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Burgervereinigung St. Michael Altstadtbladdla —

Gastkommmentar Wie im Fürther Stadt­ bild der Zweite Welt­ krieg nachgeholt wird ein melancholischer Herbstspaziergang Ist es eigentlich ein ma­ kabrer Zufall, daß seit ei­ nigen Wochen auf dem Fürther Bahnhofsplatz der erste Stahlträger des anstehenden U-Bahnprojektes ausgerechnet ne­ ben Kunihiko Katos Skulptur mit der Inschrift „Hiroshima mahnt“ steht?

Stadt mit schützens- und liebenswerter Bausub­ stanz umgegangen wurde und wird. Zerstörung von Altem und Typischen hat in Fürth leider eine lange Tradition. Obwohl oder gerade weil die Stadt im Gegensatz zur Nachbarstadt Nürnberg nur vereinzelte Kriegs­ zerstörungen zu beklagen hatte, gab man sich in der Folge augenscheinlich größte Mühe, das durch­ gängig erhaltene Ensem-

werden, denn die Sechzi­ ger Jahre waren eine Pe­ riode, in welcher der Au­ toverkehr als das Maß der Stadtplanung heran­ gezogen wurde und in der schicke, wenn auch nicht unbedingt men­ schenfreundliche, Bau­ vorhaben allgemein als Verkörperungen des er­ reichten Wohlstandes aufgefaßt wurden. Er­ schreckend ist lediglich, daß aus den damaligen Fehlern keinerlei Konse­ quenzen erkennbarer Art für die Gegenwart gezo­ gen wurden.

Fischhäusla. Auch die markanten Zeugen des im 19. Jahrhunderts end­ lich erreichten Aufstiegs zur Stadt, wie das alte Krankenhaus oder die Hauptpost, wurden mehr oder weniger sinnvollen Vorhaben geopfert und durch zweit- oder dritt­ klassige Bauten ersetzt. In diesem Zusammenhang stehen auch der Abriß der klassizistischen Sahl­ mann Villa und der histo­ ristisch-neobarocken Engelhardtsvilia, deren Nachfolgebauten die al­ ten Ensembles vollständig (Bahnhofsplatz) oder teil-

Die Hemmschwelle, hi­ storisch wertvolles und regionalgeschichtlich Be­ deutsames dem Zerstö­ rungswahn zu opfern, ist erstaunlich niedrig und was damals für das preu­ ßische Geleitshaus am Grünen Markt galt, gilt heute genauso für das

weise (Königswarterstraße) zerstörten.

Fürther Impressionen - oder besser: Depressionen Gewiß, es wäre zu zy­ nisch, hier satirische Lini­ en ziehen zu wollen, aber als Wahl-Fürther und hi­ storisch interessierter Mitmensch kann ich doch schlecht meinen Zorn und meinen Schmerz dar­ über verbergen, wie von offizieller Seite unserer

ble des 18. und 19. Jahr­ hunderts - für sich gese­ hen im süddeutschen Raum einmalig - durch flächenhaften und punk­ tuellen Abriß zu verstüm­ meln. Freilich muß bei­ spielsweise der Gänsberg-Kahlschlag auch aus der Zeit heraus gesehen

Das City Center fraß sich in Form eines amerikani­ schen Einkaufsparadieses in das barocke Stadter­ weiterungsviertel um die Bäumen und AlexanderStraße und zitiert beinahe 15