Paradiesbrunnen

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Der Paradiesbrunnen auf der Dr.-Max-Grundig-Anlage ist eine Brunnenanlage des Bildhauer-Ehepaars Barbara und Gernot Rumpf. Die Brunnenanlage aus dem Jahr 1995 ist gestaltet aus vielen spritzenden und sprudelnden Wasserspielen und einem Lebensbaum in ihrer Mitte. Der Paradiesbrunnen wurde bewusst offen gestaltet – zum Hineinlaufen und Spielen. Gestiftet wurde der Brunnen von Max Grundig, der eigens hierfür 100.000 DM zur Verfügung stellte.

Entstehung

1. Preis des Wettbewerbs - Das Wasserhaus von M. Munding, 1991

Max Grundig hatte noch zu Lebzeiten der Stadt Fürth eine Spende über 1 Mio. DM gemacht, wovon für den Bau eines Brunnens ca. 100.000 DM zur Verfügung gestellt wurden. 1990 - ein Jahr nach Grundigs Tod - wurde zur Klärung der Gestaltungsfrage ein überregionaler Künstlerwettbewerb ausgeschrieben. Aufgabenstellung in der Ausschreibung: Den Bezug evtl. zur Ludwigseisenbahn herstellen - ist aber nicht zwingend notwendig - und eine Brunnenlösung finden, die den Betrachter mit einbezieht; d. h. der Betrachter ist nicht nur außenstehender Passant, sondern kann mit dem Brunnen interagieren. Es sollte ein Erlebnisraum bzw. ein Kommunikationsort entstehen.

Unter den zahlreichen Einsendungen der Entwürfe sollte eine neunköpfige Jury den besten Entwurf aussuchen. Unter den Bewerbern waren namhafte nationale und lokale Künstler, so dass der Jury die Auswahl nicht leicht fiel. In Jury saßen u. a. der Oberbürgermeister Uwe Lichtenberg, der Vorsitzende des Baukunstbeirates Georg Stolz und die damalige Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm.

Den 1. Preis erhielt jedoch zunächst das "Wasserhaus" vom lokalen Künstler Michael Munding aus Stein, ein 15 Meter hoher Brunnen mit jeweils 12 Metern Seitenlänge, der eher den Charakter eines Turmes aufwies. Der 2. Preis ging an die Künstler Hans Vogel und Hannes Arnold, jedoch mit dem Hinweis, dass der vorgelegte Entwurf noch stark überarbeitet werden müsste. Der Brunnen stellte ein Art Gleis-Installation - vermutlich in Anlehnung an die Ludwigseisenbahn - dar. Der 3. Preis ging schließlich an den Paffenhofener Helmut Otto für seinen Entwurf einer Wasserpyramide. Weitere Entwürfe kamen u. a. vom lokal bekannten Steinhauer Heinz Siebenkäs und dem Braunschweiger Künstler Jürgen Weber, der z. B. das Ehekarussell am Weißen Turm in Nürnberg schuf.

2. Preis des Wettbewerbs - Schienenbrunnen von H. Vogel & H. Arnold, 1991

Schnell war den Beteiligten klar, dass der 1. Preis nicht realisiert werden kann. Das Wasserhaus wurde von der Presse (Abendzeitung) als "undurchführbarer netter Gag" bezeichnet, die Idee eines Cafes im Inneren des Brunnens scheiterte am mangelnden Platz. Auch die Auswahl des Materials - Beton - wurde massiv kritisiert, so dass sich die Stadt zunächst für den 2. Preis entschied - sehr zum Missfallen des Preisträgers. Auf seine Frage, wozu er den 1. Preis bekommen hat, wenn dann der 2. Preis genommen wird, erwiderte der damalige Baureferent Dieter Matuschowitz: "... es handelt sich eben um einen Ideenwettbewerb, nicht um einen Realisierungswettbewerb."

Doch auch der 2. Preis wurde kritisch gesehen. Zwar war die Realisierung möglich, aber die Mehrheit der Stadträte empfand den Brunnen als "wesentlich verbesserungswürdig". Der Brunnen sah nach oben strebende Schienenstränge mit seitlichen Ringen/Rädern vor. Schnell wurden auch Bedenken laut, dass der Brunnen von Passanten und Kindern als Kletterturm genutzt werden könnte - manche sprachen auch ironisch vom "vielleicht zweitschönsten Blitzableiter auf dem europäischen Kontinent". Der Schönste sei aber unstrittig weiterhin der Eiffelturm in Paris, so die damalige Stadtillustrierte Fürther Freiheit in der Berichterstattung.[1]

Der Bauausschuss kam nach langer Diskussion zu der Erkenntnis, dass der Wettbewerb ein Flop war, und so entschied sich der Stadtrat in der Folge erneut zu einem Wettbewerb. Mit dem Hinweis, dass auch der Centaurenbrunnen erst nach 12 Jahren Entscheidungszeit entstand, wurde 1993 erneut ein Wettbewerb ausgeschrieben. Dieses Mal machten die beiden Künstler und Ehepartner Barbara und Gernot Rumpf aus Neustadt an der Weinstraße das Rennen. Den Zuschlag erhielt der Vorschlag u. a. deshalb, weil sie mit einigen Brunnen auch schon internationale Erfolge feiern konnten. Die meist biblischen Brunnenmotive sind in vielen deutschen Städten zu sehen, besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der Löwenbrunnen in Jerusalem (Israel), der ein Geschenk der Bundesrepublik Deutschland an Jerusalem war.[2]

Darstellung, Motiv

Elemente des Brunnens

  • Den Lebensbaum in der Mitte verkörpert die Esche.
  • Zwei Spiralen mit Wasser: Sie umfließen den Lebensbaum und stehen für Leben und Veränderung.
  • Schlange mit gespaltener Wasserzunge: Sie ist als die zu erkennen, die zum Sündenfall verführt hat.
  • Schnecken, Ammoniten, ein kleiner Drachen: Die Vorzeittiere.
  • Ein mächtiges Einhorn: Ein Fabeltier in vielen Kulturen, oft ein wildes Tier, das von niemandem überwunden werden konnte. Nur eine Jungfrau machte es sanft.
  • Zwei kleine Mäuse neben dem Einhorn: Sie verkörpern das Künstlerpaar.
  • Adam: Steht mit Helm, Schild und Stiefeln für Aggression und Gewalt, aber auch für die Notwendigkeit dauernder Abwehr.
  • Eva und Lilith: Lilith ist in der jüdischen Legende die erste Frau Adams, die sich ihm nicht unterordnen wollte. Sie flog davon. Eva dagegen, steht mit beiden Füßen auf dem Boden der Realität. Mit der Doppelfigur wird das aktuelle Thema der Gleichberechtigung als uraltes Menschheitsproblem dargestellt.
  • Weitere Paradiestiere.
  • Regenbogen: Zeichen der Zuversicht. Paradies ist nicht nur etwas, das die Menschen verloren haben, sondern das auch als Hoffnung existiert.[3]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Andy Reum: "Wir entscheiden heute nix!". In: Stadtillustrierte Fürther Freiheit, Nr. 52 Ausgabe März/April 1991, S. 8 ff.
  2. Barbara Ohm: Der Fürther Paradiesbrunnen. Geschichtsverein Fürth, Fürth, 1996, S. 6 ff.
  3. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 1 - Die Stadt zwischen den Flüssen. VKA Verlag Fürth, 2005, 1999, 1991, S. 94-95.

Bilder