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Burgervereinigung St. Michael Altstadtbladdla-----

Die Fürther Altstadt Steckbrief in Folgen (2. Teil) Von Barbara Ohm

3. Die Sandstein­ bauten

Fotos: H.-G. Ohm

Abgelöst wird das Fach­ werk von Sandsteinbau­ ten. Steinhäuser sind teu­ rer als Holzhäuser, und deshalb signalisiert die aufwendigere Bauweise den wirtschaftlichen Auf­ schwung in Fürth. Mitte des 18. Jahrhunderts ist das Bauen in Fachwerk endgültig vorbei. Reiche Bewohner haben natür­ lich schon vorher in Stein gebaut, wie etwa die jüdi­ schen Bauherren an der Königstraße 69-89, deren Mansardhäuser auch heu­ te noch sehr repräsenta­

In der letzten Ausgabe des Altstadtbläddlas habe ich die historischen Anfänge Fürths und die Entwicklung des Ortskerns bis zur Zer­ störung im Dreißigjährigen Krieg und dem anschlie­ ßenden Wiederaufbau mit der ersten Ortserweiterung über den Königsplatz hinaus dargestellt. Es folgte die Beschreibung des Fach­ werks als der ursprüng­ lichen Bauweise im länd­ lich-bäuerlich geprägten Marktflecken Fürth.

tiv wirken. Signifikant ma­ chen auch die barocken Sandsteinhäuser an der östlichen Seite des Markt­ platzes im Gegensatz zu den Fachwerkbauten an der westlichen Seite die wirtschaftliche Verände­ rung deutlich. Mit ihren geschwungenen Giebeln, profilierten Fenstern, Vasen-Verzierungen und Freitreppen (heute nur noch am Goldenen Schwan vorhanden) besitzen die­ se Häuser bereits städti­ schen Charakter. Der Sandstein bleibt bis zum Anfang des 20. Jahrhun­ derts der für Fürth typi­ sche Baustoff. Mit seiner Eigenschaft, den Schmutz aus der Luft aufzunehmen und dunkel zu werden, ist er freilich auch verant­ wortlich für das graue Image unserer Stadt.

5, Die fränkische enge Reihe « Ratzengän ge» Für die Straßen der Alt­ stadt ist die Bebauung in der fränkischen engen Reihe charakteristisch: Meistens sind die Häuser nicht direkt aneinander gebaut wie in einer ge­ schlossenen Straßen­ flucht. Aber die Zwi­ schenräume, dem Brand­ schutz und dem Regenab­ lauf dienend, sind so eng, daß das Straßenbild doch sehr einheitlich wirkt. Das einzelne Haus ge­ winnt durch den Abstand zum nächsten zugleich an Konturen, es hebt sich, auch in der Reihe, deutli­ cher ab. Meist sind die schmalen Zwischenräu ­ me durch einfache Holzverschläge zur Straße hin verschlossen. In Furth heißen sie Ratzengange.

4. Die Straßen­ verläufe 6. Höfe und Gärten Charakteristisch für die Altstadt sind auch die ge­ schwungenen, teilweise krummen und winkligen Straßenverläufe. Die Gu­ stavstraße ist als ehemali­ ge Durchgangstraße nur von einer leichten SSchwingung gekenn­ zeichnet, während die kleinen Straßen und Gas­ sen. wie die Waagstraße, Pfarrgasse, Schindelgasse, Wilhelm-Löhe-Straße von Ecken und Abbiegungen geprägt sind. Eine ge­ wachsene Altstadt hat immer solche geschwun­ gene, nicht auf dem Reiß­ brett konstruierte Stra­ ßenverläufe. Gerade Straßen sind typisch für geplante Ortsteile. Die erste gerade Straße in Fürth wird erst die Bäumenstraße sein.

Giebeldetail mit Volute und Zierpostament am Haus Gustavstraße 34 „Grüner Baum44

Nicht nur direkt an den Straßen und Gassen ste­ hen die Häuser der Alt­ stadt. Auch die rückwär­ tigen Bereiche, die Höfe, wurden bebaut und ge­ nutzt. Deshalb sind die besonderen Formen der Höfe typisch für die Fürt­ her Altstadt. Man kann zwei Arten von Höfen unterscheiden. Die sack­ artigen Höfe sind eigent­ lich nach rückwärts gezo­ gene Ausbuchtungen der Straßen, um die herum noch einmal eng anein­ ander Häuser gebaut wurden. Der Traubenhof an der Konigstraße, der Ebnershof an der Gustav­ straße und der Stadlers­ hof am Marktplatz sind Beispiele für diese Art von offenen Höfen. Gera­ de der Stadlershof mit sei­ nen einfachen, aber so reizvollen Fachwerkbau­ ten ist ein besonders 17