Rudolf Benario: Unterschied zwischen den Versionen

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Rudolf Benario studierte Jura und Staatswissenschaften. Während seines Studiums in Berlin, Würzburg und Erlangen engagierte er sich im Republikanischen Studentenbund und in der KPD. Benario trat für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit. 1933 wurde er an der Universität Erlangen mit einer Doktorarbeit über ''„Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849“'' zum Dr. rer. pol. promoviert.
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Rudolf Benario besuchte von 1918 bis 1922 das Alte Gymnasium Nürnberg, die Hälfte der 5. Klasse das Alten Gymnasium in Würzburg und ab 1. Mai 1923 die 6. Klasse am Gymnasium Carolinum in Ansbach. 1927 legt er dort sein Abitur ab.
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Ab 1927 studierte Rudolf Benario Staatswissenschaften und Jura an den Universitäten Erlangen, Würzburg, Berlin und wieder Erlangen. In Erlangen legte er am Ende des Wintersemesters 1929/30 das Examen zum Diplom-Volkswirt ab. Während seines Studiums engagierte er sich im Republikanischen Studentenbund und in der KPD. Benario trat für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit. Am 28. Januar 1933 wurde er an der Universität Erlangen mit einer Doktorarbeit über ''„Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849“'' zum Dr. rer. pol. promoviert.
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Am 10. März 1933 wurde er von der SA verhaftet. Über die Verhaftung Benarios berichtete der „Fürther Anzeiger“ in seiner Ausgabe vom 10. März 1933: Der ''„… sattsam bekannte kommunistische Winsler und Jude Benario [wurde] in Schutzhaft genommen“''. Die Deportation nach Dachau erfolgte am 11. April 1933.  
 
Am 10. März 1933 wurde er von der SA verhaftet. Über die Verhaftung Benarios berichtete der „Fürther Anzeiger“ in seiner Ausgabe vom 10. März 1933: Der ''„… sattsam bekannte kommunistische Winsler und Jude Benario [wurde] in Schutzhaft genommen“''. Die Deportation nach Dachau erfolgte am 11. April 1933.  
  
Schon am Tag nach der Übernahme des Häftlingslagers durch Himmlers SS kam es zu den ersten Morden. Vier Mitglieder des kommunistischen Jugendverbandes, Dr. Rudolf Benario, Ernst Goldmann, Athur Kahn und Erwin Kahn, waren die Opfer. Am 12. April 1933 ließ sie der Kompanieführer im KZ Dachau antreten und ging mit ihnen zum Schießplatz. Kurz darauf wurden sie „auf der Flucht erschossen“ <ref>Komitee zum Gedenken der Fürther Shoah-Opfer (Bearbeitung Gisela Naomi Blume): ''Memorbuch zum Gedenken an die von den Nazis Ermordeten Fürther Juden''. Fürth, 1997. S. 47 f. und S. 137; Hans-Günter Richardi: ''Schule der Gewalt. Das Konzentrationslager Dachau 1933-1934''. München, 1983. S. 88 ff.; Udo Sponsel, Helmut Steiner: Erinnerung an Rudolf Benario. Eines der ersten Opfer des nationalsozialistischen Terrors. In:'' Fürther Heimatblätter'' 1997, Nr. 2</ref>
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Schon am Tag nach der Übernahme des Häftlingslagers durch Himmlers SS kam es zu den ersten Morden. Vier Mitglieder des kommunistischen Jugendverbandes, Dr. Rudolf Benario, Ernst Goldmann, Arthur Kahn und Erwin Kahn, waren die Opfer. Am 12. April 1933 ließ sie Kompanieführer Hans Steinbrenner, der Chef der 2. Kompanie im KZ Dachau antreten und ging mit ihnen zum Schießplatz. Nachdem Steinbrenner die vier Gefangenen
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aus dem Lager geleitet hatte, nahmen die die SS-Männer Hans Brunner und Max Schmidt sowie SS-Sturmführer Robert Erpsenmüller die Gruppe in Empfang. Sie führten die
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Verletzungen. Vorher berichtete er noch über die Morde.
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Das Grab Rudolf Benarios liegt auf dem Israelitischen Friedhof, Nürnberg.
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==Veröffentlichungen==
 
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Version vom 20. April 2009, 21:44 Uhr

Rudolf Benario (* 20. September 1908 in Frankfurt am Main); † 12. April 1933 im KZ Dachau), ein promovierter Volkswirt, war eines der ersten jüdischen Opfer des NS-Terrors in Fürth.

Leben

Schule und Studium

Rudolf Benario besuchte von 1918 bis 1922 das Alte Gymnasium Nürnberg, die Hälfte der 5. Klasse das Alten Gymnasium in Würzburg und ab 1. Mai 1923 die 6. Klasse am Gymnasium Carolinum in Ansbach. 1927 legt er dort sein Abitur ab.

Ab 1927 studierte Rudolf Benario Staatswissenschaften und Jura an den Universitäten Erlangen, Würzburg, Berlin und wieder Erlangen. In Erlangen legte er am Ende des Wintersemesters 1929/30 das Examen zum Diplom-Volkswirt ab. Während seines Studiums engagierte er sich im Republikanischen Studentenbund und in der KPD. Benario trat für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit. Am 28. Januar 1933 wurde er an der Universität Erlangen mit einer Doktorarbeit über „Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849“ zum Dr. rer. pol. promoviert.


Am 10. März 1933 wurde er von der SA verhaftet. Über die Verhaftung Benarios berichtete der „Fürther Anzeiger“ in seiner Ausgabe vom 10. März 1933: Der „… sattsam bekannte kommunistische Winsler und Jude Benario [wurde] in Schutzhaft genommen“. Die Deportation nach Dachau erfolgte am 11. April 1933.

Schon am Tag nach der Übernahme des Häftlingslagers durch Himmlers SS kam es zu den ersten Morden. Vier Mitglieder des kommunistischen Jugendverbandes, Dr. Rudolf Benario, Ernst Goldmann, Arthur Kahn und Erwin Kahn, waren die Opfer. Am 12. April 1933 ließ sie Kompanieführer Hans Steinbrenner, der Chef der 2. Kompanie im KZ Dachau antreten und ging mit ihnen zum Schießplatz. Nachdem Steinbrenner die vier Gefangenen aus dem Lager geleitet hatte, nahmen die die SS-Männer Hans Brunner und Max Schmidt sowie SS-Sturmführer Robert Erpsenmüller die Gruppe in Empfang. Sie führten die Häftlinge tiefer in den Wald hinein und eröffneten dann aus ihren Pistolen das Feuer. Nur Erwin Kahn überlebte und wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Lager zurückgebracht. Kurz darauf hieß es, die Häftlinge seien „auf der Flucht erschossen“ worden. [1] Es war ein Mord an wehrlosen Gefangenen. Erwin Kahn erlag wenige Tage danach seinen Verletzungen. Vorher berichtete er noch über die Morde.

Das Grab Rudolf Benarios liegt auf dem Israelitischen Friedhof, Nürnberg.

Gedenktafel

Veröffentlichungen

  • Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849. Universität Erlangen, Phil. Diss., 1932. Herzogenaurach, 1933, VII, 126 S.
  • Deutsche Wirtschaftsräte in Vormärz und Märzrevolution. Fürth: Rosenberg, 1933, VII, 126 S.

Literatur

  • Erschießung von vier Häftlingen. In: Neue Augsburger Zeitung vom 15. April 1933
  • Marion Reinhardt: Vier Birken als Erinnerung. Rudolf Benario und Ernst Goldmann wurden 1933 ermordet. In: Fürther Nachrichten vom 14. April 2009, HFN / S. 3 - FN

Querverweise

Netzverweise

  • Der Mord an Ernst Goldmann. In: Der Landbote. Verein für sozial- und politikwissenschaftliche Studien e. V. - PDF-Datei
  • Zeittypische Einzelschicksale: Rudolf Benario und Ernst Goldmann - Wikipedia
  • Im „Mörderlager Dachau“. In: Zum Beispiel Dachau, Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Dachauer Zeitgeschichte e.V. - im Netz
  • Der Beginn der SS-Herrschaft. In: Haus der Bayerischen Geschichte - PDF-Datei

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Komitee zum Gedenken der Fürther Shoah-Opfer (Bearbeitung Gisela Naomi Blume): Memorbuch zum Gedenken an die von den Nazis Ermordeten Fürther Juden. Fürth, 1997. S. 47 f. und S. 137; Hans-Günter Richardi: Schule der Gewalt. Das Konzentrationslager Dachau 1933-1934. München, 1983. S. 88 ff.; Udo Sponsel, Helmut Steiner: Erinnerung an Rudolf Benario. Eines der ersten Opfer des nationalsozialistischen Terrors. In: Fürther Heimatblätter 1997, Nr. 2