LKW-Unfall 8. Februar 2022: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 17: Zeile 17:
  
 
Am 12. September 2022 begann die Verhandlung gegen den inzwischen 51-jährigen Fahrer vor dem Amtsgericht Fürth. Gegenüber dem Gericht räumte er laut den Angaben der örtlichen Presse die Vorwürfe weitestgehend ein und entschuldigte sich bei den betroffenen Anwohnern. Seine Verteidigerin und eine Dolmetscherin gaben im Namen ihres Mandanten vor Gericht zum Sachverhalt an: ''[Es sei] ... eine unglückliche Verkettung von Umständen. Der Lkw-Fahrer habe am Abend mit Kollegen Wodka getrunken und vor der Firma übernachtet, um auf die Papiere zu warten. Er telefonierte mit seiner Frau und erfuhr, dass ihre Krebserkrankung zurück gekehrt war. Frustriert trank er weiter. Als er überraschend seinen Stellplatz verlassen musste, wollte er den Sattelschlepper ursprünglich nur wenige Kilometer wegfahren und einen Parkplatz aufsuchen, um nüchtern zu werden.''<ref>Ulrike Löw: Traurige Details zur Fürther Horror-Fahrt: Nun äußert sich der Angeklagte. In: Fürther Nachrichten vom 12. September 2022 - [https://www.nn.de/fuerth/1.12515226 online abrufbar]</ref>
 
Am 12. September 2022 begann die Verhandlung gegen den inzwischen 51-jährigen Fahrer vor dem Amtsgericht Fürth. Gegenüber dem Gericht räumte er laut den Angaben der örtlichen Presse die Vorwürfe weitestgehend ein und entschuldigte sich bei den betroffenen Anwohnern. Seine Verteidigerin und eine Dolmetscherin gaben im Namen ihres Mandanten vor Gericht zum Sachverhalt an: ''[Es sei] ... eine unglückliche Verkettung von Umständen. Der Lkw-Fahrer habe am Abend mit Kollegen Wodka getrunken und vor der Firma übernachtet, um auf die Papiere zu warten. Er telefonierte mit seiner Frau und erfuhr, dass ihre Krebserkrankung zurück gekehrt war. Frustriert trank er weiter. Als er überraschend seinen Stellplatz verlassen musste, wollte er den Sattelschlepper ursprünglich nur wenige Kilometer wegfahren und einen Parkplatz aufsuchen, um nüchtern zu werden.''<ref>Ulrike Löw: Traurige Details zur Fürther Horror-Fahrt: Nun äußert sich der Angeklagte. In: Fürther Nachrichten vom 12. September 2022 - [https://www.nn.de/fuerth/1.12515226 online abrufbar]</ref>
 +
 +
Das Gericht verurteilte den LKW-Fahrer zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt und musste seinen Führerschein abgeben. Gleichzeitig wurde festgelegt, dass keine deutsche Behörde Ihm in den nächsten drei Jahren eine Fahrerlaubnis ausstellen darf.<ref>sz: Lkw-Fahrer nach Chaosfahrt zu Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. In: Süddeutscher vom 19. September 2022 - [https://www.sueddeutsche.de/bayern/fuerth-lkw-fahrer-verwuestung-trunkenheit-1.5660025 online abrufbar]</ref>
  
 
== Spendenkonto ==
 
== Spendenkonto ==

Version vom 29. März 2023, 09:44 Uhr

Schadensbild am Tag nach dem Unfall in der Hardstraße, Feb. 2022

Am 8. Februar 2022 verursachte ein alkoholisierter LKW-Fahrer mit seinem 40-Tonner in der Hardstraße einen schweren Verkehrsunfall. Dabei wurden 34 Fahrzeuge beschädigt. Die Massenkarambolage zog eine mehrtägige nationale und internationale Medienberichterstattung nach sich, in vielen überregionalen Medien war der Vorfall in Fürth auf den Titelseiten zu finden.

Ablauf

Gegen 18.58 Uhr fährt der LKW an der Kreuzung Berlinstraße / Hardstraße über eine rote Ampel und kollidiert dabei mit einem anderen Fahrzeug. Trotz des Unfalls fährt der LKW-Fahrer weiter und nimmt in der stark abschüssigen Hardstraße zusätzlich an Fahrt auf. Kurz darauf touchiert der LKW-Fahrer die ersten parkenden Fahrzeuge, bis er bei der zunehmend enger auslaufenden Straße die ersten Fahrzeuge rammte bzw. wegdrückte oder vor sich herschob - bis das Fahrzeug nach knapp 400 m kurz vor der Cadolzburger Straße zum stehen kam. Dabei fingen die ersten Fahrzeuge an zu brennen. Das Feuer griff rasch auf den LKW und angrenzende Wohngebäude über. Um 19.03 Uhr gingen in der Integrierten Leitstelle die ersten Notrufmeldungen ein, die Berufsfeuerwehr rückte unverzüglich aus und erreichte gegen 19.10 Uhr den Unfallort. Ein Anwohner war Ersthelfer und evakuiert den LKW-Fahrer aus seinem Fahrzeug. Die inzwischen ebenfalls am Unfallort eingetroffene Polizei sicherte den Einsatzort und führte beim LKW-Fahrer die Identitätsfeststellung durch. Eine erste Alkoholatemkontrolle ergab einen hohen Alkoholgehalt, sodass der LKW-Fahrer in Gewahrsam genommen wurde.

In den Medien tauchten die erste Spekulationen über den Unfallhergang auf - insbesondere ob es sich bei dem Unfall um eine Amokfahrt oder gar um einen Terroranschlag handelte. Gegen 19.16 Uhr waren die ersten Rettungskräfte des Bay. Roten Kreuzes vor Ort. Bis zum Ende des Einsatzes in dieser Nacht waren 22 Rettungskräfte, ein Einsatzleiter sowie eine Notärztin vor Ort, allerdings gab es nach ersten Angaben insgesamt drei leicht verletzte Personen. Vielmehr wurden erste Sammelstellen für die betroffenen Anwohner errichtet. Nur eine Stunde nach dem Unfall war bereits das Technische Hilfswerk vor Ort und sicherte das zeitweise in Brand geratene Wohnhaus. Ebenfalls vor Ort die ersten Abschleppunternehmen, die mit der Räumung des Unfallortes begannen. Bis 3 Uhr in der Früh wurden die ersten Fahrzeuge entfernt, die Straße musste aber weiterhin gesperrt bleiben, nicht zuletzt auch weil der unfallverursachende LKW noch mit weiteren Fahrzeugen verkeilt war.

Kamerateams am Ort des Geschehens, Feb. 2022

Am nächsten Tag fanden sich zunehmend Presse- und Kamerateams ein. Neben den Journalisten waren auch eine Vielzahl von Schaulustigen vor Ort und begutachten das Geschehen. Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung machte sich ebenfalls vor Ort ein Bild von der Lage und gab gegen 11 Uhr erste Interviews. Dabei gab er gegenüber der Presse an: "Ich habe eine Szenerie erlebt, die mich an amerikanische Amokläufe oder Terrorszenen in Großstädten erinnert hat ... Da war mir klar, dass hier etwas Furchtbares passiert ist." Gegen Mittag wird der 50-jährige LKW-Fahrer dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Nachdem der Fahrer in Deutschland keinen festen Wohnsitz hatte, wurde durch den Ermittlungsrichter eine Untersuchungshaft wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs, Unfallflucht und fahrlässiger Körperverletzung sowie fahrlässiger Brandstiftung angeordnet. Die Aufräumarbeiten hielten noch den ganzen Tag an.

Am späten Abend des 10. Februar 2022 konnte die Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden. Die Bilanz des Unfalls: 34 Fahrzeuge waren an der Massenkarambolage beteiligt, drei Personen wurden leicht verletzt, darunter auch der LKW-Fahrer.

Strafverfahren

Gegen den 50-jährigen LKW-Fahrer aus der Türkei wurde nach dem Unfall Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr angeordnet. Seit der Inhaftierung machte der Fahrer von seinem Recht Gebrauch, zum Hergang des Vorfalls zu schweigen. Inzwischen wurde bekannt, dass die 26 Tonnen schweren Maschinenteile aus Stahl in Fürth geladen wurden und nach Köln hätten transportiert werden sollen.[1]

Am 12. September 2022 begann die Verhandlung gegen den inzwischen 51-jährigen Fahrer vor dem Amtsgericht Fürth. Gegenüber dem Gericht räumte er laut den Angaben der örtlichen Presse die Vorwürfe weitestgehend ein und entschuldigte sich bei den betroffenen Anwohnern. Seine Verteidigerin und eine Dolmetscherin gaben im Namen ihres Mandanten vor Gericht zum Sachverhalt an: [Es sei] ... eine unglückliche Verkettung von Umständen. Der Lkw-Fahrer habe am Abend mit Kollegen Wodka getrunken und vor der Firma übernachtet, um auf die Papiere zu warten. Er telefonierte mit seiner Frau und erfuhr, dass ihre Krebserkrankung zurück gekehrt war. Frustriert trank er weiter. Als er überraschend seinen Stellplatz verlassen musste, wollte er den Sattelschlepper ursprünglich nur wenige Kilometer wegfahren und einen Parkplatz aufsuchen, um nüchtern zu werden.[2]

Das Gericht verurteilte den LKW-Fahrer zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt und musste seinen Führerschein abgeben. Gleichzeitig wurde festgelegt, dass keine deutsche Behörde Ihm in den nächsten drei Jahren eine Fahrerlaubnis ausstellen darf.[3]

Spendenkonto

Die Stadt Fürth errichtete am 10. Februar 2022 ein Spendenkonto für die betroffenen Anwohner ein. Das Spendenkonto lautete:

Stadt Fürth
IBAN: DE93 7625 0000 0000 000018
Betreff: VW50.2000.0000 "Spenden Unfall Hardstraße"

Bis Stand Anfang März 2022 kamen rund 40.000 Euro über das Spendenkonto ein. Ein Teil der Spenden kam über die Spielvereinigung bzw. deren Fan-Szene (Horidos) herein, die bei Heimspielen im Stadion für Spenden warben. Der örtlichen Tagespresse war zu entnehmen, dass die türkische Spedition lediglich eine gesetzliche Pflichtversicherung abgeschlossen hat, die eine gesetzliche Mindestdeckungssumme von 1,22 Mio Euro abgedeckt. Somit ist zu vermuten, dass die Schäden nicht vollständig durch die Versicherung abgedeckt werden können - womit das Spendenkonto sicherlich eine gute Ergänzung darstellt. Als Ansprechpartner der Geschädigten in der Straße hat sich inzwischen ein Anwohner gemeldet. Es handelt sich um den Anwohner, der auch am Unfallabend den LKW-Fahrer als Ersthelfer aus dem Fahrzeug zog.[4]

Lokalberichterstattung

  • fn: LKW rast in 31 parkende Autos: Bilder der Verwüstung in Fürth nach Chaos-Fahrt. In: Fürther Nachrichten vom 9. Februar 2022 - online abrufbar
  • Stefan Zeitler: Fahrer war betrunken: LKW rast in Fürth ungebremst in 31 Autos. In: Fürther Nachrichten vom 9. Februar 2022 - online abrufbar
  • Tobi Lang: Minutenprotokoll zur Horrorfahrt in der Fürther Hardstraße: "Es war wie im Krieg" In: Fürther Nachrichten vom 9. Februar 2022 - online abrufbar
  • Tobi Lang: Nach Fürther Horrorfahrt: Fahrer muss in U-Haft - Was bisher bekannt ist. In: Fürther Nachrichten vom 9. Februar 2022 - online abrufbar
  • Katja Kiesel: "Sowas noch nicht gesehen": Rettungskräfte über Einsatz nach Fürther Unfallfahrt. In: Fürther Nachrichten vom 9. Februar 2022 - online abrufbar
  • lio, msö: "Ich habe heute ein neues Leben gekriegt": So erlebten Anwohner den Lkw-Unfall in Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 9. Februar 2022 - online abrufbar
  • msö: Fürther Lkw-Verwüstungsfahrt: Hilfswelle für Anwohner - so können Sie spenden. In: Fürther Nachrichten vom 11. Februar 2022 - online abrufbar
  • Claudia Ziob: "Lkw raus aus Wohngebieten": Fürths OB fordert nach Verwüstungsfahrt Konsequenzen. In: Fürther Nachrichten vom 11. Februar 2022 - online abrufbar
  • Max Söllner: Stress im Führerhaus. In: Fürther Nachrichten vom 11. Februar 2022, S. 3 (Druckausgabe)
  • André Ammer: „So ein Szenario war auch für mich neu“. In: Fürther Nachrichten vom 11. Februar 2022, S. 13 (Druckausgabe)
  • Claudia Ziob: „So ein Lkw hat da nichts verloren“. In: Fürther Nachrichten vom 11. Februar 2022, S. 25 (Druckausgabe)
  • Claudia Ziob: Lkw-Unfall: Die Fahrt sollte Richtung Köln gehen. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2022, S. 25 (Druckausgabe)
  • fn: "Keiner hätte nüchtern diese Straße gewählt" In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2022, S. 26 (Druckausgabe)
  • Ulrike Löw: Chaosfahrt in Fürth: Strafprozess gegen Lastwagenfahrer beginnt. In: Fürther Nachrichten vom 12. September 2022, S. 25 (Druckausgabe)
  • Claudia Ziob: Chaosfahrt: So geht es den Anwohner heute. In: Fürther Nachrichten vom 3. Januar 2023, S. 27 (Durckausgabe)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Claudia Ziob: Lkw-Unfall: Die Fahrt sollte Richtung Köln gehen. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 2022, S. 25 (Druckausgabe)
  2. Ulrike Löw: Traurige Details zur Fürther Horror-Fahrt: Nun äußert sich der Angeklagte. In: Fürther Nachrichten vom 12. September 2022 - online abrufbar
  3. sz: Lkw-Fahrer nach Chaosfahrt zu Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. In: Süddeutscher vom 19. September 2022 - online abrufbar
  4. Michael Fischer, Claudia Ziob: Hardstraße: Über 40 000 Euro wurden gespendet. In: Fürther Nachrichten vom 9. März 2022, S. 29 (Druckausgabe)

Bilder


Videos