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IMMER NOCH: PROBLEMFALL „ROTES ROSS"

se (zumal bei der unkontrollierten Überbelegung) sind eine einzige Hygiene-Katastrophe, die abgestellten Auto­ wracks und der Dauer-Unrat vor dem Haus sind eine Be­ lästigung auch für die unmittelbaren Nachbarn. Deshalb also müssen den Bewohnern so schnell wie möglich an­ derweitig wohnenswerte Unterkünfte vermittelt werden Erst in zweiter Linie ist das „Rote Roß" auch ein Fall für den Denkmalschutz, wenn's auch nicht mehr lange dauert, bis sich die beiden Problemfall-Varianten gegenseitig den Rang ablaufen. Umso unverständlicher ist es deshalb, daß das städtische Bauordnungsamt, das sonst bei lächerlichen Kleinigkei­ ten gegenüber ohnehin sanierungswilligen Hauseigentü­ mern sehr schnell mit unverständlichen Auflagen bei der Hand ist, in diesem Fall zusieht oder besser: wegsieht (I), wie ein Anwesen zunehmend verkommt, weil die Besit­ zerin weder imstande, noch willens ist, zur Verbesserung des Zustandes oder wenigstens zum Stillstand der Zerstö­ rung ihren Teil beizutragen

Fensterladen am „Roten Roß"

Trotz erheblicher Anstrengungen ist es der Bürgervereini­ gung bis heute noch nicht gelungen, ihre Aktion Rettet das Rote Roß"' erfolgreich zu Ende zu bringen. D'e Pro­ testaktion 1979 (Unterschriftensammlung), Gespräche mit Vertretern der Stadt, Anträge an die Stadtratsfraktio­ nen und das Landesamt für Denkmalpflege, die Verhand­ lungen mit privaten Interessenten die nach einigem Enga­ gement wieder abgesprungen sind — alle Aktivitäten sind bisher ohne sichtbaren Effekt geblieben. Und wah­ rend der gesamten, inzwischen vergangenen Zeit ist der ehemals stattliche Altstadt-Gasthof immer mehr herunter­ gekommen — äußerlich noch relativ wenig sichtbar, im Innern umso stärker. Kein Wunder: hat doch die totale Überbelegung als Gastarbeiterasyl mittlerweile deutliche Spuren hinterlassen. In erster Linie ist das „Rote Roß“ zum Sozialfall geworden, weshalb die Bürgervereinigung immer wieder (vor allem im Zusammenhang mit dem Lokal) das Ordnungsamt und die Gesundheitsbehurde eingeschaltet hat Nach kurzfri­ stigem Abstellen der jeweils akuten Mißstände ist jedoch der Fortgang des baulichen und sozialen Verfalls nicht aufzuhaiten gewesen. Man hat bis zum heutigen Tag nur an Symptomen „herumgedoktert", statt das Übel bei sei­ ner Wurzel zu packen. Trotz des Angebots der B' rgervereinigung, kurzfristig mit (finanzieller) Hilfe einzuspringen, mußte vor kurzem der Strom gesperrt werden. Die Hauseigentümerin steht ob­ wohl die türkischen Bewohner versichern, bezahlt zu ha­ ben, seit über einem Jahr bei den Fürther Stadtwerken in der Kreide <4.500 Mark an nicht bezahlten Wasser- und Stromrechnunger!). Diese jüngsten Vorfälle haben der langer Kette von Unerfreulichkeiten nureinweiteresGlied hinzugefügt Die Bürgervereinigung meint deshalb, daß es jetzt höchste Zeit ist, die dortigen Zustande radikal zu andern. Die „Wohnräume" (sprich: ehemalige ,,Hotel"-Zimmer) sind unzumutbar, die geforderten Mieten sind angesichts der Bedingungen Wucherpreise, die sanitären Verhältnis­

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Die Burgerveremigung allein ist mit der Bewältigung des Problems (finanziell wie organisatorisch) überfordert Man wrd wohl nicht mehr um den ersten Fall einer Zwangsversteigerung in der Fürther Altstadt herumkom­ men; Zwangsverwaltung wäre eine denkbare Variante, die aber wohl zu wenig Abhilfe biingt Wegen der historischen Bedeutung dieses Gebäudes (500 Jahre alt, mehrere für den lokalhistorischen Ablauf Fürths wichtige Funktionen, | B als Gasthof und Schule, Fassadendetail am „Roten Roß"