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Ein modernes Märchen

Es war einmal eine Bürgerschar, lebend in einer Stadt, die etwas abseits der City eine ziemlich verlotterte Alt­ stadt hatte. Sozusagen der Schmutzfleck, über den man nicht spricht. Ausländer belegten Wohnraum, angezogen durch die billigen Mieten.

Man drehte naserümpfend dieser Altstadt immer mehr den Rücken, und verwies auf die vorbildliche Altstadt Nürn­ bergs. Und da gab es doch tatsächlich diese Burgerschar. in dieser Stadt, die kam auf den ausgefallenen Gedanken, sich für dieses heruntergekommene Viertel einzusetzen. So begann eine Handvoll Leute, mit zähem Willen der Altstadt das Image ihrer Lebensunfähigkeit zu nehmen. Unsere Burgerschar schmiedete Pläne, kämpfte sie durch, und legte bei der Verwirklichung selbst Hand mit an.

Ein Denkmalschützer, von einem Pressevertreter herbei zitiert, kann sich natürlich - weil übergangen - mit dieser Art der Gestaltung nicht einverstanden erklären. Ein neuer Plan muß nun von ihm erstellt werden, wie man in den Fürther Nachrichten vom 31.1.ÖS lesen konnte. Soll der neue Plan nun erhebliche Kosten mit sich bringen, die dann im wesentlichen von den Anliegern zu tragen wären? - zielt man damit etwa auf eine »Beerdigung 1 Klasse-? So endet nun die Verkehrsberuhigung Gustavstraße ganz anders als im Märchen. Denn wenn sie nicht gestorben ist ? Sie wurde schon vor ihrem Erwachen »totgeschrieben-, »totgeredet«, »totgeparkt- und »totfinanziert-! Sie

Und plötzlich keimte ein Pflänzchen, ging eine Saat auf, die man unter den Pflastern der Altstadt nicht vermutet hätte. Neues entwickelte sich, das Altstadtviertel wurde plötzlich lebensfähiger. Häuserrenovierungen machten Schule, man belebte das Viertel mit dem Grafflmarkt und schuf einen Weihnachtsmarkt. Beide erfreuten sich über Fürth hinaus großer Beliebtheit.

Es war wie im Märchen. Die Bürgerschar war glücklich und zufrieden, denn sie glaubte, echt etwas geleistet zu haben So wurde ein neuer Plan gefaßt, der die Lebensqualität der Altstadtbewohner verbessern sollte.

Der -Ras-Teufel- mit dem abgasspuckenden Schweif war unserer Bürgerschar schon lange ein Dorn im Auge. Ver­ trauend auf ein wohlwollendes Verständnis aus der Be­ völkerung und von den Ratsherren dieser Stadt, wurden Pläne entworfen. So kämpfte die Bürgerschar mit dem Rücken zur Wand gegen den Gelddrachen dieser Stadt, der soviel Geld für andere Dinge in sich hinein schlang, daß es für eine be­ grünte Straße nicht mehr reichte. Auch die Stadtväter ließen unsere Bürgerschar nicht im Stich. Ihr wurde erlaubt, einen gemeinsam entwickelten Plan zu verwirklichen - aber nur, wenn dem fast leerge­ fressenem Geldsäckel nichts entnommen wird.

Und die Bürgerschar war glücklich, durften sie doch end­ lich - wenn auch auf eigene Kosten - der Gustavstraße ein neues Gesicht geben. Vor den geistigen Augen unserer rührigen Burgerschar wuchsen 13 im Plan vorgesehene Bäume, und aus den Granittrögen quoll Grünes und Buntes. Die Anlieger pflegten und gossen die Pflanzen, sogar die Straßenrinnen wurden gekehrt, weil ja die Benzinkutschen nicht mehr überall parken durften. Die Nachrichtensprecher des Königs lobten hymnisch den Burgerfleiß. der es ermög­ lichte. wieder sicheren Schrittes die Straße zu überqueren; die Benzinkutschen waren ja gezwungen, langsam zu fahren.

Doch dann ertönte ein fürchterliches Donnergrollen. Es schien, ein böser, unheimlicher Drache, warf seinen Schatten auf das Altstadtviertel. Hier endete das Märchen, dem man sich so sehr einen guten Ausgang gewünscht hatte. Unsere Bürgerschar, alias die BVgg St. M . wurde von den Realitäten eingeholt, wenn nicht sogar von ihnen über­ rollt. Kaum war der vorläufige Ausbau Verkehrsberuhigung Gustavstraße angefangen, begann eine Zeitungskam­ pagne in Wort und Bild, die äußerst negative Auswirkun­ gen auf die Meinungsbildung der Bürger hatte. Diese Negativwerbung zog leider Kreise. Nun wollte keiner mehr so recht etwas mit der Sache zu tun haben. Die Anlieger, bis auf wenige Ausnahmen, pflegen die Tröge nicht mehr, die Straße liegt nun verdreckt wie eh und je da, fast alle denken nur an eigene Vorteile. Die versprochenen Bäume können nun auf einmal zum größten Teil nicht mehr gepflanzt werden. Die Polizei läßt jetzt überall wildes Parken zu. in Kauf nehmend, daß auch Freiflächen der Straße beparkt werden

OER HILFERUF !!! Ach lieber Gott, ich hätt a Bitt riskier af Färth amol an klana Blick! Nou siechst ka Burg mit an Kaiser, sondern recht viele neie und alte Heiser; däzou nu grode un krumme Gassn. selbstverständli a brate und schmote Straßn. Doch ans fällt Dir bestimmt däbei auf, daß af alli Gehsteig liegt wos »Braunes* drauf! Des haßt, als Fußgänger moußt zittern und ständig hoffn. sunst host bei jedn Schritt an Hundedreeck troffn; nou trittst af Colabüchsn und Plastikbecher, leere Bierfläschli vo nächtliche Zecher, Tempotaschntücher schöi sauber zerknüllt; des liegt rum, däbei bleibm Abfaflkübl ungefüllt. Woust lafst, überall siechst blouß nu Müll, wall scheinbar kanä mehr zamkiehren will! Deshalb ergeht der Ruf an Dich, unseren Herrn: Sei so gout und laß unsä Stadtla wiedä sauberer warn. EL.

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