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Was man vom Brunnen am Waagplatz nicht weiß Es macht sich wohl niemand eine Vorstellung über die Arbeit, die ich mir selbst auferlegt habe, als ich vor Jahren leichtfertig verkündete: „Die Wartung des Brunnens übernehme ich!“ Doch - einmal versprochen - mußte ich in den immer saurer werdenden Apfel beißen. Übrigens: Vom Buzen eines solchen Apfels bis hin zur Damen­ binde geht die Palette der Gegenstände, mit denen der Brunnen aus kindischer Freude oder in böser Absicht immer wieder verstopft wird. Von nächt­ lichen ’Wasserlassern’, die man immer wieder beob­ achtet, ganz zu schweigen! Da lobe ich mir die Witzbolde, die Waschpulver in den Brunnen schütten, denn diese tragen wenigstens zu einer kurzfristigen Reinigung des Brunnenwassers bei. Doch, so witzig wie das ganze klingt, ist es nicht, wenn manalledreibisvier Woc hen das sti n kende Auffangbecken auspumpen und reinigen muß. Immerhin spielen oft kleine Kinder an dem Brunnen - ohne zu wissen, wann die Männer vom Reinigungsdienst das Wasser zuletzt gewechselt haben. Aus der Steinhadn perlt da immer optisch sauberes Wasser. Auch wenn ich diese Kinder oft verwünscht habe, weil sie Weintrauben als Staudamm umfunktioniert haben und in das Ausgießloch der Hand bis zu 25 Zentimeter lange Holzspieße getrieben haben - so kann es nicht angehen, daß gesundheitsgefährden­ des Wasser durch Kinderhände fließt! An ein Trinken mag ich garnicht erst denken! Leider ist in den paar Jahren, in denen der Brunnen steht, keine Vernunft zu erkennen, dahingehend, den Brunnen sauber zu halten. Damit meine ich nicht die Kinder, für die ja der Brun­ nen zum Spielen konzipiert wurde. Es sind oft Erwachsene, die auch nachts ihr Unwesen treiben. Der Brunnen muß da schon für manchen fremden Zweck dienen: Am „Grafflmargd“ als Getränkekühl er mit anschließender Abfallfunktion, als Piss-Becken, als Aschenbecher und - besonders interessant von Handwerkern als ’Farbkübelwaschmaschine ’. Noch heute hat der Farbton einer Verschmutzung der Brunnenbecken eine starke Ähnlichkeit mit der Farbe eines der renovierten Häuser um den Waag­ platz. Daraufhin angesprochen war es dann aller­ dings niemand. Nachdem sich nun langsam ein Gemüsemarkt am Waagplatz etabliert, haben wir die Hoffnung - und die wird durch den Referenten des Wirtschaftsrefe­ rats, Dr. I bl her unterstützt - endlich den Brunnen mit Frischwasser betreiben zu können. Die angespro­ chenen Probleme wären auf einen Schlag gelöst. Natürlich wird mit Sicherheit weiterhin Unrat in den Brunnenablauf gelangen. Von dort könnte er aber so­ fort in die Kanalisation abfließen. Damit wäre saube­ res Wasser aus der Steinhand zum Spielen, Trinken und zum Obst waschen immer gewährleistet. Das Reinigen der Brunnenschalen würde problem­ loser und von mir weiterhin kostenlos übernommen. Aus Gründen der Gesundheitsgefährdung hat sich die Bürgervereinigung nun entschlossen, den Brun­ nen erst dann wieder in Betrieb zu nehmen, wenn die Stadtwerke uns das Trinkwasser zur Verfügung stel­ len. 10

Attstadtbläddla 25/89

Auch an anderen, von der Bevölkerung viel weniger frequentierten Brunnen läuft Trinkwasser! Also dürf­ te es kei n e Frag eder Kosten sein,diehiereinefü ralle vernünftige Lösung verhindert. Mit den Stadtwerken wurde zwischenzeitlich Kon­ takt aufgenommen. HS

Nach Redaktionsschluß: Nachdem dieser Artikel geschrieben war, ging natür­ lich die Arbeit an einer vernünftigen Lösung weiter und zwar erfolgreich: Die Bürgervereinigung, namentlich Heinz Siebenkäss, konnten erreichen, daß seitens der Stadt 2 500,- DM für die Umbaumaß­ nahmen zur Trinkwasserspeisung des Brunnens am Waagplatz in den Haushalt eingesetzt wurden. Der Brunnen wird dann wieder munter sprudeln kön­ nen. Ob sich die Waagplatzbesucher dem Brunnen gegenüber anständiger benehmen werden, bleibt zu hoffen.