Kurt Königsberger

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Dr. Kurt Königsberger (geb. 1. September 1891 in Fürth; gest. 21. Juli 1941 in Pirna-Sonnenstein) war ein Fürther Volkswirt, Leutnant der Reserve und Beobachtungsflieger während des Ersten Weltkriegs. Für kurze Zeit fungierte er während der Revolution in München 1918 außerdem als provisorischer Kriegsminister und Oberkommandierender der bayerischen Streitkräfte.[1]

Leben

Kurt Königsberger wurde am 1. September 1891 als Sohn des Kaufmanns und Fabrikbesitzers Karl Benno Königsberger und seiner Frau Marie, geb. Ulmer, in Fürth geboren. Nach seiner Schulzeit studierte in Berlin und München Volkswirtschaft und arbeitete als Direktions-Sekretär bei dem jüdischen Verleger Rudolf Mosse in Berlin. Bis zur Beantragung und dem Erhalt seines Heimatrechts in Fürth 1912, war Kurt Königsberger zunächst schweizer Staatsbürger mit Heimatrecht in Günzberg im Kanton Solothurn. In Fürth besaß er ein Haus in der Bahnhofstraße 3, das ihm zusammen mit seiner Schwester Erna gehörte.[2] Mit der Mobilmachung und dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Kurt Königsberger im November 1914 zum 6. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment in Fürth eingezogen, mit dem er nach seiner Grundausbildung an der französischen Westfront kämpfte. Am 5. Februar 1916 ernannte man ihn dann zum Leutnant der Reserve. Kurt Königsberger meldete sich daraufhin freiwillig zum den Luftstreitkräften. In der bayerischen Flieger-Ersatz-Abteilung 1 in Schleißheim wurde er zum Beobachtungsflieger ausgebildet wurde. Nach mehreren Einsätzen an der Westfront wurde er ab Oktober 1917 bis zum Waffenstillstand im November 1918 bei der Ausbildung neuer Flugschüler in Schleißheim im Norden von München eingesetzt. Von Kurt Eisner wurde er in der Nacht zum 8. November 1918 zum provisorischen Kriegsminister und Oberkommandierender der bayerischen Streitkräfte ernannt. Der Historiker Max Spindler schrieb dazu in seinem Handbuch der bayerischen Geschichte:

„Auf die führungslosen vagabundierenden Soldaten war keinerlei Verlaß. ... So war ein erfolgreicher Abschluß der Revolutionsnacht, als gegen 2 Uhr morgens ein Leutnant der Reserve Kurt Königsberger sich bei Eisner meldete; als überzeugter Anhänger der Revolution stellte dieser seine in Schleißheim stehende Artillerie-Abteilung zur Verfügung. [...] Am 13. November wurde öffentlich durch den neuen Minister für militärische Angelegenheiten, Albert Rosshaupter, bekanntgegeben, dass Leutnant Königsberger seine Pflicht, die Ordnung wiederherzustellen, erfüllt und als Oberkommandeur der Armee den Abschied genommen habe. Die ihm erteilten Vollmachten seien auf das Ministerium übergegangen.“ [3]

1925 zog Kurt Königsberger nach Berlin-Wilmersdorf. 1933 war er dann einer der Ersten, die in Dachau interniert wurden. Bevor er am 20. November 1936 erneut in „Schutzhaft“ ins KZ Dachau gebracht wurde, unterstützte er seine geschiedene Ehefrau Elli, geb. Dittmann, seine Töchter Jolanda (geb. 16. Dezember 1924) und Helga (geb. 11. März 1936) sowie seine Schwester Erna. Kurt Königsberger wollte nach Kolumbien auswandern, die Gestapo jedoch verweigerte ihm „wegen seiner politischen Vergangenheit“ das Führungszeugnis mit der Bestätigung, dass er in den letzten fünf Jahren nicht wegen politischer Vergehen angeklagt war. Im Februar 1938 bestand „keine Aussicht, dass Juden z.Zt. aus Dachau entlassen werden“, auch bis 29.08.1938 war keine Entlassung in Aussicht. Im April 1939 teilte Kurt Königsberger dann dem Standesamt Fürth aus Buchenwald mit, dass „ich laut Nürnberger Gesetz Jude bin, den zusätzlichen Vornamen Israel führe“.[2]

Kurt Königsberger stirbt am 21. Juli 1941 in Pirna-Sonnenstein, das vermutlich als Weimar II bezeichnet wurde. Im Geburts-Register und Einwohnermeldebogen ist nachgetragen „gest. 21.07.1941 Nr. 607 Weimar II“.[2]

Lokalberichterstattung

  • Sabine Rempe: Zwei Männer aus Fürth in den Wirren der Revolution. In: Fürther Nachrichten vom 25. April 2018, S. 27

Literatur

  • Gisela Naomi Blume: Dr. Kurt Königsberger. In: Memorbuch der Fürther Opfer der Shoah - online abrufbar
  • Kurt Königsberger: Die wirtschaftliche Demobilmachung in Bayern während der Zeit im November 1918 bis Mai 1919. In: Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamtes München, Heft 1/1920, S. 193 - 226
  • Simon Rötsch: Kurt Königsberger. In: Fiorda 14-18 | Jüdisches Leben in Fürth während des Ersten Weltkriegs - online abrufbar

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vgl. Anton Joachimsthaler: Hitlers Weg begann in München 1913 - 1923, 2000, S. 186 bzw. vgl. auch Thomas Weber: Wie Adolf Hitler zum Nazi wurde - Vom unpolitischen Soldaten zum Autor von "Mein Kampf", 2016
  2. 2,0 2,1 2,2 Vgl. Gisela Naomi Blume: Dr. Kurt Königsberger. In: Memorbuch der Fürther Opfer der Shoah - online abrufbar
  3. Aus: Max Spindler, Dieter Albrecht: Handbuch der bayerischen Geschichte. Begründet von Max Spindler. Band 4., Das neue Bayern – 1800–1970. Teilbd. 1. In Verbindung mit Dieter Albrecht [u. a.]. München 1974, S. 398

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