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„AKTION VERKEHRSBERUHIGTE ZONE G UST AVST RASSE" Im zweiten Anlauf konnte die „A k tio n Verkehrsberuhigte Zone Gustavstraße" endlich ablaufen. Beim ersten, ur­ sprünglich vorgesehenen Termin war sie noch dem heftigen Ganztagsregen zum Opfer gefallen. Dennoch waren einige Hundert in die Geschäftsstelle des Altstadtvereins am Waagplatz gekommen, um sich wenigstens über das maß­ stabgetreue und m it allerlei Spiel material ausgestattete Modell der Gustavstraße informieren zu lassen. Darunter auch einige wenige Stadtmutter und -väter; die übrigen hat­ ten wohl alle die rechtzeitige Absage über „Bayern 3 " ge­ hört ... Beim zweiten Mal waren's dann im Laufe des Tages über tausend Fürther Bürger, die in der Gustavstraße spie­ lerisch konkrete Lösungsvorschläge und denkbare Varian­ ten zu ihrer Umgestaltung in eine verkehrsberuhigte Zone ausprobieren wollten (siehe auch Altstadt-Bläddla Nr. 7 und 8 vom Oktober 1978 bzw. Juli 19791). Auch das Kinderfest am Waagplatz m it Mal- und Rollen­ spielen, m it Pantomime und Puppentheater und die F olk­ loredarbietungen der ausländischen Mitbürger (Griechen und Türken) lassen sich wohl als Erfolg bezeichnen.

charakter w ird m itunter allzu deutlich..." Diese Überle­ gungen waren damals einigen Mitmenschen unangenehm aufgestoßen. Ein Leserbrief in den „Fürther Nachrichten" (auch im nächstfolgenden Altstadt-Bläddla vom Oktober 1977 abgedruckt) war sichtbarer Ausdruck dafür. Das Fernbleiben der meisten Fürther Volksvertreter (ganze fünf Stadträte waren bei beiden Aktionen anwesend — von fünfzig!) bestätigt — man stellt's m it Bedauern fest — im nachhinein nur die Skepsis der Bürgervereinigung bzw. vieler vergleichbarer Bürgerinitiativen. Dies nicht zum er­ sten Mal! Und das bei einer A ktio n, welche die A ltstadt­ bürgervereinigung ja zusammen m it einem Teil der städti­ schen Verwaltung, nämlich dem Stadtentwicklungsamt durchgeführt hat, dessen Leiter übrigens ebenfalls m it A b ­ wesenheit glänzte! (Offenbar ist sein Vertrauen in seinen Stadtentwicklungsreferenten bzw. seinen Stellvertreter beide fleißig dabei —sehr ausgeprägt...) Freilich könnte man auch hier m it einem lässigen „Quod erat demonstrandum" (was nur zu beweisen war) zur Ta­ gesordnung übergehen. Aber das geschieht ohnehin in den meisten Fällen. Und das ist eben das Schlimme: nichts ist gefährlicher, als sich m it Mittelmäßigem oder gar Schlech­ tem abzufinden. So bestätigt man nur die eigene Unzuläng­ lichkeit, man hofiert sie auch noch. Echter F ortschritt und überdurchschnittliche Qualität bleiben somit ausgeschlosi sen; die Chance, durch Kreativität mehr (aus Fürth) zu ma’ chen, w ird so kläglich vertan - quod erat demonstrandum.Erfreulich „in Sachen Verkehrsberuhigung" ist allerdings — das sei bei aller K ritik keineswegs vergessen —, daß es seit geraumer Zeit innerhalb der städtischen Verwaltung eine „Arbeitsgemeinschaft Verkehrsberuhigung" gibt. Sie be­ steht aus Vertretern aller zuständigen Äm ter (unter Feder­ führung des Stadtentwicklungsamts) und untersucht die ver­ schiedenen technischen und organisatorischen Möglichkei­ ten zur Verkehrsberuhigung im gesamten Stadtgebiet auch im Bereich der Gustavstraße. Erstes Datenmaterial hierzu (Verkehrsfrequenz, Parkplatzbedarf, Infrastruktur­ bedingungen etc.) soll im Frühjahr 1980 vorliegen. Dann w ird man weitersehen. Weiter freut man sich aus Altstadtvereinsperspektive, zu hören, daß die Stadtratsfraktion der SPD inzwischen die Initiative ergriffen hat: per Antrag im Plenum w ill sie klä­ ren lassen, wo und wie Verkehrsstraßen „unverzüglich" in Wohn- und Spielstraßen verwandelt werden können.

Ein Blick auf die gesamte A ktion Ärgerlich blieb am Rande nur, daß relativ wenige städtische Referenten und Amtsleiter und noch weniger Stadträte Interesse zeigten für eine Maßnahme, die — wenn verwirk­ licht — immerhin eine erhebliche Verbesserung und A u f­ wertung des St. Michaels-Viertels m it sich bringt.

Für geeignet hält man auch die Gustavstraße (!) und nenn! sie ausdrücklich in diesem Zusammenhang. Nur weiter so, möchte man sagen. In diesem Fall dürfen sogar Stadträte Veranstaltungen der Bürge rvereinigung fernbleiben, wenn sie trotzdem in deren Sinn denken und handeln....

Oder sollte unser Stadtparlament nach jahrelanger Absti­ nenz von seinem eigenen derzeitigen Sanierungstaumel so erschöpft sein, daß es eine Initiative, die schlagartig auch die Altstadt nördlich der Königstraße menschenwürdiger und wohnenswerter machen wird, nicht mehr verkraften kann? Aber dann doch nicht für so viele Stadträte gleich­ zeitig! Vielleicht sind unsere selbstgewählten Vertreter w irklich so überbeschäftigt (wenn auch womöglich nur m it sich selbst)... Im Altstadt-Bläddla vom Juni 1977 hieß es zum „Phäno­ men Bürgerinitiative" u.a.: „Zudem glaubt sich der Bürger in den kommunalen und überregionalen Parlamenten nicht mehr echt vertreten, er ve rtritt sich deshalb logischerweise selbst und unmittelbar. Die vorhandenen institutionalisier­ ten Formen bürgerschaftlicher Mitwirkung — Wahlen, Bürgerversammlung, Volksbegehren - werden als nicht ausreichend erkannt; ihr pseudodemokratischer A lib i­

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Die Bürger Vereinigung inform iert über ihre Vorstellungen zur Neugestaltung der Gustavstraße