Krailsheimer und Miederer

Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums "200 Jahre eigenständig" im Jahr 2018

Die Firma Krailsheimer und Miederer war eine Spiegelglasfabrik an verschiedenen Standorten in Bayern mit Verwaltung und Spiegelbelegung in Fürth in der Hirschenstraße 20 b.


GeschichteBearbeiten

Die Wurzeln der Firma Krailsheimer und Miederer gehen zurück auf Philipp Krailsheimer. Am 3. November 1820 als Sohn des Spezereiwarenhändlers Isaac Krailsheimer in Zirndorf geboren, lernte er ab 1837 unter anderem beim Fürther Kaufmann und Spiegelglashändler Meier Oppenheimer, anschließend bei weiteren Kaufleuten, darunter auch über drei Jahre in Köln. Ab 1847 versuchte er mehrfach eine Konzession als Spiegelglashändler in Fürth zu erlangen, wurde aber wegen Überbelegung des Gewerbes und mangelnde(r) finanzielle(r) Grundlage immer wieder abgewiesen. Nach einer Beschwerde erhielt er aber am 15. März 1851 endlich eine Konzession zum Spiegelglashandel en détail. Ende 1857 stellte er zudem ein Gesuch um eine Lizenz zum Spiegelglasbelegen, die er am 4. Januar 1858 auch erhielt. Die Spiegelglasbelege wurde im Haus Nummer 261 in der damaligen Blumenstraße 6 eingerichtet, das er ein Jahr zuvor für 16.750 Gulden gekauft hatte.[1] Er expandierte auch in Niederlassungen im Bayerischen Wald und beschäftigte im Jahr 1867 etwa 70 Mitarbeiter in Deuerling und Untersteinbach (Oberpfalz). Jährlich produzierte er unter anderem mehrere Millionen an sogenannten Judenmaßgläsern.[2]

Nach dem Tod von Philipp Krailsheimer 1880 übernahm sein Sohn Moritz die Spiegelglashandlung, zu der neben der Spiegelbelege auch eine Niederlassung in Paris gehörte. Moritz hatte im Jahr 1878 zusammen mit dem Spiegelbeleger Georg Miederer die Firma Krailsheimer und Miederer gegründet und integrierte nun das väterliche Geschäft. Miederer, am 26. März 1840 in Pfaffenhofen bei Schwabach geboren, machte eine Lehre als Spiegelbeleger und wurde einige Jahre später in der Spiegelfabik Christian Winkler und Sohn engagiert, um dort den Betrieb, der unter der Quecksilber-Krankheit zu leiden hatte, auf Silberspiegelbelegung umzustellen, die er vorher durch einen Assistenten von Justus von Liebig kennengelernt hatte. Ludwig Winkler stellte ihm darauf hin ein recht gutes Zeugnis aus. Nach ein paar Jahren in Braunlage kam Miederer zurück nach Fürth, wo er das Haus in der Hirschenstraße 20 b besaß. In dem mit Moritz Krailsheimer gegründeten Betrieb brachte Krailsheimer seine betriebswirtschaftlichen Kentnisse ein, während Miederer sein spezielles "know how" nutzen konnte. Die Produktion stieg bei guter Auftragslage an, so dass 1888 eine größere Spiegelbelege in der Königstraße 88/89 errichtet werden musste. Poliertes Salinglas wurde ein großer Exportschlager. In Mitterteich und in der Nähe von Weiden besaß man weitere Glasfabriken. In dieser Zeit existierte bereits eine Krankenunterstützungskasse für die insgesamt 200 Arbeiter.[3]

Am 18. September 1899 beschloss die Glasfabrik Weiden AG die Verlegung des Firmensitzes nach Fürth und den Kauf der Firma Krailsheimer und Miederer, wodurch die Tafel-, Salin- und Spiegelglasfabriken AG entstand. Die Direktion teilten sich Kommerzienrat Eduard Kupfer, Weiden und Georg Miederer. Dem Unternehmen gelang es, zu einem Großproduzenten von Glas aufzusteigen. Das Unternehmen beschäftigte 1901/1902 allein in Fürth, in der Nürnberger Straße 29, 24 Arbeiter und 44 Arbeiterinnen. Nach der großen Absatzkrise der Glasindustrie im Jahr 1907 beteiligte sich die AG an der Gründung eines Rohspiegelglassyndikats und trat gleichzeitig dem Verein Deutscher Tafelglashütten GmbH (VDT) in Kassel bei. Dort wurde die deutsche Inlandsproduktion sowohl mengen- wie auch preismäßig festgelegt, um Krisenzeiten geregelt zu überbrücken. 1912, nach der Auflösung des VDT, schloss man sich dem Verein Rheinisch-Westfälischer Tafelglashütten GmbH an, der ähnlich dem VDT einen Zusammenschluss der westdeutschen Glashütten darstellte. Im Umfeld dieser Organisationen konnte die AG die schwierigen Zeiten des Krieges, der anschließenden Inflation und der Weltwirtschaftskrise relativ gut überstehen. 1932 ging die Tafel-, Salin- und Spiegelglasfabriken AG in der DETAG auf.

LiteraturBearbeiten

Siehe auchBearbeiten

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. Adressbuch der Handels- und Fabrikberechtigten von Fürth 1857, S. 28 bzw. 1865, S. 20
  2. Die Industrie und Landwirtschaft Bayerns auf der internationalen Ausstellung zu Paris im Jahr 1867, München 1867, S. 51
  3. Anzeige in "The exhibitors Nuremberg-Fuerth Bavaria at the Columbian World's Exhibition", Chicago 1893, S. 38