Seite:Altstadtblaeddla 011 1981.pdf/12

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Hans Ehrhardt FÜRTH IST EINE ATTRAKTIVE STADT Dr. Hans Ehrhardt, langjähriges Mitglied unserer Bürger­ vereinigung, setzt hiermit seine „Kampagne zur Steige­ rung des Fürther Selbstbewußtseins" fort, die er in der Ausgabe des „Altstadt-Bläddla“ vom Juli 1979 unter dem Titel „Bescheidenheit ist eine Z ie r. . . " begonnen hat. Mag man in manchen Punkten durchaus auch anderer Mei­ nung als der Autor sein, so zeigt doch dieser Artikel die Vielfalt des Meinungsspektrums innerhalb der Altstadt­ vereinigung auf — so, wie es sich für eine echte Bürger­ initiative eben gehört.

Die Fürther Bürger lieben ihre Stadt, wie es ja viele Bürger anderer Städte auch tun. Aberim Gegensatz zu Nürnberg, Würzburg, München, Wien und dergleichen gibt Fürth für den Heimatstolz nach außen nicht viel her. Das bedrückt. Und deshalb schließt der Fürther seine Liebe und den Stolz tief im Herzen ein und wagt nicht, sich lauthals seiner Heimatstadt zu rühmen. Soweit, so gut. Der brave Fürther Bürger hat sich daran gewöhnt, ein Schattendasein zu führen, es ist vielleicht auch nicht so anstrengend, als wenn man ständig im Schlagfeuer von Blitzlicht und Scheinwerfern stehen muß oder von Touri­ sten heimgesucht wird. Also gibt man sich bescheiden und lebt so versieh hin, mit einer klammheimlichen Liebe, ganz tief im Herzen. Und da kommen plötzlich Leute von außerhalb, von weit­ her, geraten in Verzückung und behaupten: dieses Fürth ist ja etwas ganz Liebes und Schönes! Der Marktplatz hier ist ein fränkisches Kleinod. Oder: die Alexanderstraße ein Juwel ansbachisch-preußisehen Barocks. Der biedere Fürther Bürger glaubt nicht richtig gehört zu haben oder meint, das kann ja nur ein Traum sein. Also weiterträumen!

St. Michael, Das Westportal mit seinem fünfhundertjährigen Tym­ panon von 1378/80

12

Doch es kommt dicker. Fürths Stadtbild und historisch ge­ wachsene Stadtanlage besitzen einen ausgeprägten eige­ nen Charakter, aufgrund dessen es unter den größeren deutschen Städten eine bemerkenswerte Sonderstellung ein nimmt (Dr. H. Habel}. Von einer Neuentdeckung Fürths spricht Landeskonservator Dr. Breuer: „als Historiker ist man da einfach fasziniert“. Fürth wird mit seiner erhalte­ nen Architektur mit Paris und Wien gleichgestellt. Dann kam ein Filmteam aus Roms Cinecitta und drehte in der Königswarterstraße/Hornschuchpromenade einen Nietzschefilm in einer dem alten Berlin adäquaten Umge­ bung. Dann ließ sich der Bayerische Rundfunk hören mit einem Feature in der Reihe „Vom Main zur Donau" mit dem provokanten Titel „Fürth, die kleine, schönereSchwester" (20.1.1980). Von wem? Von Nürnberg natürlich! Und der (Nürnberger) Autor sagt sogar: dieses Fürth wirkt luftiger, fröhlicher, ungezwungener, mit einem Wort „menschli­ cher". (Godehard Schramm) Und weiter: Das bisher in seiner Eigenart und Bedeutung kaum gewür­ digte Stadtdenkmal Fürth stellt vielleicht die bedeutendste Hinterlassenschaft des 19. Jahrhunderts dar, deren Kost­ barkeit erst durch ihre Verletzlichkeit offenbar geworden ist (Dr. Habel). Man sollte nun einmal etwas nachdenklich werden. Fürth, das ist ja nicht, wie bisher angenommen, die alte, un­ scheinbare, graue und geliebte Heimatstadt; Fürth, das ist etwas, was von bedeutenden Leuten als faszinierend, als schön, interessant, lebensbejahend angesehen wird. Die Stadt Fürth, deren Bauwerke plötzlich nicht mehr nur lo­ kale oder regionale Bedeutung haben, diese Stadt gibt jetzt was her.

  • * *

Der Fürther liebt seine Stadt, wie wir schon sahen. Jetzt kann er seinen Stolz auch nach außen tragen, eine gute Vorzeigestube ist doch vorhanden; daß diese außerdem menschenfreundlich ist, bestätigte kürzlich ein Sprecher des Bayerischen Rundfunks: „Eine historisch gewachsene Umgebung gibt den dort lebenden Menschen das Gefühl der Geborgenheit. Psychologen haben festgestellt, daß diese Menschen weniger streßanfällig sind und weniger häufig an Depressionen leiden als etwa die Bewohner von modernen Wohnblöcken, vor allem von Hochhäusern." (BR 1,13.10.80,7.50 Uhr). Besucher aus dem Rhein-RuhrGebiet, äußerten sich bei einem Besuch wohlgefällig über das Stadtbild: Gott sei Dank gibt es hier nicht die langwei­ ligen und eintönigen Hochhauslandschaften, mit denen der Reisende in den Städten überall in Deutschland so geplagt wird. Und tatsächlich kann man feststellen, Fürth hat insgesamt gesehen ein ausgewogenes und harmonisches Stadtbild, das bei einem Ort dieser Größenordnung gar nicht so leicht zu finden ist. Hier schlägt sich doch eine gewachse­ ne, unverfälschte Entwicklung nieder, der ein ästhetischer Gestaltungswille vorgegeben ist (G. Marano, Landesamt f. Denkmalpflege). Dieses Stadtbild gilt es natürlich auch zu pflegen. Und da­ mit komme ich zu einem Thema, das Altstadtfreunden, Stadtvätern wie Denkmalschützern so sehr am Herzen liegt. Marano fährt fort: Fürth hat ei ne Verpflichtung, diese Entwicklung fortzusetzen und zu pflegen (Podiums-Dis­ kussion der BgVgg am 30.9.80). Dazu meinte Stadtbaurat Schneider: die historische Entwicklung der Städte ist schön, aber sie sollte nicht eingefroren werden, es muß halt au^h Bewegung in der Architektur geben. Der Bürger soll sein Wohnumland erleben und damit leben; sich nur auf das Bewahren zu beschränken, ist für eine Stadt töd­ lich, denn ein Denkmal für sich allein ist kein Denkmal, nur in Beziehung zur Umwelt gewinnt es seine Bedeutung. Das rührt an den Kern der Sache. Fürth ist, wie so oft ge­ rühmt, eine gewerbefleißige Stadt. Und die Bürger haben schließlich auch einen Sinn, der auf Erwerb, Einkommen, aber auch auf treffliche und sorgsame Anlage undVerwen-