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AUFLÖSUNG Die Auflösung des Suchbtids von Altstadt-Bläddla 11/81 (Seite 7): Es handelte sich dabei um einen Ausschnitt aus der Rück­ front des „Frau-van-Lierds-Hofs" an der Liiienstraße 1—3, Original-Fürthern klangtreuer unter „Fraveliershuuf“ be­ kannt. Wer aufmerksam die letzte Ausgabe vom Mai dieses Jah­ res durchgesehen hat (ein paar wenige soll'sda gerüchte­ weise geben..), der konnte die berühmtere Schauseite dieses Anwesens mit ihrem chrakteristischen Sandstein­ torbogen und dem Giebelfachwerk als Zeichnung auf Sei­ te 17 entdecken Dieser Hof ist mitten im Totaisanierungsgebiet als kleine nostalgische Insel des alten Furth erhalten geblieben, wenn auch die ursprüngliche Geschlossenheit des frühe­ ren Hofs heute nur noch gedanklich nachempfunden wer­ den kann. Das Foto der vorliegenden Ausgabe zeigt den

westlichen Teil des Hauptgebäudes kurz vor seinem Ab­ bruch und Wiederaufbau. Auch die Außentreppe, zusam­ men mit anderen Gestaltungselementen wichtiger Be­ standteil für das typische Erscheinungsbild des Hofs, ist wieder da. Seinen Namen erhielt der Hof bereits im späten 17. Jahr­ hundert nach seiner damaligen Eigentümerin, Frau Catharina van Lierd (1636 — 1710). Die ehemalige Frank­ furter Kaufmannstochter hatte 1657 in ihrer Heimatstadt den Aachener Kaufmann Paul Lersch geheiratet. Zwei Jahre später übersiedelten beide nach Furth. Es war schon damals wohl weniger eine Frage der spezifischen Fürther Attraktivität; vielmehr gaben wirtschaftliche Über­ legungen den Ausschlag Sie betrieben nämlich ab da einen recht erfolgreichen Tabakhandel, indem sie die auch in früheren Zeiten bereits existenten kleinen, menschlichen Laster kommerziell nutzten. Als Paul Lersch das Zeitliche segnete, heiratete seine Frau — fünfzigjährig — noch einmal: Johann David van Lierd war der Glückliche Er stammte aus einer reichen, aber ehrlichen flandrischen Kaufmannsfamilie und hatte sich mittlerweile in Nürnberg niedergelassen. Vom Nürnber­ ger Establishment wechselte er zum Fürther über- er brachte es hier bis zum dompropsteilichen Bürgermeister, der mehr als einmal die lokalen, öffentlichen Fi r anzlücken (also schon damals...) mit eigenen Geldern stopfte Beide traten aber nicht nur als Wohltäter der Gemeinde Fürth, sondern auch der Fürther Armen hervor. Catharina van Lierd muß für die damalige Zeit so etwas ähnliches ge­ wesen sein wie heute Mutter Theresa in Indien. Sie gehör­ te im übrigen — wie auch ihre beiden Ehemänner — der

Reformierten Kirche an Die Fürther Dreiherrschaft hatte somit auch ihre sozialen Vorteile, indem sie die Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten (z B Hugenotten und Juden) und sozialen Randgruppen (wie etwa aus Nürn­ berg vertriebene Kleinkriminelle) förderte. Zum Besitz der beiden Eheleute gehörte neben Hausern und Gartengrundstücken an Königs- und Theaterstraße eben auch dieses Anwesen an der Liiienstraße, das heute noch an jene edlen Urait-Fürther erinnert.

FOTOWETTBEWERB 1980 Ein weiteres Beispiel aus den preisgekrönten Arbeitendes Altstadt-Fotowettbewerbs der Burgervereinigung vom Vorjahr stellt die Fotostudie von Alfred Wehner aus Unterheinried dar (3. Preis).

Gleichsam skizzenhaft und impressionistisch-expressiv sind einige besonders typische Merkmale des St. Michaels-Viertels ausschnitthaft und damit umso assoziati­ ver festgehalten: ein verwittertes Mauerdetail mit einigen wenigen, fluchtig hingesetzten Kreidezeichnungen. Was auch im mer diese Worte in türkischer Sprache bedeu­ ten mögen — Banales, Diskriminierendes oder Lustiges sie sind beredter Ausdruck einer aktuellen AHtagsästhetik „Modern Graffiti" — Wandkritzeleien also zu einem ganz bestimmten Zweck: sich mitzuteilen. Sie stellen somit Kommunikationsmittel dar auf dem schmalen Grat zwi­ schen der Schönheit unserer unmittelbaren Wohnumwelt selbst noch in ihrem heruntergekommenen Zustand und dem gerade durch sie signalisierten, zugleich aber ka­ schierten sozialen und baulichen Verfall. Und vor allem die reduzierten fotografischen Bildmittel sind es. welche die Aussagekraft des Motivs und seiner Übermittlung bestimmen. Altstadt-Bladdla

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