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HELMUT MAURER - FÜNF JAHRE ERSTER VOR­ SITZENDER

EIN DANK IN EIGENER SACHE. KEIN NACHRUF Helmut Maurer hat im Februar nach fünf Jahren aktiver und beispielhafter Tätigkeit den Vorsitz der Bürgervereinigung abgegeben.

Er war der am längsten amtierende und wirkungsvollste Erste Vorsitzende. Sein persönlicher Einsatz ging oft bis zur völligen Hintanstellung privater bzw. beruflicher Inter­ essen - keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Muß die Tätigkeit in der Bürgervereinigung für alle Aktiven • die zwar in der Regel mehr als bloßes Ehrenamt oder gar Hobby ist und den ganzen Mann bzw. die ganze Frau fordert - doch letztlich neben dem Beruf den zweiten Rang ein nehmen. Bei Helmut Maurer schien dies oft genau umgekehrt.

ALTES MESNERHAUS UNTER BAULAST ZUSAM­ MENGEBROCHEN Wieder einmal ist das alte Fürth um eine kleine, liebens­ würdige Originalität ärmer geworden: das frühere Mesner­ haus von St. Michael aus der ersten Hälfte des 18. Jahr­ hunderts droht auseinanderzu brechen; es kann wohl wegen seines desolaten Zustands bereits als abgerissen betrachtet werden.

Vor etwa eineinhalb Jahren gab es noch verschiedene Besprechungen zwischen der Bürgervereinigung und den Pfarrern bzw. Kirchen vorständen von St. Michael; der Bürgervereinigung sollte das Haus kostenlos in Erbpacht überlassen werden, wenn sie es von Grund auf restau­ rieren und neu nutzen würde. Da war von einem kleinen Altstadtmuseum die Rede; konkrete Interessenten wollten es als Cafä mit Gartenbetrieb nutzen; an eine kleine, modernen Anforderungen gerechte Wohnung hatte man bereits gedacht.

Da aber das Gebäude mit seinem winzigen Aufzugserker • vor etlichen Jahren bereits von den zuständigen Bau­ behörden des Landeskirchenamtes zum Abbruch freige­ geben und dann doch wieder als erhaltenswert betrachtetzur Hälfte »staatliche Bau fast« genießt (d.h. das Land Bayern muß bei allen Bau maßnah men die halben Kosten tragen), sollte erst zwischen Kirchen Verwaltung und dem Landbauamt geklärt werden, bis zu welcher Höhe sich der Staat an den bevorstehenden Renovierungskosten beteiligen würde. Und man klärt heute noch! Mittlerweile ist nun das Haus unter dieser »staatlichen Bau last« zusammengebrochen, die Bürokratie hat mit ihren langsam mahlenden Mühlen sozusagen die Historie vollends in die Knie gezwungen... Helmut Maurer zusammen mit Bundeswohnungsbauminister Dr. Dieter Haack beim Rundgang durch die Fürther Altstadt im Herbst 1981

Sein fachliches Wissen als Architekt, sein menschlicher Einsatz, sein kollegiales und kooperatives Verhalten - um nur einige Eigenschaften zu betonen - waren über einen langen Zeitraum hin vorbildlich. Wenn auch die Bürger­ vereinigung, wie es sich für eine echte Bürgerinitiative ge­ hört, alles andere als hierarchisch strukturiert ist (trotz der juristisch notwendigen Konstruktion verschiedener Vorstandsfunktionen), so kam ihm doch in vielen Fällen eine Art »Richtlinienkompetenz« zu. Daß man ein derartiges Engagement, wie es Helmut Maurer in der Regel gezeigt hat, freilich nicht mit dersel­ ben Intensität über einen solch langen Zeitraum prakti­ zieren kann, und daß dies mitunter »an die eigene Sub­ stanz« geht, muß wohl von jedem akzeptiert werden. Außerdem kann man bekanntlich nicht allen alles recht machen. Obwohl häufig Kompromißbereitschaft strate­ gisch notwendig wäre, gibt es in vielen Problemfällen keine andere Möglichkeit, als konsequent - für manche mag es wie Sturheit aussehen - und unbeirrt entsprechend der eigenen Überzeugung seinen Weg zu gehen. Daß dabei demokratische Mehrheitsentscheidungen, die bekanntlich aus völlig unterschiedlichen, oft nicht logisch nachvoll­ ziehbaren Gründen Zustandekommen können, nicht immer hilfreich sind, ist eine betrübliche Selbsterfahrung, die jeder kreative Mensch irgendwann einmal machen wird. Der Dank aller Bürgervereinigungs-Mitglieder gilt also ihrem bisherigen Ersten Vorsitzenden für all seinen Ein­ satz zum Wohl der Fürther Altstadt, um die sich Helmut Maurer - das kann ohne Übertreibung oder Pathos gesagt werden - in vielfältiger Weise verdient gemacht hat.

Ein Nachruf soll dieser hier noch einmal schriftlich fixierte Dank (zusätzlich zur Laudatio während der letzten Jahresh au ptve rsam m I u n g) a I le rd i n gs n icht sei n; er wä re verfrüht. Helmut Maurer macht schließlich auch weiterhin mit, wenn auch sozusagen aus der zweiten Reihe. Auf seinen Rat und seine Erfahrung kann die Bürgervereinigung nämlich nicht verzichten; Helmut Maurer wird auch weiterhin ge­ braucht. Und das ist wohl eines der schönsten Kompli­ mente, daß man einem Menschen machen kann. Vielen Dank also - im nachhinein und vorab!

Das alte Mesnerhaus von St. Michael aus dem 18. Jahrhundert. Deutlich ist der Abriß an der nördlichen Längswand erkennbar

Gewiß: auch die Bürgervereinigung hat nicht energisch genug nachgebohrt. Gerade ihr, von der man tatkräftigeres Handeln hätte erwarten dürfen, kann man Vorwürfe nicht ersparen: Widerstände in den eigenen Reihen; Skepsis gegenüber möglichen Schwierigkeiten und befürchteten Folgeproblemen, die man bei vollem Engagement für das originelle Fachwerkhaus auf die Bürgerveretnigung zukommen sah - all das hatte eine eindeutige Entschei­ dung für ein echtes Zupacken zumindest verzögert, wenn nicht gar verhindert! Halbherzige, verbale Zusagen waren eben zu wenig. Zu viele andere Probleme hatten sich außerdem in den Vordergrund gedrängt. Und nun, da sie in diesem Jahr jeden Einsatz bei ihrem eigenen An wesen am Waag platz benötigt, ist für diesen akuten Notstand am Kirchen platz kein bißchen Raum und Zeit mehr. So geht’s, so geht's dahin!

Es sei denn, es fände sich ganz plötzlich noch ein privater Liebhaber mit ganz viel Idealismus und Optimismus. Wo ist jedoch ein solcher »Deus ex machina«? Den gibt’s eben nur in antiken Tragödien, nicht bei christlichen Mesner­ häusern... Altstadt-Bläddla

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