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Der Nachfolger Schmidts als Vorstand ist ab November 1901 Friedrich Scherzer, bei dem als Berufsbezeichnung 'Buchbinder' angegeben ist. Damals wohnt er in der Bogenstr. 15,3. Stock. Am 18.8.1874 wurde Scherzer in Fürth geboren. Schon während seiner Ausbildung zum Schriftsetzer wendet er sich der Gewerkschaftsbewegung zu, wird Mitglied des Buchdrucker-Verbands und Vertreter im Fürther Gewerkschaftskartell. Einer Biographie zufolge fungiert er im Laufe der Zeit als Vorsitzender bei den Gewerkschaften der Bäcker, der Fri­seure und auch der Gemeindearbeiter, als diese wegen drohender Maßregelungen keine eigenen Vorstände stellen konnten. Das erklärt auch den für eine Gemeindearbeiter-Gewerkschaft ungewöhnlichen Beruf des Buchbinders. Über seine Position im Gewerkschaftskartell und seinem Amt bei den Gemeindearbeitern hinaus nimmt er bei der Fürther SPD zeitweise eine führende Stelle ein. Bekannt wird er jedoch durch seine Gründung des Fürther Mieterbundes und vor allem durch die Gründung der Baugenossenschaft "Eigenes Heim" im Jahre 1909. Dort ist auch ein Platz nach ihm benannt. Von 1911 bis zu seinem Tod 1927 vertritt er die Fürther Sozialdemokratie im Magistrat bzw. nach 1919 im Fürther Stadtrat.

1901 hatten die Gemeindearbeiter ihr Verbandslokal zunächst im GasthausZick. Doch schon im November zog man in das Gewerkschaftshaus in der Pfisterstraße um; als Vereinslokal wird der "Saalbau, Pfisterstraße", genannt. Der Verbandszeitung "Gewerk­schaft" ausdem Jahr 1902 ist zu entnehmen, daß die Filiale "Fürth jeden letzten Sonntag im Monat, Nachmittags 3 Uhr, im Saalbau des Gewerkschaftshauses, Zimmer No 10" Versammlungen abhält.

Diese räumliche Zentralisation der Fürther Gewerkschaften zur Jahrhundertwende unter einem Dach ist - neben anderen Fürther Gewerkschaftsführern-das Werk eines jungen Metallarbeiters, der 1902 den Vorsitz des Fürther Gewerkschaftskartells über­ nimmt, Hans Böckler. Er kehrt jedoch zum Metallarbeiter­ verband zurück, verläßt im Rahmen der neuen Aufgaben Fürth und nimmt gegen Ende der Weimarer Republik im Metall­arbeiterverband eine führende Stelle ein. Nach dem 2. Weltkrieg wird Hans Böckler zum 1. Vorsitzenden des neugegründeten Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB gewählt, eine Stellung, die er bis zu seinem Tod 1951 inne hat.

Hans Böckler