des Hauses durch Abhalten oder Speichern der Wärme je nach Jahreszeit. Gerade von der Luftzirkulation ausgeschlossene Höfe, in denen im Sommer die Luft »steht«, haben Sauerstofflieferanten und natürliche Staubfilter bitter nötig. Natürlich erfordert ein Garten hof viel Arbeit und Geduld zum Ent stehen. Aber man muß ja nicht gleich aufs Ganze gehen, wie es Mietervereinigungen in Münchener Hinterhöfen taten. Dort riß man die überflüssigen Trennungsmauern meherer Höfe nieder, entfernte den Beton, säte Rasen an, pflanzte Büsche, ein Sandkasten und eine Sitzecke wurde eingerichtet. Hier lagen vielleicht Ideal Verhältnisse vor: Hausbesitzer, die sich nicht gegen Neuerungen und Mie te rinitiativen stellen, aktive Mieter. Kompromißbereit schaft und, und, und. Aber auch mit dem Pflanzen eines wilden Weines oder einer Clematis ist schon ein großer Schritt zu einem Wohnhof geschafft. Für den Denkmalschutz sind begrünte Wände die Chance, vielfach nicht nur Fassadenkosmetik zu betreiben, sondern auch zu einer Erhaltung und Erweiterung der Wohnquali tät in alten Gebäuden beizutragen, indem man auf vor handenes Gebäudegrün bei der Renovierung Rücksicht nimmt oder einen Bewuchs in die Sanierung mit einplant. Dadurch könnte so manches Sanierungsproblem gelöst werden. So ist eine Entkernung, nach der Flächensanierung als neues Sch lag wort bei der Altstadtsanierung gepriesen, die vielfach traditionelle Wohngesellschaften an Hinterhöfen zerstören würde, in vielen Fällen nicht mehr notwendig.
Denn Hinterhausstrukturen erhalten durch die Umgestal tung der Hinterhofl an dschaft in begrünte Wohnlandschaf ten auch in den nicht an der Straßenfront liegenden Häuserpartien wieder einen eigenen Wohnwert. Wenn es
gelänge, das vorurteilsbeladene traditionelle Bild vom tristen Hinterhof zu wandeln und für diese neue Prädikate, »wie ruhiges Wohnen abseits des Straßenlärms zu billigen Preisen« zu schaffen, wäre viel für die Wohnungspolitik geschaffen. Innenhofkonzepte wie bei der Sanierung des Gänsbergviertels ließen sich ohne weiteres auch auf das St. Michaelsviertel übertragen.
Die Wiederbelebung von Hinterhöfen, die in vielen deut schen Großstädten schon seit Jahren von den Kommunen gefördert wird (so auch in Erlangen und Nürnberg), ist in Fürth ein gänzlich vergesssenes Thema. Zwar äußerte Stadtrat Marquard Naser auf einer Diskussionsveranstal tung zum Thema Umweltschutz, im Stadtentwicklungsamt habe man diesbezügliche Pläne erarbeitet. Solchen Aus sagen ist jedoch wenig Hoffnung zu entnehmen. Das Verkehrsberuhigungskonzept in der Gustavstraße, das auch mehrere Hinterhöfe in die Gestaltung mit ein beziehen wollte, scheiterte bekanntlich im Stadtrat am Geldmangel. Derselbe Stadtrat scheute sich aber nicht, 600.000 DM für eine »Ruhezone« am U-Bahn-Ausgang Jakobinenstraße auszugeben, die an drei Seiten von zu künftigen Hauptverkehrsstraßen umgeben ist; wer soll hier aus ruhen, etwa erschöpfte Nürnbergbesucher? So ist es sicher vergebens, finanzielle Unterstützung oder Anregungen in Form einer Ausstellung von Seiten der Stadt zu erwarten.
Mehr Erfolg hat hier sicher die Privatinitiative. Daher plant die Vorstandschaft der Bürgervereinigung, einmal einen Hinterhofgesta Itungswettbewerb durchzuführen, ähnlich dem vor einigen Jahren veranstalteten Blumenschmuck wettbewerb, der die gleiche Initialzündungswirkung ent falten könnte. Am meisten erreicht jedoch der Einzelne, der bereit ist, aus seinem Hinterhof mehr als einen grauen Lagerplatz zu machen. Die geeignete Pflanzenauswahl ist dabei wohl das wichtigste. Da die meisten Hinterhöfe nur wenig direktes Sonnenlicht erhalten, ist bei der Auswahl der Pflanzen darauf zu achten. Es eignen sich besonders Halb schatten oder Schatten liebende Blüten- und Kletter pflanzen: Fuchsie und Begonie, Efeu, wilder Wein (z.B. veitschii), oder Waldrebe. Kletterpflanzen sind anspruchslos; man schafft ein Planz loch von etwa 30 x 30 cm, füllt es mit Blumenerde und vergißt nicht, ab und zu im Sommer zu gießen. Den Rest schafft die Pflanze allein. Wenn noch ein Tisch und ein paar Stühle dazukommen, ist ein Anfang gemacht. Weitere Gestaltungen lassen sich dann mit der Zeit verwirklichen, wobei es oft mehr auf die Phantasie, aus vorhandenen Dingen etwas zu schaffen, als auf den Geldbeutel ankommt. Natürlich dürfen diese Anregungen in der Altstadt nicht nur auf die Hinterhöfe beschränkt bleiben. Auch die größeren öffentlichen Ver kehrsflächen, wie der Kannengießerhof und vor allem die Waagstraße müssen einbezogen werden. Eine Bepflan zung des Waagplatzes, z.B. ein Baum und nicht etwa genormtes Kübelgrün, würden diesem Platz erst einen besonderen Charakter geben.
Es bleibt abzuwarten, wie groß der Nachahmungseffekt und vor allem die Freude, sich im Hof betätigen und auf zuhalten, sich entwickeln wird. Vorrangig müssen aber erst alte Voreingenommenheiten der Bevölkerung abge baut werden. K.G.A.
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