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GRUSS AUS DEM PATRIZIER LAND GEHÖRT FÜRTH NICHT DAZU? Da gibt es in der Fürther Altstadt die Anwesen M arkt­ platz Nr. 7 und 9, zusammen das Wirtshaus „Z u r Weißen L ilie". Es ist Bestandteil einer malerischen Gebäudegruppe von recht unterschiedlichem Zustand (Marktplatz Nr. 5-11). Ihre ursprüngliche Gestalt m it fachwerkgeschmückten Fronten ist bereits auf einem Kupferstich von Johann Alexander Boener aus dem Jahr 1704 zu sehen; trotz zw i­ schenzeitlicher baulicher Veränderungen wäre der einstige Zustand noch teilweise reparabel.

Links: Stadlershof Rechts: Exterritoriales Gebiet, das Patrizierland — Fach­ werkidylle, wie sie auf keinem Bierfilz zu finden ist... danz, Regentin des „Patrizierlands", gewandt, in der H o ff­ nung, durch ihre persönliche Betroffenheit mehr Erfolg für eine dringend notwendige Renovierung zu erzielen (eher gestern als heute!). Sie kam auch, war entsetzt über den verlotterten Zustand „ih re s " Anwesens und versprach Abhilfe durch den Braue­ reivorstand, der sich wenig später zusammen m it Vertre­ tern der Bürgervereinigung vor O rt von der Richtigkeit der getroffenen Feststellungen überzeugte. Der Marktplatz in Fürth, Detail aus dem Kupferstich von J.A. Boener (1704) Der derzeitige Gastwirt hat sich zwar mehr oder weniger erfolgreich um die Ausgestaltung des immer noch id y lli­ schen Innenhofes bemüht, doch konnte dies das herunter­ gekommene und desolate Äußere nur wenig kaschieren. Auch m it weiterer „Fassadenkosmetik" ist da nichts mehr zu machen. Denn jahrelang wurde das An wesen durch den Eigentümer, die Patrizier-Bräu AG, überhaupt nicht beach­ tet. Als vor wenigen Jahren die Eigentümer und Anwohner von Marktplatz 5, dem sogenannten ,,Stadlershof, ihr An wesen recht ansehnlich her richteten, kam der ohnehin schon vorhandene Kontrast zum angrenzenden und früher dazugehörigen (heute nur durch eine häßlich verputzte Mauer getrennten) Nachbargrundstück umso deutlicher heraus! Der erste Vorsitzende der Bürgervereinigung, Helmut Mau­ rer, hat sich deshalb vor geraumer Zeit an Grete Schicke-

Das Ergebnis heute, ein halbes Jahr danach: Für 110.000 DM ist das Anwesen zum Verkauf angeboten! Das klingt im ersten Augenblick recht manierlich; geht man aber von einer geschätzten Mindestinvestition bis zu einer M illion für die Renovierung der Gebäudegruppe aus, hört sich der Verkaufspreis schon schlechter an. Dazu kommt noch die indirekt an den Kaufpreis gebundene (städtische!) Auflage, das Anwesen unbedingt zu renovieren (die Patri­ zier-Bräu AG hat sich gegenüber der Stadt Fürth verpflich­ tet, nur an renovierungswillige Bewerber zu verkaufen). Vollends schlägt dann der Franken-Mülti seinen eigenen Fässern den Boden aus, wenn er sich dazu auch noch einen zwanzigjährigen Exklusiv-Bierliefervertrag für die Gaststätte sichert, der im übrigen nicht nur für Bier, sondern für alle Getränke aus dem „fröhlichen Patrizierland" gilt! Da darf dann wohl die Feststellung erlaubt sein, daß sich der Biergroßkonzern durch den Verkauf seines Anwesens aus der Verantwortung für die selbst verursachten bzw. hingenommenen Verfallsformen stehlen w ill! Wie sich das

FRITZ LANG / M FISCHERBERG2

8 5 1 0 FÜR1H-SMDELN

ATELIER + GALERIE Ölbilder. Aquarelle, Radierungen Väch. Buchfinkenweg 9 Tel. 762386

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