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FÜRTHER ORIGINAL-KRÜGE Bei der Bürgervereinigung lernt man Fürther Originale kennen — zumindest auf Bierkrügen. Dem ersten Krug m it dem „P fe ifnd urla" ist inzwischen ein weiterer m it dem „Schm alz" gefolgt. Die Darstellung dieses stimmkräftigen Fürther Originals stammt ebenfalls aus der Feder Siegfried Reinerts. Für den Gnadnzieher, den Dienstmann Schlee, den Hahnagieger und die Schildwach wetzt er dieselbe be­ reits... Als echte Sammlerobjekte erscheinen alle sechs Krüge in numerierter, lim itierter Auflage. Auch der neue Krug hat einen Zinndeckel und faßt einen halben Liter. Für 49,50 DM können Sie den „Schmalzkrug" bei folgenden Ver­ kaufsstellen erwerben; Geschäftsstelle der Bürgervereinigung am Waagplatz, (donnerstags, 14.30 -18 .00 Uhr) „Spiel und Kunst im Pavillon" am Waagplatz, Papierhaus Schöll am Obstmarkt, Meyer + Bastian in der Fußgängerzone, Geschenkhaus „Ciassic" in der Fußgängerzone, Buchhandlung Klaußner in der Blumenstraße, Buchhandlung Schräg in der Schwabacher Str. Stadtsparkasse Fürth, Marktplatz und Maxstraße. Wer war denn nun dieser „Schmalz"? Geboren wurde Andreas Schmalz 1847 in Schwebheim bei Schweinfurt — woraus man nicht unbedingt schließen sollte, daß Fürth seine Original importieren muß. Nach seiner Schulzeit zog es ihn in unsere Gegend; er lernte in Burgfarrnbach das Trompetenflaschnerhandwerk. 1874 spe­ zialisierte er sich auf die Herstellung von Teeseihern, K in­ derspielzeug und Trompetenstimmchen. Ob dies aus Nei­ gung zu Spielerischem oder aus Abneigung gegen Trompe­ ten („... denn a Trompetn — wer's net kennt — des is a saudumms Instrument...") geschah, ist nicht bekannt. Viel­ leicht hatte er auch einfach Marktforschung betrieben... Im Laufe der Jahre war er Mitglied bei verschiedenen Ge­ sangsvereinen. Seine sehr tiefe Baßstimme rundete so man­ ches herzergreifende Lied ab. Um 1912 entschloß er sich, nicht mehr in Vereinen zu singen: er begann seine Laufbahn als selbständiges Fürther Original. In Wirtschaften und Gär­ ten trat er m it seinem gleichbleibenden Repertoire von drei Liedern auf: „Im tiefen Keller sitz ich hier", „ In diesen heil’gen Hallen" und „Grüß m ir mein blondes Kind am Rhein". Nie sang er ohne Notenblatt, obwohl böse Zun­ gen behaupteten, er habe gar keine Noten lesen können. Meist soli er auch das Notenblatt verkehrtherum gehalten haben. M it zunehmendem A lte r versagte seine Stimme, doch gab er nicht auf. M it seinem steinerweichenden Gesang — man denke an Orpheus — wollte er weiterhin den Wirtshausbe­ suchern das deutsche Liedgut näher bringen. O ft bot man ihm Geld, um ihn am Singen zu hindern. Er bestand jedoch auf seinem Vortrag — und kassierte hinterher (Parallelen zur zeitgenössischen Sangeskultur sind vermutlich nicht nur zufällig zu erkennen). In seinem 75. Lebensjahr begann ein neuer Wind zu blasen. Er heiratete wieder und seine Frau übernahm das Manage­ ment. Sie begleitete ihn auf seinen Touren, hatte ihn und vor allem die Kasse fest im G riff. Vermutlich stammte auch die Idee von ihr, die „Fans" m it Bildpostkarten zu be­ glücken. Im Frühjahr 1926 ließ er sich nämlich fotografie­ ren und Abzüge seines Konterfeis in Kartenformat her­ stellen. Ob sich diese Karten vor oder nach seinen Gesangs­ darbietungen besser verkauften, ist nicht überliefert. An Weihnachten 1927 starb das weißbärtige Original im Städtischen Krankenhaus in Fürth. Vielleicht mußte er danach sein Repertoire geringfügig ändern...

Der Jahreskrug der Bürgervereinigung von 1980

ALTER

GIEBELSTEIN

IN

NEUEN

EHREN

Am Anwesen Königstraße 37, der früheren „Drogerie Augu­ stin", hat der Altstadtverein den ehemaligen, jetzt restau­ rierten Giebelstein des Anwesens Geleitsgasse 2 anbringen lassen. Vorher waren auf Betreiben der Bürgervereinigung und durch die beispielhafte Einsicht des Hausbesitzers Eduard Lehrieder die wenig schönen Reklameschilder über den beiden Ladentüren entfernt worden. Möge diese denkmal­ schutzbewußte Haltung Ansporn auch für andere Hausbe­ sitzer und Geschäftsleute sein, sich ebenfalls von o ft sinn­ entleerten und zuweilen verrotteten Fassadenverunzierun­ gen zu trennen! Freilich hat nicht jeder gleich einen so de­ korativen Ersatz zur Hand, wie ihn das Sandstein relief m it Rose und Blattornamenten darstellt...

Im November vergangenen Jahres hatten Anton Thomas Korn aus München und Suse Lutz aus Seukendorf - M it­ erben des eben erwähnten, längst abgetragenen GänsbergAnwesens — durch Vermittlung der „Fürther Nachrichten" diesen circa eineinhalb Zentner schweren Stein der Bürger­ vereinigung zur Verfügung gestellt, m it der Bitte, ihn an

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