Königstraße 36; Königstraße 38: Unterschied zwischen den Versionen

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Sandstein-Volutengiebel mit Firstpalmette (Nr. 36), 18. Jahrhundert und Giebelwand mit Holz-Erker (Nr. 38), bez. [[1904]]; an Neubau des Doppelhauses wiederverwendet.  
 
Sandstein-Volutengiebel mit Firstpalmette (Nr. 36), 18. Jahrhundert und Giebelwand mit Holz-Erker (Nr. 38), bez. [[1904]]; an Neubau des Doppelhauses wiederverwendet.  
In der Königstraße 38 befand sich die älteste Apotheke Fürths, die bereits [[1660]] - [[1717]] erwähnt wird. Die Apotheke wurde durch den jüdischen Arzt Dr. Löw eingerichtet. [[1720]] wurde die Apotheke erneut eröffnet und bestand dann ca. 250 Jahre unter diesem Namen. Im Keller befand sich bis zum Abriss eine nahezu vollständig erhalte Mikwe gefüllt mit Grundwasser, ein sog. Judenbad. Das Fürth untypische Chörlein wurde erst [[1904]] angebracht. Die Anwesen wurden im Juni 2014 aus der Denkmalliste gestrichen, da nur wenige Bauteile historisch sind.
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In der Königstraße 38 befand sich die [[Löwen-Apotheke]], die [[1728]] bzw. [[1729]] von [[Johann Hofmann (Apotheker)|Johann Hofmann]] in Tradition der Apotheke von [[Löwen-Apotheke#Geschichte der Löwen-Apotheke|Löb/Löw]] eröffnet wurde und dann ca. 250 Jahre unter diesem Namen bestand. Im Keller befand sich bis zum Abriss eine nahezu vollständig erhalte Mikwe gefüllt mit Grundwasser, ein sog. Judenbad. Das für Fürth untypische Chörlein wurde erst [[1904]] angebracht. Die Anwesen wurden im Juni [[2014]] aus der Denkmalliste gestrichen, da nur wenige Bauteile historisch sind.
  
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==Geschichte der Königstraße 38 <ref>alle Angaben nach Gottlieb Wunschel „Fürther Häuserchronik ''Alt Fürth'' zu Königstraße 38</ref>==
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* Erstmaliger Besitzeintrag: Lienhart Schuch
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* 1620: Schuch Witwe ''Ein Pastguet, darauf eine Behausung … so vor Jaren Lienhart Schuch innen gehabt.''</br>(das ''Pastguet/Paß-Gut'' <ref>nach Gottlieb Wunschel "Fürther Häuserchronik ''Alt Fürth'' Bd. 1 Abschnitt A, IV. Nr 47:</br>
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: '''Paßgut''' taucht als Bezeichnung in Fürth erstmals in der [[Gemeindeordnung]] von [[1497]] auf;</br>
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: nach genauer Abwägung der Ausführungen von Generaldirektor der bayerischen Staatsarchive Dr. Riedner, Prof. Dr. Friedrich Maurer (beide 1935), Schröder/Künßberg und Haberkorn/Wallach definiert Wunschel ''Paßgut'' als Mittelding von Besitz zwischen einem ganzen und einem halben Bauernhof (also Dreiviertelhof). Der Besitzer heißt folgerichtig ''Paßmann''.
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: Die Vorsilbe ''Paß'' könnte eventuell auf den Vorspann beim Geleit hindeuten. Das Halten von Tieren ist genau geregelt:</br>
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Die Zinsabgaben ändern sich wohl laufend, belaufen sich im Jahr [[1757]] laut Gemeindeprotokoll vom [[18. Juli]] [[1757]] nach dem Akt der Abgaben:</br>
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* … Hannß Leizmann
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* … Georg Bilnhuber zu Altdorff
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* 1646: Peter Pötzinger, von der Bilnhuber Witwe gekauft
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* 1650: Leonhard Dürr/Dir, Bäcker und ‘‘Ambts Gerichtsschöpf kauft von Peter und Apollonia Bözinger, seiner ehel. Hausfrau, deren unlängst von Grundt neu auferbauhete Behausung … umb 450 fl. <ref>Gottlieb Wunschel zitiert Gerichtsbuch 1023 Seite 110</ref>
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* 1690: Georg Ekert, Kunstmahler von seinem Burder Conrad erworben – ‚‘‘ein Pastguth, worauf eine große zweygäthige Behausung stehet, sambt Höflein, so von diesem Leonhart Dir, ein Beckh innen gehabt, nachgehends aber von Conrad Ekert, Kunstmahler, eine Gathe‘‘ (= Stockwerk) ‚‘‘darauf gebauet worden, zwischen Wolff Brennern Bek und Adam Kizbergern, Würth zum wilden Mann ihren Häusern gelegen‘‘ <ref> Gottlieb Wunschel zitiert Saalbuch 1700 Seite 129</ref>
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* … Andreas Edlinger
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* … Johann Beßel
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* … Valentin Hoffmann,
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* … Löw Salomon
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* 1723: Seeligmann Benedict, ‚‘‘Schuzverwanther Judt – ein Pastguth, darauff eine Behaußung und Angebäulein sambt darunter befindlichen Gewölb zwischen Brenner und Fränkel <ref> Gottlieb Wunschel zitiert Saalbuch 1723 Seite 179</ref>
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* 1728: [[Johann Hofmann (Apotheker)]]
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* 1777: [[Nicolaus Christoph Fleischauer]]
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* 1789: Wittib Sophia Charlotte Catharina Fleischauer, wiederverehelicht mit Georg Christian Kühnlein um 5000 fl.
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* 1812: [[Johann Conrad Fleischauer]], Apotheker‚ ‘‘kaufte unterm [[23. Juli]] [[1812]] von seinem Stiefvater Kühnlein um 2000 fl.‘‘
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* 1825: [[Friedrich Jakob Fleischauer]], Apotheker
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* 1872: [[Friedrich Fleischauer]], Apotheker
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* 1900: [[Friedrich Jakob August Fleischauer]], Apotheker
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* 1941: Kurt und Else Schauwecker, Apotheker
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* 1974: Ende der Apotheke und vier Jahre Leerstand,
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* 1978: Abriss bis auf die Fassade und Umgestaltung zum Wohnhaus
  
 
== Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes==
 
== Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes==
Im Rahmen der Altstadtsanierung war zunächst der vollständige Abriss aller historischen Gebäude am Gänsberg geplant, so auch der Abriss aller Gebäude in der Unteren Königstraße incl. der ehem. Löwen-Apotheke. Nach vielen Diskussionen im [[Stadtrat]], aber auch in der Bevölkerung und der Öffentlichkeit gab es Mitte der 1970er Jahre ein erstes Umdenken in Bezug auf die Flächensanierung. Letzteres war auch durch die Stärkung des Denkmalschutzes nicht ganz unfreiwillig entstanden. Der ursprüngliche Plan des Architekten von Branca aus den 1960er Jahren, alle Gebäude durch neue Gebäude zu ersetzen, wurde durch die Stadt fallen gelassen. Von Seiten der Stadt war man nun bemüht die Altstadt verträglicher im Sinne des Denkmalschutzes zu gestalten. Hierzu wurde die [[Königstraße|Untere Königstraße]] als Modellprojekt herangezogen. Der Erhalt der Häuser erschien aber auf Grund diverser Untersuchungen und Gutachten für wenig aussichtsreich. Stattdessen wurden in der [[Königstraße|Unteren Königstraße]] die Fassaden einiger Häuser strukturiert abgetragen und im Anschluss wieder neu aufgebaut, so auch die Fassade der ehem. Löwen-Apotheke.  
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Im Rahmen der [[Altstadtsanierung]] war zunächst der vollständige Abriss aller historischen Gebäude am Gänsberg geplant, so auch der Abriss aller Gebäude in der Unteren Königstraße incl. der ehem. [[Löwen-Apotheke]]. Das Anwesen wurde an das Bauunternehmen und die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" [[1974]] verkauft.<ref>fn: Alte Apotheke schließt. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. Juli 1974</ref>
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Nach vielen Diskussionen im [[Stadtrat]], aber auch in der Bevölkerung, gab es Mitte der 1970er Jahre ein erstes Umdenken in Bezug auf die Flächensanierung. Dies war auch durch die Stärkung des Denkmalschutzes nicht ganz freiwillig entstanden. Der ursprüngliche Plan des Architekten von Branca aus den 1960er Jahren, alle Gebäude durch neue Gebäude zu ersetzen, wurde durch die Stadt fallen gelassen. Von Seiten der Stadt war man nun bemüht, die Altstadt verträglicher im Sinne des Denkmalschutzes zu gestalten. Hierzu wurde die [[Königstraße|Untere Königstraße]] als Modellprojekt herangezogen. Der Erhalt der Häuser erschien aber auf Grund diverser Untersuchungen und Gutachten als wenig aussichtsreich. Stattdessen wurden in der [[Königstraße|Unteren Königstraße]] die Fassaden einiger Häuser strukturiert abgetragen und im Anschluss wieder neu aufgebaut, so auch die Fassade der ehem. [[Löwen-Apotheke]].
  
Zunächst wurde der erst [[1904]] entstande Holzerker entfernt und restauriert, danach erfolgte der Abriss des Gebäudes. Mit den Originalsteinen der ehemaligen Fassade wurde ab dem 1. Obergeschoss die rekonstruierte Fassade an den ab [[1978]] errichteten Neubau angefügt, so dass der Eindruck des ehemaligen Gebäudes wieder hergestellt wurde. Das alte Haus war ursprünglich ein Fachwerkgebäude, dessen faul gewordene Holzteile später verputzt worden sind. Von den Zierfassadenornamenten klassizistischer Art wurden nach den Angaben des Architekten Josef Reimann, der für den Bauträger "Neue Heimat" die Baumaßnahmen federführend durchführte, Gipsabdrücke angefertigt. Die Gipsabdrücke dienten als Muster für die neu angefertigten Ornamente. Auch das durch Putzfugen vorgetäuschte Sandsteinmauerwerk – die Erdgeschossfassade – ist genau wie das Original wiedererstanden. Im Erdgeschoss werden die alten Fensterläden wieder angebracht, auch eine der beiden Holztüren wurde beim Abbruch gesichert und [[1978]] wieder angebracht.<ref>fn: Original-Erker hängt am Neubau. In: Fürther Nachrichten vom 8. Mai 1979</ref> Allerdings ist während der Einlagerung der Originalteile der Fassade das Löwen-Wappen gestohlen worden, so der Bauherr. Es musste durch eine Kopie ersetzt werden<ref>fn: Original-Erker hängt am Neubau. In: Fürther Nachrichten vom 8. Mai 1979</ref> .
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Zunächst wurde der erst [[1904]] entstandene Holzerker entfernt und restauriert, danach erfolgte der Abriss des Gebäudes. Mit den Originalsteinen der ehemaligen Fassade wurde ab dem 1. Obergeschoss die rekonstruierte Fassade an den ab [[1978]] errichteten Neubau angefügt, so dass der Eindruck des ehemaligen Gebäudes wieder hergestellt wurde. Das alte Haus war ursprünglich ein Fachwerkgebäude, dessen faul gewordene Holzteile später verputzt worden sind. Von den Zierfassadenornamenten klassizistischer Art wurden nach den Angaben des Architekten Josef Reimann, der für den Bauträger "[[Neue Heimat]]" die Baumaßnahmen federführend durchführte, Gipsabdrücke angefertigt. Die Gipsabdrücke dienten als Muster für die neu angefertigten Ornamente. Auch das durch Putzfugen vorgetäuschte Sandsteinmauerwerk – die Erdgeschossfassade – ist genau wie das Original wiedererstanden. Im Erdgeschoss wurden die alten Fensterläden wieder angebracht, auch eine der beiden Holztüren wurde beim Abbruch gesichert und [[1978]] wieder angebracht.<ref name="Neubau">fn: Original-Erker hängt am Neubau. In: Fürther Nachrichten vom 8. Mai 1979</ref> Allerdings ist während der Einlagerung der Originalteile der Fassade das Löwen-Wappen gestohlen worden, so der Bauherr. Es musste durch eine Kopie ersetzt werden. Doch selbst diese Kopie ist inzwischen verschwunden und durch ein einfaches Blendbrett ersetzt worden.<ref name="Neubau"/>
  
 
Auf Grund der Tatsache, dass lediglich Teile der ursprünglichen Fassade des ehemaligen Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde im Juni [[2014]] dem Gebäude Königstraße 36/38 durch das Landesamt für Denkmalschutz die Denkmaleigenschaft entzogen.
 
Auf Grund der Tatsache, dass lediglich Teile der ursprünglichen Fassade des ehemaligen Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde im Juni [[2014]] dem Gebäude Königstraße 36/38 durch das Landesamt für Denkmalschutz die Denkmaleigenschaft entzogen.
  
== Löwen-Apotheke ==
+
==Geschichte der Löwen-Apotheke==
===Geschichte===
+
siehe [[Löwen-Apotheke|dort]]
Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. [[1660]] wird erstmals urkundlich die Gründung der Apotheke durch einen Arzt namens Dr. Löw in der [[Königstraße|Unteren Königstraße]] genannt, die einen Löwen im Schild trug und die bis etwa [[1703]] bestand. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, ob sich die Namensgebung durch den Begründer der Apotheke ergab, oder ob der Name durch das Relief über dem Eingang (Löwe mit Palmwedel) entstand.
 
 
 
Zwischen [[1670]] und [[1696]] geriet die Löwen-Apotheke mehrfach zwischen die Fronten der während der [[Dreiherrschaft]] dauernd zerstrittenen Bamberger und Ansbacher Herren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg" erfolgreich bei der Ansbacher Regierung in Cadolzburg, worauf die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Später wurden auf Befehl des Bamberger Dompropstes die Apotheke verschlossen und versiegelt, auf Befehl von Ansbach durch dessen Geleitsmann und Amtsknecht das Siegel allerdings entfernt und die Apotheke wieder eröffnet. Wogegen Bamberg dann wiederum Protest einlegte. Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Wolff Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit.<ref>"Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0647&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref>
 
 
 
Zwischen [[1720]] und [[1728]] erfolgt die Wiederöffnung der Löwen-Apotheke. Als Gründer wird laut [[Adolf Schwammberger|Dr. Schwammbergers]] [[Fürth von A bis Z (Buch)|Fürth-Lexikon]] [[Christian Georg Kühnlein]] angegeben. Die Löwen-Apotheke war somit, abgesehen von der [[1714]] gegründeten [[Mohren-Apotheke]], eine der ältesten Apotheken der Stadt Fürth, die im Jahre [[1814]] noch ganze fünf Apotheken in ihren Mauern beherbergte.
 
 
 
[[1941]] übernahm die heutige Inhaberin Else Schauwecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischhauer, welche die historische Apotheke über fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am [[15. Juli]] [[1974]], es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre<ref>fn: Alte Apotheke schließt. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. Juli 1974</ref>.
 
 
 
Im Rahmen der [[Flächensanierung|Altstadtsanierung]] und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die [[Fürther Nachrichten]] berichten am [[13. Juli]] [[1974]], dass "''mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab.''"<ref>fn: Alte Apotheke schließt. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. Juli 1974</ref>
 
 
Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "''langsamen Ausblutens der Altstadt''", so die [[Fürther Nachrichten]]. Dem ehemaligen Wohngebiet des [[Gänsberg]], für das die Löwen-Apotheke früher "''erstes Haus am Platze war''", sind durch die [[Flächensanierung]] ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die aktuelle Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fällt das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen und Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" [[1974]] verkauft.<ref>fn: Alte Apotheke schließt. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. Juli 1974</ref>
 
 
 
===Apotheker===
 
* 1670: Wolff Löw<ref>in: Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ... , 1785, 3. Band, S. 154. [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0574&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref>
 
* 1699: Moises Löwen<ref>Seidel, J. B.: "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg ...", 1785, S. 232. [https://books.google.de/books?id=2SVLAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online-Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek]</ref>
 
* 1717: Moyses Löw<ref>Vetter, J. G.: "[[Grund-Riß des Fleckens Fürth]]", 1717.</ref>
 
* 1807: Kühnlein, Christian Georg<ref>[[Adressbuch von 1807]]</ref>
 
* 1819: Fleischauer, Johann Konrad<ref>[[Adressbuch von 1819]]</ref>
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* Gisela Naomi Blume: ''Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen"''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 2/2011, S.45 - 46
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* Gisela Naomi Blume: ''Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen"''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 2/2011, S. 45 - 46
  
 
== Lokalberichterstattung ==  
 
== Lokalberichterstattung ==  
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==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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* [[Löwen-Apotheke]]
 
* [[Fürther Jubiläumsmeile]] - Tafel Nr. 4
 
* [[Fürther Jubiläumsmeile]] - Tafel Nr. 4
 
* [[Flächensanierung]]
 
* [[Flächensanierung]]
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== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
* Homepage des Rechtsfolgers "Neue Heimat" - WSB Bayern [[http://wsb-bayern.de/unternehmen/ online abrufbar]]
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* Homepage des Rechtsfolgers "Neue Heimat" - WSB Bayern [http://wsb-bayern.de/unternehmen/ online abrufbar]
  
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
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== Bilder ==
 
== Bilder ==
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[[Kategorie: Altstadt]]
 
[[Kategorie: Altstadt]]
 
[[Kategorie: Institutionen und Gebäude]]
 
[[Kategorie: Institutionen und Gebäude]]
[[Kategorie: Sehenswürdigkeiten]]
 

Version vom 5. September 2020, 12:15 Uhr

A5879 Löwen-Apotheke 1930.jpg
Löwen-Apotheke mit Erker und seinem Wahrzeichen, dem Löwen-Relief über dem Eingang, ca. 1930
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Sandstein-Volutengiebel mit Firstpalmette (Nr. 36), 18. Jahrhundert und Giebelwand mit Holz-Erker (Nr. 38), bez. 1904; an Neubau des Doppelhauses wiederverwendet. In der Königstraße 38 befand sich die Löwen-Apotheke, die 1728 bzw. 1729 von Johann Hofmann in Tradition der Apotheke von Löb/Löw eröffnet wurde und dann ca. 250 Jahre unter diesem Namen bestand. Im Keller befand sich bis zum Abriss eine nahezu vollständig erhalte Mikwe gefüllt mit Grundwasser, ein sog. Judenbad. Das für Fürth untypische Chörlein wurde erst 1904 angebracht. Die Anwesen wurden im Juni 2014 aus der Denkmalliste gestrichen, da nur wenige Bauteile historisch sind.

Geschichte der Königstraße 38 [1]

  • Erstmaliger Besitzeintrag: Lienhart Schuch
  • 1620: Schuch Witwe Ein Pastguet, darauf eine Behausung … so vor Jaren Lienhart Schuch innen gehabt.
    (das Pastguet/Paß-Gut [2])
  • … Hannß Leizmann
  • … Georg Bilnhuber zu Altdorff
  • 1646: Peter Pötzinger, von der Bilnhuber Witwe gekauft
  • 1650: Leonhard Dürr/Dir, Bäcker und ‘‘Ambts Gerichtsschöpf kauft von Peter und Apollonia Bözinger, seiner ehel. Hausfrau, deren unlängst von Grundt neu auferbauhete Behausung … umb 450 fl. [3]
  • 1690: Georg Ekert, Kunstmahler von seinem Burder Conrad erworben – ‚‘‘ein Pastguth, worauf eine große zweygäthige Behausung stehet, sambt Höflein, so von diesem Leonhart Dir, ein Beckh innen gehabt, nachgehends aber von Conrad Ekert, Kunstmahler, eine Gathe‘‘ (= Stockwerk) ‚‘‘darauf gebauet worden, zwischen Wolff Brennern Bek und Adam Kizbergern, Würth zum wilden Mann ihren Häusern gelegen‘‘ [4]
  • … Andreas Edlinger
  • … Johann Beßel
  • … Valentin Hoffmann,
  • … Löw Salomon
  • 1723: Seeligmann Benedict, ‚‘‘Schuzverwanther Judt – ein Pastguth, darauff eine Behaußung und Angebäulein sambt darunter befindlichen Gewölb zwischen Brenner und Fränkel [5]
  • 1728: Johann Hofmann (Apotheker)
  • 1777: Nicolaus Christoph Fleischauer
  • 1789: Wittib Sophia Charlotte Catharina Fleischauer, wiederverehelicht mit Georg Christian Kühnlein um 5000 fl.
  • 1812: Johann Conrad Fleischauer, Apotheker‚ ‘‘kaufte unterm 23. Juli 1812 von seinem Stiefvater Kühnlein um 2000 fl.‘‘
  • 1825: Friedrich Jakob Fleischauer, Apotheker
  • 1872: Friedrich Fleischauer, Apotheker
  • 1900: Friedrich Jakob August Fleischauer, Apotheker
  • 1941: Kurt und Else Schauwecker, Apotheker
  • 1974: Ende der Apotheke und vier Jahre Leerstand,
  • 1978: Abriss bis auf die Fassade und Umgestaltung zum Wohnhaus

Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes

Im Rahmen der Altstadtsanierung war zunächst der vollständige Abriss aller historischen Gebäude am Gänsberg geplant, so auch der Abriss aller Gebäude in der Unteren Königstraße incl. der ehem. Löwen-Apotheke. Das Anwesen wurde an das Bauunternehmen und die Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.[6]

Nach vielen Diskussionen im Stadtrat, aber auch in der Bevölkerung, gab es Mitte der 1970er Jahre ein erstes Umdenken in Bezug auf die Flächensanierung. Dies war auch durch die Stärkung des Denkmalschutzes nicht ganz freiwillig entstanden. Der ursprüngliche Plan des Architekten von Branca aus den 1960er Jahren, alle Gebäude durch neue Gebäude zu ersetzen, wurde durch die Stadt fallen gelassen. Von Seiten der Stadt war man nun bemüht, die Altstadt verträglicher im Sinne des Denkmalschutzes zu gestalten. Hierzu wurde die Untere Königstraße als Modellprojekt herangezogen. Der Erhalt der Häuser erschien aber auf Grund diverser Untersuchungen und Gutachten als wenig aussichtsreich. Stattdessen wurden in der Unteren Königstraße die Fassaden einiger Häuser strukturiert abgetragen und im Anschluss wieder neu aufgebaut, so auch die Fassade der ehem. Löwen-Apotheke.

Zunächst wurde der erst 1904 entstandene Holzerker entfernt und restauriert, danach erfolgte der Abriss des Gebäudes. Mit den Originalsteinen der ehemaligen Fassade wurde ab dem 1. Obergeschoss die rekonstruierte Fassade an den ab 1978 errichteten Neubau angefügt, so dass der Eindruck des ehemaligen Gebäudes wieder hergestellt wurde. Das alte Haus war ursprünglich ein Fachwerkgebäude, dessen faul gewordene Holzteile später verputzt worden sind. Von den Zierfassadenornamenten klassizistischer Art wurden nach den Angaben des Architekten Josef Reimann, der für den Bauträger "Neue Heimat" die Baumaßnahmen federführend durchführte, Gipsabdrücke angefertigt. Die Gipsabdrücke dienten als Muster für die neu angefertigten Ornamente. Auch das durch Putzfugen vorgetäuschte Sandsteinmauerwerk – die Erdgeschossfassade – ist genau wie das Original wiedererstanden. Im Erdgeschoss wurden die alten Fensterläden wieder angebracht, auch eine der beiden Holztüren wurde beim Abbruch gesichert und 1978 wieder angebracht.[7] Allerdings ist während der Einlagerung der Originalteile der Fassade das Löwen-Wappen gestohlen worden, so der Bauherr. Es musste durch eine Kopie ersetzt werden. Doch selbst diese Kopie ist inzwischen verschwunden und durch ein einfaches Blendbrett ersetzt worden.[7]

Auf Grund der Tatsache, dass lediglich Teile der ursprünglichen Fassade des ehemaligen Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde im Juni 2014 dem Gebäude Königstraße 36/38 durch das Landesamt für Denkmalschutz die Denkmaleigenschaft entzogen.

Geschichte der Löwen-Apotheke

siehe dort

Literatur

  • Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". In: Fürther Geschichtsblätter, 2/2011, S. 45 - 46

Lokalberichterstattung

  • fn: Schöne Vielfalt bei Neubauten. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juli 1979
  • fn: Eine neue Schauseite. In: Fürther Nachrichen vom 10. August 1978
  • fn: Die Fassaden bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 14. Januar 1978
  • fn: Neues Face-lifting - Die Neue Heimat plant auf den Anwesen Königstraße 36/38 Wohnhäuser ein Face-lifting. In: Fürther Nachrichten vom 9. August 1977
  • fn: Königstraße: ein liebevoller Wiederaufbau. In: Fürther Nachrichten vom 18. Oktober 1976
  • fn: Altes Fassadenbild bleibt. In: Fürther Nachrichten vom 17. Juni 1976

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. alle Angaben nach Gottlieb Wunschel „Fürther Häuserchronik Alt Fürth zu Königstraße 38
  2. nach Gottlieb Wunschel "Fürther Häuserchronik Alt Fürth Bd. 1 Abschnitt A, IV. Nr 47:
    Paßgut taucht als Bezeichnung in Fürth erstmals in der Gemeindeordnung von 1497 auf;
    nach genauer Abwägung der Ausführungen von Generaldirektor der bayerischen Staatsarchive Dr. Riedner, Prof. Dr. Friedrich Maurer (beide 1935), Schröder/Künßberg und Haberkorn/Wallach definiert Wunschel Paßgut als Mittelding von Besitz zwischen einem ganzen und einem halben Bauernhof (also Dreiviertelhof). Der Besitzer heißt folgerichtig Paßmann.
    Die Vorsilbe Paß könnte eventuell auf den Vorspann beim Geleit hindeuten. Das Halten von Tieren ist genau geregelt:
    Kühe
    Schweine
    Schafe
    Gänse
    Bauer
    12
    12
    50
    5
    Paßmann
    6
    6
    25
    4
    Köbler
    4
    4
    12
    3
    Bestendner
    -
    2
    -
    -
    Die Zinsabgaben ändern sich wohl laufend, belaufen sich im Jahr 1757 laut Gemeindeprotokoll vom 18. Juli 1757 nach dem Akt der Abgaben:
    ganzer Hof
    Paßgut
    halber Hof
    Viertelhof
    8 fl.
    6 fl.
    4 fl.
    --
  3. Gottlieb Wunschel zitiert Gerichtsbuch 1023 Seite 110
  4. Gottlieb Wunschel zitiert Saalbuch 1700 Seite 129
  5. Gottlieb Wunschel zitiert Saalbuch 1723 Seite 179
  6. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  7. 7,0 7,1 fn: Original-Erker hängt am Neubau. In: Fürther Nachrichten vom 8. Mai 1979

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