Königstraße 36; Königstraße 38

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Objekt
Giebel
Geokoordinate
49° 28' 46.82" N, 10° 59' 7.58" E

Sandstein-Volutengiebel mit Firstpalmette (Nr. 36), 18. Jahrhundert und Giebelwand mit Holz-Erker (Nr. 38), bez. 1904; an Neubau des Doppelhauses wiederverwendet. In der Königstraße 38 befand sich die älteste Apotheke Fürths, die bereits 1660 - 1703 erwähnt wird. Die Apotheke wurde durch den jüdischen Arzt Dr. Löw eingerichtet. 1720 wurde die Apotheke erneut eröffnet und bestand dann ca. 250 Jahre unter diesem Namen. Das Fürth untypische Chörlein wurde erst 1904 angebracht. Die Anwesen wurden im Juni 2014 aus der Denkmalliste gestrichen, da nur wenige Bauteile historisch sind.

Löwen-Apotheke

Am 15. Juli 1974 schloss die seit 1720 bestehende Löwen-Apotheke an der Unteren Königstraße für immer. Im Rahmen der Altstadtsanierung und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die Fürther Nachrichten berichten am 13. Juli 1974, dass "mit schweren Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab.[1]"

Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "langsamen Ausblutens der Altstadt", so die Fürther Nachrichten. Das ehemalige Wohngebiet des Gänsberg, für das früher die Löwen-Apotheke "erstes Haus am Platze war", sind durch die Flächensanierung ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxis geschlossen hatten. Obwohl die aktuelle Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fällt das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen und Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.

Dabei ist die Geschichte der Löwen-Apotheke ein Stück Alt-Fürth Geschichte. 1660 wird urkundlich erstmals die Gründung der Apotheke durch einen Arzt namens Dr. Löw in der Unteren Königstraße genannt, die einen Löwen im Schild trug und die bis etwa 1703 bestand. Allerdings ist nicht ganz geklärt, ob sich die Namensgebung durch den Begründer der Apotheke ergab, oder ob der Name durch das Relief über dem Eingang (Löwe mit Palmwedel) entstand. Zwischen 1720 und 1728 erfolgt die Wiederöffnung der Löwen-Apotheke. Als Gründer wird laut Dr. Schwammbergers Fürth Lexikon Christian Georg Kühnlein angegeben. Die Löwen-Apotheke war somit, abgesehen von der 1714 gegründeten Mohren-Apotheke, eine der ältesten Apotheken der Stadt Fürth, die noch im Jahre 1814 ganze fünf Apotheken in ihren Mauern beherbergte.

1941 übernahm die heutige Inhaberin Else Schauswecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischhauer, die die historische Apotheke durch fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am 15. Juli 1974, es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre.

Abriss und Wiederaufbau

Zunächst war im Rahmen der Altstadtsanierung der vollständige Abriss aller historischen Gebäude am Gänsberg geplant, so auch der Abriss aller Gebäude in der Unteren Königstraße incl. der ehem. Mohren-Apotheke. Nach vielen Diskussionen im Stadtrat, aber auch in der Bevölkerung und der Öffentlichkeit gab es Mitte der 1970er Jahre ein erstes Umdenken in Bezug auf die Flächensanierung. Letzteres war auch durch die Stärkung des Denkmalschutzes nicht ganz unfreiwillig entstanden. Der ursprüngliche Plan des Architekten von Branca aus den 1960er Jahren, alle Gebäude durch neue Gebäude zu ersetzen, wurde durch die Stadt fallen gelassen. Von Seiten der Stadt war man nun bemüht die Altstadt verträglicher im Sinne des Denkmalschutzes zu gestalten. Hierzu wurde die Untere Königstraße als Modellprojekt herangezogen. Der Erhalt der Häuser erschien aber auf Grund diverser Untersuchungen und Gutachten für wenig aussichtreich. Stattdessen wurden in der Unteren Königstraße die Fassaden einiger Häuser strukturiert abgetragen und im Anschluss wieder neu aufgebaut, so auch die Fassade der ehem. Mohren-Apotheke.

Zunächst wurde der erst 1904 entstande Holzerker entfernt und restauriert, danach erfolgte der Abriss des Gebäudes. Mit den Originalsteinen der ehemaligen Fassade wurde ab dem 1. Obergeschoss die Fassade an den ab 1978 errichteten Neubau angefügt, so dass der Eindruck des ehemaligen Gebäudes wieder hergestellt wurde. Das alte Haus war ursprünglich ein Fachwerkgebäude, dessen faul gewordene Holzteile später verputzt worden sind. Von den Zierfassadenornamenten klassizistischer Art wurden nach den Angaben des Architekt Josef Reimann, der für den Bauträger "Neue Heimat" die Baumaßnahmen federführend durchführte, Gipsabdrücke angefertigt. Die Gipsabdrücke dienten als Muster für die neu angefertigten Ornamente. Auch das durch Putzfugen vorgetäuschte Sandsteinmauerwerk – die Erdgeschossfassade – ist genau wie das Original wiedererstanden. Im Erdgeschoss werden die alten Fensterläden wieder angebracht, auch eine der beiden Holztüren wurde beim Abbruch gesichert und 1978 wieder angebracht. Allerdings ist während der Einlagerung der Originalteile der Fassade das Löwen-Wappen geklaut worden, so der Bauherr. Es musste durch eine Kopie ersetzt werden.

Lokale Berichterstattung

Literatur

Einzelnachweise

  1. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974

Siehe auch