Umgebung einfügt — m it ihren modernen Materialien wie Beton, Stahl und Glas angezweifelt, eigenständige, kunstund architekturhistorisch bedeutsame Leistungen zu er bringen! Auch sie gibt es zum Glück in großer Zahl — leider nur wenige davon in Fürth (im Gegensatz zu der» vielen bedeutenden Leistungen vor allem des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in unserer Stadt!).
Stadtarchitektur als Orientierungshilfe und Iden tifikationsmuster Historische oder moderne, künstlerisch gestaltete Gebäude sind zentrale Fixpunkte im Stadtgefüge. Sie können — rich tig verstanden und genutzt — ordnende und bestimmende Aufgaben übernehmen und zu Identifikationsmustern für den Bürger in seiner urbanen Umwelt werden. Da die Ge samtgestalt einer Stadt für den Bewohner meist nicht über schaubar ist, sucht er Richtwerte, Orientierungshilfen, d.h. Einzelbauwerke, die prägnant und anregend genug sind, um ihn zu Objektbeziehungen herauszufordern; hier ist es ihm erlaubt, Individualität zu zeigen und im erlebten Raum, in der provozierten Vertrautheit, eine A rt Sicherheit zu fin den. Ohne die entstandene Bau- und Stadtgestalt, ihre spe zifischen Entwicklungsgesetze und Bedingungen (also auch die öffentlichen und privaten Gebäude) zu untersuchen und zu beurteilen, kann eine Bau- und Stadtplanung insgesamt wie in Einzelbereichen nicht zu einem befriedigenden E r gebnis führen. So erscheint es vielfach bequemer, alte Bau ten und Strukturen zu beseitigen, als o ft komplizierte, weil immer komplexe Lösungen für Sanierung und Reaktivie rung zu finden; hierzu sind nämlich langjährige interdiszipli näre Studien (z.B. Zusammenarbeit von Architektur, Sozio logie, Psychologie und Volkskunde) auch in historischer Be trachtungsweise notwendig. Denn die Gestaltung unserer Umwelt m it allgemein ästhetischen M itteln ist stets auch Ausdruck sowohl unserer inneren Verfassung, als auch der hier äußerlich erkennbaren, humanen und ethischen Hal tung gegenüber dieser Umwelt. Kreatives M itwirken an der Gestaltung dieser Umwelt - ob als vorbereitender Planer, gestaltender A rchitekt oder davon betroffener Bürger — bedeutet die Kenntnis der Voraussetzungen, Wirkungen und Bedeutungen auch der Architektur im gesamtgesellschaftli chen Zusammenhang und zugleich den rational begründba ren und nachvollziehbaren Einsatz technischer und formaler M ittel zur Herstellung einer bedürfnisgerechten Wohn- und Warenumwelt.
Muß Großstadtleben krank machen? Chancen zur Problemlösung Vor Jahren noch hatte die konservative Großstadtkritik die Stadt als Urheber pathologischer Erscheinungen verdammt und .als Folge insbesondere des Großstadtlebens Vermas sung, Vereinzelung, psychische und soziale Verslumung aufgezählt. Daraufhin hatten Architekten sonnige, grüne Stadtrandsiedlungen geplant und geglaubt, m it baulich-or ganisatorischen Nachbarschaften (Einkaufsstraßen, Jugendund Altenzentren in Trabantenstädten etc.) auch soziale Einheiten zu schaffen. Während die alte K ritik noch fo rt existierte, kam dann eine neue publizistische K ritik auf, die daraufhin die neuen Siedlungen als monoton, lang weilig, pathologisch (Stichworte: „Schlafstädte", „Grüne Witwen-Siedlungen" u.a.) bezeichnete. Urbanität, Kommu nikation, Kontakt, „Zurück zur S tadt" (vermittels „Stadt haus", Verkehrsberuhigung und „Fußgängerfreundlichen" Zonen) waren die neuen Schlagworte dieser K ritik. Begriff lich relativiert und jeweils lokal differenziert, gelten sie in der Regel auch für unsere aktuelle Gegenwart. Unsere historisch gewachsenen Städte und die immer noch umfangreich erhaltenen historischen Einzelbauten müssen den Menschen von heute wieder ansprechen; dies ist nur möglich, wenn man grundsätzlich wie im Einzelfall sach-
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Kommerzielle Fußgängerzone: Verwirrung statt Orientierung, Geschäftigkeit statt Gemüt lichkeit gerecht und intensiv über die jeweilige Bedeutsamkeit nach denkt. Dies kann nicht erst als verantwortlicher Bürger (ob in Entscheidungs- bzw. Mitgestaltungs-Position oder als „O tto Normalverbraucher") geschehen (hier ist es bereits zu spat!), sondern muß schon frühzeitig, also in der Schule, beginnen (z.B. m it Hilfe instrumentaler Kriterien, die per sönlichen Zugang, Betroffenheit und aktive Anteilnahme auslösen bzw. ermöglichen). Dann sind aber die historischen Bereiche interdisziplinär zu beurteilen: Typologie und stilistische Entwicklung, Rechtsstellung und Bauordnung, Organisation und Stadt organismus, soziale Schichtung und Raumausstattung, Repräsentationsabsichten und künstlerische Aufbereitung, Wohnen und Wohnumfeld — das sind nur einige Problem stellungen einer wissenschaftlichen Forschung bzw. ihrer populärwissenschaftlichen Umsetzung durch Schulen und Erwachse nenbild ungsstätten (wie Volkshochschulen, aber auch, im weitesten Sinne, Bürgerinitiativen!), die nicht nur das Bauwerk als konstruktives Gebilde oder Phänotypus auffaßt, sondern weiter fragt: was daraus folgt und worin die Aussagefähigkeit und der Bedeutungscharakter des konkreten Objekts für den heutigen Stadtbewohner liegt.
Die Stadt — Ein Wohnumfeld zum Wohlfühlen Nicht nur die Wohnung, als Freiraum privater Verw irkli chung und (vermeintlich) individueller Selbstdarstellung, sondern auch die Stadt muß, zusätzlich zu mitmenschlichen Erfahrungen, durch psychische Beziehungen und kollektive Glücksempfindungen dank ästhetisch verm ittelter Id e n tifi kationen zur Heimat werden; muß über die verschiedenen