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Personen- und Warenverkehrs", dem direkten organisatorischen Vorläufer der heutigen Gewerkschaft ÖTV. Andere Berufsgruppen schließen sich dem neuen Gesamtverband an, so der "Verband der Gärtner- und Gärtnereiarbeiter", um nicht den schlecht bezahlten Landarbeitern zugesellt zu werden. Der "Verband Deutscher Berufsfeuerwehrmänner", Verbände der Masseure und Friseure und der "Verein sozialistischer Ärzte" kommen in dieser Zeit ebenfalls hinzu. Allerdings bleibt der "Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands" dem Gesamtverband fern und geht fortan eigene orga­ nisatorische Wege.

Mit insgesamt 700.000 Mitgliedern in sechs Reichsabteilungen, an die sich wiederum Reichsfachgruppen angliedern, ist der "Gesamtver­band" in den frühen 30er Jahren die zweitgrößte Gewerkschaft in Deutschland.

Noch vor dem Zusammenschluß kommt es im Nürnberg-Fürther Groß­handel am 20. März 1929 zum Streik. Der Deutsche Verkehrsbund hatte die Lohnvereinbarung zum frühestmöglichen Termin gekündigt und eine 15%ige Lohnerhöhung gefordert. Dagegen fällt das von den Arbeitgebernangerufene Schiedsgericht "unter Anerkennung der Notlage des Großhandels... wegen der außerordentlich schlechten Konjunktur" einen Schiedsspruch, nach dem die Löhne bis zum 28.2.1930 und der Mantelvertrag bis zum 31.12.1930 verlängert wer­den sollen. Bald werden in der Lebensmittelbranche, bei den Papier­ großhandlungen und in verschiedenen Kohlenhandlungen Vereinba­rungen getroffen und die Arbeit wieder aufgenommen. In den Eisen­großhandlungen, den Spielwarenexportgeschäften und den Kohle­großhandlungen hältder Ausstand dagegen an. Die Arbeitgeber dro­hen mit Aussperrung. Nach mehreren Schiedssprüchen scheint der Verkehrsbund zum Einlenken bereit, nachdem auch die Unternehmer eine gewisse Kompromißbereitschaft signalisiert hatten.

Doch die Arbeiterschaft und auch die Gewerkschaftsbewegung sind gespalten: Kommunistische Gegengründungen machen Konkurrenz. Das scheint auch beim Nürnberg-Fürther Transportarbeiterstreik der Fall gewesen zu sein, obwohl es aus den Quellen nicht ganz deutlich hervorgeht. Zumindest heißt es in der Zeitung vom 11. April 1929: