Mähnenschaf: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 6. März 2019, 20:03 Uhr

Die Tierplastik Mähnenschaf wurde von dem Münchner Künstler Theodor Georgii geschaffen und im Jahr 1912 im neuen Stadtpark aufgestellt. Die Bronzefigur stand zuerst am Hauptweg oberhalb des Wasserfalls auf dem Mittelsockel einer steinernen Rundbank, wurde aber 1914 an gleicher Stelle auf einen Sockel aus Natursteinen gesetzt. 1942 wurde die Bronzefigur für die Metallspende des Deutschen Volkes abgebaut, im städtischen Bauhof eingelagert und dort 1944 zum Einschmelzen abgeholt.

Der Anlass zur Schaffung eines Kunstwerks für den Stadtpark

Zur Vorbereitung der Feier des 90. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold von Bayern am 12. März 1911 wurde in Fürth ein Ausschuss der beiden städtischen Kollegien gebildet, eine seiner Empfehlungen war: „Der Regent ist bekannt als eifriger Förderer der Kunst. Er würde auch dadurch geehrt werden können, daß der neue Stadtpark aus Anlaß des 90. Geburtstages mit einem Kunstwerk geschmückt würde. Hiezu könnten die aus dem Pickert’schen Nachlaß verfügbaren 15000 M, die zur Verschönerung der Stadt bestimmt sind, verwendet werden.“[1] Von Seiten der Regierung nahm man dann auch kurz vor dem Geburtstag „von der Aufstellung eines plastischen Kunstwerks im Stadtpark mit Befriedigung Kenntnis“.[2]

Die Auswahl des Künstlers und des Motivs

Nachdem die beiden städtischen Kollegien - das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten unter dem Vorbehalt der weiteren Mitsprache – zugestimmt hatten, wurde in der Kommission der Bildhauer Theodor Georgii für die Verwirklichung des Projekts vorgeschlagen. Daraufhin fragte Oberbürgermeister Kutzer bei dem kunstsinnigen Dr. Michael Berolzheimer in Untergrainau wegen des Künstlers an und bekam umgehend Bescheid: „… habe ich mich an sachverständiger und zuverlässiger Seite über die künstlerische Bedeutung des Bildhauers Th. Georgii erkundigt. Die Auskunft ist eine ganz ausgezeichnete: Er gehört hienach zu den begabtesten jüngeren Bildhauern in München und seine Spezialität sind Tiere … Wenn also Ihr Auftrag eine Tierdarstellung zum Inhalt hat, so scheinen Sie in Georgii den rechten Mann zu haben.“[3] Hieß es im ersten Kontaktschreiben an Georgii noch „Über das Thema und das Material ist nichts bestimmt. Es wäre uns wohl ebenso ein Tierstück wie eine menschliche Figur erwünscht“[4], so war man sich nach einem Treffen mit dem Künstler schon am 20. Januar 1911 in Fürth einig, dass „… unzweifelhaft gerade in den Stadtpark, und etwa an den Höhenrand, eine Tiergestalt vorzüglich passen würde“.

Bereits am 17. Februar 1911 wurde der Vertrag zwischen der Stadtgemeinde Fürth und dem Bildhauer Herrn Theodor Georgii unterschrieben, die ersten Punkte waren:

I. Herr Georgii übernimmt die Ausführung einer plastischen Tierdarstellung in Bronze, welche für den mittleren Sockel der Rundbank oberhalb des Wasserfalls im neuen Stadtparkteil bestimmt ist. Die ganze Höhe des Bildwerkes wird 2,80 – 3,00 m sein, hievon geht ab die Höhe des Sockels, der sich zu 1,40 – 1,60 m ergeben wird. Die Plastik wird in ziselierter Bronze in der Stärke von etwa 4 mm geliefert; Herr Georgii verspricht ausdrücklich erstklassige künstlerische Arbeit. Herr Georgii verpflichtet sich, das Kunstwerk bis spätestens März 1912 aufzustellen.

II. Die Ausführung schließt in sich die Verbringung und die Aufstellung an Ort und Stelle, (einschließlich des probeweisen Aufstellens einer Silhouette und des standfesten Aufstellens mit Bronzedübeln.)

III. Für die sämtlichen voraufgeführten Leistungen erhält Herr Georgii ein Honorar von 15 000 Mark, in Worten Fünfzehntausend Mark.

Die Anfertigung der Plastik

Zum Fortgang der Arbeit und zur Auswahl des Tiermotivs erfährt man z. B aus einem Vermerk des Oberbürgermeisters Kutzer „Ich habe mich in München am 4. August überzeugt, dass das Modell des Mähnenbocks verkleinert fertig ist“ und einem Brief des Künstlers vom 22. September 1911 „Der „Mähnenschafbock“ wird soeben in Gips gegossen und ist vom Montag ab in diesem Material sichtbar. Muss ich davon offiziell dem Magistrat der Stadt Fürth Mitteilung machen, um die fällige erste Rate für meine Arbeit zu erhalten? … Den Fortgang der Arbeit denke ich mir so, dass ich jetzt noch etwa 3 Wochen am Gipsmodell arbeite, dasselbe dann Ende Oktober dem Bronzegießer übergebe, so dass noch genügend Zeit für das Ziselieren der Bronze bleibt.“ Als Bildhauer Georgii Anfang März 1912 die baldige vertragsgemäße Aufstellung ankündigte, bat die Stadt: „Auch wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns, da Sie ja die Eigenart des Mähnenschafes genau studiert haben und sicher mehr Bescheid wissen als wir, mit ein paar Zeilen zur Information der Presse und der hiesigen Bevölkerung über die Natur des Mähnenschafes Aufklärung geben wollten.“[5] In des Künstlers „Aufklärung“ steht unter anderem: „Das Mähnenschaf (Ovis tragelaphus) ist ein Wildschaf, welches in Afrika hauptsächlich im Atlasgebirge heimisch ist … Was das Tier besonders kennzeichnet und was trotz des wenig verlockenden Namens mich zum Teil veranlasst hat, es als Vorwurf für eine plastische Darstellung vorzuschlagen, ist seine üppige lange Mähne … Diese Mähne gibt der ganzen Erscheinung des Tieres, wenn es stolz auf einer Felsenklippe steht, etwas sehr dekoratives und wuchtiges.“[6]

Die Aufstellung der Plastik

Das Mähnenschaf stand ursprünglich auf dem Mittelsockel einer Rundbank

Die Bronzefigur wurde von Theodor Georgii am 22. März 1912 vertragsgemäß im Stadtpark auf dem mittleren Sockel der steinernen Rundbank oberhalb des Wasserfalls aufgestellt.

Doch schon kurze Zeit darauf, am 26. April 1912, schrieb Oberbürgermeister Kutzer an Herrn Georgii: „… bringe ich zu Ihrer geneigten Kenntnis, daß in der hiesigen Bevölkerung einerseits Bewunderung für Ihre Schöpfung allenthalben zum Ausdruck gelangt, daß aber andererseits geglaubt wird, die Stellung des Tieres auf eine Bank sei nicht besonders glücklich; es wäre vielmehr zu wünschen, daß das Tier auf einem Felsblock oder einem ähnlichen hervortretenden Gestein in die Erscheinung träte. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir hierüber Ihre Meinung gütigst kundgeben würden.“ Auch der Künstler hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, dachte aber unter dem Wegfall der Bankanlage an eine „architektonischen Platzumrahmung“. Ausführlich legte daraufhin an Hand einer Skizze der Stadtbaurat Zizler die Vorstellung dar, wie unter Verzicht auf strenge architektonische Formen das Mähnenschaf wie in der Natur auf einem Felsblock stehen könnte. Georgii zeigte sich nach einer Besichtigung vor Ort im Dezember 1912 einverstanden.

Mittlerweile hatte das Stadtbauamt eine Kostenberechnung für die Neuaufstellung erstellt mit Gesamtkosten von 600 Mark, über die Hälfte davon für die Lieferung und Versetzung von Findlingssteinen. Dieser Betrag wurde im Dezember 1912 aus dem ersten Etatentwurf für die öffentlichen Anlagen gestrichen, doch stimmte der Magistrat schließlich im April 1913 der Neuaufstellung zu, nachdem die Verwaltung der August und Maria Landmann’schen Stiftung beschlossen hatte, diese Kosten zu übernehmen. So konnte die Suche nach passenden Findlingssteinen beginnen, die für die Stadt Fürth recht günstig verlief, wie ein Schreiben der Stahl’schen Dolomit- & Kalk-Werke vom 30. Juni 1913 zeigt: „Zufolge der Unterredung mit Herrn Stadtbaurat Zizler und Herrn Garteninspektor Babée haben wir uns bemüht in unseren Besitzungen einige zum Aufbau des 'Mähnenschaf-Monuments' geeignete Felsblöcke ausfindig zu machen.- Wir bitten sehr verehrliches Stadtbauamt Fürth von dieser kleinen Anzahl Felsblöcke den zu diesem Zweck bestens geeignetsten auswählen zu lassen. Im Hinblick der langjährigen äusserst angenehmen Geschäftsverbindung mit dem sehr verehrlichen Stadtbauamt Fürth würde es uns ein Vergnügen sein diesen Felsblock der Stadt Fürth kostenlos franko Waggon Fürth überlassen zu können.“ Die Sache zog sich hin und am 18. Dezember 1913 war in der Zeitung zu lesen: „Gestern wurde mit dem Abnehmen der Steinbank begonnen und das Mähnenschaf wurde fortgebracht.“[7] Mit den gespendeten Dolomitblöcken wurde ein Natursockel errrichtet und für den 24. Februar 1914, Faschingsdienstag, notiert Paul Rieß in seiner Chronik: „Das Mähnenschaf im Stadtpark hat nun seinen erhöhten Standort wieder eingenommen.“[8]

Die Zuführung zur Metallspende

Als Denkmal aus Bronze ist auch das Mähnenschaf im Verzeichnis der Stadt vom 24. Mai 1940 für die Metallspende des deutschen Volkes aufgeführt und so begutachtet: „Das ‚Mähnenschaf‘ von Bildhauer Georgii im Stadtpark ist im Gartenbild eine besonders glückliche Schöpfung. Wegen seines Kunstwertes dürfte die Zuführung zur Metallspende abzulehnen sein.“[9] Im November 1940 stellte das Landesamt für Denkmalpflege fest: „Recht gute Arbeit, bei aller Naturhaftigkeit gut geformt … Das Landesamt empfiehlt Erhaltung.“[10] So kam es in der ersten Entschließung des Oberbürgermeisters vom 21. Januar 1941 zur Bewertung: „Mähnenschaf im Stadtpark: Bleibt erhalten.“

Dies galt nur bis zur im Mai 1942 vom Reichsminister des Innern verordneten Aktion zur Abnahme der meisten Denkmäler, dabei wurde Anfang Juli 1942 auch die Figur des Mähnenschafs im Stadtpark abgenommen und im Bauhof eingelagert. In der Gewichtsaufstellung der abgenommenen Bronzeteile steht beim Mähnenschaf „230 kg“.[11] Zusammen mit den anderen eingelagerten Denkmalsteilen aus Bronze wurde das Mähnenschaf am 4. März 1944 im Bauhof von der Firma Hetzel & Co., Nürnberg, abgeholt und wohl noch im Laufe des Krieges in einem Kupferwerk im heutigen Polen eingeschmolzen – der letzte Beweis dafür fehlt.

Vorschläge von Prof. Josef Zeitler zum Ersatz der Figur

Im September 1948 sprach der Bildhauer Prof. Josef Zeitler aus Stuttgart bei Oberbürgermeister Dr. Bornkessel vor. Der gebürtige Fürther hatte 1939 den Mutterbrunnen geschaffen. Schon vor dem Treffen hatten die beiden wegen der Wiederherstellung dieses Brunnens korrespondiert, was vor allem an den hohen Kosten gescheitert war, und auch diesmal musste ihm Dr. Bornkessel erklären, dass bei der Finanzlage der Stadt kein Geld für ein Brunnenprojekt vorhanden sei, meinte aber: „Dagegen wäre es vielleicht möglich, die Tierplastik aus dem Stadtpark (Steinbock), die während der Nazizeit verschwunden und offenbar nunmehr vernichtet ist, durch eine Tierplastik zu ersetzen. Ich habe Herrn Prof. Zeitler nahegelegt, vielleicht ein Tier zu wählen, welches unserer Heimat etwas näher liegt, als gerade ein Steinbock (Gemse?).“[12] Die Idee wollte der Oberbürgermeister mit Hilfe der „Fürther Gesellschaft der Kunstfreunde“ verwirklichen.

Prof. Zeitler übersandte kurz darauf 4 Entwürfe, die allerdings nichts mit heimatlichen Tieren zu tun hatten: "Affe Fußball spielend, Seelöwe spielend, Antilope, ohne Titel [Bär mit Ball?]". Dr. Bornkessel und Stadtbaurat Heinisch waren sich einig, dass solche Figuren nicht passend wären - "Die Darstellung ballspielender Tiere ist nicht erwünscht".[13], und damit blieb der Felsaufbau bis zu seiner Entfernung leer.

Hinweise

  • In der Nachkriegszeit wurde sowohl in den Akten als auch in der Literatur, z. B. „Adolf Schwammberger, Fürth von A bis Z“, das dargestellte Tier als „Steinbock“ statt richtig mit „Mähnenschaf“ bezeichnet.
  • Die Zitate mit Datumsangabe ohne Angabe eines Einzelnachweises sind der Akte "Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55: Stadtpark (Engelhardtanlage). Mähnenschaf" entnommen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55 Stadtpark (Engelhardtanlage). Mähnenschaf, Niederschrift vom 30. Dezember 1910
  2. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, Vermerk vom 24. Mai 1911 über die Min. Entschl. v. 6.III.11
  3. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, Schreiben vom 14. Januar 1911
  4. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, 17. Januar 1911
  5. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, Schreiben vom 6. März 1912
  6. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, 8. März 1912
  7. Rieß-Chronik 1913, S. 104
  8. Rieß-Chronik 1914, S. 22
  9. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37: Denkmäler aus Nichteisenmetallen. Erfassung, Abbau, Einlagerung und Ablieferung
  10. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37
  11. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37, 17.07.1942
  12. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/77: Öffentliche Brunnen. Korrespondenzen, 9. September 1948
  13. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/77, Vermerk vom 8. Oktober 1948

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