Noch ein Markt am Waagplatz! Der Weihnachtsmarkt auf dem Waagplatz unter der Regie der „Bürgervereinigung“ ist längst zu einer festen Einrichtung geworden, die weit über Fürth hin aus eine immer größer werdende Zahl von Lieb habern hat, die ihn nicht mehr missen möchten. Und wer erinnert sich noch an die ersten Jahre, wo das „Abenteuer“ von einigen wenigen Aktiven mit großem Herzklopfen, aber noch größerem Enthu siasmus begonnen wurde! Damals wurde man noch um Standbeschicker werben; heute müssen sie teil weise abgewiesen werden! Ob dem „jüngsten Kind" der Bürgervereinigung auch ein solcher Erfolg beschieden sein wird? Wir alle wünschen es uns, aber er hängt natürlich nicht nur von den Bemühungen der „Bürgervereinigung“ ab. Ich spreche von dem kleinen Wochen markt, der sich inzwischen auf dem Waagplatz eingenistet hat und der diesem Winkel so gut zu Gesicht steht. Und doch muß er um sein Publikum und - was eigentlich be sonders ärgerlich ist - auch gegen Trägheit oder gar Widerwillen so manchen BehördenVertreters kämp fen. Erfreulicherweise hat die Presse bereits ausführ lich und positiv über den Waagplatzmarkt berichtet. Trotzdem sollen im folgenden noch einmal die einzel nen Stationen des bisher erst kurzen Lebenswegs nachgezeichnet werden. Und über allem soll der Wunsch stehen, daß die Aktiven, seien es die vom Altstadtverein oder seien es die Standbeschicker, nicht so schnell vor den einzelnen Widrigkeiten und Widerständen kapitulieren müssen, die es natürlich auch weiterhin gibt. An Anfang stand die Idee! Wer ihr Vater bzw. ihre Mut ter war, darüber soll hier nicht lange nachgedacht werden. Mindestens so wichtig wie eine Idee ist näm lich die Umsetzung in die Praxis und jedenfalls ist die Stufe der Verwirklichung, die Phase der Mühen, aller dings auch der Freude über ein mögliches Gelingen. Wenn wir an dieser Stelle auch nur selten Namen nennen, so soll doch der von Frau Fischer herausge stellt werden. Sie betreibt nicht nur das Lädchen im „Kleinsten Haus“, sondern sie hat sich auch als akti ves Mitglied der Bürgervereinigung um das Zu standekommen und das Fortbestehen des Marktes verdient gemacht. Jeder kann sich vorstellen, wieviele Gespräche und Behördengänge notwendig wa ren, bis endlich der Startschuß am 1. Juni 1989 mit einem kleinen „Festla“ fallen konnte. Inzwischen sorgen ein Blumenstand, ein Gemüse stand und ein Stand mit Geflügel, Eiern und Brot für ein bewußt überschaubares, aber auch gut sortiertes Angebot an jedem Samstag. Ein Verkäufer für Oliven und ähnliche mediterrane Genüsse ist leider bisher nur sporadisch erschienen. Erstrebenswert wäre zur perfekten Ergänzung noch der Verkauf von Käse und typisch „exotischem" Gemüse bzw. entsprechender Früchte. Die Kunden jedenfalls sind schon jetzt vom Angebot, vor allem aber von der Atmosphäre begeistert. Na türlich soll die Einrichtung keine Konkurrenz zum großen Markt auf der „Freiheit“ sein. Daran war nie gedacht, weil ja schon die Kapazität nur einen ver schwindend kleinen Anteil abdecken kann. Aber eine liebenswerte Ergänzung und zugleich eine Bereiche rung für die Altstadt will der Markt sein und das ist doch sicherlich keine verbotene Anmaßung. Welches sind also nun die Schwierigkeiten, von denen ich eingangs schon sprach? Zunächst einmal
darf bei aller Begeisterung nicht vergessen werden, daß die Standbeschicker „Profis" sind, Kaufleute also, die rechnen müssen, was verständlich und kei ne Schande ist. Insofern unterscheidet sich der Wochen markt von dem im wesentlichen unter dem Non-Profit-Gedanken stehenden Weihnachtsmarkt an gleicher Stelle. Ein Kaufmann kann aber nur be stehen, wenn Umsatz und Kosten in einer Relation zueinander stehen, die den Einsatz als wirtschaftlich noch sinnvoll erscheinen lassen. Selbstverständlich muß ein Kaufmann auch damit rechnen, daß die Anlaufphase noch nicht das abwerfen kann wie ein beim Publikum bereits eingeführtes Projekt. Die Stand beseh icker brauchen also in erster Linie Kun den; da aber machts sich schmerzlich bemerkbar, daß das Michaelsviertel immer noch nicht optimal an die Hauptgeschäftszone der Stadt angebunden ist. Hinsichtlich der Kosten fallen die Standgebühren ins Gewicht, die für meinen Geschmack erstaunlich hoch sind. Es soll aber an dieser Stelle dankbar ver merkt werden, daß sich die Stadt in diesem Punkt zu mindest für die Anlaufphase sehr großzügig gezeigt hat, wie überhaupt das Wohlwollen und die Unter stützung vor allem des Wirtschaftsreferenten der Stadt, Herrn Iblher, nicht genug hervorgehoben wer den kann. Diese Bemerkung soll verdeutlichen, daß wir von der Bürgervereinigung nicht nur an der Stadt herummäkeln wollen, sondern Aktivitäten zugunsten der Altstadt auch gerne rühmend erwähnen. Auch ist uns klar, daß der Markt auf die Dauer keine Wohl fahrtseinrichtung bleiben und dauernd auf die Unter stützung der Stadt angewiesen sein soll. Auf der anderen Seite müßte bei der Festsetzung der Stand gebühren der mit Sicherheit bestehende Gebühren rahmen in der Weise „ausgeschöpft“ werden, daß un verkennbar bestehende Standortnachteile gegen über der „Freiheit" ausgeglichen werden können. Aitstadtbläddla 25/89
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