Julius Mössel

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Prof. Julius Mössel (geb. 13. Oktober 1871 in Fürth; gest. 13. August 1957 in Chicago) war ein Kunstmaler aus Fürth und einer der führenden deutschen Dekorationskünstler der vorigen Jahrhundertwende. Mössel war zweimal verheiratet.

Leben und Wirken

Mössel kam als Sohn eines Antiquars in Fürth auf die Welt. Nach der Schulzeit absolvierte er Ende der 1880er Jahre eine Ausbildung zum Fresken- und Dekorationsmaler an der kgl. Kunstgewerbeschule in Nürnberg und ab 1890 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste als Schüler von Rudolf Seitz.

Mit Konrad Schmidt gründete er nach dem Verlassen der Akademie 1892 in München die Firma Schmidt & Cie., Maler-Geschäft und Werkstatt für dekorative Kunst, deren Teilhaber und leitender Dekorationsmaler Mössel bis 1910 blieb. Zwischen 1898 und 1900 bekam er den Auftrag, das Bay. Nationalmuseum und das Künstlerhaus in München zu gestalten, beides Gebäude von Gabriel von Seidls. Durch diese Aufträge wurde Mössel einem größeren Publikum bekannt, so dass weitere Folgeaufträge nicht auf sich warten ließen. Beim Saalbau der Münchner Mathäserbrauerei, der leider während des 2. Weltkrieges vollständig zerstört wurde, gestaltete Mössel in dem Bau der Firma Heilmann und Littmann ein Sternbildhimmel, in dem zahlreiche Tiere zu sehen waren. Der künstlerische Höhepunkt der Münchner Zeit waren sicherlich die Arbeiten im Prinzregentheater im Jahre 1901. Dabei dekorierte er den Zuschauerraum, das östliche und westliche Foyer, sowie den Foyersaal und den Königs- und Prinzregentensaal. Nach diesem Theaterbau folgten weitere Aufträge aus dem Bereich des Theaters, wie z. B. das Kurtheater in Bad Kissingen, das Schillertheater in Berlin-Charlottenburg oder das Großherzogliche Hoftheater in Weimar. Neben der Malerei an Gebäuden fertigte Mössel auch Gebrauchsgrafiken an. So schuf er im Jahre 1900 u.a. die Speisekarte des Restaurants "Zum Augustiner" in München.

1910 trat er aus der Firma Schmidt & Cie. aus und ließ sich in Feldafing am Starnberger See nieder, wo er seit 1905 lebte. Er übernahm das Haus seiner Schwiegereltern und baute dies nach seinen Vorstellungen um. Er machte sich in Feldafing selbständig und die Geschäfte liefen gut. Durch die Zusammenarbeit mit der Firma Heilmann und Littmann bzw. mit Max Littmann hatte sich Mössel überregional einen Namen gemacht. So erhielt er weitere Aufträge, z.B. Friesmalereien im Teppichsaal des Kaufhauses Wertheim in Berlin, Deckendekorationen im Duisburger Rathaus sowie Dekorationen im Rathaus von Leipzig. Leider sind die meisten Arbeiten von ihm während des 2. Weltkrieges zerstört worden. Neben den oben genannten Gebäuden arbeitete Mössel auch häufiger in kath. Kirchen.

Münchner Prinzregententheater Zuschauerraum, 1901

Neben seiner großen Schaffenszeit in München hatte er auch eine Vielzahl von Aufträgen um 1912 in Stuttgart. So schuf er die mehr als beeindruckende Innendekoration eines Teehauses und eines Gartensaals (Marmorsaal) auf dem Gelände der Villa Weißenburg. Im Rahmen der Bundesgartenschau 1961 wurde allerdings die Innendekoration des Saales übertüncht und erst in den 1990er Jahren fachgerecht restauriert. Zu seiner Schaffensphase in Stuttgart zählt auch die Ausmalung der Aussegnungshalle des Waldfriedhofes, sowie die Deckengestaltung des Stuttgarter Theaters.

Marmorsaal in Stuttgart, 1913

Nach dem 1. Weltkrieg ging die Nachfrage nach Dekorationsmalereien stark zurück. Statt neuer Aufträge versuchte Mössel zunächst sein Glück in der Gründung einer Meisterschule für Dekorationsmaler in Feldafing 1924. Gleichzeitig intensivierte Mössel seine schriftstellerischen Fertigkeiten, zum Beispiel durch die Veröffentlichung einer Fibel mit dem Titel "Die Farbe im Raume" oder "Zurückstellung künstlerischer Ungebundenheit hinter Wesen, Maß und Verhältnis des gegebenen Raums". Allerdings waren weder seine Bücher noch die Meisterschule sonderlich erfolgreich, so dass er sich zur Emigration in die USA entschloss.

Emigration in die USA

1926 siedelt Mössel nach Chicago über, allerdings folgte seine erste Ehefrau ihm nicht in die USA, so dass der über 50jährige sich scheiden lies. Durch die Bekanntschaft mit dem Präsidenten des Warenhaus-Konzerns Sears-Roebuck, Julius Rosenwald, 1926, konnte Mössel zunächst an seinen Erfolgen in Deutschland vor dem 1. Weltkrieg anknüpfen, so dass er schnell zu Geld und Ruhm kam. Insbesondere der Architekt großer Industrieverwaltungen und Banken, Albert Kahn, vergab viele Aufträge an Mössel. Letztmals konnte er mit der Ausgestaltung des Chicagoer Naturkundemuseum an frühere Erfolge anknüpfen[1].

Mit dem "Black Thuesday", dem Börsencrash am 24. Oktober 1929, verlor Mössel sein vollständiges Vermögen. Auch die Aufträge blieben in der Wirtschaftskrise aus, so dass Mössel völlig verarmt sein Leben in Chicago fristete. Als er auch noch den Verlust seines Augenlichtes befürchten musste, war der Tiefpunkt in seiner Karriere erreicht. Die vollständige Erblindung konnte mittels zweier kostspieligen Operationen (1937 und 1938) zwar verhindert werden, der künstlerische Erfolg stellte sich aber nicht mehr ein. So verlegte er seine Malerei auf leicht verkäufliche Tafelbilder, meist mit eingängigen Tiermotiven. Neben den Tafelbildern schuf er surrealistisch anmutende Bilder mit schwer entschlüsselbaren Symbolismen, die zum Teil an die Bilder von Hieronymus Bosch erinnerten.

Wiederentdeckung

Julius Mössel heiratete in Chicago ein zweites Mal, geriet aber sowohl in Deutschland als auch in den USA als Künstler völlig in Vergessenheit. Zwei Jahre vor seinem Tod fand 1955 die letzte Ausstellung seiner Werke zu Lebzeiten statt. 85jährig stirbt Mössel am 13. August 1957 in Chicago. Seine Wiederentdeckung erfolgt erst in den 1970er Jahren, als die amerikanische Kunsthistorikerin Jill Leslie Furst seinen künstlerischen Nachlass entdeckt. So fand sie eine Sammlung von rund 700 Tafelbildern bei einem Sammler in New Mexiko, der einen großen Bestand der Bilder von der 1964 verstorbenen Mössel-Witwe übernommen hatte. Sie trug das gewonnene Material zusammen und ermöglichte es, die Werke wieder einem größeren Publikum zugänglich zu machen. 1984 waren in einer Ausstellung in Stuttgart auch seine Werke wieder in Deutschland zu sehen.

Werk

  • Neubau des Rathauses, Nürnberg
  • Prinregententheater München
  • Kurtheater Bad Kissingen (1905)
  • Großes Haus des Hoftheaters, Stuttgart
  • Weißenburgpark, Stuttgart
  • Kaufhaus Wertheim, Berlin
  • Field Museum of Natural History (Naturkundemuseum), Chicago

Ferner diverse Tafelbilder und Gebrauchsgrafiken, u. a. die Speisekarte des Restaurants Zum Augustiner, München (1900).

Werke in Fürth

Literatur

  • Fritz von Ostini: Julius Mössel. In: Fachzeitschrift für das Malergewerbe, Köln 13, 1924, S. 121 - 126
  • Dem Hanswurst nach. In: Der Spiegel vom 19. April 1982, S. 275 online
  • Die Alte Oper in Stuttgart im Kontext der Theaterarchitektur von Max Littmann und der Dekorationsmalerei von Julius Mössel, Informationsheft zur Ausstellung der Württembergischen Staatstheater Stuttgart, 1984
  • Dr. Judith Breuer: Der Dekorations- und Kunstmaler Julius Mössel (1871 - 1957) - Schöpfer des Deckenbildes im Großen Haus der Württembergischen Staatstehater in Stuttgart. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd. 13, Nr. 4, 1984, S. 134 - 142
  • Dr. Judith Breuer & Dipl.-Ing. Gertrud Clostermann: Der Marmorsaal im Weissenburgerpark Stuttgart. Denkmalstiftung Baden-Württemberg, Stuttgart, 3. Auflage 2010, S. 19 ff.

Einzelnachweise

  1. Julius Mössel In Biografien. Haus der Bayerischen Geschichte: „Fresken- und Dekorationsmaler, Graphiker“

Bilder