Lungenheilstätte: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Lungenheilstätte''' im Fürther [[Stadtwald]] - auch Waldkrankenhaus genannt - war ein Sanatorium zur Behandlung von Tuberkuloseerkrankten (Tbc) Frauen und wurde am [[25. November]] [[1903]] in Betrieb genommen. Während des 2. Weltkrieges diente das Gebäude als SA-Schule für die [[NSDAP]]. Nach dem Krieg wurde das Gebäude der ursprünglichen Nutzung wieder zugeführt, bis es [[1980]] als Gesundheitseinrichtung aufgegeben wurde. Seit [[2002]] sind im ehem. Waldkrankenhaus 24 private Wohnungen/ Lofts unter dem Eigennamen "Wohnen im Ludwigspark" entstanden.  
 
Die '''Lungenheilstätte''' im Fürther [[Stadtwald]] - auch Waldkrankenhaus genannt - war ein Sanatorium zur Behandlung von Tuberkuloseerkrankten (Tbc) Frauen und wurde am [[25. November]] [[1903]] in Betrieb genommen. Während des 2. Weltkrieges diente das Gebäude als SA-Schule für die [[NSDAP]]. Nach dem Krieg wurde das Gebäude der ursprünglichen Nutzung wieder zugeführt, bis es [[1980]] als Gesundheitseinrichtung aufgegeben wurde. Seit [[2002]] sind im ehem. Waldkrankenhaus 24 private Wohnungen/ Lofts unter dem Eigennamen "Wohnen im Ludwigspark" entstanden.  
  
==Entstehung==
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== Entstehung ==
 
[[Bild:Letalität Tbc Fürth 1905.jpg|thumb|right|Tuberkulosesterblichkeit in [[Fürth]] von [[1881]] bis [[1912]]]]Neben der extrem hohen [[Nathanstift|Säuglingssterblichkeit]] zählte die Stadt [[Fürth]] Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls zu den am meisten von der Tuberkulose heimgesuchten Städte des Deutschen Reichs. Etwa 13 % aller Todesfälle in [[Fürth]] ließen sich auf die Tuberkulose zurückführen <ref>* Quelle: E. Krentz, Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, Erlangen, 1915, S. 19 f.</ref>. Ursache war in aller Regel die hohe Arbeitsbelastung im Allgemeinen und vorallem die schlechten Wohnungsverhältnisse und der völlig unzureichende Ernährungszustand der Fürther Bevölkerung im Speziellen. Als Gegenmaßnahme wurde eine ganze Bündel an Maßnahmen geplant und umgesetzt. Zunächst gründete Bürgermeister [[Georg Friedrich von Langhans]] eine Stiftung, in der u.a. [[1898]] die Fürther Aussteueranstalt ihr 100jähriges Bestehen mit einer Spende von 100.000 Mark krönte und deren Rente zur Verzinsung des Anlagekapitals für die Lungenheilanstalt zur Verfügung stellte. Zusätzlich spendete die jüdische Fabrikantenfamilie Neumann in den 90er Jahren ebenfalls 100.000 Mark in die Stiftung. 40.000 Mark kamen von dem Heistättenverein Erlangen sowie 25.000 Mark vom "Dt. Zentralkomitee zur Errichtung von Heistätten für Lungenkranke". Nach einem weiteren Darlehn der Mittelfränkischen Versicherungsanstalt von 250.000 Mark zu 1,5 % Zinsen stand die Finanzierung. Ergänzt wurde die Bekämpfung der Tuberkulose ab [[1906]] mit der Schaffung eines "''Stadtarztes im Hauptamt, der neben seiner Tätigkeit als Schul- und Armenarzt die Stadt in allen ärztlichen und hygienischen Fragen''" beratete<ref>* Quelle: E. Krentz, Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, Erlangen, 1915, S. 19 f.</ref>. Damit war [[Fürth]] eine der ersten Städte im Deutschen Reich, die eine Stelle für diesen Zweck schuf. Ab [[1909]] ergänzte die Stadt - auf Beschluss der Stadtrates - das Angebot zur Eindämmung der Tuberkulose, in dem es die Fürsorgestelle für Lungenkranke in der [[Blumenstraße]] 22 unter der Leitung des Stadtarztes errichte.  
 
[[Bild:Letalität Tbc Fürth 1905.jpg|thumb|right|Tuberkulosesterblichkeit in [[Fürth]] von [[1881]] bis [[1912]]]]Neben der extrem hohen [[Nathanstift|Säuglingssterblichkeit]] zählte die Stadt [[Fürth]] Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls zu den am meisten von der Tuberkulose heimgesuchten Städte des Deutschen Reichs. Etwa 13 % aller Todesfälle in [[Fürth]] ließen sich auf die Tuberkulose zurückführen <ref>* Quelle: E. Krentz, Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, Erlangen, 1915, S. 19 f.</ref>. Ursache war in aller Regel die hohe Arbeitsbelastung im Allgemeinen und vorallem die schlechten Wohnungsverhältnisse und der völlig unzureichende Ernährungszustand der Fürther Bevölkerung im Speziellen. Als Gegenmaßnahme wurde eine ganze Bündel an Maßnahmen geplant und umgesetzt. Zunächst gründete Bürgermeister [[Georg Friedrich von Langhans]] eine Stiftung, in der u.a. [[1898]] die Fürther Aussteueranstalt ihr 100jähriges Bestehen mit einer Spende von 100.000 Mark krönte und deren Rente zur Verzinsung des Anlagekapitals für die Lungenheilanstalt zur Verfügung stellte. Zusätzlich spendete die jüdische Fabrikantenfamilie Neumann in den 90er Jahren ebenfalls 100.000 Mark in die Stiftung. 40.000 Mark kamen von dem Heistättenverein Erlangen sowie 25.000 Mark vom "Dt. Zentralkomitee zur Errichtung von Heistätten für Lungenkranke". Nach einem weiteren Darlehn der Mittelfränkischen Versicherungsanstalt von 250.000 Mark zu 1,5 % Zinsen stand die Finanzierung. Ergänzt wurde die Bekämpfung der Tuberkulose ab [[1906]] mit der Schaffung eines "''Stadtarztes im Hauptamt, der neben seiner Tätigkeit als Schul- und Armenarzt die Stadt in allen ärztlichen und hygienischen Fragen''" beratete<ref>* Quelle: E. Krentz, Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, Erlangen, 1915, S. 19 f.</ref>. Damit war [[Fürth]] eine der ersten Städte im Deutschen Reich, die eine Stelle für diesen Zweck schuf. Ab [[1909]] ergänzte die Stadt - auf Beschluss der Stadtrates - das Angebot zur Eindämmung der Tuberkulose, in dem es die Fürsorgestelle für Lungenkranke in der [[Blumenstraße]] 22 unter der Leitung des Stadtarztes errichte.  
  
== Bau des Waldkrankenhaues ab 1901==
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== Bau des Waldkrankenhaues ab 1901 ==
 
Für den Bau wurde eine Studienkommission des Gemeindekollegiums gegründet, die daraufhin die meisten der damals bestehenden Volksheilstätten besichtigten um wertvolle Erfahrungen für den Bau einer neuen Heilstätte sammelten. Der zunächst angedacht Bauplatz war bei Erlangen am Hetzlersberg. Die Verhandlungen für das Grundstück scheiterten jedoch, so dass das Gelände im Stadtwald als geeignet gewählt wurde. Durch eine Auflage des Darlehnsgebers (Versicherungsanstalt Mittelfranken) wurde vereinbart, dass das Waldkrankenhaus im Stadtwald nur für Lungenerkrankte Frauen aus den drei Städten Nürnberg, Erlangen und Fürth zur Verfügung steht, währen die Heilstätte in Engelthal für die männliche Bevölkerung der drei Städte genutzt wird.  
 
Für den Bau wurde eine Studienkommission des Gemeindekollegiums gegründet, die daraufhin die meisten der damals bestehenden Volksheilstätten besichtigten um wertvolle Erfahrungen für den Bau einer neuen Heilstätte sammelten. Der zunächst angedacht Bauplatz war bei Erlangen am Hetzlersberg. Die Verhandlungen für das Grundstück scheiterten jedoch, so dass das Gelände im Stadtwald als geeignet gewählt wurde. Durch eine Auflage des Darlehnsgebers (Versicherungsanstalt Mittelfranken) wurde vereinbart, dass das Waldkrankenhaus im Stadtwald nur für Lungenerkrankte Frauen aus den drei Städten Nürnberg, Erlangen und Fürth zur Verfügung steht, währen die Heilstätte in Engelthal für die männliche Bevölkerung der drei Städte genutzt wird.  
  
 
Am [[25. November]] [[1903]] wurde die Heilstätte nach 1 1/2 jähriger Bauzeit mit 50 Betten in Betrieb genommen, wobei der inzwischen neu gewählte [[Bürgermeister]] [[Theodor Kutzer]] voller Stolz mitteilte, dass die neue Heilstätte die zweite sowohl im Königreich Bayern als auch im übrigen Reichsgebiet ist, die von einer Stadtgemeinde zur Bekämpfung der Tuberkulose errichtet wurde<ref>* Quelle: Ordner 1: Waldkrankenhaus, Klinikum Fürth, Kurzgefaßte Chronik der Lungeheilstätte Fürth, Autor vermutlich: Dr. Anton Kaltenhäuser Dez. 1957, S. 1</ref>. Der Baumeister war Ingenieur Mercke, der für die Pläne des Waldkrankenhauses auf der Weltausstellung [[1904]] in St. Louis, Missouri USA einen großen Preis bekam und auf Ansuchen dem kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin zur Verfügung gestellt wurden.  
 
Am [[25. November]] [[1903]] wurde die Heilstätte nach 1 1/2 jähriger Bauzeit mit 50 Betten in Betrieb genommen, wobei der inzwischen neu gewählte [[Bürgermeister]] [[Theodor Kutzer]] voller Stolz mitteilte, dass die neue Heilstätte die zweite sowohl im Königreich Bayern als auch im übrigen Reichsgebiet ist, die von einer Stadtgemeinde zur Bekämpfung der Tuberkulose errichtet wurde<ref>* Quelle: Ordner 1: Waldkrankenhaus, Klinikum Fürth, Kurzgefaßte Chronik der Lungeheilstätte Fürth, Autor vermutlich: Dr. Anton Kaltenhäuser Dez. 1957, S. 1</ref>. Der Baumeister war Ingenieur Mercke, der für die Pläne des Waldkrankenhauses auf der Weltausstellung [[1904]] in St. Louis, Missouri USA einen großen Preis bekam und auf Ansuchen dem kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin zur Verfügung gestellt wurden.  
  
==In Betriebnahme 1903==
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== In Betriebnahme 1903 ==
  
Am 7. Dezember 1903 zog die erste Kranke ein. 55 Frauen konnten aufgenommen werden. Innerhalb der ersten 25 Jahre wurden 8400 Kranke behandelt, nur vier starben. Es wurden nur Kranke im Anfangsstadium aufgenommen, sie blieben bis zu 80 Tage hier.  
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Am [[7. Dezember]] [[1903]] traf die erste Patientin ein, nach nur vier Monaten war das Haus bereits voll belegt, und dies blieb auch so bis [[1928]]. Bereits [[1906]] wurde durch den Ausbau des Dachgeschosses die Bettenzahl auf 66 Betten erhöht. 1906 kam ebenfalls das Ärztehaus auf dem Gelände hinzu. 1922 und 1927 wurde erneut Platz für weitere Betten geschaffen durch zusätzliche Diensträume, so dass gegen [[1927]] 76 Betten aufgestellt werden konnten. [[1906]] erfolgte zusätzlich die Anbindung an das städtische Wassernetzwerk, so dass der Wasserturm vor Ort nur noch als Vorratsbehälter genutzt wurde. Ab [[1912]] wurde das "Luftbad" errichtet, [[1913]] erfolgte die erste Anschaffung eines Kraftwagens und [[1914]] wurde die große Wandelhalle im Park hinzugefügt. Ab [[1922]] hatte die Einrichtung eine eigene Starkstromanlage und ab [[1927]] konnten die Patientinnen mit einem eigenen Filmvorführgerät unterhalten werden.  
  
Am 01. Juli [[1933]] wurde der Betrieb wegen der abnehmenden Patientenzahl eingestellt und ein Schulungslager der SA ("Sturmabteilung") eingerichtet. Im April 1945 zogen wieder Tuberkulosekranke ein: ein ganzer Lazarettzug aus Schlesien wurde hier untergebracht. Das Waldkrankenhaus war die Tuberkulosestation mit 95 Bettern des städtischen Klinikums. Die Pflege übernahmen die Diakonissen aus Neuendettelsau. Nach der Währungsreform wurde die Heilstätte auf 104 Betten erweitert. Wie ursprünglich wurden auch nur Kranke über 16 Jahre aufgenommen.  
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Bis [[1928]] wurden 8.400 Patientinnen behandelt, von denen vier in der Anstalt verstarben. Der Pflegesatz betrug anfangs 3 Mark täglich, der jedoch bis [[1928]] auf 6.50 Mark gesteigert werden konnte. Zur Betreuung der inzwischen 76 Patientinnen waren [[1928]] folgendes Personal vor Ort:
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* 1 Chefarzt
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* 1 Assistenzarzt
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* 1 Verwaltungskraft
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* 4 Schwestern
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* 1 Obermaschinist
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* 11 Hausangestellt
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Der allgemeine Rückgang der Tuberkulose in Deutschland und die zusätzliche Eröffnung von versicherungseignen Heilstätten führte spätestens ab [[1930]] zu einem massiven Rückgang der Belegung im Waldkrankenhaus, so dass am [[1. Juli]] [[1933]] die Schließung des Waldkrankenaus unumgänglich wurde. Es folgte der Leerstand des Gebäudes bis die [[NSDAP]] Ende der 30er Jahre eine SA Schule in den Räumlichkeiten etablierte. Gegen Ende des Krieges wurde das Waldkrankenhaus als Ausweichskrankenhaus genutzt für Wehrmachtssoldaten. Im Februar 1945 konnte bereits ein Eisenbahnzug mit 60 Tuberkulosekranken infolge eine Bombenangriffs nicht mehr weiter, so dass diese in Oberfürberg aufgenommen wurden. Da sich nach Kriegsende herausstellte, dass die Zahl der Tuberkulose Kranken wieder massiv stieg, entschied man sich die Heilstätte wieder in Betrieb zu nehmen, obgleich außer den Betten vor Ort praktisch nichts mehr vorhanden war <ref>* Quelle: Ordner 1: Waldkrankenhaus, Klinikum Fürth, Zehnjahresbericht, Autor vermutlich: Dr. Anton Kaltenhäuser, ca. 1955, S. 2</ref>. Mit einem Aufwand von 423.313 Mark wurde im Laufe des Jahres [[1945]] aus dem "''heruntergewirtschafteten und teilweise verfallenen Haus, eine Heilstätte mit 105 Betten geschaffen. Das Haus musste buchstäblich vom Kellerboden bis zum Dachgeschoss völlig neu überholt werden und besitzt heute Operationssaal, Laboratorium, Röntgeneinrichtung und alle für ein modernes Krankenhaus erforderlichen Einrichtungen''"<ref>* Quelle: Ordner 1: Waldkrankenhaus, Klinikum Fürth, Zehnjahresbericht, Autor vermutlich: Dr. Anton Kaltenhäuser, ca. 1955, S. 2</ref>. Im April [[1945]] zogen somit erneut Tuberkulosekranke ein, in diesem Fall ein ganzer Lazarettzug aus Schlesien. Die Pflege übernahmen zunächst die Diakonissen aus Neuendettelsau, die ebenfalls noch am Städtischem Krankenhaus angesiedelt waren. Ab dem [[1. November]] [[1946]] wurde ein Facharzt bestellt und am [[13. Mai]] [[1947]] die Verselbständigung der Fachärztlichen Leitung beschlossen.
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Im Jubiläumsjahr [[1953]] war man noch voller Hoffnung, durch einen westlichen Anbau am Hauptgebäude die Küchen- und Wirtschaftsräume erweitern zu können. Ferner sollten Verwaltungsräume und mehr Platz für die pyhsikalische Therapie gewonnen werden. Inzwischen waren auch einige Betten für schwangere tuberkulose erkrankte Frauen aufgestellt worden, so dass eine Entbindung ebenfalls in Oberfürberg möglich war. Jedoch war die Heilstätte im Stadtwald für die Stadt Fürth stets ein defizitäres Geschäft, so dass Sie in den 50er Jahren jährlich ca. 180.000 DM zusätzlich aufzubringen hatten. Gleichzeitig bot die Heistätte 48 Personen einen Beschäftigung.  
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== Das Ende der Heilstätte ==
  
 
Danach war es ein Reha-Krankenhaus und der Betrieb wurde ab 1980 langsam eingestellt. Im September 1994 gab die Stadt eine Verkaufsanzeige für das Sanatorium, das Ärtzehaus, den Wasserturm, das Pförtner- und Verwalterwohnhaus auf.
 
Danach war es ein Reha-Krankenhaus und der Betrieb wurde ab 1980 langsam eingestellt. Im September 1994 gab die Stadt eine Verkaufsanzeige für das Sanatorium, das Ärtzehaus, den Wasserturm, das Pförtner- und Verwalterwohnhaus auf.

Version vom 4. März 2013, 01:06 Uhr

Das Waldkrankenhaus in Oberfürberg. Foto ca. 1940
Lungenheilstätte - Luftaufnahme

Die Lungenheilstätte im Fürther Stadtwald - auch Waldkrankenhaus genannt - war ein Sanatorium zur Behandlung von Tuberkuloseerkrankten (Tbc) Frauen und wurde am 25. November 1903 in Betrieb genommen. Während des 2. Weltkrieges diente das Gebäude als SA-Schule für die NSDAP. Nach dem Krieg wurde das Gebäude der ursprünglichen Nutzung wieder zugeführt, bis es 1980 als Gesundheitseinrichtung aufgegeben wurde. Seit 2002 sind im ehem. Waldkrankenhaus 24 private Wohnungen/ Lofts unter dem Eigennamen "Wohnen im Ludwigspark" entstanden.

Entstehung

Tuberkulosesterblichkeit in Fürth von 1881 bis 1912

Neben der extrem hohen Säuglingssterblichkeit zählte die Stadt Fürth Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls zu den am meisten von der Tuberkulose heimgesuchten Städte des Deutschen Reichs. Etwa 13 % aller Todesfälle in Fürth ließen sich auf die Tuberkulose zurückführen [1]. Ursache war in aller Regel die hohe Arbeitsbelastung im Allgemeinen und vorallem die schlechten Wohnungsverhältnisse und der völlig unzureichende Ernährungszustand der Fürther Bevölkerung im Speziellen. Als Gegenmaßnahme wurde eine ganze Bündel an Maßnahmen geplant und umgesetzt. Zunächst gründete Bürgermeister Georg Friedrich von Langhans eine Stiftung, in der u.a. 1898 die Fürther Aussteueranstalt ihr 100jähriges Bestehen mit einer Spende von 100.000 Mark krönte und deren Rente zur Verzinsung des Anlagekapitals für die Lungenheilanstalt zur Verfügung stellte. Zusätzlich spendete die jüdische Fabrikantenfamilie Neumann in den 90er Jahren ebenfalls 100.000 Mark in die Stiftung. 40.000 Mark kamen von dem Heistättenverein Erlangen sowie 25.000 Mark vom "Dt. Zentralkomitee zur Errichtung von Heistätten für Lungenkranke". Nach einem weiteren Darlehn der Mittelfränkischen Versicherungsanstalt von 250.000 Mark zu 1,5 % Zinsen stand die Finanzierung. Ergänzt wurde die Bekämpfung der Tuberkulose ab 1906 mit der Schaffung eines "Stadtarztes im Hauptamt, der neben seiner Tätigkeit als Schul- und Armenarzt die Stadt in allen ärztlichen und hygienischen Fragen" beratete[2]. Damit war Fürth eine der ersten Städte im Deutschen Reich, die eine Stelle für diesen Zweck schuf. Ab 1909 ergänzte die Stadt - auf Beschluss der Stadtrates - das Angebot zur Eindämmung der Tuberkulose, in dem es die Fürsorgestelle für Lungenkranke in der Blumenstraße 22 unter der Leitung des Stadtarztes errichte.

Bau des Waldkrankenhaues ab 1901

Für den Bau wurde eine Studienkommission des Gemeindekollegiums gegründet, die daraufhin die meisten der damals bestehenden Volksheilstätten besichtigten um wertvolle Erfahrungen für den Bau einer neuen Heilstätte sammelten. Der zunächst angedacht Bauplatz war bei Erlangen am Hetzlersberg. Die Verhandlungen für das Grundstück scheiterten jedoch, so dass das Gelände im Stadtwald als geeignet gewählt wurde. Durch eine Auflage des Darlehnsgebers (Versicherungsanstalt Mittelfranken) wurde vereinbart, dass das Waldkrankenhaus im Stadtwald nur für Lungenerkrankte Frauen aus den drei Städten Nürnberg, Erlangen und Fürth zur Verfügung steht, währen die Heilstätte in Engelthal für die männliche Bevölkerung der drei Städte genutzt wird.

Am 25. November 1903 wurde die Heilstätte nach 1 1/2 jähriger Bauzeit mit 50 Betten in Betrieb genommen, wobei der inzwischen neu gewählte Bürgermeister Theodor Kutzer voller Stolz mitteilte, dass die neue Heilstätte die zweite sowohl im Königreich Bayern als auch im übrigen Reichsgebiet ist, die von einer Stadtgemeinde zur Bekämpfung der Tuberkulose errichtet wurde[3]. Der Baumeister war Ingenieur Mercke, der für die Pläne des Waldkrankenhauses auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis, Missouri USA einen großen Preis bekam und auf Ansuchen dem kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin zur Verfügung gestellt wurden.

In Betriebnahme 1903

Am 7. Dezember 1903 traf die erste Patientin ein, nach nur vier Monaten war das Haus bereits voll belegt, und dies blieb auch so bis 1928. Bereits 1906 wurde durch den Ausbau des Dachgeschosses die Bettenzahl auf 66 Betten erhöht. 1906 kam ebenfalls das Ärztehaus auf dem Gelände hinzu. 1922 und 1927 wurde erneut Platz für weitere Betten geschaffen durch zusätzliche Diensträume, so dass gegen 1927 76 Betten aufgestellt werden konnten. 1906 erfolgte zusätzlich die Anbindung an das städtische Wassernetzwerk, so dass der Wasserturm vor Ort nur noch als Vorratsbehälter genutzt wurde. Ab 1912 wurde das "Luftbad" errichtet, 1913 erfolgte die erste Anschaffung eines Kraftwagens und 1914 wurde die große Wandelhalle im Park hinzugefügt. Ab 1922 hatte die Einrichtung eine eigene Starkstromanlage und ab 1927 konnten die Patientinnen mit einem eigenen Filmvorführgerät unterhalten werden.

Bis 1928 wurden 8.400 Patientinnen behandelt, von denen vier in der Anstalt verstarben. Der Pflegesatz betrug anfangs 3 Mark täglich, der jedoch bis 1928 auf 6.50 Mark gesteigert werden konnte. Zur Betreuung der inzwischen 76 Patientinnen waren 1928 folgendes Personal vor Ort:

  • 1 Chefarzt
  • 1 Assistenzarzt
  • 1 Verwaltungskraft
  • 4 Schwestern
  • 1 Maschinenmeister
  • 1 Obermaschinist
  • 1 Kraftwagenfahrer und
  • 11 Hausangestellt

Der allgemeine Rückgang der Tuberkulose in Deutschland und die zusätzliche Eröffnung von versicherungseignen Heilstätten führte spätestens ab 1930 zu einem massiven Rückgang der Belegung im Waldkrankenhaus, so dass am 1. Juli 1933 die Schließung des Waldkrankenaus unumgänglich wurde. Es folgte der Leerstand des Gebäudes bis die NSDAP Ende der 30er Jahre eine SA Schule in den Räumlichkeiten etablierte. Gegen Ende des Krieges wurde das Waldkrankenhaus als Ausweichskrankenhaus genutzt für Wehrmachtssoldaten. Im Februar 1945 konnte bereits ein Eisenbahnzug mit 60 Tuberkulosekranken infolge eine Bombenangriffs nicht mehr weiter, so dass diese in Oberfürberg aufgenommen wurden. Da sich nach Kriegsende herausstellte, dass die Zahl der Tuberkulose Kranken wieder massiv stieg, entschied man sich die Heilstätte wieder in Betrieb zu nehmen, obgleich außer den Betten vor Ort praktisch nichts mehr vorhanden war [4]. Mit einem Aufwand von 423.313 Mark wurde im Laufe des Jahres 1945 aus dem "heruntergewirtschafteten und teilweise verfallenen Haus, eine Heilstätte mit 105 Betten geschaffen. Das Haus musste buchstäblich vom Kellerboden bis zum Dachgeschoss völlig neu überholt werden und besitzt heute Operationssaal, Laboratorium, Röntgeneinrichtung und alle für ein modernes Krankenhaus erforderlichen Einrichtungen"[5]. Im April 1945 zogen somit erneut Tuberkulosekranke ein, in diesem Fall ein ganzer Lazarettzug aus Schlesien. Die Pflege übernahmen zunächst die Diakonissen aus Neuendettelsau, die ebenfalls noch am Städtischem Krankenhaus angesiedelt waren. Ab dem 1. November 1946 wurde ein Facharzt bestellt und am 13. Mai 1947 die Verselbständigung der Fachärztlichen Leitung beschlossen.

Im Jubiläumsjahr 1953 war man noch voller Hoffnung, durch einen westlichen Anbau am Hauptgebäude die Küchen- und Wirtschaftsräume erweitern zu können. Ferner sollten Verwaltungsräume und mehr Platz für die pyhsikalische Therapie gewonnen werden. Inzwischen waren auch einige Betten für schwangere tuberkulose erkrankte Frauen aufgestellt worden, so dass eine Entbindung ebenfalls in Oberfürberg möglich war. Jedoch war die Heilstätte im Stadtwald für die Stadt Fürth stets ein defizitäres Geschäft, so dass Sie in den 50er Jahren jährlich ca. 180.000 DM zusätzlich aufzubringen hatten. Gleichzeitig bot die Heistätte 48 Personen einen Beschäftigung.

Das Ende der Heilstätte

Danach war es ein Reha-Krankenhaus und der Betrieb wurde ab 1980 langsam eingestellt. Im September 1994 gab die Stadt eine Verkaufsanzeige für das Sanatorium, das Ärtzehaus, den Wasserturm, das Pförtner- und Verwalterwohnhaus auf. Um 2001 begann unter dem Namen Ludwigspark der Umbau zur Luxuswohnanlage. Der Umbau war 2003 abgeschlossen.

Das Sanatorium hatte Liegehallen (je ca. 25 m lang) direkt am Haus, dazu noch zwei hölzerne (ca. 40 m lang) östlich und westlich des Haupthauses im Wald. Die westlich steht heute (2012) noch und ist überraschend gut erhalten. Das Dach ist noch dicht und die Seitenwände sind obenfalls noch ohne Schaden. Rund 3/4 der vorderen Brüstung und die Dachrinne fehlen. Dem Gestänge nach zu schließen gab es einen Sonnenschutz.

Siehe auch

Literatur

  • Jahres-Bericht der Heilstätte der Stadt Fürth. - Erschienen: 1.1903/04 - 2.1905[?]. - Nebent.: Die Lungenheilstätte der Stadt Fürth (Bestand in der UB Erlangen)
  • Heilstätte Oberfürberg über Fürth i/Bayern, Waldsanatorium : 1903 - 1953 ; Festschrift zum 50-jährigen Bestehen am 25. November 1953. - Fürth, 1953. - 33 Bl. : Ill.

Einzelnachweise

  1. * Quelle: E. Krentz, Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, Erlangen, 1915, S. 19 f.
  2. * Quelle: E. Krentz, Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, Erlangen, 1915, S. 19 f.
  3. * Quelle: Ordner 1: Waldkrankenhaus, Klinikum Fürth, Kurzgefaßte Chronik der Lungeheilstätte Fürth, Autor vermutlich: Dr. Anton Kaltenhäuser Dez. 1957, S. 1
  4. * Quelle: Ordner 1: Waldkrankenhaus, Klinikum Fürth, Zehnjahresbericht, Autor vermutlich: Dr. Anton Kaltenhäuser, ca. 1955, S. 2
  5. * Quelle: Ordner 1: Waldkrankenhaus, Klinikum Fürth, Zehnjahresbericht, Autor vermutlich: Dr. Anton Kaltenhäuser, ca. 1955, S. 2

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