Günter Hockerts et al. (Hrsg.): Die Finanzverwaltung und die Verfolgung der Juden in Bayern. München 2004
  8. Universität Erlangen, Erlanger Register zur Matrikel 1843-1893
  9. Universität Erlangen: Dekanat Med. Fakultät, Promotionsbuch 1856/67 - 1899/00

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