GEDANKEN ZUR 12. FÜRTHER ALTSTADTWEIHNACHT Altstadt Fürth - die ideale Weihnachtsstadt - das klang zur ersten Altstadtweihnacht wie ein schlechter Witz. Man dachte an Nürnberg Fürths Altstadt schien für Weihnachtsaktivitä ten ungeeignet. Der Zerfall der Altstadt und der Wegzug vieler Fürther Altstädter in neue Wohngebiete weckte damals allenfalls Problem bewußtsein. Gerade deshalb wurde vor zwölf Jahren von der Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael die erste Altstadtweihnacht ins Leben gerufen. Als weihnachtlicher Platz bot sich der Waagplatz mit seiner alten Bebauung an. Die Form des Waagplatzes, mit der auf ihn zuführenden Waagstraße, erscheint ideal für eine kleine Budenstadt. Es ist alles intim, nah beieinander und weitet sich doch zu einem schönen Platz. Manch ein Altstadtfreund des Sommers 1980 benutzte seine Freizeit zum Bau der Weihnachtsbuden, allen voran unser Vereinsmitglied Gerhard Wunschei. Neben dem Bau der Buden wurde ein Konzept erarbeitet. Unser Weihnachtsmarkt sollte keine Kopie des Christkindlesmarkts werden; der Kommerz sollte in den Hintergrund treten, stattdessen sollten Begegnungen, Kunst und Handwerk, gepaart mit viel Musik und Darbietungen vorherrschen ohne Weihnachtsdudelei. Gerade das menschliche Maß der Altstadt eignet sich wie von selbst zur Weihnachtszeit als Hintergrund für einen Weihnachtsmarkt als üblich. Nicht nur die Fürther haben diesen Weihnachtsmarkt begeistert angenommen; oft kamen Nürnberger Besucher, die ihre Gäste nicht zum berühmten Christkindlesmarkt, sondern zur Fürther Altstadtweihnacht geführt haben. Unser Markt lädt zum Verweilen ein, nicht zum Durchgeschobenwerden. Man sollte sich etwas Zeit nehmen, durch die Budenstra ßen zu bummeln und am Platz stehenzublei ben; mit einer Waffel oder Bratwurstweckli vielleicht braucht man auch ein Glas Glühwein zum Aufwärmen. Wenn man dann noch am Markt ist, wenn Konrad der Sackpfeifer spielt, bleibt man gern. Unterhaltungen in Gruppen - man wundert sich, wen man alles trifft - geben auch denen Spaß an der Sache, die keine Geschenke mehr suchen.
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Der Erfolg der Altstadtweihnacht kann aber nicht der ganze Zweck einer solchen aufwendigen und für die Veranstalter oft aufreibenden Aktion sein. Einer unserer Kerngedanken ist, das Altstadtquartier wie im Modell anzubieten - es wieder richtig zu beleben. Das schon angesprochene menschliche Maß der Häuser und Straßenführungen, die unglaubliche Vielfalt der gewachsenen Formen kann wieder angenommen und geliebt werden. Heute, nach 12 Jahren, sehen wir, wie gut sich Handwerksbetriebe integriert haben - und siehe da - man bummelt wieder durch die Altstadt, und zwar nicht nur von Kneipe zu Kneipe, sondern von einem lauschigen Eck zum individuellen Laden, von von einer besonders schönen Fassade zum Michala. Das Ergebnis der Überlegung ist also, daß wir so weitermachen müssen und die Einrichtung der Fürther Altstadtweihnacht bewußt Tradi tion bleiben soll. Wir verkennen nicht die Gefahren, auch hier wieder in alte, eingefahrene Bahnen hineinzuge raten, die gerade mit dem Attribut „alternativ” verlassen werden sollten. Ingrid Burkert