Robert Löwensohn

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Robert Löwensohn (geb. 20. März 1895 in Fürth; gest. 1945 bei Auschwitz) war ein Fürther Lithograph, Verleger und ab 1919 Mitinhaber der Bilderbücherfabrik Löwensohn.

Leben

Robert Löwensohn wurde am 20. März 1895 als Sohn des Fürther Druckereibesitzers Geheimrat Theodor Löwensohn (1853 - 1931) und seiner Frau Rosa geb. Stockheim (1862 - 1934) in Fürth geboren. Nach 3 Jahren Volksschule, sowie 8 Jahre auf dem Gymnasium begann er mit 18 Jahren an einer Technischen Fachschule eine zweijährige Ausbildung zum Steindrucker und Lithographen.[1]

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs kehrte Robert Löwensohn, der sich auf einem Sprachaufenthalt in London befand, mit dem Schiff nach Hamburg zurück, um sich am 6. August bei der 3. Bayerischen Train-Abteilung in Fürth zu melden. Am 15. Oktober versetzte man ihn zur 317. Etappen-Munitions-Kolonne, mit der er bis zum Februar 1916 in Frankreich, Russland und Serbien an den Einsätzen teilnahm.[2] Nach mehreren weiteren Versetzungen, unter anderem zum Ersatz-Bataillon des 21. bayerischen Infanterieregiments in Fürth, war er ab dem 7. Januar 1917 beim 11. bayerischen Infanterie-Regiment in Regensburg, das bis zum Waffenstillstand von Compiègne 1918 in Französisch-Flandern kämpfte. [2] Am 6. März 1917 beförderte man Robert Löwensohn zum Leutnant. Zuvor hatte man ihn vor die Wahl zwischen dem Eisernen Kreuz und einem Offiziersgrad gestellt; beides, gab man ihm jedoch zu verstehen, wäre für einen Juden zu viel.[3] So war er auch der einzige Offizier jüdischer Religion in seinem Regiment. Trotzdem erhielt er schließlich am 29. März 1917 doch noch das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.

Nach der Demobilisierung des deutschen Heeres 1918 bildeten sich überall rechtsgerichtete Freikorps. Robert Löwensohn, er war Teil eines bayerischen Freikorps, war 1919 an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Diesem Umstand hatte er zu verdanken, dass er Anfang 1942, als er im französischen KZ Royallieu interniert war, wieder freigelassen wurde.[1] 1919 übernahm er zusammen mit seinem Bruder Gustav und einem weiteren Teilhaber, Ernst Rosenfelder, die Leitung der Lithographischen Kunstanstalt G. Löwensohn, die sein Großvater Gerson Löwensohn 1844 gegründet hatte.

Von 1924 bis 1928 lebte Robert Löwensohn mit seiner Familie im 2. Stock in der Königswarterstraße 56

Am 14. Juni 1919 heiratete er in Würzburg die Tochter des schwedischen Augenarztes Max Mündheim (1862 - 1937) und seiner Frau Frieda geb. Heim (1871 -1931), Ella-Ruth Mündheim (1895 - 1942). Das Paar bekam drei Kinder: Anne-Marie (19202015), Hans Felix (1922 - 1923), der bereits nach 10 Monaten unter nicht bekannten Umständen starb, und Gerhard (19262013), der sich in Frankreich später Gérard Langlois nannte. Etwa seit 1920 wohnte die Familie im 2. Stock der Königswarterstraße 56.

1928 kaufte Robert Löwensohn für sich und seine Familie eine Villa in der Bismarckstraße 25 im Fürther Stadtteil Dambach, und ließ das Interieur sowie den angrenzenden, großen Garten von Berliner Architekten im modernen Bauhausstil neu gestalten.[1]

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 musste die Bilderbücherfabrik Löwensohn Ende 1937 an die Kunstanstalten May in Dresden verkauft werden. Robert Löwensohn, der bereits seit 1935 geschäflich für die Bilderbücherfabrik zur Hälfte in Paris lebte, entschloss sich 1938 mit seiner Familie ganz nach Frankreich zu ziehen, um den Repressalien des NS-Regimes zu entkommen. Am 6. August verließ er die vorübergehende Wohnung im 1. Stock in der Kaulbachstraße 15 in Nürnberg, um endgültig nach Frankreich zu emigrieren, wo die Familie in der 31 Avenue Daumesnil in der Gemeinde Saint-Mandé im Banlieue von Paris lebte.

Nach seiner ersten Verhaftung Anfang 1942 mit dem anschließenden Aufenthalt im französischen KZ Royallieu und der folgenden Entlassung wurde Robert Löwensohn zusammen mit seiner Frau Ella in Lyon am 26. August 1942 erneut verhaftet und in das berüchtigte Sammellager Drancy nordöstlich von Paris gebracht. Von dort aus wurden sie am 18. September 1942 mit dem Transport 34 unter der Nummer 159 ins Vernichtungslager KZ Auschwitz II-Birkenau deportiert, wo seine Frau Ella vermutlich kurze Zeit später durch Gas ermordet wurde. [4]Am 1. April 1944 lieferte man Robert Löwensohn unter der Gefangenennummer 177976 in das Arbeits- und Stammlager KZ Auschwitz I ein. [5]Als im Januar 1945 die Rote Armee näher rückte, wurde auch Robert Löwensohn mit etwa 60.000 weiteren Häftlingen evakuiert. Er soll auf den Todesmärschen Richtung Westen an Erschöpfung gestorben sein.[4]

Lokalberichterstattung

  • Sabine Rempe: Zwei Männer aus Fürth in den Wirren der Revolution. In: Fürther Nachrichten vom 25. April 2018, S. 27

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Aus: Anne-Marie Vitkine: Autobiographie de Anne-Marie V., née Löwensohn: Une enfance en Bavière, 1996 / 2009 - online abrufbar
  2. 2,0 2,1 Aus: Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Kriegstammrollen, 1914 - 1918; Volume: 1198. Kriegsrangliste: 11. Infanterie-Regiment
  3. Aus: Antoine Vitkine: Hitlers “Mein Kampf”: Geschichte eines Buches, 2015, S. 4 – 7
  4. 4,0 4,1 Aus: Gisela Naomi Blume: Memorbuch der Fürther Opfer der Shoah - online abrufbar
  5. Aus: Robert Löwensohn. In: Häftlingspersonalbögen des Stammlagers KZ Auschwitz I - online abrufbar

Siehe auch

Bilder