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Burgervereinigung St. Michael Altstadtbläddla-----

„Moderne Architektur“ Neubauten in der Ro­ senstraße: Fassade eine Zumutung Man kann sich natürlich an das Sprichwort halten, das da lautet: „Über Ge­ schmack läßt sich nicht streiten“. Diesen Frei­ brief will und kann der Altstadtverein St. Michael jedoch nicht für alles aus­ geben, was in Furth ge­ schieht.

In diesem Fall könnte vielleicht das Wort zu­ treffen: „Mit viel Ge­ schmack und wenig Geist kann man immer noch Erfolg haben, niemals aber mit viel Geist und wenig Geschmack“ (ge­ prägt von Joseph von Ei­ gne, österreichischer Staatsmann zur vorletz­ ten Jahrhundertwende). Man könnte in diesem Zusammenhang eine ge-

Bezug der nichtssagende rosa (?) Farbton zu den umgebenden Sandstein fassaden haben soll, das entzieht sich der Er­ kenntnis auch eines wohlwollenden Betrach­ ters. Die Kosten für eine Sandsteinfassade hätten in beiden Fällen das Kraut sicherlich auch nicht mehr fett gemacht.

Wir gehen davon aus, daß heutzutage gravie­ rende Schändungen des Stadtbildes in der Regel

Straße 45-49. Ein weite­ res Beispiel aus jüngster Zeit ist das Bauwerk Kö­ nigstraße I 16 (Theater­ kasse). das zum Stadt­ theater stilistisch wie die Faust auf das Auge paßt. Dies sind Denkmale eige­ ner Art; solche wirklich gravierenden Vorgänge sollten der Vergangen­ heit angehören. Dagegen sind die von uns bemängelnden Fassaden­ gestaltungen sicherlich relativ unbedeutend.

Die Außengestaltung ei­ niger Neubauten stellt die Frage, ob die kommu­ nale Bauaufsicht nicht vielleicht etwas zu akade­ mischen und abgehobe­ nen Kriterien folgt.

Konkret trifft das bei­ spielsweise für die Neu­ bauten Rosenstraße 16 20 zu. Jedenfalls gibt es unseres Wissens nahezu niemanden in Fürth, der die einfallslose Fassade und die Farbgestaltung des Neubaus nicht als Af­ front gegen das Fürther Stadtbild auffaßt. Die ge­ wählten Farben gelbgrün-rosa korrespondie­ ren (für den Laien und Normalburger) in keinster Weise mit den an­ schließenden und in der Stadt dominierenden Sandsteinfassaden. In der Rosenstraße wird die ge­ samte Straßenflucht von Sandsteinfassaden gebil­ det. Dennoch wurde die­ se eigentümliche Farb­ auswahl vorgenommen, die anscheinend eine Fas­ sade bar jeglicher Unter­ gliederung übertünchen soll, und das auch noch von einer darauf speziali­ sierten Architektin im Einbenehmen mit dem Landesamt für Denkmal­ schutz.

Fassadengestaltung: Note 6 vom Altstadtverein

nauso treffende Stimme aus der Fürther Bevölke­ rung zitieren: „Die Klei­ nen bekommen die Aufla­ gen, und die Großen kön­ nen machen, was sie wol­ len“. Aber auch die Stadt bzw. der Bauausschuß legt in Fragen des Geschmacks teilweise ganz eigenartige Ansichten an den Tag. Dies zeigt sich etwa bei der Farbgestaltung des Sozialrathauses. Welchen

nicht mehr zugelassen werden. Um nur drei Bei­ spiele aus der Vergangen­ heit zu nennen: Erstens: Die Zerstörung des En­ semble-Gefüges Königswarter-Straße einerseits durch den Abriß der Villa Engelhardt und anderer­ seits durch den Neubau zweier kubischer Klötze bar jeden künstlerischen Wertes an derselben Stelle. Zweitens: Der Bau des Gebäudes der Raiffei­ senbank in der Amalien­

Aber wie schon Rous­ seau sagte: „Der Ge­ schmack ist die Kunst, sich auf Kleinigkeiten zu verstehen“. Und zu sol­ chen Kleinigkeiten gehört auch eine einigermaßen ansprechende Fassade. Alexander Mayer

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