Das erste Schützenhaus auf einer alten Schießscheibe
Die „Burg“ am Schießanger
Die allgemeine Redensart stimmt wohl, wonach der Mensch ein Gewohnheitstier sei. Wie sehr haben wir uns doch schon daran gewöhnt, daß das stattliche alleinstehende Sandsteingebäude am Rednitzufer des Schießangers liebevoll renoviert ist. Auf gleiche Weise hatte sich der Spaziergänger noch bis vor etwa drei Jahren daran gewöhnt, daß sich dasselbe Ge bäude in einem mehr als desolaten Zustand befand: ein Gemäuer, den man sämtliche Spuren seines Alters ansah, nur notdürftig geflickte Fensterschei ben, ein marodes Dach und ringsum ein Ambiente, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Schuttplatz hatte. Acht ramponierte Briefkästen mit Namens schildern kündeten davon, daß trotz allem dort noch Menschen hausten. Gegen himmlisches Naß, wel ches ungehindert durch die Lücken des Daches ein dringen konnten, hatte man sich geschützt, indem der Dachboden mit Matratzen ausgelegt worden war; d ie saugten das Wasser ei ne zeitlang auf und gaben in „Trockenzeiten" die Feuchtigkeit wieder ab ein ideales Raumklima muß damals geherrscht ha ben. Es war nur eine Frage derzeit, wann der Abbruch der Fast-Ruine hätte erfolgen oder ggf. sogar be hördlich angeordnet werden müssen. Daran hatte man sich, wie gesagt, gewöhnt. Allenfalls „träumte“ man davon, daß da einer kommen würde, so ein „Ver rückter“ der nicht nach Kosten und Mühen fragen, und der aus der Bruchbude wieder ein Schmuck stück für die Altstadt machen würde - aber bald! Was man sozusagen nur in den kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hatte, das geschah: Im Sommer 1983 10 Altstadt-Bläddla 22/86
kam der „Märchenprinz“, der aus bloßem Zufall auf sein Dornröschen stieß, vielleicht auch deswegen, weil er immer schon Freude an aiten Sachen gehabt hatte. Mit bloßem „Wachküssen“ war es allerdings nicht getan, darüber war sich auch der seit zehn Jah ren in Deutschland lebende amerikanische Staats bürger Rick Pomerance bald im klaren. Mit der Unbe kümmertheit und derRisikobereitschaft, Eigenschaf ten, die vor allem jenseits des Großen Teichs immer noch stark vertreten sind, und nicht zu vergessen mit der Unterstützung seiner Frau Petra, stürzte er sich in das Abenteuer. Bei einem solchen Komplex war dies nicht nur ein finanzielles Risiko über Geld wollen wir hier nicht reden. Schließlich ist auch nicht jeder, der aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten kommt, ein Rockefeller oder Vanderbilt. Ob der Retter auch zugegriffen hätte, wenn er die Komplika tionen mit dem Denkmalschutzrecht vorausgesehen hätte; wer weiß! Die „Fürther Nachrichten” vom 16. November 1984 haben jedenfalls anschaul ich über die vielen Stolper steine berichtet: Angeblich sollte aus Gründen des Denkmalschutzes unbedingt von den jetzt eingebau ten braun lasierten Fenstern Abstand genommen und statt dessen ein grau-weißer Anstrich gewählt werden. Bei 54 Fenstern wäre das pro Fenster mit 100 DM angesetzte Bußgeld ganz schön zu Buch ge schlagen und etwa so teuer wie der „Sonderanstrich“ gekommen. Die alte Tür, undicht und kaum mehr renovierungsfähig, sollte erhalten werden. Als dann endlich eine neue genehm war - fast exakt nach dem Vorbild der alten Tür, sollte sie einen grünen Anstrich bekommen. Nebenbei gesagt, auch mir hätte das