Fahrt der Bürgervereinigung nach Coburg Am 1, Juli dieses Jahres fuhr die Bürgervereinigung Fürth, wenn auch mit einigen Hindernissen, nach Coburg. Dort umd 10 Uhr angekommen, konnten wir von den Altstadtfreunden aus Coburg niemand aus machen. Erst nach einigen Telefonaten wurden wir von Herrn Appeltshauser begrüßt. Herr Dr. Eidt, der eigentlich die Führung übernehmen sollte, weilte zu diesem Zeitpunkt wegen Restaurierungs- und Sanie rungsmaßnahmen in Tübingen. Der „getreue Reisegefährte durch Ober- und Nieder deutschland“ beschreibt im Jahre 1686 die Stadt Coburg so: „Coburg ist eine fein gebaute Stadt in Franken, allda führnehmlich die fürstliche Residenz, die Kanzlei und das Rathaus zu besichtigen. Es hat auch eine schöne Kirche und ein neues Collegium, in welchem eine ansehnliche, wohlbestellte Schule, so vom Stifter, nämlich Johann Casimir, so allda Hof hielt, den Namen hat. Die alten Vorstädte sind auch mit einer Ringmauer, Wall und Gräben umgeben, daß also die Stadt doppelte Mauern hat. Auf dem Berg liegt ein altes Schloß, so sie eine Festung nennen, darauf et liche Soldaten gehalten werden." Dieser Reiseführer stellt die Stadt ganz in ihrer her zoglichen Würde vor, als Residenzstadt mit Schloß und Kanzlei und mit der mauergewaltigen Veste, die wie eine Krone über Coburg steht, über dem Markt platz, den genau ausgerichteten Straßen, dem Mauerring und seinen Tortürmen. All das beherrscht auch noch heute das Bild der Stadt, wenn auch der Mauerring längst durchbrochen und rundum ein Kranz moderner Industrie- und Wohnsiedlungen ge wachsen ist, hinauswuchernd in das grüne Land. Coburg hat noch immer das frühzeitliche Gepräge mit den kräftigen Renaissanceakzenten. Herr Appeltshauser hat es verstanden, uns Coburg so zu schildern, wie es war und wie es ist. Für uns war es ein Glück, solch einem Mann zu begegnen. Hier konnte jeder erst begreifen, welche Perle Coburg eigentlich ist.
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Er führte uns durch die „Veste“ und zeigte uns die Kunstsammlungen, die einst im herzoglichen Besitz waren: 300000 kostbare Stiche, Schnitte und Zeich nungen vonden größten Meistern des 15. bis 18. Jahrhunderts, wie eines Albrecht Dürer, Lucas Cranach dÄ, Hans Baldung Grien, Daniel Chodowieki; die der leidenschaftliche Sammler Herzog Franz am Ende des 18. Jahrhunderts zusammengetragen hat. Hier über all das Gesehene und Gehörte zu schrei ben, und dies nur in ein paar Zeilen zu fassen, würde ganz einfach an der Realität vorbeigehen. Herr Appeltshauser, für mich ein wandelndes Lexikon, hat es verdient, nochmals gehört zu werden. Ein entspre chender Vortrag in Fürth ist im Frühjahr ’90 geplant! Die Teilnehmer waren der einhelligen Meinung, noch einmal nach Coburg zu fahren und zwar in die Altstadt, um mit den Leuten der Gemeinschaft Coburg e.V. zu diskutieren und über ihre Probleme zu reden, sowie Erfahrungen auszutauschen. Freuen wir uns also auf die nächste Coburgfahrt und ein Wiedersehen mit Herrn Appeltshauser und seiner Altstadt.
Denkanstöße: • Die gestaltete Stadt kann „Heimat“ werden, die bloß agglomerierte nicht, denn Heimat verlangt „Markierungender Identität eines Ortes“. • Die Dynamik des Verkehrs stört und zerstört die Statik der Bauten und Plätze. • In den Kernen der gewachsenen Städte zerstört das Auto die letzten Oasen des einstigen „Da seins“. MD