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Das Geschäft Schuh-Hofer noch während seines Betriebs, Juni 2013

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Schuh-Hofer um 1895

Das Schuhhaus Hofer oHG war nach eigenen Angaben das älteste Schuhhaus in Nürnberg und Fürth und befand sich zuletzt in der Ludwig-Erhard-Straße 19. Gegründet wurde das Schuhhaus Hofer 1886 in der Königstraße 128 vom Orthopädieschuhmachermeister Jakob Hofer.[1] 1904 zog das Schuhhaus Hofer in die damalige Sternstraße - der heutigen Ludwig-Erhard-Straße 19 - in das Geburtshaus Heinrich Berolzheimers, da in der alten Wirkungsstätte der Platz für die Schuhwaren nicht mehr ausreichte. Leitsatz des Schuhhauses war: „Schuhe, die nicht drücken – Schuhe, die beglücken“.[2]

GeschichteBearbeiten

 
Schuh-Hofer um 1900

1910 übernahm der Sohn Christian Hofer mit Ehefrau Johanna das Schuhgeschäft. Christian Hofer fertigte als Schuhmachermeister handgearbeitete Schaftstiefel für Offiziere des Ersten Weltkrieges. Zu dieser Zeit beschäftigte Hofer insgesamt sechs Gesellen. 1929 verstarb Christian Hofer, wodurch der Handwerksbetrieb im Hinterhof des Gebäudes mit eigener Schuhproduktion stillgelegt wurde. Lediglich der Verkauf von Schuhen, als Einzelhandelsgeschäft wurde von der Witwe weiter geführt. Das Geschäft übernahm die Tochter Barbara Däubler (geb. Hofer) gemeinsam mit der Mutter Johanna Hofer. Johanna Hofer führte das Geschäft bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2002.[1]

 
Schuh-Hofer (rechts) in der "Straße der dt. Geschäfte", 1935

Aus der Ehe von Barbara Däubler gingen wiederum zwei Töchter hervor: Gertrud Baier und Marianne Bandlow - die vierte Generation in Folge, die das Schuhgeschäft betrieb. 1971 wurde das Gebäude renoviert und die Verkaufsräume modernisiert. Seit 1979 leiteten die beiden Töchter die Geschicke des Geschäfts. Im Erdgeschoss wurde der Lebensunterhalt durch den Verkauf von Schuhen verdient, im 1. Stockwerk wohnten beide, neben den noch verbliebenen Gesellen. Seit einigen Jahren standen die oberen Stockwerke allerdings leer. Eine Renovierung des Gebäudes, das unter Denkmalschutz steht, erscheint den beiden Töchtern als "zu teuer".[3]

 
Schuh-Hofer, ca. 1950

Das Schuhhaus Hofer bestach durch eine eigene Verkaufsphilosophie. In einem Interview gegenüber den Fürther Nachrichten im November 2012 gaben sie an:

Man kennt heutzutage zwei Sorten von Schuhgeschäften: perfekt ausgeleuchtete Einkaufstempel, die ihr überquellendes Angebot in allen Formen, Farben, Größen zur Schau stellen, einerseits und die Discounter-Variante mit schmalen Durchgängen zwischen Türmen aus Kartons andererseits. Hofer ist nicht das eine und nicht das andere. Ob Stiefel, Stiefelette, Halbschuh, Pantoffel oder Pantolette: Von jedem Modell — es gibt Damen- und Herren-, aber keine Kinderschuhe mehr — wird hier nur je ein Exemplar offen präsentiert, alle anderen bleiben in den Schachteln, die an den Wänden in Regalen fein säuberlich gestapelt sind. „Wir sind kein Vorwahlgeschäft, wir haben fünf Weiten, wie soll der Kunde da erkennen, welche zu ihm passt?“, begründet Gertrud Baier das System mit knorrigem Charme. Und: „Die Kunden sagen, was sie suchen. Ich bring’ es ihnen. Das war bei uns schon immer so. Außerdem kann ich’s nicht haben, dass jeder da rumschlupft.“ Wer nichts versteht von Wechselfußbetten und Brandsohlen, den belehrt die 75-Jährige, nicht ohne zu betonen, wie wichtig Qualität und gute Materialien sind und wie wenig viele Menschen davon verstünden. Ihre Devise: Wer deutsche Markenware kaufe, spare sich ein Spray gegen Schweißfüße. Dass es so was gibt, hat Gertrud Baier von einem Kunden erfahren, wie sie kopfschüttelnd berichtet. Sie nimmt eine schwarze Stiefelette aus einem der Regale: „Schauen Sie, dieser Schuh hier, der ist doch wie ein Handschuh oder nicht?“ Ein kurzes Tasten. Die Frau hat recht, das Leder fühlt sich butterweich an. Baiers Augen leuchten, sie ist in ihrem Element.[3]
 
Seniorchefin Däubler mit Tochter Marianne und Gertrud nebst Verkäuferin

2009 schlossen sich die beiden Geschäftsinhaberinnen den "Kritischen Einzelhändlern" um Matthias Bauer an und unterstützen die Bürgerinitiative "Eine bessere Mitte für Fürth".[4]

Im Sommer 2014 gaben die beiden Schwestern die Schließung des traditionellen Schuhhauses zum Ende des Jahres bekannt. Seitdem steht das Haus leer und wurde mehrmals verkauft.

LiteraturBearbeiten

  • Damals & Heute - Menschen und Persönlichkeiten ihrer Heimatstadt Fürth und Landkreis Fürth. D & H Chronik Verlags GmbH Aspach, 1996, S. 109

LokalberichterstattungBearbeiten

Siehe auchBearbeiten

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. 1,0 1,1 Damals & Heute - Menschen und Persönlichkeiten ihrer Heimatstadt Fürth und Landkreis Fürth. D & H Chronik Verlags GmbH Aspach, 1996, S. 109
  2. Stadt Fürth, Newsmeldung vom 18. Januar 2007: So gut wie eh und je
  3. 3,0 3,1 Birigt Heidingsfelder: Spezialist für Problemfüße. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 2012
  4. Wolfgang Händel: Im Handel knirscht es - Neue Mitte: Kritische Geschäftsleute werden offensiv. In: Fürther Nachrichten vom 30. März 2009

BilderBearbeiten