Kapelle St. Martin

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Besonderheit
wahrscheinlich Erbaut vor 750, erste Erwähnung 1323, königliche Eigenkirche/Bezirkskirche

Die Kapelle St. Martin war eine königliche Eigenkirche auf einer Erhöhung im Rednitztal in der Nähe der Furt und älteste Kirche Fürths. Sie ist heute nicht mehr erhalten. Ihr vermeintlicher Standort wird heute noch als "Kapellenruh" bezeichnet und an ihrer Stelle steht ein Denkmal. (Zu der Diskussion um Standort von der Martinskapelle siehe Kapellenruh.)

Obwohl sie im Fürther Sprachgebrauch auch heute noch "Kapelle" genannt wird, so war sie doch eine Kirche mit allen Pfarr-Rechten, sie war sogar eine königliche Eigenkirche.

Die Kapelle St. Martin und später dann auch die Kirche St. Michael waren u. a. die Mutterkirche (Benennung der Pfarrer, Unterhalt und Verwaltung) von St. Lorenz in Nürnberg, bevor sich das Verhältnis der beiden Kirchen zueinander genau umkehrte und St. Lorenz die Mutterkirche wurde.

Geschichte

 
Die Ruine der Martinskapelle auf dem Stich von Johann Alexander Boener, von 1705

Die Geschichte der Kapelle wird von der Fürther Gründungssage mit Kaiser Karl dem Großen verbunden, er selbst soll sie im Jahr 793 gestiftet haben. Wahrscheinlich ist aber, dass sie - und damit Fürth selbst - schon vor dem Jahr 750 bei der Fränkischen Landnahme dieses Gebietes gegründet wurde.

Zu dieser Bezirkskirche (königliche Eigenkirche) gehörten anfangs:

Die Martinskapelle soll angeblich 1634 zerstört worden sein [1], taucht aber auf Karten bereits 1624 als Ruine auf. Zudem existiert ein Brief des Fürther Pfarrers Carl Friedrich Lochner d. Ä. an das Landalmosamt Nürnberg, mit einer Anfrage bezüglich der "mutmaßlich in dem Markgräf(lichen) Krieg" zerstörten St. Martins Capell [2]. Lochner kannte wohl auch die vom größeren Rat der Stadt Nürnberg in Auftrag gegebenen Annalen des Johannes Müllner - 1623 fertiggestellt - der von einem alten Gemäuer berichtet, dem das Wasser oft Schaden zugefügt hat [3]. In dem Antwortschreiben des Landalmosamtes wird dann berichtet, dass die Familie Held "in dem verfallenen Kirchlein oder Cappellein unterhalb Fürth einen Grabstein hätte", unter dem ein Held, ein Geistlicher begraben sei [4].

Es wird angenommen, dass in ihrem Bereich auch der Königshof gelegen haben könnte. (Zu der Diskussion um Standort des Königshofs siehe Kapellenruh.)

Die Ruine der Kapelle St. Martin wurde 1705 auf einem Stich von Johann Alexander Boener abgebildet.

Ab Mai 1843 wurden auf dem Gelände Grabungen durchgeführt, um den Umfang der ehemaligen Kapelle zu ermitteln. Dabei "fand man [...] eine Masse Menschenknochen, ohne aber Spuren von Gräbern".[5] Dies führte damals zu der Vermutung, dass die Fundstellen in früherer Zeit bei der "Räumung der Gräber", welche sich ehemals in der Mitte der Kapelle befunden haben sollen, benutzt worden seien. Auch gab es - laut damaligem Zeitungsbericht - noch einen Zeitzeugen, der sich an "mehrere Grabsteine" erinnern konnte, die zunächst noch in der Mitte der Ruine gelegen haben und dann zum Kirchhof gebracht wurden und die er noch eine Zeit lang "an der Sakristei gelehnt liegen sah".[5] Laut Fronmüllerchronik gab es deshalb keine Gräber, weil in früheren Zeiten Selbstmordopfer hier begraben worden waren.[6]

 
Gedenkstein für die Martinskapelle von 1855

1855 wurde durch die Stadtgemeinde das Denkmal errichtet. Im gleichen Jahr hielt der Fürther Lithograph Gerson Löwensohn das neue Denkmal mit den jungen, im Kreis gepflanzten Eichen (einige stehen heute noch) im Bilde fest (Abbildung in den Fürther Nachrichten vom 22. April 1983).

In einem Reiseführer aus dem Jahre 1869 wurde über das Denkmal geschrieben:

Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich [...] auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem Schießplatz und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: "Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno 1855. Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist.[7]

Im April 1945 zerstörten die von Westen anrückenden Amerikaner das Denkmal, das 1983 vom Lions Club Fürth, dem alten nachempfunden, neu errichtet wurde. Es ist von Stieleichen umstanden, die 1864 gepflanzt wurden.[8]

Beim Kirchweihfestzug 2007 wurde ein Nachbau der Kapelle St. Martin auf einem Festwagen gezeigt.

Lokalberichterstattung

  • Hans Lotter: "Eine kleine Wallfahrt" Geschichte der Martinssäule in der FN Serie über Alt-Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 6. Juli 1998 (Druckausgabe)
  • Volker Dittmar: Verborgene Grundmauern am Martinsdenkmal entdeckt. In: Fürther Nachrichten vom 19. August 2009

Weblinks

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stadtmuseum Fürth - Diese Zeitangabe beruht vermutlich auf den Ausführungen von Fronmüller (Fronmüllerchronik, 1887, S. 96) und wurde seither häufig ungeprüft übernommen, - ist aber definitiv falsch und widerlegt durch eine Karte von Andreas Albrecht aus dem Jahr 1624 mit dem Flussabriss der Pegnitz. Diese Karte wurde vom Rat der Stadt Nürnberg am 11. Dezember 1623 nach einem Ortstermin zur Besichtigung aller Mühlen, Stauwerke, Eichpfähle und Wasserschöpfräder an der Pegnitz bis zum Zusammenfluss mit der Rednitz in Auftrag gegeben (siehe "Der Nürnberger Zeichner, Baumeister und Kartograph Hans Bien (1591 - 1632)". Ausstellungskatalog zum 400. Geburtstag des Künstlers, 1991, S. 175)
  2. Josef Hoffmanns: "Die Fürther St.-Martins-Kirche 1679". in Fürther Heimatblätter 1989, Nr. 1, S. 46.
  3. Thomas Werner "Fürth in Merians Topographia Franconiae" in: Altstadtbläddla Nr. 46, 2012/13, S. 42 ff
  4. Josef Hoffmanns: "Die Fürther St.-Martins-Kirche 1679". in Fürther Heimatblätter 1989, Nr. 1, S. 46.
  5. 5,0 5,1 "Fürther Tagblatt" vom 3. Mai 1843, S. 531
  6. Fronmüllerchronik, 1887, S. 269
  7. "Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung. ...", Nürnberg, 1869 - online-Digitalisat
  8. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 13.

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