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FUNDSTELLE: „FÜRTH — DIE KLEINERE, SCHÖNERE SCHWESTER“ EINE ABHANDLUNG VON GODEHARD SCHRAMM ..... Heimat nicht als leerer Begriff, der ein Gebiet begren­ zen soll, sondern als 'Erlebnis'. Also 'nichts Süßes oder Holdes', dafür 'Herbheit und Strenge', wo Fürth das leben­ dige. mit Augen und Ohren zu greifende Fürth ist: im Gewinkel zwischen Maxbrücke. Marktplatz und Angerstraße — im Rednitzhof und im Traubenhof. Von einer spröden Düsternis angelockt geht man in Gas­ sen. die mit einem Male in verwinkelte Höfe führen, in denen Wohnhäuser und Schuppen und Garagen wech­ seln. Ecken und Nischen auswinkeln. Gebrauchtes neben Unbrauchbarem steht, ohne daß es verlottert aussieht.. __ Auch das trägt bei zum Aroma von Fürth, das etwas Plastisches hat: kantig, eckig, abgewetzt, freundlich, un­ verstellt und nicht geschminkt, zugleich ein wenig kokett. Mir fiel auf. daß es hier auffallend viele" kleine Läden gibt: Tabaksläden vor allem, und andere. In manchem liegt das forsche Altstadt Bläddla auf. das die Rettung des Alten' auf sein Panier geschrieben hat. So munter eine solche Zeitschrift auch wirkt, es entsteht beim Lesen doch ein zwielichtiger Eindruck: denn glaube ich auch der Notwen­ digkeit der Arten-Erhattung von Tieren, die vom Ausster­ ben bedroht sind, da ja keine neuen Sorten nachwachsen, so scheint das Beharren auf der Arterhaltung von Archi­ tektur jeglicher kühnen Neuerung sich in den Weg zu stel­ len. Es ist eine Zeitschrift, die freilich bei allem Kämpferi­ schen — und damit notwendig grobem Geschütz — auch ein wenig vom romantischen Glanz unrettbar verlorener Dinge zehrt; und so glaube ich nicht, daß man verloren gegangene Fürther Originale, wie das 'Pfeifndurla', mit einem neuen Bierkrug, der ihr Konterfei trägt, retten könnte: wenn man nicht selber ein Original ist

Am Marktplatz selbst, der eher wie eine ansteigende Durchgangsstraße wirkt, hat man — und das zählt zu den angenehmen Fürther Erneuerungen — den ‘Goldenen Schwan’ wieder hergerichtet, indem das alte Fachwerk wieder freigelegt wurde. Dabei geht es wohl nicht nur darum, etwas an sich Altes und darum schon Wertvolles wiederherzustellen, sondern zuvorderst zu zeigen, mit welchem Maßverständnis früher gebaut werden konnte. Wie streng auch immer das Muster des Fachwerks ist. stets unterbricht Holz den Stein, halten sich zwei so ge­ gensätzliche Materialien die Waage. Etwas Homogenes ist zu sehen und zugleich, wie ein prä­ gender Stil zwar herrschte, aber auch Variationen erfor­ derte, die dann dem jeweils einmaligen Haus seine Indi­ vidualität geben — die hellen, gerundeten Sandsteingie­ bel am Marktplatz zeigen das ebenso deutlich wie das Gedrängte in der Waaggasse oder die unzählbaren breiten Einfahrtstore in den Häuserblöcken um die Blumenstraße herum . . .

... Am Marktplatz selbst wurde mit pfiffiger Kühnheit manches alte Haus so angenehm neu hergerichtet, daß man glauben kann: ja, es geht, man braucht Bürger nicht aus dem Stadtzentrum hinauszuwerfen, so sie einmal in halbwegs modernen Häusern, am selben Platz leben wol­ len. Das glückt, indem man helle, milde Farben zu Hilfe nimmt; einigermaßen sich an eine weniggeschossige Bauweise hält: den Erker wtederbelebt und das Dach nicht aus Sparsamkeit zum Flachen zusammendrückt, sondern den Giebel gelten läßt..."

Zeichnungen' Ernst Wilfert

Diese wenigen Zitate sind der Broschüre des Nürnberger Autors Godehard Schramm „FÜRTH - DIE KLEINERE, SCHÖNERE SCHWESTER“ entnommen; erschienen ist sie im Verlag Martin Klaußner, Fürth, und für 7 Mark der­ zeit in den meisten Buchhandlungen erhältlich. Sie stellt den Abdruck eines Rundfunkmanuskriptes aus dem ver­ gangen Jahr dar, das vom Autor selbst gelesen und im zweiten Programm des Bayerischen Rundfunks gesendet wurde. Stadtarchivar und Heimatpfleger Emil Ammon hat dem Aufsatz ein klug und verständig kommentierendes Nach­ wort beigegeben. Dieses Buchlein empfiehlt sich allen alt- und innenstadt­ interessierten Fürthern und Nichtfürthern (ob literarisch ambitioniert oder nicht) — und dies nicht nur wegen der freundlichen Erwähnung des „Altstadt-Bläddla" ...

Altstadt-Bladdla

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