Lerchenstraße 83

Schickedanz-Villa Dambach Jan 2019 1.jpg
Schickedanz-Villa in Dambach, Jan. 2019
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Gebäude
Lerchenstraße 83
Straße / Hausnummer
Lerchenstraße 83
2. Straße
Fuchsstraße
Postleitzahl
90768
Objekt
Wohhaus
Baujahr
1960
Denkmalstatus besteht
Nein
Ehemals (abgerissen)
Nein
Bauherr
Gustav Schickedanz
Geo-Daten
49° 27' 48.12" N
10° 58' 32.40" E
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Das markante Anwesen in Dambach unter dem Namen Schickedanz-Villa war das Wohnhaus von Gustav und Grete Schickedanz, deren Einfahrt und Adresse sich in der Lerchenstraße 83 befindet. Das Grundstück zieht sich an der Fuchsstraße entlang und bildet mit seinem großen Parkgrundstück einen nicht unerheblichen Teil Dambachs. Die Gesamtfläche – bestehend aus ca. fünf Grundstücken – bemisst sich auf mehr als 60.000 Quadratmeter. Die Villa selbst, ein zweigeschossiger Bau mit Satteldach (vermutlich von 1935 mit Erweiterung in den 1960er Jahren) wurde „auf den Grundmauern des Hauses errichtet, das einst seine Eltern (Leonhard und Elisabeth Schickedanz) bewohnten“.[1]

Ein weiteres Gebäude mit dem gleichen Namen befindet sich im Südstadtpark und gilt als Vorläufer des heutigen Gebäudes in Dambach. Das Gebäude steht frei im ehem. Kasernenareal und wird aktuell von der SRH University - Campus Fürth als Verwaltungs- und Bildungsgebäude genutzt. Häufig wird das Gebäude in der Südstadt auch als Kießling-Villa bezeichnet. Namensgeberin war Liesl Kießling, die ältere Schwester von Gustav Schickedanz, mit der er zusammen seine Jugend in der Südstadt verbrachte.

Baubeschreibung

Das Haupthaus, mit den beiden Anbauten, enthält 40 Zimmer, zehn Badezimmer auf 1.500 m2 Wohnfläche. Zusätzlich befinden sich im und vor dem Gebäude jeweils ein Schwimmbecken. Neben dem Wohngebäude auf dem 34.500 m2 großen Grundstück mit englischer und japanischer Gartenanlage existieren noch weitere Gebäude, die U-förmig den Eingang zum Grundstück begrenzen. Dort sind Garagen, Hausmeister- und Pförtnerwohnung sowie diverse andere Lager- und Arbeitsräume untergebracht.[2]

Eigentumsverhältnisse & Nutzung

Nach dem Tod von Grete Schickedanz 1994 ging der Besitz an die Tochter Madeleine Schickedanz über. Seit 2006 war der Eigentümer der Sohn von Madeleine Schickedanz, Matthias Bühler. Schickedanz hatte die Villa 2006 an den Sohn verschenkt, um die Villa vor dem Zugriff der Insolvenzverwalter in der Quelle-Pleite zu schützen – nicht ohne sich selbst vorher noch ein lebenslanges Wohnrecht einzuräumen.[3] Die Villa selbst wurde zuletzt 2001 modernisiert und umgebaut. Die Räume werden als komfortabel mit stillvollem Wohngefühl sowie maßgefertigten Einbauten und hochwertigen Möbeln mit eigenem Wellnessbereich im Innern beschrieben.[4] Neben den Wohnräumen in der Villa mit Pool im Freien befinden sich auf dem Grundstück noch Gästeapartments und ein großzügiger Konferenzbereich, der zuletzt noch zu Arcandor-Zeiten gelegentlich durch die Vorstände genutzt wurde.

Zurückgezogen wohnte hier bis Ende der 2010er-Jahre – im Wechsel mit ihrem Wohnsitz in St. Moritz – noch Madeleine Schickedanz, gemeinsam mit ihrem dritten Ehemann Leo Herl. Dazwischen wurde die Villa immer wieder über Jahre hinweg nicht bewohnt bzw. stand leer und wurde erstmals im März 2017 über einen Immobilienmakler zum Verkauf angeboten.[5][6] Da sich scheinbar kein Käufer fand, wohnte u. a. die Familie Bühler während der Pandemie ein letztes Mal in dem Gebäude, danach stand die Villa erneut leer bzw. war nicht bewohnt.

Große Teile des Grundstücks wurden schließlich 2020 an zwei unterschiedliche Projektentwickler verkauft. Ein kleiner Teil mit knapp 7.100 m2 an der Ecke Diana-/Forsthausstraße wurde an einen Akteur verkauft, der auf dem Grundstück ca. sieben bis acht hochwertige Villen errichten wollte. Dies scheiterte aber an den Genehmigungsvoraussetzungen, da sich ein Großteil des Grundstücks sowohl im Landschaft- als auch Wasserschutzgebiet befindet und somit nach aktueller Rechtslage nur sehr schwer zusätzlich bebaubar ist. Den weitaus größeren Teil des Grundstücks (34.500 m2) samt Villa kaufte in der Folge die Firma WI Objektgesellschaft SK 3 GmbH & Co. aus Baden-Württemberg mit Sitz in Fellbach bei Stuttgart. Ein Wohnrecht für Familie Bühler soll zunächst noch mit vereinbart worden sein. Dieser neue Eigentümer war Teil eines großen Wohninvest-Konzerns, der sich als Sponsor im Sportbereich einen Namen gemacht hatte (z. B. Wohninvest Weserstadion bei Werder Bremen). Auch das 7.100 m2 große Grundstück wurde nach dem gescheiterten Versuch der Bebauung erneut verkauft. 2023 kaufte die Firma WI PE Dambach GmbH, ebenfalls Sitz in Fellbach, das Grundstück.

Insolvenzmasse

Am 24. Mai 2024 meldete als Erstes die Wohninvest Holding in Stuttgart Insolvenz an.[7][8] Es folgte am 6. Juni 2024 auch der zweite Eigentümer des kleineren Grundstücks, der Teil der Holding war, und meldete in Stuttgart ebenfalls Insolvenz an. Damit wurde das Gesamtgrundstück in Dambach samt Villa zur Insolvenzmasse. Der Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli von der Kanzlei Pluta aus Stuttgart wurde mit der Verwertung des Grundstücks beauftragt. Im Juli 2025 erschien die Immobilie in Dambach über eine Maklerin kurzzeitig bei dem Online-Marktplatz ImmoScout24 für 8,3 Mio. Euro. Die Anzeige wurde aber aufgrund fehlerhaften Angaben nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen, so Rechtsanwalt Bananyarli auf Anfrage der örtlichen Presse. Ein Käufer für beide Grundstücke wurde weiter gesucht.[9]

Ende Oktober/Anfang November 2025 erwarb eine Fürther Familie das Anwesen. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.[10]

Sonstiges

Die Bebauung durch die Villa der Familie Schickedanz verhinderte vielleicht den sog. Herrnstraßendamm – eine Verbindung der Südstadt über die Herrnstraße und Forsthausstraße nach Dambach. Der Bau sei damals bewusst von Schickedanz als Gegenentwurf zum geplanten Herrnstraßendamm zu verstehen gewesen, auch wenn auf dem Grundstück der Fam. Schickedanz schon erste Teile für den Damm vorhanden waren. Gustav Schickedanz soll diesen Bau nicht gewünscht haben, weshalb er seine Villa mit Absicht mitten in den geplanten Damm stellte und somit einen weiteren Ausbau verhinderte.

Weiterhin soll (!) es sich bei den Gebäuden auf dem Grundstück um sog. Schwarzbauten handeln, da sich das Grundstück bereits zu Baubeginn im Wasserschutzgebiet befand. Evtl. (!) konnte Schickedanz die Regelung umgehen, in dem er das „neue“ Gebäude – die heutige Schickedanz-Villa – auf dem Grund des ehemaligen Elternhauses errichtete und somit „Bestandsschutz“ anmelden konnte. Vermutlich hat aber die damalige Stadtverwaltung die Vorschrifen bei dem Quelle-Inhaber nicht so genau genommen. Letzteres sind Spekulationen, die im Volksmund berichtet werden – ein Wahrheitsgehalt ist nicht nachweisbar!

Im Rahmen der Planungen für eine Bebauung des Grundstücks in der Zeit von 2020 bis 2023 stellte das Wasserwirtschaftsamt folgendes fest: Die Ausweisung neuer Baugebiete im Rahmen der Bauleitplanung ist in der weiteren Schutzzone A des Wasserschutzgebietes Rednitztal nach § 3 Abs. 1 Nr. 6.2 Wasserschutzgebietsverordnung Rednitztal (VWSR) verboten. Ausgenommen von dem Verbot sind lediglich bereits eingeleitete Verfahren sowie die Entwicklung von Bebauungsplänen aus wirksamen Flächennutzungsplänen; beides trifft für den geplanten B-Plan V+E Nr. XXIII nicht zu. In Abstimmung mit dem amtlichen Sachverständigen (WWA) kann nach erster Einschätzung eine Ausnahme oder Befreiung von diesem Verbot nach § 4 Abs. 1 VWSR, § 52 Abs. 1 Sätze 2 und 3 WHG nicht in Aussicht gestellt werden. Die Stadt Fürth zog daraufhin die Schlussfolgerung, dass eine Bauleitplanung für das Vorhaben der Projektentwickler nicht möglich und somit die geplanten bis zu acht Villen nicht realisierbar waren.[11]

Lokalberichterstattung

  • Johannes Alles: Luxus aus Fürth: Käufer für die Schickedanz-Villa gesucht. In: Fürther Nachrichten vom 25. März 2017, S. 33 (Druckausgabe)
  • Birgit Heidingsfelder: „Refugium“ für 8,3 Millionen Euro? In: Fürther Nachrichten vom 11. August 2025 (Druckausgabe)
  • Birgit Heidingsfelder: Insolvenz zwingt zum Verkauf. In: Fürther Nachrichten vom 30. August 2025 (Druckausgabe)
  • Birgit Heidingsfelder: Neuer Eigentümer für die Luxusvilla. In: Fürther Nachrichten vom 15. November 2025 (Druckausgabe)
  • Birgit Heidingsfelder: „Eine Bebauung kommt nicht infrage“. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 2025

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Südfunk Stuttgart: Bericht über einen Versandhaus-Magnaten, 1972, abgerufen am 10. Juli 2022
  2. Johannes Alles: Luxus aus Fürth: Käufer für die Schickedanz-Villa gesucht. In: Fürther Nachrichten vom 25. März 2017, S. 33
  3. Caspar Dohmen: Wenn einfach alles weg ist. In: Süddeutsche Zeitung vom 17. Mai 2010 - online
  4. GG Magazine 02/17 (german) - S. 90-91 - online
  5. Johannes Alles: Luxus aus Fürth: Käufer für die Schickedanz-Villa gesucht. In: Fürther Nachrichten vom 25. März 2017, S. 33
  6. GG Magazine 02/17 (german) - S. 90-91 - online
  7. Artikel Wohninvest Holding aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  8. Stuttgarter Zeitung: Harald Panzer und Wohninvest: Fellbacher Firma steht vor der Insolvenz. Abgerufen am 24. Mai 2024.
  9. Birigt Heidingsfelder: Insolvenz zwingt zum Verkauf. In: Fürther Nachrichten vom 30. August 2025, S. 35 (Druckausgabe)
  10. Birgit Heidingsfelder: Neuer Eigentümer für die Luxusvilla. In: Fürther Nachrichten vom 15. November 2025
  11. Stadt Fürth Ratsinfo - Beschlussvorlage SpA/1039/2023 - Beschluss über das weitere Vorgehen für eine mögliche Bebaubarkeit im Bereich der Villa Schickedanz der Grundstücke Fl. Nr. 45/1 und 316/9, Gemarkung Dambach - online

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Villa Schickedanz in Dambach bei Stelle t=2372s