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DER BAHNHOFSPLATZ — EIN TUMMELPLATZ DER TECHNOKRATEN INNERSTÄDTISCHER GESTALTUNGSWETT­ BEWERB ZUM ALIBI DEGRADIERT? Anläßlich der öffentlichen Auslegung des Bebauungs­ plans Nr 428, der die verkehrstechnischen Vorgaben (Straßenfuhrungen. Funktionszuwetsungen) für die nach­ folgend geplante Radikalumgestaltung des Fürther Bahn­ hofsplatzes fixieren soll, hat dte Burgervereinigung Ein­ spruch erhoben Leider sieht sie sich durch die mittlerwei­ le auch für die Öffentlichkeit deutlich erkennbare Pla­ nungssituation in ihrem von Anfang an gezeigten Pessi­ mismus (siehe Altstadt-Biaddla Nr 8. Dezember 1979') bestätigt — die Technokraten aus dem Tiefbauamt haben sich durchgesetzt; — die Stadtplaner — für die oberirdischen Auswirkungen der U-Bahn-Buddelei bzw ihre Korrektur letztlich zu­ ständig — haben vorläufig das Handtuch geworfen (sollen aber das derzeitige Gestaltungs-Debakel wie­ der hinbiegen!); — der ursprüngliche Gestaltungswettbewerb wird mit dem Alibiverweis „unverbindlicher Ideenwettbewerb“ zur Farce gemacht, — Burgermeinungen aus Burgerversammlungen und Informationsveranstaltungen bleiben unberücksich­ tigt bzw werden ignoriert; — das Preistragerteam wurde ausgebootet, weil seine konsequent-beharrliche Haltung im langwierigen Planungs-Hickhack als unbequem, fehl am Platz und zu starr empfunden wurde (freilich haben die Architekten Biller/Rieger/Stoll/Hahn nur versucht, von ihrem prä­ miierten ursprünglichen Gestaltungsvorschlag trotz zwischenzeitlicher Planungsvatianten so viel wie mög­ lich zu retten — legitim, wie man meinen möchte!)

Die Einwendungen der Burgervereinigung stellen sich im einzelnen folgendermaßen dar (Zitat aus der Stellung­ nahme vom 24 9.1981): „1 Der vorgesehene Bebauungsplan steht in deutlichem Widerspruch zum Entwurf der ersten Preisträger aus dem Gestaltungswettbewerb von 1979/80 einschließ­ lich inzwischen erfolgter Planungsvarianten. 2 Die beabsichtigten Verkehrsführungen zerstören den Platz in seinem geschlossenen architektonischen Ge­ füge Vor allem die Verbindung Theresienstraße— Gebhardtstraße muß so nah wie möglich am Bahnhofs­ gebäude vorbeigefuhrt werden; die gerade Führung ist durch eine Krümmung — wie im Kompromißvorschlag der Preisträger vorgesehen — zu ersetzen, um u a die Geschwindigkeit des fließenden Verkehrs bewußt ein­ zuschränken (keine'Rennbahn'!). DasSchlagwort von der ‘autogerechten' Stadt muß endlich auch in Furth ausgedient haben!

Ob ferner eine — einschließlich der Busspur — derart breite Straße wirklich nötig ist, erscheint äußerst zwei­ felhaft (insbesondere nach dem Wegfall der West­ spange!). Bei einer Änderung der Straßenfuhrung im erwähnten Sinn wird der 'zu gestaltende Bereich’ größer als im Bebauungsplan vorgesehen: Erhalt der Erholungs­ funktion ('Grun’) und architektonische Gestaltungs­ möglichkeiten haben so mehr Chancen. Gerade dieser Maxime gilt es (zusätzlich zu den Anforderungen des künftigen Busbahnhofs) weitgehend zu entsprechen. 3 Die derzeitigen Festlegungen stellen eine ausschließ­ lich technologische Verplanung aus ingenieurspezifi­ scher Perspektive dar: statt vier Treppenaufgängen mit aufwendiger Überbauung genügen zwei Aufgänge im südlichen Bereich. Dem Burger kann ein Fußweg von ca. dreißig Metern zu den im Norden des Platzes hal­ tenden Bussen doch wohl zugemutet werden! Vier Treppenhäuser bedeuten eine unzumutbare Be­ einträchtigung des Zentaurenbrunnens und seiner für die Platzwirkung wichtigen Gestaltfunktion. Die Rampe in der Gustav-Schickedanz-Straße ist zu voluminös angelegt; auch bei Erfüllung aller techni­ schen Voraussetzungen ('behindertengerecht') mußes möglich sein, sie zu verkleinern und städtebaulich ge­ schickt zu integrieren 4 Der Plan geht ausschließlich auf Tiefbauer und Verkehrspianer zurück; städtebauliche Gesichtspunkte (angesichts der architektur-ästhetischen Bedeutsam­ keit der klassizistischen Platzanlage') wurden bisher außer Acht gelassen. Das Stadtplanungsamt hat sich an den diesen Plan­ festlegungen zugrundeliegenden Verhandlungen zu wenig beteiligt! Der Stadtbaurat selbst hat offenbar kaum von seiner Koordinierungsaufgabe Gebrauch gemacht. Somit bestimmen nahezu völlig Tiefbau­ ingenieure das künftige städtische Erscheinungsbild' Stadtebauliche/denkmaipflegerische Gesichtspunkte dürfen jedoch nicht erst als kosmetische Korrektur nachgereicht werden, sie müssen gleichzeitig mit den ingenieurtechnologischen Überlegungen abgestimmt werden. Derartiges läßt der vorliegende Plan (und sei­ ne daraus resultierenden Determinanten) nicht er­ kennen 5. Wer — wie am Plan und seinen verkehrstechnischen Vorgaben ablesbar — ausschließlich technologische Aspekte bei der Platzgestaltung geltend macht und andere ignoriert, muß sich den Vorwurf gefallen lassen, den Wettbewerb — mit wertvollen Steuergeldern fi­ nanziert! — im wesentlichen zum formalen Alibi zu degradieren. Auch der Einwand, es habe sich ja 'nur’ um einen 'Ideenwettbewerb' gehandelt, darf es nicht rechtfertigen, daß nun Plane wieder zur Geltung kom­ men. die im Prinzip schon langst vor dem Gestaltungs­ wettbewerb existiert haben. 6. Im Sinne 'echter Burgerbeteiligung' und im Wahlkampf gerne zitierter 'Burgernähe' sollte nicht nur die formel­ le, gesetzlich vorgeschriebene 'vorgezogene Burger­ beteiligung' praktiziert werden. Die Burgervereinigung fordert deshalb noch vor der endgültigen Verabschiedung des Bebauungsplans ein Hearing im Stadtrat unter Beteiligung der Wettbe­ werbsträger, sowie der Interessenvertreter von Bür­ gervereinigung und Bund Naturschutz (zweier Insti­ tutionen, die sich gewiß lange und gründlich mit allen Gesichtspunkten und Problemen der vorliegenden Planung befaßt haben, und denen eine gewisse Kom­ petenz sicher nicht abgesprochen werden kann!). Zumindest sollte dem Architektenteam noch die Gele­ genheit gegeben werden, seine Kompromißlösung vor dem Stadtratsplenum zu vertreten — wie in der Sitzung des Bauausschusses vom 8 7 1981 beschlossen! Beim Umbau des Stadttheaters vor einigen Jahren konnte Architekt Munter/Berltn ebenfalls detailliert seine Überlegungen vor diesem Forum erörtern; Biller/Partner hatten bisher noch keine Gelegenheit dazu." Altstadt-Biaddla

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