Seite:Altstadtblaeddla 014 1982.pdf/13

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

2. Sahlmann-Villa 2.1 Das Engagement der Bürgervereinigung bei der vorge­ sehenen Neugestaltung des Bahnhofplatzes für den Ver­ bleib des Centauren-Brunnens in seiner Mitte und den Fortbestand der historischen Bebauung in seiner nörd­ lichen Platzhälfte hat von Anfang an auch die spätktassizistische, sogenannte Sahlmann-Villa in das Neukonzept mit ein bezogen. Auch die ersten drei Preisträger des städtischen Gestaltungswettbewerbs von 1979/80 haben u.a. diese Meinung geteilt. 2.2 Seit dem Jahr 1979 ist es bis zum heutigen Tag der Bür­ gervereinigung im Verein mit anderen - Bund Naturschutz, Landesdenkmalrat, Bezirksheimatpfleger - gelungen, den drohenden Abbruch der allgemein für den Spätklassizis­ mus und seine spezifischen Fürther Ausprägungen be­ deutsamen Sahlmann-Villa von 1867 zu vermeiden.

2.3 Nun, im Zusammenhang mit den derzeitigen Umbaumaß­ nahmen am Bahnhofplatz, droht erneut und akut der Ab­ bruch der Sahlmann-Villa zugunsten eines Neubaus der Dresdner Bank. Wie aus dem Planungsmodell ersicht­ lich ist, weist der Neubau die zur Zeit üblichen Erschei­ nungsformen nostalgisierender Als-Ob-Architektur auf. mit Wand- und Dacherkern, Mauervorsprungen, Lisenengliederung und Sandsteinplattenverkleidung - austausch­ bar, d.h. an jeder beliebigen Stelle in jeder beliebigen Stadt ebenso denkbar. Der Neubau bemüht sich zwar sichtlich um eine optische Schließung und damit Verbesserung des Platz bi Ides (Geschoßzahl, Dachgestaltung, Fassadengliederung analog der westlich und östlich vorhandenen Bebauung); wäre das betreffende Grundstück unbebaut (wie das an­ grenzende Gastreich- Grundstück), gäbe es deshalb auch seitens der Bürgervereinigung keine grundsätzliche Dis­ kussion über einen Neubau. Aber noch existiert eben noch die Sahlmann-Villa! Ihr derzeitiger Zustand macht zwar erhebliche Restaurationen notwendig; sie liegen jedoch im zumutbaren und durchaus üblichen Bereich.

Statt ein fragwürdiges, neues Denkmal für sich zu errich­ ten, sollten die Dresdner Bank und der beauftragte Architekt ein vorhandenes Denkmal erhalten! Im anderen Fall wird der bereits 1979 von der Bürgervereinigung prophezeite Abbruch-Skandal zur traurigen Realität. 2.4 Es ist durchaus einsichtig, daß die vorhandene SahlmannVilla in ihrer bestehenden Form (selbst nach einer mög­ lichen Entkernung) dem nötigen Raumprogramm der Dresdner Bank nicht genügt. Außerdem werden die mit der städtischen Stellplatz-Verordnung und ihren Vor­ schriften verbundenen, technischen und finanziellen Schwierigkeiten (vor allem wegen des relativ kleinen Grundstücks und seinen beschränkten Möglichkeiten) auch von der Bürgervereinigung gesehen. Gespräche mit den örtlichen Vertretern der Dresdner Bank haben gezeigt, daß man sich gerade zu diesen Fragen viele und viel­ fältige Gedanken gemacht hat,und daß die Bauherren sicherlich nicht leichtfertig mit den bereits früher vorge­ brachten Forderungen nach Erhaltung der Sahlmann-Villa umgegangen sind.

2.5 Um all diesen bautechnischen und denkmalpflegerischen Schwierigkeiten an markanter Stelle möglichst komplex gerecht werden zu können, hat die Bürgervereinigung bereits vor mehr als zwei Jahren die Dresdner Bank auffordert, einen offenen Wettbewerb durchzuführen, mit der Maßgabe der Erhaltung und Integration der existenten Villa. Auch Stadtbau referent Schneider hat wegen der städtebaulich bedeutsamen Lage und architekturästhe­ tischen Wichtigkeit einen solchen Wettbewerb empfohlen. Diesen Beweis des guten Willens ist die Dresdner Bank bis heute schuldig geblieben! Statt dessen hat sich erwiesen, daß der hiesige, mit den Bauentwürfen beauftragte Architekt (von Beginn an gegen die Erhaltung der Sahlmann-Villa) nicht imstande oder willens ist, das vorhandene Denkmal in einen Neubau einzubeziehen. Angeblich existente Ideenskizzen zur Inte­ gration der Villa wurden der Bürgervereinigung bisher vorenthalten. Die Bürgervereinigung erneuert deshalb ihre Forderung nach einem Wettbewerb, da sie immer noch der Auffas­ sung ist, daß Sahlmann-Villa und Neubau auch unter Berücksichtigung der aktuellen Notwendigkeiten durch­ aus vereinbar sind. Finanziell sollte eine solche Forderung zumutbar sein. Denn wer sonst besitzt in unserer heutigen Gesellschaft die geldlichen Mittel, wenn nicht Banken und Sparkassen? Der ständig von den Vertretern der Dresdner Bank in diesem Zusammenhang vorgebrachte Verweis auf die »Armut« der Bank, den »Zwang zum Sparen« und auf die »Rücksichtnahme gegenüber Sparer und Aktionär« kann nicht beeindrucken. Wer sich ein Grundstück mitten in der City kauft, das noch dazu ein lokal bedeutsames Denkmal aufweist, muß wissen, worauf er sich einläßt. Er darf deshalb nicht ausschließlich ökonomisch argu­ mentieren. Zudem haben Banken nicht nur einen wirt­ schaftlichen Auftrag zu erfüllen, sondern aufgrund ihrer finanziellen Potenz auch soziale Verantwortung zu tragen! 2.6 Es sollte zumindest versucht bzw. konkret geplant werden, gestaltrelevante Bauteile des bestehenden Gebäudes (Portikus, Risalit, Dreiecksgiebet etc.) in den Neubau ein­ zubeziehen, die nach einem etwaigen Abbruch noch den historischen Bezug herstellen können (»Stadtvilla«). Der derzeit vorgesehene Neubau gibt nicht die leiseste Andeu­ tung hiervon, er ignoriert das klassizistische Denkmal völlig. 2.7 Die Bürgervereinigung bedauert zum gegenwärtigen Zeit­ punkt ausdrücklich, daß ausgerechnet eine Bank mit dem erforderlichen, umfangreichen Raumprogramm die Sahl­ mann-Villa erworben hat.

ANMERKUNG Bleibt noch die fromme Hoffnung auf einen neuen Kauf­ interessenten, welcher der »armen Dresdner Bank AG«, die sich in ihrem finanzpolitischen Engagement in Polen und im Fall AEG-Telefunken sichtlich verkalkuliert hat, die Sahlmann-Villa wieder abkauft, er muß dafür nur zwei Millionen DM übrig haben... Fast möchten einem die Tränen kommen. Angesichts der »armen Bank«? Dann schon eher wegen des drohenden Verlusts des City-Denkmals...

raaussner

unsere mosche ist: modisch • preiswert ■ Qualität Fürth -Stadtmitte moststr. 3 -tel. 770251 Altstadt-Bläddla 14/82

13