Kolpingsfamilie Fürth

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Die Kolpingfamilie Fürth gründete sich am 22. Oktober 1865 und zählt damit zu den ältesten katholischen Vereinen in der Stadt Fürth. Der Verein basiert auf dem Konzept des Gründers und katholischen Priesters Adolph Kolping aus Köln, der sich im 19. Jahrhundert speziell mit sozialen gesellschaftlichen Frage auseinandersetzte und Begründer des Kolpingwerkes war. Insbesondere die Errichtung von sog. Gesellenhospizen war ihm ein besonderes Anliegen, die Wandergesellen in christlich ausgerichteten Herbergen und Bildungsstätten betreuten.[1]

Gründung 1865

In Fürth war Alexander Dill von der Idee der Gesellenhopize begeistert und versuchte bereits 1853 einen katholischen Gesellenverein in Fürth zu gründen. Allerdings gelang ihm dies nicht sofort. Es bedurfte weitere sechs Jahre bis die ersten sichtbaren Anfänge 1859 gelangen und weitere sechs Jahre bis zur tatsächlichen Gründung. Am 22. Oktober 1865 war es schließlich so weit, und Dill gründete in Fürth den katholischen Gesellenverein, mit dem Ziel ebenfalls ein Gesellenhospiz nach dem Vorbild Kolpings zu errichten. Abweichend davon berichtet der Chronist Georg Fronmüller in seiner Chronik erst von der der Gründung am 29. Oktober 1865, also eine Woche später - unter Mitwirkung Stadtkaplan Arnold.[2]

Das Gesellenhospiz sollte neben Unterkunft und Essen, vor allem die seelische und geistige Betreuung von Handwerksgesellen sichern, die auf Wanderschaft waren. Kolping hatte erkannt, dass die sogenannten Meisterfamilien sich Auflösung befanden, diese aber für die Gesellen den familiären und religiösen Rückhalt bisher darstellten. Um den Gesellen wieder Halt in ihrem Leben zu geben, damit sie wieder in „geordnete Bahnen“ kamen, sah er die Notwendigkeit ein Hospiziensystem zu etablieren.[3][4]

Von diesem Ziel war man in Fürth noch weit entfernt. Zunächst musste der katholische Verein - in einem weitestgehend evangelisch geprägtem Fürth - auf die Suche nach einer geeigneten Gaststätte für Versammlungen der Mitglieder und die Beherbergung der durchreisenden Gesellen gehen. Um der ständigen Improvisation zu entgehen gründete man im November 1874 eine Sammelcassa als Grundstock für ein eigenes Gesellenhospiz.

Mit dem Ansehen und den Aktivitäten des Vereins nahmen auch die Fürther Gesellen und die Familien der Schutzmitglieder an Bedeutung für das katholische und kulturelle Leben in Fürth zu, zumal seit 1828 in Fürth erstmals auch eine katholische Kirche sich etabliert hatte. 23 Jahre nach Gründung des Verein gelang dem Verein endlich das lang ersehnte Ziel und so kaufte man 1888 als Hausbauverein für 12.500 Mark ein Grundstück in der heutigen Simonstraße. Baubeginn war aber erneut erst neun Jahre später, also 1895. Das Gesellenhospiz wirkt nach eigenen Angaben segensreich auf das katholische gesellschaftliche Leben der Stadt, denn auch die gesamte bürgerliche Öffentlichkeit von Fürth feierte die Öffnung des Heims. Besonders stolz war man auf den sog. Kolpingsaal, in dem verschiedene Veranstaltungen abgehalten werden konnten. Weiterhin befand sich im Erdgeschoss die Gaststätte "Süd".

Zwei Weltkriege

Während des Ersten Weltkriegs wurden alle verfügbaren Räume für militärische Zwecke verwendet, u.a. als Lazarett. Nach den beiden Weltkriegen hat der Verein jeweils einen großen Mitgliederschwund - was zunehmend für Probleme sorgt. Erschwerend kam noch hinzu, dass bei einem der letzten Luftangriffe im Frühjahr 1945 der große Kolpingsaal dem Bombenangriff fast vollständig zum Opfer wurde. Zusätzlich war die Vereinstätigkeit während des Nationalsozialismus weitestgehend zum Stillstand gekommen.

Nach dem Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte sich Präses Zimmermann im Jahr 1948 um den Wiederaufbau des Vereins und deren Gebäude in der Simonstraße. Unter starker finanzieller Belastung gelingt dies im Jahr 1951 mit der Wiederrichtung des großen Saals und des Kolping-Gartens. Ein weiterer katholischer Verein gründet sich nach dem Ersten Weltkrieg. Die DJK Concordia Fürth 1920 e. V. sieht sich selbst nach dem in Fürth gegründeten katholischen Lehrlingsverein als Vorläufer seines Vereins. Nach der Rückkehr vieler älterer Mitglieder aus dem Ersten Weltkrieg bildete sich eine Fußballmannschaft, die mit anderen Mannschaften der Fürther und Nürnberger Sportvereine den Spielverkehr aufnahm.

Im Kolpingsaal trafen sich 1955 die 97 noch verbliebenen Mitglieder regelmäßig zu Vorträgen, Spielen und Feiern. Ursprünglich zählte der Verein nach dem Zweiten Weltkrieg noch 140 Mitglieder. Anfang der 1970er Jahre öffnete sich der Verein für Frauen, inzwischen sind sie Zahlenmäßig in der Überzahl. Jährliche Studienfahrten erweitern den Horizont der Vereinsmitglieder und Ausflüge stärkten nach eigenen Angaben die Gemeinschaft. Eine Kegelgruppe traf sich alle 14 Tage im Ronhofer Gärtla.[5]

In den Jahren 1969 und 1970 wurde das Kolpinghaus in ein Männerwohnheim umgebaut, in dem Menschen verschiedenster Nationen, Konfessionen und Weltanschauungen untergebracht wurden. Der gesellschaftliche Wandel und das Abnehmen der Wandergesellen stellt zunehmend das ursprüngliche Konzept in Frage, bis man sich als Verein schließlich im Jahr 1983 dazu entschied, die Reißleine zu ziehen. Notwendige anstehende größere Renovierungs- und Umbauarbeiten, sowie noch bestehende Schulden am Grund und Boden veranlassten den Fürther Verein die Abgabe des Gebäudes an das Erzbischöfliche Ordinariat Bamberg. Nach Sichtung des Gebäudes entschied das St. Joseph-Stiftung Bamberg, beauftragt vom Erzbischöflichen Ordinariat, in der Simonstraße eine Seniorenwohnanlage mit 40 Wohneinheiten zu errichten. Dem ursprünglichen Eigentümer, der Kolpingsfamilie Fürth, wird dauerndes Wohnrecht zugesichert.

Neubeginn und Neubau

Im Jahr 1984 begannen die Abbrucharbeiten mit anschließendem Neubau. Die Eröffnung fand 1986 statt, womit die Kolpingsfamilie auch wieder eine Versammlungsstätte hatte. Das Gebäude ist nach dem Gründer des Vereins in Köln benannt: „Adolph-Kolping-Haus“.[6]

Heute bietet die Kolpingsfamilie Fürth der breiten Öffentlichkeit, vor allem Familien und Senioren religiöse, staatspolitische sowie allgemeinbildende, sportliche und gesellige Veranstaltungen an. Damals wie heute sind bei der Kolpingsfamilie Menschen, egal welchen Alters, Herkunft oder Konfession nach eigenen Angaben stets willkommen. Das Kolpingwerk Deutschland und die örtlichen Kolpingsfamilien engagieren sich u.a. in der Jugend- und Erwachsenenbildung, für humanitäre Projekte im globalen Süden und in der katholischen Jugend- und Seniorenarbeit.[7]

Am 26. September 2015 feiert der Verein sein 150-jähriges Bestehen. Vorsitzender der Kolpingsfamilie in Fürth war von 1975 bis 2017 Willi Hümmer.

Sonstiges

In Fürth wurde nach dem Begründer des Kolpingwerks im Ortsteil Oberfürberg die Kolpingstraße benannt.

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel Adolph Kolping aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  2. Georg Tobias Christoph II. Fronmüller: Stadt Fürth, Fürth, 1887, S. 336
  3. Kolpingsfamilie Fürth - 160 Jahre Kolpingsfamilie Fürth – Eine bewegte Geschichte Von den Anfängen bis heute, online abgerufen am 4. August 2025 | 8:45 Uhr
  4. Artikel Gesellenhospiz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  5. Volker Dittmar: Die Fürther Kolpingsfamilie feiert Jubiläum. In: Fürther Nachrichten vom 7. September 2015
  6. Kolpingsfamilie Fürth - 160 Jahre Kolpingsfamilie Fürth – Eine bewegte Geschichte Von den Anfängen bis heute, online abgerufen am 4. August 2025 | 8:45 Uhr
  7. Artikel Kolpingwerk aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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