Seite:Altstadtblaeddla 019 1985.pdf/19

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Als Beispiel sollen hier nur die kläglichen WaschbetonPflanzkübel aus dem Katalog dienen. Durch sie werden in­ dividuelle Straßenzüge in Einheitsfußgängerzonen ver­ wandelt, weil Beton keine Rücksicht auf regionale Eigen­ heiten nimmt. Die Einzelobjekte sind in der Überzahl gestalterisch ver­ nachlässigt. Die Telefonzelle nimmt keine Rücksicht auf die Umgebung, in der sie steht Auf manchen Plätzen führen Masten, Ampeln. Streusandkästen und Altpapier­ kübel ein trauriges Nebeneinander, weit eine Koordination der verschiedensten Funktionen und Signalzwecke in keinster Weise stattfindet Unterordnung aus Sachzwän­ gen? Gestaltung der Alltagswelt - ein Fremdwort?

Mancher fragt sich allerdings, wieso das Landesamt für Denkmalschutz bei den Wartehallen soviel Energie und Druck aufgebracht hat. damit sie dem klassizistischen Charakter des Platzes angepaßt werden, während man das Aushängeschild des alten Bahnhofplatzes, die Sahlmann­ villa. ohne viel Aufhebens geopfert hat. Zum öffentlichen Raum gehören aber auch die riesigen Hochspannungsmasten in unseren Flußtälern, Sinn­ bilder einer inzwischen unentbehrlich gewordenen Energie. Und wenn wir diesen Anblick fortschreitenden Wohlstandes bei uns nicht mehr ertragen können, fahren wir ins Gebirge, wo oft eine Erdverkabelung über die Kurtaxe finanziert wird, damit dem Touristen der Blick auf die Alpen nicht gestört wird. Die visuelle Zerstörung unseres Freiraumes durch die Massierung von Masten Wäldern ist aber wohl kaum zu ver­ hindern. Einen Abwehranspruch für den einzelnen Bür­ ger gegen die optische Verschandelung von Landschaften kennt unsere Rechtsordnung nicht. Die Planer können auf der Grundlage eines Gesetzes, mit dem die Nationalsozialisten die Stärkung der Wirtschaft betreiben wollten, und das ihnen auch heute noch fast absolutistische Rechte einräumt, arbeiten. Wenn überhaupt etwas gegen die Verdrahtung der Land­ schaft getan werden kann, dann nur über die Planungs­ hoheit der Gemeinden.

Von den Gemeinden kann ein Anstoß zum Umdenken, zu Zusammenschau und Zusammenarbeit ausgehen.

Ecke Theater/Theresienstraße. Materialien

Sammelbehälter

für

Recycling-

Auch bei den öffentlichen Plätzen müssen endlich wieder harmonisch anzuschauende Gestaltungen den Vorzug erhalten. Dazu ist aber ein Mehr an Miteinander von Ver­ waltungen, Behörden, Gemeinden. Herstellern. Nor­ mungsgremien, privaten Unternehmen, den Betreibern und Entscheidern nötig Es darf in Zukunft nicht mehr angehen, daß jeder, der im öffentlichen Raum etwas zu plazieren hat. dies dort einfach abstellt, ohne auf die vorhähdene Umgebung Rücksicht zu nehmen, und so ein Gegeneinander Unordnung schafft, die sich letztlich zu einem Gesamteindruck des Unbehagens verdichtet. Vielleicht ist hier ein Grund für die sich steigernde Ag­ gressivität, für Vandalismus im öffentlichen Raum zu suchen. KGA

Man muß endlich dazu kommen, bei der Anlage von Stras­ sen und Plätzen ein einheitliches Konzept, einen Gesamt­ plan, der auch anscheinend unwichtige Details umfaßt, zu entwerfen. Aus der Not der Fantasielosigkeit und mangelndem Problembewußtsein darf keine Tugend wer­ den. Die erste Frage darf nicht heißen: Erfüllt das Ding den Zweck, sondern paßt es sich auch in sein Umfeld ein. Als Negativbeispiel muß hier unser größter Fürther Platz, die Fürther Freiheit herhatten.

Ein klassizistisch eingerahmter Platz - wenn man einmal von dem kaschierten Betonklotz eines Warenhauses absieht - mit anschließender Grünanlage, geschaffen von den Nationalsozialisten als Aufmarschplatz, hat wohl mehr verdient, als das jetzige Schicksal als Parkplatz. Noch trauriger ist der Anblick nachts, wenn meterhohe Licht­ masten den Platz wie ein Fußballstadion ausleuchten, auf dem versehentlich ein paar Wohnwagen geparkt worden sind. Immer wieder höre ich Stimmen, die meinen, das Schönste an Fürth wäre die U-Bahn nach Nürnberg. Angesichts des Anblickes der Fürther Freiheit bei Nacht ist dieser Satz sogar verständlich.

Dem Fürther Bahnhofsplatz scheint nun ein besseres Schicksal zuteil zu werden. Hier hat man sich nach langem Hin und Her und peinlichen Abstimmungen im Fürther Stadtrat letztendlich für eine dem Platz angemessene Lösung bei der Gestaltung der Wartehäuschen entschie­ den, nachdem lange Zeit eine futoristische Variante im Gespräch war.

Altsladt-Bläddla 19/85

19