Königstraße 36; Königstraße 38

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A5879 Löwen-Apotheke 1930.jpg
Löwen-Apotheke mit Erker und seinem Wahrzeichen, dem Löwen-Relief über dem Eingang, ca. 1930
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Objekt
Giebel
Geokoordinate
49° 28' 46.82" N, 10° 59' 7.58" E

Sandstein-Volutengiebel mit Firstpalmette (Nr. 36), 18. Jahrhundert und Giebelwand mit Holz-Erker (Nr. 38), bez. 1904; an Neubau des Doppelhauses wiederverwendet. In der Königstraße 38 befand sich die älteste Apotheke Fürths, die bereits 1660 - 1717 erwähnt wird. Die Apotheke wurde durch den jüdischen Arzt Dr. Löw eingerichtet. 1720 wurde die Apotheke erneut eröffnet und bestand dann ca. 250 Jahre unter diesem Namen. Im Keller befand sich bis zum Abriss eine nahezu vollständig erhalte Mikwe gefüllt mit Grundwasser, ein sog. Judenbad. Das Fürth untypische Chörlein wurde erst 1904 angebracht. Die Anwesen wurden im Juni 2014 aus der Denkmalliste gestrichen, da nur wenige Bauteile historisch sind.


Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes

Im Rahmen der Altstadtsanierung war zunächst der vollständige Abriss aller historischen Gebäude am Gänsberg geplant, so auch der Abriss aller Gebäude in der Unteren Königstraße incl. der ehem. Löwen-Apotheke. Nach vielen Diskussionen im Stadtrat, aber auch in der Bevölkerung und der Öffentlichkeit gab es Mitte der 1970er Jahre ein erstes Umdenken in Bezug auf die Flächensanierung. Letzteres war auch durch die Stärkung des Denkmalschutzes nicht ganz unfreiwillig entstanden. Der ursprüngliche Plan des Architekten von Branca aus den 1960er Jahren, alle Gebäude durch neue Gebäude zu ersetzen, wurde durch die Stadt fallen gelassen. Von Seiten der Stadt war man nun bemüht die Altstadt verträglicher im Sinne des Denkmalschutzes zu gestalten. Hierzu wurde die Untere Königstraße als Modellprojekt herangezogen. Der Erhalt der Häuser erschien aber auf Grund diverser Untersuchungen und Gutachten für wenig aussichtsreich. Stattdessen wurden in der Unteren Königstraße die Fassaden einiger Häuser strukturiert abgetragen und im Anschluss wieder neu aufgebaut, so auch die Fassade der ehem. Löwen-Apotheke.

Zunächst wurde der erst 1904 entstande Holzerker entfernt und restauriert, danach erfolgte der Abriss des Gebäudes. Mit den Originalsteinen der ehemaligen Fassade wurde ab dem 1. Obergeschoss die rekonstruierte Fassade an den ab 1978 errichteten Neubau angefügt, so dass der Eindruck des ehemaligen Gebäudes wieder hergestellt wurde. Das alte Haus war ursprünglich ein Fachwerkgebäude, dessen faul gewordene Holzteile später verputzt worden sind. Von den Zierfassadenornamenten klassizistischer Art wurden nach den Angaben des Architekten Josef Reimann, der für den Bauträger "Neue Heimat" die Baumaßnahmen federführend durchführte, Gipsabdrücke angefertigt. Die Gipsabdrücke dienten als Muster für die neu angefertigten Ornamente. Auch das durch Putzfugen vorgetäuschte Sandsteinmauerwerk – die Erdgeschossfassade – ist genau wie das Original wiedererstanden. Im Erdgeschoss werden die alten Fensterläden wieder angebracht, auch eine der beiden Holztüren wurde beim Abbruch gesichert und 1978 wieder angebracht.[1] Allerdings ist während der Einlagerung der Originalteile der Fassade das Löwen-Wappen gestohlen worden, so der Bauherr. Es musste durch eine Kopie ersetzt werden[2] .

Auf Grund der Tatsache, dass lediglich Teile der ursprünglichen Fassade des ehemaligen Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde im Juni 2014 dem Gebäude Königstraße 36/38 durch das Landesamt für Denkmalschutz die Denkmaleigenschaft entzogen.

Löwen-Apotheke

Geschichte

Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte.

Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen wahrscheinlich bis in Jahr 1640 zurück, als sich der jüdische Arzt Jehuda Löb ben Benjamin in der Hofmark Fürth niederlässt und auf Bambergischem Hoheitsgebiet allmählich eine Apotheke errichtet.[3]

1660 wird erstmals urkundlich die Gründung der Apotheke durch einen Arzt namens Dr. Löb/Löw in der Unteren Königstraße genannt, die einen Löwen im Schild trug. Allerdings ist nicht abschließend geklärt, ob sich die Namensgebung durch den Begründer der Apotheke ergab, oder ob der Name durch das Relief über dem Eingang (Löwe mit Palmwedel) entstand.

1662 erlangt Dr. Löb sogar einen kaiserlichen Freibrief, Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben.[4]

Zwischen 1670 und 1696 geriet die Löwen-Apotheke mehrfach zwischen die Fronten der während der Dreiherrschaft dauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und Ansbacher Herren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg"[5] erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst "am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft."[6] Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit.[7] 1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt."[8]

1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712.

Zwischen 1720 und 1728 erfolgt die Wiederöffnung der Löwen-Apotheke. Als Gründer wird laut Dr. Schwammbergers Fürth-Lexikon Christian Georg Kühnlein angegeben. Die Löwen-Apotheke war somit, abgesehen von der 1714 gegründeten Mohren-Apotheke, eine der ältesten Apotheken der Stadt Fürth, die im Jahre 1814 noch ganze fünf Apotheken in ihren Mauern beherbergte.

1941 übernahm die heutige Inhaberin Else Schauwecker die Löwen-Apotheke von der Familie Fleischhauer, welche die historische Apotheke über fünf Generationen im Besitz hatte. Das endgültige Aus kam am 15. Juli 1974, es folgte ein Leerstand für weitere vier Jahre[9].

Im Rahmen der Altstadtsanierung und der Abwanderung der Bewohner aus dem Altstadtgebiet wurde der Apotheke endgültig die Existenzgrundlage entzogen. Die Fürther Nachrichten berichten am 13. Juli 1974, dass "mit schwerem Herzen die derzeitige Inhaberin Else Schauwecker dicht machen muss. Die Pächterfrage sei kritisch geworden. Niemand hat mehr Interesse, die Apotheke zu pachten. Der derzeitige Pächter Jörg-Dieter Sarawara, der seit drei Jahren sein Apothekenglück versuchte, hat den Vertrag aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verlängert. Er wandert in die Fränkische Schweiz ab."[10]

Das alles geschah vor dem Hintergrund eines "langsamen Ausblutens der Altstadt", so die Fürther Nachrichten. Dem ehemaligen Wohngebiet des Gänsberg, für das die Löwen-Apotheke früher "erstes Haus am Platze war", sind durch die Flächensanierung ca. 6.000 Menschen abgewandert, ganz zu schweigen von den niedergelassenen Ärzten, die dort ebenfalls ihre Praxen geschlossen hatten. Obwohl die aktuelle Inhaberin Else Schauwecker es gern gesehen hätte, dass es weiterhin eine Löwen-Apotheke gibt, fällt das Haus nunmehr der Sanierungsplanung in den "Rachen": das Anwesen wurde an das Bauunternehmen und Sanierungsfirma "Neue Heimat Bayern" 1974 verkauft.[11]

Apotheker

  • vor 1670: Jehuda Löb ben Benjamin
  • 1670: Wolff Löw[12]
  • 1699: Moises Löwen[13]
  • 1717: Moyses Löw[14]
  • 1807: Kühnlein, Christian Georg[15]
  • 1819: Fleischauer, Johann Konrad[16]

Frühere Adressbezeichnungen

  • 1717: Haus-Nr. 176 ("Moyses Löw Juden Apotheck" bei den "Dombprobtl. Neue Häußer")[17]
  • 1807: "In der untern Frankfurterstrasse" Haus-Nr. 5[18]
  • 1819: "In der untern Frankfurther Straße" Haus-Nr. 5[19]


Literatur

Lokalberichterstattung

  • fn: Schöne Vielfalt bei Neubauten. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juli 1979
  • fn: Eine neue Schauseite. In: Fürther Nachrichen vom 10. August 1978
  • fn: Die Fassaden bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 14. Januar 1978
  • fn: Neues Face-lifting - Die Neue Heimat plant auf den Anwesen Königstraße 36/38 Wohnhäuser ein Face-lifting. In: Fürther Nachrichten vom 9. August 1977
  • fn: Königstraße: ein liebevoller Wiederaufbau. In: Fürther Nachrichten vom 18. Oktober 1976
  • fn: Altes Fassadenbild bleibt. In: Fürther Nachrichten vom 17. Juni 1976

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. fn: Original-Erker hängt am Neubau. In: Fürther Nachrichten vom 8. Mai 1979
  2. fn: Original-Erker hängt am Neubau. In: Fürther Nachrichten vom 8. Mai 1979
  3. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  4. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  5. "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  6. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  7. "Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  8. August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149-155. [Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]
  9. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  10. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  11. fn: Alte Apotheke schließt. In: Fürther Nachrichten vom 13. Juli 1974
  12. in: Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ... , 1785, 3. Band, S. 154. Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
  13. Seidel, J. B.: "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg ...", 1785, S. 232. online-Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek
  14. Vetter, J. G.: "Grund-Riß des Fleckens Fürth", 1717.
  15. Adressbuch von 1807
  16. Adressbuch von 1819
  17. Grund-Riß des Fleckens Fürth
  18. Adressbuch von 1807
  19. Adressbuch von 1819

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