Raubüberfall in Höfles während der Inflationszeit

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Höfles gehört zu den Sprengelorten der Kirchengemeinde St. Peter und Paul Poppenreuth. Dort drangen in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 1921 - und damit von Freitag auf Samstag vor dem 3. Advent - die Brüder Adam, Karl und Johann O. von Unterhaid (einem kleinen Ort etwa acht Kilometer nordwestlich von Bamberg) gewaltsam in das Haus und die Wohnung des Landwirts Johann Lochner ein. Die drei hatten sich die Gesichter mit Ruß geschwärzt und riefen Lochner zu: „Wenn Du uns nicht sofort 1000 Mark gibst, erschiessen wir Dich auf der Stelle“. Dabei hielten Adam und Karl O. dem Lochner einen Revolver an den Kopf. Die aus dem Schlafzimmer dazugekommene Ehefrau des Lochner händigte den Eindringlingen drei 100-M-Scheine aus. Adam O. nahm sich jedoch aus der Schublade des Vertikos, aus der die Frau das Geld geholt hatte, sämtliches dort befindliche Papiergeld von ca. 3800 Mark. Mit diesem Geld flüchteten die Täter aus dem Haus der Lochners.

Nürnberg-Fürther Notgeld aus der Inflationszeit 1923
Nürnberg-Fürther Notgeld aus der Inflationszeit 1921

Sonderlich weit scheinen sie mit dem Geld nicht gekommen zu sein. Denn bereits einen Monat später - am 11. Januar 1922 - hatten sich die Angeklagten vor dem Volksgericht wegen eines Verbrechens der räuberischen Erpressung zu verantworten. Adam und Karl O. wurden je zu Gefängnisstrafen von zwei Jahren und sechs Monaten und Johann O. zur Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt. Mildernde Umstände wurden zugebilligt: „die bisher straffreien Angeklagten sind keine Verbrechernaturen. Ihnen drohte wegen einer misslungenen Geschäftserrichtung die Zwangsvollstreckung und so kamen sie auf den Gedanken, sich auf unzulässige Weise Geld zu verschaffen. Der entstandene Vermögensschaden wurde so ziemlich wieder behoben ...

Der zeitliche Hintergrund:
Ab Juni 1921 schwand das Vertrauen in die Mark immer mehr. Jedermann begann, sein Geld, aber auch zinsgünstig aufgenommene Kredite, fast fluchtartig in Sachwerte anzulegen. Der fortschreitende Verfall der Mark und die äußerst unklare Lage über die Höhe der Reparationsforderungen nach dem 1. Weltkrieg ließen unternehmerische Entscheidungen als rentabel erscheinen, die sich später oft als Fehlentscheidungen erwiesen, - wie offensichtlich auch bei den Höfleser Tätern.

Bereits 1921 kostete ein Ei 4 Mark, ein Pfund Butter 44, ein Liter Milch 5 und ein Zentner Kartoffeln 100 Mark. Am 1. Dezember gab es in Deutschland einen großen Börsenkrach. Die Wertpapiere waren hoch getrieben worden, anschließend stürzten die Kurse teilweise um 1.000 Prozent. Im Oktober 1921 hatte die Mark noch ein Hundertstel ihres Wertes vom August 1914, im Oktober 1922 nur mehr ein Tausendstel. Überall im Deutschen Reich wurde in diesen Jahren eine große Menge Notgeld ausgegeben. Städte, Gemeinden, Kreise und Privatfirmen sprangen in die Lücke und deckten den Bedarf mit eigenen Ausgaben.

Siehe auch[Bearbeiten]