Seite:Altstadtblaeddla 008 1979 12.pdf/11

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

DER GOLDENE SCHWAN ODER ENTE GUT - ALLES GUT? Bereits 1978 beschloß die BürgerVereinigung Altstadt vier­ tel St. Michael die zur Königsstraße liegende Fassade des ehemaligen Gasthauses Zum Goldenen Schwan, eine Fachwerkfassade, freizu legen und zu renovieren. Der Hausbe­ sitzer, der damals die Giebel seite des An wesens herrichten ließ, war damit einverstanden. Er verzichtete auf eine Neuverputzung der Königsstraßen-Fassade und unterstützte damit die Bürgervereinigung in ihrem Bestreben, Schmuck­ stücke der Fürther A ltstadt wieder ins Blickfeld der Fürther Bürger zu rücken. Im Juni 1979 konnte m it der A rbeit begonnen werden. Fast vier Monate lang war man „am P rojekt" tätig. Rund 250 Arbeitsstunden waren nötig, um die Fassade wiederherzu­ stellen. Großzügige Spenden und die Beteiligung des Haus­ besitzers an den Kosten machten das Unternehmen für die Bürgervereinigung finanziell tragbar. Die Arbeitschronik weist Licht- und Schatten punkte auf; ein paar seien hier aufgezählt: O

Die ersten K lopf versuche zeigten bald, daß es sich um ein reizvolles Ornamentfachwerk handelt.

O

Ein altes Hauszeichen wurde entdeckt und wieder sichtbar gemacht: L G W (Lorenz Gabriel W ill, Chirurg) 1681 HA (vermutlich Abkürzung des Namens des Baumeisters) Die Jahreszahl nennt sicher nicht das Jahr der Erbau­ ung; 1681 wurden wahrscheinlich baufällige Teile des An wesens abgebrochen und erneuert. Bereits 1313 w ird nämlich ein Bauernhof an dieser Stelle urkund­ lich erwähnt.

O

Ende Juli gab es große Aufregung bei der Bürgerver­ einigung: das Wahrzeichen des Hauses, der Goldene Schwan, war verschwunden! Ein Dieb hatte sich des Gerüsts bedient, um den rund 300 Jahre alten Vogel - dessen Wert immerhin m it 4.000 bis 5.000 DM an­ gegeben wird — abzumontieren (hielt er ihn für die sprichwörtliche Goldene Gans?).

O I

Etliche Spendenaktionen wurden prom pt in die Wege geleitet — man wollte das Wahrzeichen wieder ersetzen. Auch im Kirchweihzug erschien deshalb der Gol­ dene Schwan in einer Nachbildung.

O

Das Emblem der Bürgervereinigung wurde als MiniStadtmarke einem der Gefache der Fachwerkfassade eingefügt. Unser Ehrenmitglied Herbert Weiß, der auch hier wieder m it Rat und Tat an unserer Seite stand, hat das Relief geformt. Vielleicht regt es einige aktive Fürther an, sich an den Bemühungen der Bürgervereini­ gung um die Fürther A ltstadt zu beteiligen?

O

Anfang Oktober wurde das in neuem Glanz erstrahlen­ de Fach werk enthüllt. Die Fürther Altstadt hat wieder eine graue Fassade weniger!

vereinigung kann wieder eines ihrer Projekte als „erled ig t" abhaken. Trotzdem ein ernstes Wort zum Schluß: Die 250 Arbeitsstunden wurden von einigen wenigen M it­ gliedern geleistet. Das heißt, für diese Mitglieder gab es fast vier Monate lang kaum ein freies Wochenende; viele Abende mußten für Planungen und Besprechungen freigemacht werden. A u f die Dauer kann eine Bürgerinitiative, deren Tätigkeit ja über bloße Fassadenrenovierungen hinausgeht, dies nicht durchhalten. Es sieht so aus, als müßten für Pro­ jekte dieser Größenordnung andere aktive Bürger oder de­ ren Vertreter einspringen. Ob die Stadt in ihrer Sanierungs­ euphorie auch wieder einmal daran denkt, daß in Fürth viele liebenswerte Gebäude v o r h a n d e n sind, die für alle sichtbar und sehenswert gemacht werden können?

Marktplatz 2, „Goldener Schwan" Vor der Fassadenrenovierung

Nach der Fachwerkfreilegung

O

Und Ende Oktober war auch der Schwan wieder da! Durch Zufall hatte ihn die Polizei auf der Suche nach einem Verkehrssünder in dessen Schlafzimmer (!) ent­ deckt. Jetzt w ird der Schwan renoviert — eine „D e lln " muß ausgebeult und die ursprüngliche, unter mehreren Goldbronzeschichten verborgene echte Goldgrundie­ rung (!) durch einen neuen Biattgoldüberzug restau­ riert werden. Fürth wurde m it dieser „A k tio n Goldener Schwan" um ein kleines Stückchen Lokalgeschichte bereichert. Die Bürger­

9