Leyher Waldspitze

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AK Leyher Waldspitze 1907.jpg
Fotografie von der Gaststätte Leyher Waldspitze in der Höfener Straße mit Evora-Werbung, ca. 1907
Name
Leyher Waldspitze
Gebäude
Höfener Straße 34
Plätze
1000 (Garten)
Eröffnungsdatum
1881
Schließungsdatum
1947
Ehemals
Ja
Besonderheit
Großer, baumbestandener Biergarten, große angrenzende Freifläche welche als Festplatz genutzt werden konnte
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Die Gastwirtschaft Leyher Waldspitze (oder auch Volksgarten Nürnberg / Fürth[1]) war eine Gartenwirtschaft mit einem parkartigen Biergarten an der Höfener Straße. Die Wirtschaftsgebäude bestanden aus einem L-förmigen Bau mit insg. 5 Zimmern, einem Nebengebäude ("Sommerküche") und den Aborten. Später fand eine Erweiterung um ein Sängerpodium und eine Sommerhalle statt. Die ganze Anlage befand sich, etwas von der Straße zurückversetzt, ungefähr auf Höhe der heutigen Einmündung der Fronmüllerstraße.[2]


Geschichte

Namensgebung

Der Begriff "Leyher Waldspitze" (Schreibweise gelegentlich auch ohne "h") steht für den Rest eines damals noch vorhandenen Waldstücks zwischen Fürth und Leyh (Nürnberg). Heute ist dieses Gebiet an der Höfener Straße dicht bebaut.

19. Jahrhundert

Der Stadtchronist Fronmüller schreibt zum Jahr 1884:

Die Leyher Waldspitze war schon von langer her ein Vergnügungsplatz im Sommer. Jetzt ist dieselbe in eine hübsch eingerichtete Waldrestauration umgewandelt durch den Besitzer und Restaurateur Georg Paul Bachhofer, Höfner Landstr. Nr. 2.[3]

Aus der Käppner-Chronik erfährt man, dass dort am 2. Juni 1893 eine Radrennbahn eingeweiht wurde.

Die Radrennbahn an der Leyher Waldspitze

Die Rennbahn an der Leyher Waldspitze wurde vom Konsulat Fürth der Allgemeinen Radfahrer-Union (A.R.U.) angelegt. Zur Eröffnung der 333,3 m langen Bahn am 4. Juni 1893 berichtete der Fränkische Kurier (F.K.):

Diesen Sonntag findet bekanntlich die Eröffnung der beim Park Leyher Waldspitze gelegenen Veloziped-Rennbahn des Konsulats Fürth der Allgemeinen Radfahrer-Union statt. Zu den Rennen sind die Meldungen in großer Anzahl eingelaufen, wie auch zu den mit der Eröffnung der Rennbahn verbundenen Hauptkonsulatsfestlichkeiten zahlreiche Zusagen von auswärts eingekommen sind, so daß viele Hundert Radfahrer am 4. Juni in Fürth anwesend sein werden. Da der herrlich gelegene Park Leyher Waldspitze in Folge seiner günstigen Verbindung mit Nürnberg durch die Pferdebahn schon von jeher einen beliebten Ausflugsort für das Nürnberger Publikum bildet und zu den Rennen auch viele Nennungen aus Nürnberg eingelaufen sind, wird wohl auch der Besuch der Rennen aus Nürnberg ein sehr großer werden. Das Konsulat Fürth wird auch Alles aufbieten, um seinen Gästen den Aufenthalt so angenehm als nur möglich zu machen.[4]

Zur Eröffnung der Rennbahn am 4. Juni 1893 wurde ein Preiskorso gefahren, an dem über 400 Fahrer teilnahmen. Sieger wurde der Velociped-Club Ansbach, Zweiter der Bicycle-Club Fürth, Dritter der Velociped-Club Schwabach.[5] Der Bericht des F.K. über die danach folgenden Wettfahrten endete mit dem Satz: Damit hatten die Rennen ihren Abschluß gefunden, und der Himmel schien nur auf das Ende gewartet zu haben, denn alsbald begann ein ergiebiger Regen niederzuströmen, so daß das Publikum in den gedeckten Hallen der Restauration „Leyher Waldspitze“ Schutz suchen mußte.[6]

Nach der Berichterstattung im F.K. wurden nach dem ersten Renntag am 4. Juni 1893 auch am 23. Juli 1893, am 6. Mai 1894, am 22. Juli 1894, am 26. Mai 1895 und letztmalig am 19. September 1897 Rennen gefahren. Das Geschehen nach dem Ende der Radrennen am 22. Juli 1894 beschrieb der F.K. mit blumigen Worten: Dem Rennen, während dessen die vollständige Fürther Stadtkapelle konzertirte, folgte ein Gartenfest in den Anlagen der Leyher Waldspitze, in deren dunklem kühlen Schatten sich bald ein gemüthliches Leben und Treiben entwickelte, das bis in die späten Abendstunden bei trefflichem Biere sich ausdehnte. Kein Mißton trübte die Festlichkeit und sicherlich wird die Mitternachtsstunde noch manchen wackeren Zecher am Platze unter dem grünen Laubdach gefunden haben. Der festgebende Verein, dem Frau Sonne so hold und gewogen war, darf aber mit Genugthuung auf dieses Fest zurückblicken.[7]

Im Juni 1896 erwarb der Fürther Hopfenhändler Bernhard Sahlmann die Bahn von der A.R.U., Fürth. Der Fränkische Kurier meldete dazu: Fürth, 18. Juni. Die Rennbahn an der Leyher Waldspitze ging in den Besitz des Kaufmanns Bernhard Sahlmann dahier über. S. gedenkt die Rennbahn zeitgemäß herzurichten um einem zu gründenden „Rennverein“ die Rennbahn zur Verfügung zu stellen, deren Mitglieder die Rennbahn unentgeltlich benützen können; selbstredend werden auch Wettfahren veranstaltet werden.[8]

Gut ein Jahr später, im August 1897, berichtete der F.K. wieder über die Rennbahn: Fürth, 14. August. In der gestern Abend abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung des Rennvereins wurde beschlossen, sofort mit dem Neubau der Radrennbahn auf der Leyher Waldspitze zu beginnen, so daß noch in diesem Jahre die großen Rennen am 2. Kirchweihsonntag, bei denen die Meisterschaft von Süddeutschland zum Austrag kommt, abgehalten werden können. Die Rennbahn wird 400 Meter lang, mit Kurvenerhöhung bis 4 Meter bei einem Radius von 25 Meter gebaut. Im Anschluß an den bereits bestehenden schönen Volksgarten wird diese Rennbahn ein Sportsplatz 1. Ranges werden. [9]

Die geplanten Baumaßnahmen wurden aber nicht ausgeführt, am 19. September 1897 fanden die letzten Rennen statt. Die Gründe für die Schließung sind derzeit nicht bekannt.

20. Jahrhundert

Werbeanzeige zum Frühlingsfest an der Leyher Waldspitze 1914

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war diese Wirtschaft ein beliebtes Ziel für Sonntagsausflüge der Fürther Bevölkerung. Laut einer Anzeige aus dem Jahr 1907 bewirbt der Pächter J. Westermeier den Bierkeller für Veranstaltungen mit einem schattigen Waldpark und einer Sommerhalle, die 1.000 Personen fassen kann. Zusätzlich wurde 1907 ein neues Sängerpodium errichtet, so dass auch größere Veranstaltungen dort abgehalten werden konnten. Zusätzlich fanden in unregelmäßigen Abständen auf dem benachbarten großen freien Platz sog. "Frühlingsfeste" statt bei denen der Wirtschaftsbetrieb stets mit einbezogen wurde. 1939 wird vom Brauhaus Nürnberg - Abteilung Fürth (dem Nachfolgeunternehmen von Evora & Meyer) für eine Ertüchtigung der in die Jahre gekommenen Anlage eine Summe in Höhe von 7000 Reichsmark ermittelt. Dafür forderte man vom Pächter eine zehnjährige Betriebsgarantie. Zu diesem Zeitpunkt war die Wirtschaft ganzjährig geöffnet und verzeichnete auch im Winter einen Bierabsatz von immerhin 11 Hektoliter pro Monat (höchster Wert im April 1939: 72 hl). Ob die Renovierung noch durchgeführt wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Lt. Aktenlage wurde der Wirtschaftsbetrieb jedenfalls zum 6. März 1947 aufgegeben und die Räumlichkeiten in den Folgejahren von der Baufirma Röllinger als firmeneigenes Flaschenbierlager für die Belegschaft genutzt. Spätestens mit der Wohnbebauung Fronmüllerstraße 177 - 185 und Höfener Str. 28 in den 1960er Jahren sind die Wirtschaftsgebäude abgebrochen worden.[10].

Wirte / Pächter

Nachfolgend eine Auflistung der Wirte / Pächter der Gastwirtschaft so weit bekannt. Das jeweilige Datum stellt lt. Aktenlage in der Regel den Zeitpunkt der Pachtübernahme bzw. der Erteilung der Schankerlaubnis durch die Stadt Fürth dar.

  • 1881: unbekannt, vermutlich Georg Paul Bachhofer
  • 1884: Georg Paul Bachhofer
  • 1907: J. Westermeier (lt. Zeitungsannonce)
  • 1910: Georg Geistlehner
  • 1913: Johann Müller
  • 1916: Michael Herbert
  • 1925: Fritz Minderlein
  • 1929: Margareta Horn, geb. Westermeier
  • 1935: Jakob Hofmann
  • 1938: Johann Bauer[11]

Sonstiges

  • Gegenstand jahrzehntelanger Streitigkeiten zwischen den Pächtern und der Stadt Fürth war der immer wieder bemängelte schlechte Zustand der sanitären Anlagen sowie teilweise auch der Gasträume. Dies geht aus den vorliegenden Akten hervor. Die Auflagen der städtischen Inspektoren, welche sich vor Erteilung der Schankerlaubnis stets ein Bild der Gastwirtschaft verschafften, lesen sich über einen langen Zeitraum ähnlich: vom einfachen Tünchen der Gasträume über den Einbau einer Lüftungsanlage bis hin zur totalen Erneuerung der Aborte. Die jeweiligen Pächter wehrten sich zum Teil heftig gegen diese Forderungen, mussten aber um die begehrte Erlaubnis zu erhalten, einlenken. Nachfolgend ein Beispiel für einen festgestellten Baumangel in den 1920er Jahren: "Innerhalb der Damenaborte ist der Bodenbelag, welcher die Abortgrube überdeckt, viel zu schwach. Die Abortsitze sind in einem ruinösen Zustand, so dass es nicht ausgeschlossen ist, dass Personen bei Verrichtung der Notdurft Schaden erleiden."[12]
  • Beim Frühlingsfest 1914 kam es am 23. Mai beim Einsturz eines Festzeltes, ausgelöst durch ein Unwetter, zu mehreren Verletzten.[13]

Literatur

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Recherche Peter Ullein, Fahrrad-Historiker, Nürnberg, 2020
  2. Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020
  3. Fronmüllerchronik, 1887, S. 607
  4. F.K. v. 03.06.1893, Nr. 280, S. 4
  5. Käppner-Chronik, Juni 1893: (3.) Rennbahneinweihung der Radfahrer bei der Leyher Waldspitze, vorher Preiskorso durch die Stadt dorthin.
  6. F.K. v. 05.06.1893, Nr. 282, S. 2
  7. F.K. v. 23.07.1894, Nr. 371, S. 1
  8. F.K. v. 19.06.1896, Nr. 311, S. 4
  9. F.K. v. 17.08.1897, Nr. 418, S. 5; die Rennen um die Meisterschaft von Süddeutschland waren vorher in Nürnberg auf der Rennbahn an der Rothenburger-Straße ausgefahren worden, die aber im Juni 1896 ihre Pforten schloss.
  10. Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020
  11. Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020
  12. Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020
  13. Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020

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